Originalität.

Das Wort originell oder ursprünglich wird wie folgt definiert: „Auf den Ursprung oder den Anfang Bezug habend; nicht kopiert oder nachgeahmt,” usw. Christian Science lehrt uns, daß der Ursprung alles wahren Seins in Gott, im unendlichen Geist ist. Originell ist somit das, was der Ausdruck Gottes ist —„Seine unendlichen Kundgebungen” („Science and Health,“ S. 468). Verkehrterweise wenden die Sterblichen dem geistigen Ursprung des Menschen den Rücken und bemühen sich dadurch, daß sie andern das ihrige nehmen oder deren Werk nachahmen, etwas zu erlangen und etwas zu werden. Es ist dies — zum mindesten gesagt — geistige Kurzsichtigkeit.

Um in irgendeinem Fach Erfolg zu haben, um wirklich groß zu werden, muß man originell oder ursprünglich sein, denn Gottes Ideen haben unendliche Aussichten und Fähigkeiten, welche der Entfaltung harren. Es ist nicht zu vergessen, daß man etwas Rechtes sein muß, ehe man etwas Rechtes tun kann. Diejenigen, welche viel Gutes getan haben, waren stets diejenigen, welche in gewissem Maße die Möglichkeiten der wahren Individualität erkannt haben; mit andern Worten, sie waren originell, ursprünglich. In unserm Lehrbuch „Science and Health“ lesen wir: „Dieser originelle Mensch Jesus schob während seiner ganzen irdischen Laufbahn physische Ursächlichkeit beiseite” (S. 286). Daß Jesus seine Weisheit und seine Größe von einem andern Menschen erhalten hätte, ist undenkbar. Ferner war er stets bereit, andern ihren Platz im Reich des Geistes einzuräumen. Auch unsre Führerin, als originellster Denker der Neuzeit, erkennt die Größe aller derer an, die wirklich groß sind. In ihrem Werk „Miscellaneous Writings” sagt sie: „Jene anspruchslosen und doch gewaltigen Charaktere, Paulus und Jesus waren nur groß, weil sie das Gute zum Ausdruck brachten und weil sie göttlich gestaltet waren. Ihre Geistesanlage wurde in die Form der Christian Science gebracht: die des Paulus durch die höchst natürliche und umgestaltende Macht der Wahrheit, und der Charakter Jesu durch seine ursprüngliche, wissenschaftliche Sohnschaft mit Gott” (S. 360). Das Werk solcher Leute, wie diese waren, hat stets Erfolg; es überlebt deren irdisches Dasein; es entfaltet sich gleichzeitig mit der Entfaltung der ganzen Menschheit — d. h. in dem Maße, wie die Ideen, welche sie darstellen, verstanden und vor Augen geführt werden.

Originell sein bedeutet nicht exzentrisch sein, denn weil alle Ideen Gottes einen Geist haben und von einem Prinzip regiert werden, müssen sie sich nach einer vollkommenen Norm richten; jede derselben muß sich nach dem göttlichen Maßstab bilden und nicht nach einer andern Idee. Ein Botaniker erklärte einst einigen Freunden, die Blüten eines Buketts, das er in der Hand hielt, seien so verschieden von einander wie die Gesichter einer Anzahl Geschwister. Es ist dies ein Hinweis auf die unendlichen Möglichkeiten in der Ausdrucksweise; wir denken dabei an die „mancherlei Gaben,” die Paulus erwähnt. Die Heilung, auf welche er Bezug nahm, hat jedoch in der Christian Science eine umfassendere Bedeutung angenommen; es ist der Prozeß, in welchem wir uns unsrer Gottesähnlichkeit bewußt werden und das geistige Urbild des wahren Mannes und des wahren Weibes zum Ausdruck bringen — ein Bild „gleich ... dem Ebenbilde seines Sohnes,” um Paulus nochmals zu zitieren. Dieser Prozeß des Heilens fordert von uns, daß wir die Unvollkommenheiten des sterblichen Daseins ablegen, welche den Charakter schädigen, Disharmonie und Leiden verursachen und die Entfaltung der wahren Originalität mit ihren herrlichen Möglichkeiten hindern.