Wie man Hypochonder wird.— Ums Himmelswillen, Mensch, tue das nicht, tue das nicht, es ist dein sicherer Tod! Stehe früh auf, sonst wirst du fettsüchtig. Schlafe lange, um deinen Körper zu stärken. Bade kalt. Bade warm. Frottiere deine Haut tüchtig. Schlüpfe unabgetrocknet in die Kleider. Trage Wolle. Trage Baumwolle. Trage Leinen. Trage Lederschuhe. Trage Sandalen. Gehe barfuß. Trinke weder Kaffee noch Tee (ausgenommen Kamillentee), denn beide enthalten Gifte; meide den Alkohol, ebenso die Milch und das Wasser, denn sie enthalten Bazillen, Mikroben und Kalk. Trinke am besten garnichts. Iß kein weiches Brot. Iß kein hartes Brot. Genieße keinen Zucker, kein Salz, noch sonst irgend ein Gewürz. Iß keine Mehlspeisen und kein Fleisch. Erhitze dich nicht. So tönt es heutzutage an allen Ecken und Enden.
Zum Kuckuck mit dem ganzen Plunder. Wir sind nicht krank. Wenn etwas an unserm Lebensmark schmarotzt, so ist es eben dieses ganze Heer von Gesundheitspropheten, das mit seinem Gebaren das Hypochondertum in ganz ungeheurer Weise fördert. Millionen von Menschen, die vor uns lebten, haben von diesem faulen Zauber keine Ahnung gehabt und sind gesund und fröhlich geblieben und alt, steinalt geworden.
Ach, welch ein Unterschied ist es, ob man sich oder andere beurteilt.
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