Im 4. Kapitel des Evangeliums Matthäus lesen wir, daß Christus Jesus diejenigen heilte, „die mit mancherlei Krankheit und Schmerzen behaftet waren”, wie z. B. „Besessene, Mondsüchtige und Schlagflüssige”. „Alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volke” (Züricher Bibel) heilte er. Matthäus war Zolleinnehmer gewesen, und diesem Umstand ist wohl die Genauigkeit seiner Angabe zuzuschreiben. Wir sind ihm dafür sehr dankbar, denn er weist uns darauf hin, daß in dem Heilungswerk des Meisters für alle Arten der menschlichen Bedürfnisse gesorgt war. Die hier angeführten wunderbaren Werke folgten auf Jesu vierzigtägiges Wachen und Beten in der Wüste, wo er der materiellen Nahrung entbehrte und fortwährend den Eingebungen des fleischlichen Sinnes ausgesetzt war; wo er für alle Zeiten den Beweis lieferte, daß der Mensch nicht von wegen der Materie, sondern von wegen des Geistes lebt. Seine Zeitgenossen hatten wahrlich große Ursache, über Jesajas Prophezeiung nachzudenken: „Das Volk, so im Finstern wandelt, siehet ein großes Licht, und über die da wohnen im finstern Lande, scheinet es helle.”
In unsern Tagen, da diese Heilungswerke wiederum geschehen — wie Jesus vorausgesagt hatte —, hören wir oft die Behauptung, nur eine gewisse Anzahl von Krankheiten könnte durch geistige Mittel geheilt werden, wie z. B. sogenannte nervöse Leiden oder Funktionsstörungen, die in enger Beziehung zu mentalen Zuständen stünden. Ist es nicht eigentümlich, daß der Materialist diesen Standpunkt einnimmt? Um konsequent zu sein, sollte er doch die Ansicht vertreten, daß keine Krankheit irgend welcher Art geheilt werden könne, außer durch materielle Mittel. In solchem Falle würde er jedoch bald zu der Einsicht kommen, daß seine Behauptung den Tatsachen widerstreitet, denn Taufende, die jahrelang gelitten hatten, haben durch die Christian Science in geistiger und physischer Hinsicht Freiheit erlangt. Der ehrliche und vorurteilsfreie Arzt, welchem solche Fälle bekannt sind, nimmt Gamaliels Stellung ein und sagt: „Lasset ab von diesen Menschen”.
In der Regel äußert sich das Vorurteil am meisten bei solchen, die nichts von Krankheiten und deren Heilung verstehen. Aber nichtsdestoweniger treten sie denen, die in den Verheißungen Jesu einen Hoffnungsstrahl sehen, mit der kalten Erklärung entgegen: „Kein organisches Leiden ist je durch geistige Mittel geheilt worden oder wird je in dieser Weise geheilt werden.” Die Haltung solcher Leute erinnert an die höhnische Frage, welche die Pharisäer den Eltern jenes von Jesu geheilten Blinden vorlegten: „Ist das euer Sohn, von welchem ihr sagt, er sei blind geboren?” Sie wollten entweder die frühere Blindheit, oder die Heilung verneinen; und doch stimmten sie der Schrift bei — d. h. ihrer eignen Auslegung derselben.
Die Christian Scientisten sind sich klar, daß, wenn Krankheit ein Teil des Seins des Menschen wäre, man sie durch keine Methode irgend welcher Art überwinden könnte. Ebenso verhält es sich in Bezug auf sündhafte Angewohnheiten. Wenn der Mensch das Ebenbild Gottes ist, wie die Bibel erklärt, und wenn er „die volle Darstellung des Geistes (Mind)” ist, wie Mrs. Eddy in ihrem Werk „Science and Health“ auf Seite 591 schreibt, so sind Krankheit und Sünde offenbar kein Teil vom Sein des Menschen. Nachdem Sünde und Krankheit durch die Wirkung der Wahrheit überwunden sind, ist auch nicht der geringste Teil vom Menschen verloren gegangen. Was beseitigt wurde, hatte keine Identität, kein Prinzip, und deshalb kein Leben. Es mag recht bösartig erscheinen, mag dem Sterblichen, der an eine Gott entgegengesetzte Macht glaubt, sehr ängstigen; derjenige hingegen, der sich an die Erklärung der Christian Science hält, daß sowohl Gott als auch der von Ihm erschaffene Mensch vollkommen ist, kann mit Zuversicht und Entschiedenheit sagen: „Fahre aus, du unsaubrer Geist [unsaubre Vorstellung], von dem Menschen!” Der falsche Anspruch dieses Geistes auf Leben und Intelligenz wird von der Science bloßgestellt und verschwindet vor dem Lichte der Wahrheit.
Es bleibt sich gleich, welchen Namen das Übel führt oder welches Organ ihm als Aufenthaltsort zu dienen scheint. Die Christus-Macht kann es, wie vor alters, in den Abgrund des Nichts verweisen, wo es hergekommen ist. Wenn dies nicht wahr wäre, wie leer wären dann die folgenden Worte des großen Heilers, die er an alle seine Nachfolger richtete: „Wer an mich glaubet, der wird die Werke auch tun, die Ich tue, und wird größere denn diese tun”! Laßt uns daher Mut fassen und Gott danken, daß durch die Macht Gottes und Seines Christus, wie die Christian Science sie aufs neue enthüllt hat, „alle Krankheiten” geheilt werden, und daß die Beweise dafür immer zahlreicher werden.