Die Christian Science verkündet den Menschen aufs neue die Wahrheit, daß, wenn sie je von Kummer, Sorge und Krankheit befreit sein wollen, sie die folgende Ermahnung der Heiligen Schrift befolgen müssen: „Denn wer leben will und gute Tage sehen, der schweige seine Zunge, daß sie nichts Böses rede, und seine Lippen, daß sie nicht trügen.” Wer diese Ermahnung mißachtet, schließt sich von wahrem Glück und dauernder Gesundheit aus. Nun mag aber jemand einwenden: Was hat denn meine Zunge, was hat meine Rede mit meiner Gesundheit zu tun? Die Beziehung ist eine sehr enge, denn unsre Rede ist der Ausdruck unsres Denkens, und unser Denken beherrscht unsern Körper und unsre Verhältnisse. Moses sagte zu den Kindern Israel: „So sollst du nun heutigestags wissen und zu Herzen nehmen, daß der Herr Gott ist oben im Himmel und unten auf Erden und keiner mehr”. Weil Gott Alles ist und alles gut erschaffen hat, wie Er selbst ist, so gibt es eigentlich keinen Gesprächsgegenstand außer Seiner vollkommenen Schöpfung — außer der Glückseligkeit, Gesundheit und Heiligkeit, die Er verordnet hat.
Wer sich über das als Krankheit, Sünde, Disharmonie und Anfälle zum Ausdruck kommende vermeintliche Gegenteil von Gott unterhält, mißachtet Gott und vergeht sich gegen das erste Gebot: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.” Deshalb ist es die Pflicht eines Christian Scientisten, von dem zu reden, was heilsam, geistig, unsterblich und wahr ist. Er weiß, daß er ein göttliches Gebot übertritt, wenn er über andre aburteilt oder wenn er von Unvollkommenheiten spricht, die in dem sterblichen Begriff von Persönlichkeit zum Ausdruck kommen.
Mrs. Eddy weist uns in allen ihren Schriften darauf hin, daß man nur dann über Irrtum reden darf, wenn dies unumgänglich nötig ist, um etwas Unrichtiges aufzudecken und zu vernichten. In ihrem Werk „Miscellsneous Writings“ (S. 346) sagt sie: „In der Christian Science gilt die Regel, niemals Irrtum auszusprechen, außer wenn es sein muß, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.” Wie selten ist es doch nötig, einen Irrtum auszusprechen, damit die Wahrheit ans Licht komme! Ehe wir eine Disharmonie in unsrer Rede zum Ausdruck bringen, sollten wir uns die Frage vorlegen: Rede ich ausschließlich mit der Absicht, zur Beseitigung dieser Unvollkommenheit beizutragen? Das Befolgen dieser Regel würde sehr viel zu unserm geistigen Wachstum beitragen. Der echte Christian Scientist hat nur einen Wunsch, nämlich, alle Arten des Übels zu vermindern; er befolgt stets das Gebot: „Du sollst kein falsches Zeugnis reden”.
Paulus schreibt: „Lasset kein faul Geschwätz aus eurem Munde gehen, sondern was nützlich zur Besserung ist, da es not tut, daß es holdselig sei zu hören.” Wenn wir erkannt haben, daß Irrtum seinen Ursprung nicht in Gott, dem einzigen Schöpfer hat, so wird es uns klar, daß die vermeintliche Tätigkeit des Irrtums falsch und vergänglich ist und deshalb nicht verdient, zum Gesprächsgegenstand gemacht zu werden. Es tut uns allen not, die Ermahnung des Apostels zu beherzigen: „Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was lieblich, was wohl lautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach”.
Die Heilige Schrift sagt uns klar und deutlich, daß die Rede unsres Mundes sehr viel mit unsrer Befreiung vom Übel zu tun hat. Wer also nur Gutes redet, trägt dadurch zu seiner Erlösung bei. Wir können diese Erklärung umkehren, so daß sie lautet: Wer immer vom Übel, von einer vermeintlich außerhalb des Guten bestehenden Macht, von Krankheit und Irrtum redet, kommt dadurch unter die Knechtschaft des Übels. In den Sprüchen Salomos lesen wir: „Wer unvorsichtig herausfähret, sticht wie ein Schwert; aber die Zunge der Weisen ist heilsam”. In einem andern Vers heißt es sogar: „Eine heilsame Zunge ist ein Baum des Lebens.”
Viele, die durch die Christian Science Heilung suchen, erlangen sie nur deshalb nicht, weil sie fortwährend von dem Unvollkommenen reden. In der Christian Science wird gar mancher Kranke dadurch vom tiefstem Elend befreit, daß er seine Rede bewacht, nicht mehr über seinen Kummer seufzt oder von ungünstigen Symptomen spricht, sondern nur das Vollkommene, Ewige und Unvergängliche zum Gegenstand seines Gespräches macht. Jesus ist in dieser wie überhaupt in jeder Hinsicht unser Vorbild gewesen. Er sagte: „Die Worte, die Ich rede, die sind Geist und sind Leben.” Ferner erklärte er: „Ihr seid schon rein um des Worts willen, das ich zu euch geredet habe.” Seine Rede war eine ganz andre als die der Leute um ihn her. Er redete stets das Wort des Lebens, wodurch er die krankhaften mentalen Vorstellungen verscheuchte und die Menge zur Gesundheit und Heiligkeit emporhob. Wenn wir bedenken, wie das göttliche Wort zur Zeit Jesu die Kranken heilte, und wenn es uns klar wird, daß die Wahrheit durch alle Zeiten unverändert bleibt, so erkennen wir die Möglichkeit der Heiligkeit in der Rede und erklären dann mit Freuden: „Der Herr, Herr hat mir eine gelehrte Zunge gegeben, daß ich wisse mit dem Müden zu rechter Zeit zu reden.”
In keinem andern Punkt ist die Menschheit so sehr der Versuchung ausgesetzt als hinsichtlich ihrer Neigung, über Unvollkommenheit zu reden. Um himmlisch reden zu können, müssen unsre Gedanken im Himmel sein. Fortwährende Anstrengung und Gebet ohne Unterlaß ist erforderlich. Die Anstrengungen von gestern genügen nicht, um die Versuchungen von heute zu überwinden. Man denke an all das Elend, das vernichtet werden könnte, an all das Glück und den Frieden, den die Welt erlangen würde, wenn die Menschen von der Wahrheit, von der Güte Gottes, von der Bruderschaft des Menschen, von der Macht und Wirklichkeit des Rechtes, von Glück, Gesundheit und Heiligkeit reden würden. Wer dies ernstlich bedenkt, wird seine Versäumnisse bereuen und kann dann mit erleuchtetem Verständnis in das Gebet Davids einstimmen: „Laß dir wohlgefallen die Rede meines Mundes und das Gespräch meines Herzens vor dir, Herr, mein Hort und mein Erlöser.”