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Nicht Worte, sondern Taten

Aus der April 1911-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das Verhalten Jesu den Jüngern Johannis gegenüber, als diese ihn fragten, ob er der längst erwartete Messias sei, gibt zu denken. Johannes hatte im Gefängnis von den großen Taten gehört, die „ein Stärkerer”, dessen Erscheinen er vorausgesagt hatte, in Judäa vollbrachte, und er wollte nun wissen, ob Jesus wirklich der Messias sei. Die Jünger kamen und richteten ihren Auftrag aus; der Meister war jedoch von seinem Heilungswerk in Anspruch genommen und gab ihnen keine sofortige Antwort. Als sie nun dastanden und warteten, sahen sie, wie er die Blinden, Lahmen und Aussätzigen heilte und den Armen das Evangelium predigte. Er wandte sich nicht mit einer Rede an die Boten, um sein Recht auf den Titel „Messias” zu beweisen. Dazu war er viel zu sehr damit beschäftigt, den Willen des, der ihn gesandt hatte, zu tun. Er sagte den Jüngern einfach, sie sollten dem Johannes erzählen, was sie gehört und gesehen hatten. Er wußte gar wohl, daß Worte nicht genügen, um die nach Wahrheit Dürstenden zu überzeugen; daß hingegen das Heilen von Kranken und Sündern, wie die Jünger Johannis es beobachtet hatten, einen unwiderlegbaren Tatbeweis bilde. Das Formenwesen und Dogmentum, welches seinem Kommen vorausging und die allgemeine Anerkennung seiner göttlichen Sendung verhinderte, war das Erzeugnis unfruchtbarer Lehren und eines sklavischen Gehorsams gegen den Buchstaben des mosaischen Gesetzes, ohne das Verständnis von dessen Geist. Jesus erkannte die Fruchtlosigkeit dieser Lehren und setzte Werke an deren Stelle — jene wunderbaren Beweise seines Verständnisses von der Allheit Gottes, des allmächtigen Guten, und von der Nichtigkeit des Übels.

Mrs. Eddy sah ein, daß es nötig war, die Heilkraft der Christian Science zu beweisen, um deren Nichtigkeit und Wert festzustellen. Dabei ging sie sehr gründlich zu Werke, denn es vergingen neun Jahre, nachdem sie ihre Entdeckung gemacht hatte, ehe sie dieselbe in ihrem Buche „Science and Health“ der Welt kundtat. Wie der Meister die Wahrheit seiner Lehre durch seine Werke bewies, so wußte auch Mrs. Eddy, daß sie die Wahrheit der ihr gewordenen Botschaft, welche ihre Lebensanschauung vollständig umgewandelt hatte, durch praktische Ausübung, durch Tatbeweise darlegen müsse.

Als Christian Scientisten sind wir Nachfolger Christi Jesu und haben sein Verständnis von der Wahrheit erlangt; d. h. wir bestreben uns, der Welt in gewissem Maße unser Recht, seine Nachfolger genannt zu werden, darzutun, indem wir, wie er, die Wahrheit seiner Lehre durch Werke zu beweisen suchen. Es ist zwecklos, uns und andre zu täuschen, indem wir annehmen, irgend etwas Geringeres, als was der Meister in dieser Hinsicht für wahr erkannte, könne Geltung haben. Wir müssen einsehen lernen, daß die Echtheit unsres Bekenntnisses durch nichts andres als durch christusähnliche Werke bewiesen werden kann. Dies sollten sich die heutigen Schüler der Christian Science gar wohl merken, denn in ihrer Begeisterung über die erlangte Befreiung von Krankheit und Kummer sind sie gar zu sehr geneigt, über die neuentdeckte Wahrheit „zu rechter Zeit oder zur Unzeit” zu reden — sie allen denen aufzudrängen, die willens sind, ihnen ihr Ohr zu leihen. Alsdann wundern sie sich, warum ihre Freunde nicht sofort den dargelegten Anschauungen beistimmen. Später wird ihnen jedoch der Grund ihres Mißerfolges klar. Sie sehen ein, daß sie versäumt hatten, die Zeichen zu tun, von welchen Jesus sagte, sie sollten denen folgen, „die da glauben”.

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