Vor etwa 25 Jahren wurde ich durch schwere Krankheiten zur Christian Science geführt; bis dahin war ich eine stets kranke Frau. Ein chronisches Unterleibsleiden verbunden mit Herzschwäche fesselten mich oft wochenlang ans Bett. Eine Krankheit, die bei mir häufig auftrat, welche ich auch am meisten fürchtete, war die Gesichtsrose. Als ich dann noch Venen- und Kniegelenkentzündung bekam und fünf Monate lang unter großen Schmerzen im Bett zubringen mußte, machte mich meine liebe Schwägerin auf die Christian Science aufmerksam. Sie gab mir Herolde und bat mich, dieselben zu lesen. Genau acht Tage las ich darin und fühlte die Wahrheit, aber ich konnte sie nicht erfassen, und als ich in einem Artikel las: „Gott ist dein Leben und deine Kraft", da wandte ich mich an Gott und bat Ihn, mir Klarheit zu geben, um diese Lehre zu verstehen, und sie wurde mir augenblicklich zuteil.
In dem Moment stand ich auf, kleidete mich an, hielt unerschütterlich an dem fest, was ich verstehen gelernt hatte, und war nach einer Stunde vollständig geheilt. So überwand ich mit meinem geringen Verständnis auch die gefürchtete Gesichtsrose. Auch die übrigen Leiden verschwanden und kamen nie wieder; ich wurde eine gesunde Frau.
An meinem letzten Wohnort mußte ich einen fünfstündigen Weg hin und zurück zu Fuß zum Gottesdienst gehen. An diesem Ort fand ich eine liebe Freundin und treue Anhängerin der Christian Science. Wir zwei sahen es nicht nur als unsere Pflicht an, die Gottesdienste regelmäßig zu besuchen, es war uns auch ein Bedürfnis und eine große Freude. Wir waren uns dessen bewußt, daß jeder Gottesdienst uns wieder dem geistigen Verständnis einen Schritt näher bringt.
Unser Weg führte uns durch einen Wald und über einsame Straßen, aber das Glücksgefühl, das wir durch die schönen Gottesdienste empfanden, ließ keine Furcht in uns aufkommen, wir fühlten uns so sicher und geborgen in der Gegenwart Gottes und unter Seinem Schutz.
An einem Mittwochabend, als wir auf dem Heimweg waren, kamen uns aus dem Walde, durch den wir gehen mußten, unheimliche Stimmen entgegen. Ehe wir in den Wald hineingingen, kam ein Polizist auf uns zu und warnte uns, durch den Wald zu gehen. Er sagte, es wäre eine böse Gesellschaft darinnen. Wir antworteten ihm, daß unsere Angehörigen sich ängstigen würden, wenn wir nicht nach Hause kämen, und daß wir gehen müßten. Als wir uns von dem Polizisten verabschiedet hatten, sagte ich zu meiner Freundin: „Ist das nicht eine Mahnung von Gott, daß wir doch nicht gehen sollten?" Aber meine Freundin erwiderte: „Komm, wir müssen heimgehn, die göttliche Liebe wird uns schon beschützen."
So gingen wir; aber ehe wir in den Wald traten, verarbeiteten wir zusammen die „wissenschaftliche Erklärung des Seins", bis es uns klar war, daß des Menschen wirkliches Sein gut ist. Es war eine stockfinstere Nacht, so daß wir im Wald kaum den Weg vor uns sahen. Wir sangen eins unserer schönen Kirchenlieder, und als wir es beendet hatten, hörten wir Flüsterstimmen neben uns; wir wußten, daß wir in der Nähe der Männer waren. Da fingen wir von neuem an, das schöne Kirchenlied zu singen (Deutsches Liederbuch, Nr. 164):
Nur mit Gott fang alles an,
Kindlich mußt du Ihm vertrauen.
Wir kamen unbehelligt durch den Wald, sichtbar beschützt von der Gegenwart Gottes.
Noch für eine andere Erfahrung, die ich zu derselben Zeit machen durfte, bin ich Gott mit Seiner nieversagenden Hilfe stets dankbar und möchte sagen: „Vergiß nicht, was Er dir Gutes getan hat." Ich hatte eine große, dringende Anschaffung zu machen, die mir finanzielle Sorgen machte. Aber da sagte ich mir, du hast einen sehr reichen himmlischen Vater, geh mit deinem Anliegen zu Ihm; voll Vertrauen tat ich es. Der 23. Psalm war meine Richtschnur, unerschütterlich im Vertrauen behauptete ich jeden Tag: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln." Vierzehn Tage, ehe ich die Anschaffung hätte machen sollen, bekam ich einen unerwarteten Geldbrief von einer Firma, bei der mein lieber Gatte Angestellter gewesen, der zwei Jahre vorher heimgegangen war, und zwar mit dem Bemerken, daß sie mir nochmals eine Anerkennung geben möchten für die treuen Dienste, die mein Gatte der Firma geleistet habe. Der Geldbrief enthielt den ganzen Betrag, den ich für meinen Zweck benötigte. Wie groß meine Dankbarkeit war, kann ich nie mit Worten ausdrücken.
Dies brachte mir eine große Erkenntnis, daß Gott alle unsere Bedürfnisse stillt, mächtig und gütig ist, und uns in jeder Lage zu helfen vermag, wenn wir Ihm absolut vertrauen und wissen und fühlen, daß Er die Liebe ist.
Ich bin sehr dankbar, daß es mir vergönnt war, den Klassenunterricht zu besuchen. Die Segnungen, die wir durch das Anwenden der Wahrheit empfangen, erwecken in mir stets ein Gefühl tiefer Dankbarkeit gegen unsere liebe Führerin Mrs. Eddy, denn sie hat uns gelehrt, was Gott ist, und was Er für die Menschen tut. Sie ergründete die Lehre Jesu und die Kraft seiner Werke, damit wir verstehen, was Jesus sagte: „So wir Glauben haben, können wir die gleichen Werke tun, die er tat."
Baden, Schweiz.