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Unser Draußen ist unser Drinnen

Aus der Januar 1948-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Manche kennen die Geschichte von dem Bären in einem Zoologischen Garten, der nie in seinem Gehege umherlief, obwohl ihm dort ein weiter Raum für freie Betätigung geboten wurde. Besucher beobachteten, wie er statt dessen immer nur ein paar Schritte vorwärts und ein paar Schritte rückwärts machte, vorwärts und rückwärts, Stunde um Stunde, ohne den Bewegungsraum, der ihm gewährt war, auch nur zu beachten. Als der Wärter gefragt wurde, warum der Bär das wohl täte, antwortete er: „Er hat die Gewohnheiten des kleinen Zwingers angenommen. Er ist in einem kleinen Zwinger aufgewachsen und hat sich so an die Einschränkungen gewöhnt, die dieser seinen Bewegungen auferlegte, daß er sich mental nicht mehr davon freimachen kann, selbst wenn ihm nun größere Bewegungsfreiheit gewährt worden ist.“ Seine Tätigkeit wurde nicht von den materiellen Umständen, die ihn umgaben, sondern von dem Bewußtseinszustand in seinem Innern bestimmt.

Eine Frau drückte einmal dem Naturforscher John Burroughs gegenüber ihr Bedauern aus, daß es keine Vögel in ihrem Garten gäbe. Der Gelehrte wies auf eine Reihe von Vögeln in den Bäumen und Büschen um sie her und bemerkte: „Gnädige Frau, Sie müssen Vögel in Ihrem Herzen haben, ehe Sie dieselben in den Büschen finden können.“

Wie langsam lernen wir doch die einfache Wahrheit, daß alles, was wir für unsre äußere Erfahrung ansehen, wirklich nur die mentale Daseinsvorstellung in unserm Bewußtsein ist. Unser Draußen ist unser Drinnen. Dies war die Wahrheit, die Jesus geduldig und eindringlich seinen Hörern klarzumachen suchte. „Das Reich Gottes“, sagte er ihnen wiederholt, „ist inwendig in euch.“ Doch die meisten weigerten sich, dies zu glauben, und zogen vor anzunehmen, daß es das Reich der Materie sei, was sie um sich her sahen und in sich selbst dachten. Sie glaubten, daß ihre Anschauungen mehr durch die Kraft ihrer materiellen Erziehung und ihrer Umwelt als durch Gott, das eine intelligente, ursächliche Gemüt, bestimmt würden.

Der Mensch als die Idee des Geistes oder Gemüts hat nur den Zustand, das Bewußtsein und die Empfindung, die aus seinem Einssein mit Gott stammen. Das bedeutet, daß das Reich Gottes die einzige Unwelt ist, die der Mensch wirklich wahrnimmt und kennt, und in der er weilt. Seine Wesenheit, Umgebung und Tätigkeit und seine Beziehungen zu andern werden nicht durch Personen, materielle Umstände und äußere Ereignisse bestimmt, sondern durch das unendliche Vater-Gemüt, das in ihm wirkt. Dieses Gemüt bewirkt in ihm, daß er sich immerdar des Reiches der Liebe bewußt ist, sowie seines von Gott verordneten Platzes und Wirkens und seiner Einigkeit mit allen Menschen darin.

„Die Gewohnheiten des kleinen Zwingers“, die Verdunkelung der Vögel in unserm Herzen und so in unserm geistigen Garten, die Unzufriedenheit und die Einschränkungen einer unharmonischen materiellen Umwelt, in der menschliche Wesen mehr Einfluß zu haben scheinen als Gott — all das sind negative, falsche Auffassungen. Es sind Äußerungen des irrigen sterblichen Gemüts und nichts anderes. Sie machen nicht das Bewußtsein des Menschen aus.

Wie können wir uns dann von ihnen freimachen? Die Christliche Wissenschaft liefert die Antwort: Durch das beständige Verneinen, daß es ein sterbliches Gemüt gibt, das einen sterblichen Menschen erschaffen und ihn durch materielle Kräfte, Umstände und Personen verkörpern, umgeben, begrenzen und einschränken kann, und durch das Erkennen, daß der Grund für solch ein Verneinen in der Tatsache liegt, daß Gott, der Geist, das Gemüt, das Gute, die einzige Ursache ist. Denn daher kann es keine Wirkung geben — auch nicht eine — außer der, die von Ihm ausgeht. Jede Wirkung, die von Gott ausgeht, offenbart die Harmonie, Schönheit und Freiheit, die Ihm innewohnen, und die notwendigerweise alles Werk Seiner Hände kennzeichnen. Der Mensch als der individuelle Ausdruck des göttlichen Gemüts kennt nur die Wirkung, die von Gott ausgeht, und kann nur diese Wirkung wahrnehmen. Er ist sich stets nur der Allheit und Einheit Gottes und Seines Reiches bewußt, und der freudigen, freien, Intelligenzausdrückenden Ideen, Wesenheiten und Umstände, die darin herrschen.

„Die Schauspieler der Erde verändern die Szenen der Erde“, sagt Mary Baker Eddy in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902 (S. 17). Und wie können sie das tun? Indem sie ihre Auffassung von der Schöpfung ändern, nicht etwa indem sie die Schöpfung ändern. Sie reinigen ihr Denken von all den Erdenszenen, die von einem negativen, materiellen Gemüt ausgehen, indem sie sich weigern, länger daran zu glauben, daß sie Geschöpfe und Puppen dieses Gemüts und Opfer seiner Kräfte sind, und indem sie ihren Begriff des Lebens und der Selbstheit mit dem unsterblichen Gemüt, dem ewigen Geist, in Übereinstimmung bringen und sich immer mehr der Gegenwart dieses Gemüts und seines intelligenten, einheitlichen Weltalls und des Menschen befriedigendem Platz darin bewußt werden. In dem Maße, wie die geistige Tatsache die Lüge der Materialität in eurem Denken und dem meinen verscheucht, wird ein normaler, harmonischer, wohlgeordneter Begriff des Seins in Erscheinung treten. Doch der äußere Wechsel beginnt mit dem fundamentalen inneren Wandel, ist von ihm abhängig und bringt ihn zum Ausdruck. Eine Laterna magica oder der Bildwerfer des Films kann nur das Bild, das drinnen ist, auf die Leinwand werfen. So sehen wir auf der Leinwand der menschlichen Erfahrung nur das Bild projiziert, das wir als unsern Begriff der Schöpfung angenommen haben. Nur durch die Umwandlung der inneren Begriffe können wir das äußere Bild ändern.

Moffatt übersetzt eine Erklärung des Paulus an die Korinther in der folgenden Weise: „Wenn jemand dazu kommt, in Christus zu weilen, so ergibt das eine neue Schöpfung; das Alte ist fortgegangen, das Neue ist gekommen“ (2. Kor. 5:17). Wir kommen zu Christus in dem Maße, wie wir unsern Begriff des Lebens und des Menschentums von dem sterblichen Gemüt, der Materie und dem materiellen Sinn freimachen und unser Denken mit Gott und der geistigen Idee des Daseins verbinden, welche offenbart, daß, was wir für unser „Draußen“ und unser „Drinnen“ halten, in der Einheit unsres wahren Bewußtseins — dem Gemüt Christi — in einander übergehen.

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