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Empfänglichkeit

Aus der April 1948-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im 9. Kapitel des Evangeliums des Lukas ist berichtet, daß der Meister, Christus Jesus, „die Zwölf zusammenforderte und ihnen Gewalt und Macht gab über alle Teufel und daß sie Seuchen heilen konnten, und sie aussandte, zu predigen das Reich Gottes und zu heilen die Kranken.“ Er hatte sie schon gelehrt, daß das Reich Gottes oder das Himmelreich nahe herbeigekommen war, und später hob er hervor, daß es in unserem eigenen Bewußtsein ist.

Der Meister betonte während seines ganzen Wirkens, daß Empfänglichkeit nötig ist. Zu denen, die diese Botschaft des Evangeliums hören und empfangen wollten, sagte er (Matth. 18, 3): „Es sei denn, daß ihr ... werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ Diese Ermahnung läßt erkennen, daß er von seinen Nachfolgern die Empfänglichkeit und Gelehrigkeit erwartete, die wir bei Kindern gewöhnlich in so großem Maße finden.

Laßt uns einen Augenblick die Erlebnisse des Meisters betrachten! Nach dem Bericht kam er in seine Vaterstadt zurück, nachdem er an andern Orten gelehrt und geheilt hatte. Überall, wo er war, auf dem Wege, in Dörfern oder am Seeufer, kamen die Menschen zusammen, und es wird uns berichtet, daß viele durch sein Wirken geheilt wurden. Sie waren für sein heilendes und rettendes Wirken ganz natürlich und ohne weiteres empfänglich.

Als er aber in seine Heimat zurückkehrte, fand er, daß alte Bekannte bezweifelten, ob er eine von Gott verordnete Bestimmung habe. Daher lesen wir im Evangelium des Matthäus 13, 58: „Und er tat daselbst nicht viel Zeichen um ihres Unglaubens willen.“ Und Markus berichtet über diese Erfahrung (Mark. 6, 6), daß Jesus sich über diesen Unglauben wunderte. Er war nicht nur überrascht, sondern tatsächlich erstaunt. Er erkannte das Unnatürliche einer solchen Haltung der Leute in seiner Vaterstadt.

Wenden wir diese geistige Wahrheit auf unsere heutigen Tätigkeiten an, z. B. auf das Halten eines christlich-wissenschaftlichen Vortrags, das Abhalten von Gottesdiensten, das Unterhalten eines Lesezimmers, oder das öffentliche Ausüben der Christlichen Wissenschaft, so müssen wir wissen, daß Empfänglichkeit für die Wahrheit das Gegebene und natürlich ist. Im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 570) schreibt Mary Baker Eddy: „Millionen vorurteilsfreier Gemüter — schlichte Sucher nach der Wahrheit, müde Wanderer in der Wüste verschmachtend — harren und warten der Ruhe und der Erquickung. Gib ihnen einen Becher kalten Wassers in Christi Namen, und fürchte niemals die Folgen.“ Die Bestimmung unserer Vorträge z. B. ist, diese Vorurteilsfreien — diese „schlichten Sucher nach der Wahrheit“ — zu erreichen. Manche mögen glauben, sie seien voreingenommen, aber wir wissen, daß alles derartige Vorurteil aus Unwissenheit hervorgeht. Wir wissen, daß ihr Denken, wenn sie bloß zu unserem Fest kommen, recht unterrichtet und somit aufgeklärt wird. Ein unempfängliches Denken ist unnatürlich, es ist eine Geltendmachung des sterblichen Gemüts, keine Wirklichkeit. Früher oder später muß jedermann zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, wird, wie Jesaja voraussagte, das Land voll Erkenntnis des Herrn werden, „wie Wasser das Meer bedeckt“ (Jes. 11, 9).

Der Erfolg jeder Tätigkeit in der Christlichen Wissenschaft hängt in großem Maße davon ab, daß metaphysisch dafür gearbeitet wird. Ehe z. B. an einem Ort ein Vortrag gehalten wird, hat jedes Mitglied der betreffenden Kirche das Recht, freudig für dieses große geistige Fest zu arbeiten. Bei unserer Arbeit sind viele Punkte in Erwägung zu ziehen; einer der wichtigsten ist, die geistige Tatsache zu erkennen, daß es für das menschliche Bewußtsein ordnungsgemäß ist, Erleuchtung des göttlichen Gemüts zu empfangen und dadurch aufgeklärt zu werden. Unsere metaphysische Arbeit kann daher rechtmäßig die Vergegenwärtigung in sich schließen, daß das sterbliche Gemüt keine Macht hat, Zweifel, Bedenken, Unglauben oder Unempfänglichkeit zu erzeugen; daß Kirchenlehren oder falsche Gottesgelehrtheit keinen falschen Gottesbegriff darbieten können; daß keinerlei Irrtum das menschliche Denken trüben oder betören kann. Ein falscher Begriff oder Unwissenheit hat keine Wirklichkeit.

Vor vielen Jahren begann ein junger Christlicher Wissenschafter, dem zum erstenmal eine Aufgabe zugewiesen worden war, nämlich einen christlich-wissenschaftlichen Redner abzuholen und in den Saal zu begleiten, wo der Vortrag stattfinden sollte, unterwegs zu erklären, daß der Besuch vielleicht sehr schwach sein werde, weil der Ort so sehr am Herkömmlichen festhalte, und weil dort noch viele Überlieferungen einer gewissen alten Schule der Gottesgelehrtheit herrschten. Der Redner wies diese Irrtumsäußerung sehr liebevoll, aber bestimmt zurecht. Er sagte: „Ich hoffe, Sie werden das nie mehr über Ihren Ort sagen. Wir müssen wissen, daß jedermann in der Welt Aufschluß über die Christliche Wissenschaft wünscht.“ Diese Zurechtweisung war sehr heilsam; sie war dem jungen Wissenschafter eine wunderbare Lehre, die ihm seither oft geholfen hat.

Laßt uns von keiner Gemeinde denken, sie halte starr am Herkömmlichen fest oder sei für die heilende Wahrheit, wie die Christliche Wissenschaft sie lehrt, nicht bereit! Unsere geliebte Führerin gibt uns den herrlichen Gedanken, den wir festhalten müssen (Wissenschaft und Gesundheit, S. 242): „Laßt uns in geduldigem Gehorsam gegen einen geduldigen Gott daran arbeiten, daß wir mit dem universalen Lösungsmittel der Liebe das harte Gestein des Irrtums — Eigenwillen, Selbstgerechtigkeit und Eigenliebe — auflösen, welches gegen die Geistigkeit ankämpft und das Gesetz der Sünde und des Todes ist.“ Laßt uns im Hinblick auf die Tausende und aber Tausende überall, die seelisch und leiblich krank sind, auf die überfüllten Krankenhäuser und die Freudlosigkeit, das Leid und die Sünde, die gegenwärtig zu sein scheinen, daran denken, wie wert alle unserem liebenden Vater-Mutter Gott sind, und zu helfen suchen, sie dem Christus, der Wahrheit, die uns so gesegnet hat, zu gewinnen! Der Meister sagte (Luk. 12, 6): „Verkauft man nicht fünf Sperlinge um zwei Pfennige? Dennoch ist vor Gott deren nicht eines vergessen.“ Die Menschen unserer Zeit sind ebenso wie diejenigen, denen er half, nach seiner Erklärung „besser als viele Sperlinge“.

Jeder Augenblick gibt uns Gelegenheit, etwas Aufbauendes oder Heilendes zu denken oder zu tun. Es steht uns zum Beispiel frei, über Gott zu sprechen, wo wir einen empfänglichen Zuhörer finden mögen, und es angebracht erscheint. Die Menschen haben ein Verlangen, von der Wahrheit zu hören, ob sie es sich bewußt sind oder nicht.

Kürzlich sah ich vor dem Fenster in meinem Sprechzimmer auf dem siebzehnten Stockwerk einen Maler auf einem hängenden Gerüst, das mit Seilen auf dem Dach befestigt war. Er mußte die stählernen Fensterrahmen streichen. Ich sprach mit ihm ein paar Augenblicke, worauf er bemerkte, daß ich allein von allen Personen, die er an jenem Tage gesehen hatte, keine Furcht über ein Abstürzen geäußert hätte. „Warum haben die Leute Furcht für mich, wenn ich selber keine Furcht habe?“ fragte er. Er sagte, er habe immer das Gefühl, daß unter ihm „die ewigen Arme“ seien (5. Mose 33, 27, engl. Bibel), und daß kein Grund vorliege, zu fürchten, er werde abstürzen. Ich versicherte ihm, daß er zweifellos immer in Gottes Schutz sei, und wir sprachen ein wenig über Gott und Seine Güte. Als er sein Seil verlängerte, um das Fenster im Stockwerk darunter zu streichen, verabschiedete er sich, wie wenn wir immer Freunde gewesen wären — und er nahm den ihm angebotenen Christian Science Sentinel mit.

Wie einfach und ermutigend es ist, mit unsern Mitmenschen über Gott zu sprechen, oder von dem in Christi Namen dargebotenen „Becher kalten Wassers“ zu trinken! Wie natürlich es für den Menschen ist, über seinen himmlischen Vater zu sprechen! Der Apostel Paulus fragte den König Agrippa einst (Apg. 26, 8): „Warum wird das für unglaublich bei euch geachtet, daß Gott Tote auferweckt?“ Der Mann auf dem Gerüst hatte einen ähnlichen Gedanken. Warum sollte es verwunderlich scheinen, daß er überall in Gottes Fürsorge geborgen war?

Die Christlichen Wissenschafter haben heute und fernerhin die wichtige Aufgabe, das Evangelium in der Welt zu verkündigen. Jesaja spricht davon, daß Gerechtigkeit und Heil von Jerusalem aufgehe wie ein Glanz, und wie eine Fackel die dunklen Stätten der Erde erleuchte. Der Meister versicherte seine Nachfolger, daß sie solche Fackelträger sein sollen, und daß ihr Licht nicht verborgen sein dürfe, sondern hell leuchten müsse, um das Denken und Leben aller Menschen zu erleuchten.

Um solche Fackelträger zu sein, müssen wir darauf achten, daß wir unsere Arbeit nicht nur mit Liebe, sondern auch mit einer der Wahrheit entspringenden Weisheit tun. Die Ausführung einer uns von Gott gestellten Aufgabe bringt Freude, Erleuchtung und Klarheit. Unsere Arbeit ist eine Arbeit der Liebe, und das sterbliche Gemüt kann kein Bearbeiten eines harten Bodens daraus machen!

Unser Wirken berührt die Unendlichkeit; denn es ist von unbegrenzter Reichweite. Wir können den erwartungsvollen, empfänglichen Gedanken in unserem Wirkungskreise das geben, was sich unserem Bewußtsein entfaltet. Unser auf der Stufenleiter des Seins oder der geistigen Entfaltung immer höher steigendes Denken strebt nach allem Guten, das uns Gott verleihen kann. Und wir müssen unsere Mitmenschen an diesem Guten teilnehmen lassen, wenn wir unsere geistige Bestimmung, zu lehren und zu heilen, wahrhaft erfüllen wollen.

Jemand hat uns den hilfreichen Gedanken gegeben: „Gott kennt keine Hindernisse, denn Gott ist allmächtig; es gibt keine Unwissenheit über Gott, denn Gott ist allwissend; es gibt keine Abwesenheit Gottes, denn Gott ist allgegenwärtig.“ Gott stürzt also alles um, was sich Ihm und Seinem immer wirkenden Guten als Hindernis entgegenstellen möchte, sei es Unwissenheit, Gleichgültigkeit, Widerstand oder Unempfänglichkeit. Kein Hindernis kann, ob es sich in unserem eigenen oder dem Denken eines andern geltend macht, zwischen uns und unser Ausdrücken Gottes kommen. Keine irrige Annahme kann unser selbstloses Verlangen vereiteln, die Wahrheit andern zu geben, oder verhindern, daß diese Wahrheit anerkennend aufgenommen wird.

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