„Gott gebe uns Männer! Eine Zeit wie die unsrige
verlangt starke Geister, große Herzen,
wahren Glauben und willige Hände!“
Dies waren die mutigen Worte des Dichters J. G. Holland. Ist das nicht das Gebet der Menschen bei allen großen Krisen in menschlichen Angelegenheiten gewesen? Als Israels großer Führer Moses vom sterblichen Schauplatz verschwand, und sein Mantel auf Josua fiel, hörte dieser mächtige Krieger die Stimme der Wahrheit ihm zuflüstern: „Sei getrost und unverzagt“ (Josua 1:6), und er zeigte jene wahrhafte Mannhaftigkeit, von der die Heere des Irrtums überwunden wurden.
Wahrlich, die Menschen, um deren Erscheinen wir beten, werden solche sein, deren „starke Geister, große Herzen, wahrer Glauben und willige Hände“ in Erscheinung treten, weil sie sich in kindlichem Vertrauen auf die Allmacht verlassen, die das göttliche Gemüt selber ist. Diese wirren Zeiten bedürfen der Männer und Frauen, deren große Herzen der Hingabe an den ewigen Vater-Mutter Gott entspringen, der die Liebe selber ist; deren „wahrer Glauben und willige Hände“ das Licht offenbaren, das die Widerspiegelung der Wahrheit und des Prinzips ist. Möchten wir doch in Augenblicken des Zwistes und der Verwirrung in geschäftlichen, politischen und internationalen Angelegenheiten mehr von dem Verlangen nach stillem Gebet hören; öfter beobachten, daß führende Ausschüsse, Vorstände und Ratsversammlungen Leitung bei der einen unendlichen Intelligenz suchen. Doch selbst wenn nur ein Mensch in solch einer Versammlung in der Christlichen Wissenschaft gelernt hat, daß Gott das eine Gemüt ist, und daß alle Ideen Gottes Widerspiegelungen dieses einen Gemüts sind, so kann doch sein Gebet, sein Verstehen der Wahrheit gar manche Stürme stillen und viele durch die Nebel des sterblichen Gemüts verursachten Stockungen und Uneinigkeiten aufklären und überwinden.
Unter der Randerklärung „Der wahre Begriff der Unendlichkeit“ schreibt Mary Baker Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 469): “Irrtum wird durch die große Wahrheit ausgerottet, daß Gott, das Gute, das einzige Gemüt ist, und daß das angebliche Gegenteil des unendlichen Gemüts — Teufel oder Böses genannt — nicht Gemüt, nicht Wahrheit ist, sondern Irrtum, ohne Intelligenz oder Wirklichkeit.“ Dann fügt sie hinzu: „Es kann nur ein Gemüt geben, weil es nur einen Gott gibt. Wenn die Sterblichen auf kein andres Gemüt Anspruch erheben und kein andres Gemüt annehmen würden, dann würde die Sünde unbekannt sein.“
Zweifellos ist dies eine der weitgehendsten Erklärungen in „Wissenschaft und Gesundheit“. Wenn tatsächlich der Irrtum seinen Todesstoß empfängt durch die große Wahrheit, daß Gott, das einzige Gemüt und die einzige Intelligenz, das unendliche Gute ist, wie eifrig und unermüdlich sollten dann die Christlichen Wissenschafter diese herrliche Wahrheit betonen! Wir hören Klagen und Verurteilung in bezug auf Nationen, die sich scheinbar wegen abweichender Weltanschauungen mit den Völkern andrer Länder nicht verständigen können. Möge Gott uns in dieser Stunde der Weltkrise geistige Seher geben, Männer und Frauen, die in der Christlichen Wissenschaft die Einheit des Gemüts und seiner Ideen erschauen lernen, und die so in verständnisvoller Weise mit den ernsten internationalen Problemen der Trennung und des Mißverstehens ringen können.
In ihrem Buch „Miscellaneous Writings“ (S. 206) legt unsre Führerin ihren Begriff von der heiligen Mission ihrer Nachfolger dar. Sie schreibt: „Der wirkliche Christliche Wissenschafter betont beständig in Wort und Tat, leise und laut, die Harmonie, und er wiederholt immerwährend diese himmlische Weise:, Das Gute ist mein Gott, und mein Gott ist das Gute. Die Liebe ist mein Gott, und mein Gott ist die Liebe.' “ Wenn wir daher von den grauenhaften Prophezeiungen eines neuen Krieges und hoffnungsloser Stockungen in den Verhandlungen der Völker hören, so sollte der Christliche Wissenschafter fest und freudig die „Harmonie betonen“ und mithelfen bei dem großen Werk, das Böse auszurotten durch das Wissen, daß Gott, das Gute, das einzige Gemüt ist.
Menschen, die diese Wissenschaft studieren, haben immer wieder beweisen können, daß das Festhalten an dieser Wahrheit individuelle Probleme aller Art für sie gelöst hat. Sollten sie dann nicht ebenso die Heilung einer kranken und zerrissenen Welt erwarten, wenn ein Heer rechtdenkender Menschen zusammen ihren Kriegsruf erschallen lassen, wie bei den Mauern von Jericho?
Niemals waren geistlich gesinnte Männer und Frauen mehr vonnöten als zur heutigen Zeit. Man erzittert, wenn man auszudenken wagt, was wohl die Zukunft unsrer Erde sein könnte, ohne den heiligen Einfluß der heilenden Christuswahrheit, wie sie in der Christlichen Wissenschaft gelehrt wird, im menschlichen Bewußtsein. Daß Mrs. Eddy wußte — nicht nur glaubte — daß die Kraft des Gotteswortes hinreichend war, um Weltprobleme zu lösen, ebenso wie um individuelle Sünden, Leiden und Schmerzen zu überwinden, erweist sich aus ihren Worten in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 96): „Schon heute wird diese materielle Welt zum Kampfplatz widerstreitender Gewalten. Auf der einen Seite wird Disharmonie und Schrecken sein, auf der andern Wissenschaft und Friede.“ Dann fügt sie etwas weiter unten hinzu: „Während dieses letzten Kampfes werden sich arge Gemüter bemühen, Mittel und Wege zu finden, um mehr Böses auszuführen; aber diejenigen, welche die Christliche Wissenschaft erkennen, werden das Verbrechen im Zaum halten. Sie werden bei der Austreibung des Irrtums mithelfen. Sie werden Gesetz und Ordnung aufrechterhalten und freudig die Gewißheit der endlichen Vollkommenheit erwarten.“
Gar oft zu dunklen Zeiten in der Weltgeschichte sind die Völker aufgerufen worden zu besonderen Bettagen; doch der Christliche Wissenschafter ist berufen, täglich für die ganze Menschheit zu beten. Im Kirchenhandbuch legt Mrs. Eddy unter der Überschrift „Zur Anleitung der Mitglieder“ drei tägliche Pflichten dar, unter denen man inspirierte Führung für drei tägliche Gebete findet, nämlich, Gebete für einen selbst, für die Sache der Christlichen Wissenschaft und für die ganze Menschheit. Weise und gesegnet ist der Krieger in diesem großen Heer rechtdenkender Menschen, der oft sein Kirchenhandbuch zu Rate zieht, um festzustellen, ob er dessen unter Gottes Führung gegebenen Anweisungen gewissenhaft nachkommt.
Während er die Allmacht der Liebe und des Prinzips erklärt, und die Regierung des einen Gemüts „auf Erden wie im Himmel“, muß der Wissenschafter seine Gedanken reinigen von irgend welchen hemmenden oder gar umkehrenden Annahmen des sterblichen Gemüts, indem er sich deren völlige Unwirklichkeit und Machtlosigkeit klarmacht. Im Reich des Gemüts gibt es keine tierische Anziehungskraft, keine materiellen Kräfte, die Menschen und Völker trennen können. Die göttliche Liebe ist die einzige Energie, die einzige Anziehung, und sie erhält die ganze Schöpfung in ihrem wohltätigen Gesetz. Laßt uns festhalten an dieser Wahrheit mit kindlicher Zuversicht und dem nie wankenden Vertrauen auf den Sieg des Prinzips. Den geistlich gesinnten Menschen dieser Zeit ist ein heiliges Werk anvertraut. Sie wissen besser als alle andern Bewohner der Erde, wie die heutigen Weltprobleme zu lösen sind. Erfüllen wir getreulich diese uns anvertraute Aufgabe? Beten wir wie nie zuvor für die Heilung der Völker? Findet das Gebet „Gott gebe uns Männer!“ einen Widerhall in unserm Herzen?
