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DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES: PAULUS, DER MISSIONIERENDE APOSTEL

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Paulus begibt sich auf seine dritte Reise

Aus der Januar 1977-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Begleitet von Aquila und Priscilla und möglicherweise Silas und Timotheus, begab sich Paulus nach Kenchreä, dem Hafen von Korinth, von wo aus er nach Antiochien in Syrien reisen wollte (s. Apg. 18:18–22). Die Bedeutung des hier erwähnten Gelübdes des Paulus ist ungewiß; er mag es in Anlehnung an das strenge Gelübde der Gottgeweihten getan haben, auf das im vierten Buch Mose 6:1–21 hingewiesen wird, denn religiöse Gelübde waren damals nicht ungewöhnlich.

Der erste Hafen, den Paulus anlief, war die große Stadt Ephesus an der Westküste Kleinasiens, der er nur einen kurzen Besuch abstattete, aber er versprach, nach dem Fest in Jerusalem (möglicherweise dem Passah- oder Pfingstfest Anfang des Jahres 53 n. Chr.) wiederzukommen. Einzelheiten über diesen Besuch in Jerusalem sind uns nicht bekannt. Wir wissen lediglich, daß er in Cäsarea landete, nach Jerusalem hinaufging und „grüßte die Gemeinde“ und kehrte nach Antiochien zurück. So endete Paulus’ zweite große Missionsreise, auf der sein hervorragendstes Werk die Erschließung neuer Arbeitsgebiete in Mazedonien und Griechenland gewesen war.

Paulus verbrachte einige Zeit in Antiochien. Auf seiner nächsten Reise durchzog er zuerst „das galatische Land und Phrygien und stärkte alle Jünger“ (Apg. 18:23). Viele nehmen an, daß sein Brief an die Galater in jener Zeit an die Christen in Derbe, Lystra, Ikonion und in benachbarten Städten geschrieben worden war.

Sein Brief war offensichtlich durch ein bestimmtes Problem veranlaßt. Einige, die „ein anderes Evangelium“ (Gal. 1:6) predigten und auf der Beschneidung der bekehrten Heiden bestanden, waren in diesem Gebiet am Werk gewesen, und anscheinend ließen sich die Galater allzuleicht von dieser Ansicht überzeugen. Die Mission des Apostels an die Heiden war unterminiert und seine Schüler waren gegen seine Lehre beeinflußt worden. Wegen dieser Galater, die weit entfernt von der christlichen Gemeinde in Jerusalem lebten, hielt es Paulus für so wichtig, auf die Ereignisse, die mit seiner Bekehrung zusammenhingen, und seine Erfahrung als ein christlicher Apostel unter den Obersten der dortigen Kirche näher einzugehen.

In den ersten beiden Kapiteln konzentriert sich Paulus hauptsächlich darauf, seine Autorität als Apostel zu rechtfertigen. Er erklärt, daß er als Pharisäer ein entschiedener Verfolger der „Gemeinde Gottes“ gewesen sei, aber sich vollständig von seiner alten Denkweise gelöst habe, nachdem Gott im Augenblick seiner Bekehrung Seinen Sohn in ihm offenbart habe. Er habe sich nicht mit Fleisch und Blut besprochen, noch habe er von den anderen aposteln Unterweisung gesucht oder erhalten.

Dann erklärt Paulus die Unzulänglichkeit des jüdischen Gesetzes, Erlösung zu bringen, und geht auf eine seiner grundsätzlichen Lehren über die Rechtfertigung oder Gerechtigkeit durch den Glauben ein; er zeichnet in lebhaften Zügen die tödliche Wirkung des strikten Gehorsams gegen die gesetzlichen Vorschriften im Gegensatz zu den lebendigen Ergebnissen des Glaubens an den Sohn Gottes. „Denn ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe“ (2:19). Er entwickelt seine Argumentation, indem er das Gesetz einen „Zuchtmeister“ nennt, der uns zu Christus bringt — einen Zuchtmeister, der nur benötigt wird, bis der Glaube gekommen ist. Alle, die „Gottes Kinder durch den Glauben an Christus Jesus“ (3:26) sind, sind Erben der väterlichen Verheißung an Abraham und nicht länger in irgendeiner Knechtschaft. Nach seiner Allegorie von den beiden Söhnen Abrahams, dem einen (Ismael) von der Magd und dem anderen (Isaak), dem Sohn der Verheißung, zeigt er, wie alle Begrenzungen des jüdischen Gesetzes durch die neue Freiheit unter dem Gesetz Christi null und nichtig gemacht werden, obwohl solche Freiheit niemanden von dem Gehorsam gegen seine moralischen Vorschriften entbindet (s. 4:22–31; 5:13–26).

Nachdem Paulus diesen Brief geschrieben hatte, begab er sich wahrscheinlich bald auf seine dritte Missionsreise, etwa im Juli des Jahres 53 n. Chr. Priscilla und Aquila waren in Ephesus zurückgeblieben (s. Apg. 18:18, 19); seine Gefährten waren nun vermutlich Titus und der jugendliche Timotheus, der seine Fähigkeit als Prediger und zuverlässiger Botschafter bereits bewiesen hatte. Sie zogen durch Syrien und Cilicien, überquerten das Taurusgebirge durch die Cilicische Pforte und kamen nach Galatien. Sobald Paulus dort alle seine Jünger gestärkt hatte, machte er sein Versprechen wahr und kehrte nach Ephesus zurück.

Ephesus war die Hauptstadt der römischen Provinz, die als Asien bekannt war, aber ihre Bedeutung und ihr Einfluß reichten weit über ihre Grenzen hinaus. Zur Zeit des Paulus war es die wichtigste Stadt in ganz Kleinasien und der westliche Vorposten des großen asiatischen Kontinents. Man könnte sagen, daß Ephesus eine östliche und eine westliche Stadt war. Hier begannen die wichtigen Überlandwege nach Tarsus und weiter nach Antiochien, Damaskus und zum Euphrat; und Schiffe fuhren ständig über das Ägäische Meer und verbanden so Ephesus mit Rom, Korinth und anderen europäischen Zentren. Es war eine Stadt der Kultur und des Reichtums, nach dem kaiserlichen Rom die bedeutendste Stadt, in der Paulus wirkte.

Der Apostel erreichte Ephesus wahrscheinlich im Herbst des Jahres 53 (s. Kap. 19). Ein begeisterter neuer Prediger, Apollos, ein Jude aus Alexandria, war bereits in Ephesus gewesen und nach Korinth weitergegangen, wo er predigte. Paulus hörte von ihm durch Aquila und Priscilla, die seine Fähigkeit erkannt und ihn auf eine gründliche Missionstätigkeit vorbereitet hatten (s. 18:24–28). Paulus steiß in Ephesus auf eine kleine Gruppe von etwa zwölf Männern, die zwar, wie Apollos, an der Taufe nach den Lehren Johannes des Täufers festhielten, aber auch begierig waren, von dem Heiligen Geist zu hören und sich „auf den Namen des Herrn Jesus“ taufen zu lassen (19:5).

Etwa drei Monate lang predigte Paulus in der Synagoge, bis es zu dem scheinbar unvermeidlichen Bruch kam. Dann sammelte er die Jünger, die er gewonnen hatte, um sich und mietete den Lehrsaal des Tyrannus, eines Lehrers der Rhetorik, wo er sie jeden Tag unterrichten konnte. Diese Arbeit setzte er zwei Jahre lang mit guten Ergebnissen fort.

Unter denen in Ephesus, die auf die Heilarbeit des Paulus aufmerksam wurden und meinten, es sei nur eine andere Form der in dieser Stadt weitverbreiteten Magie, waren sieben Söhne des Skevas, eines Hohenpriesters der Juden. In der Annahme, sie könnten diese Wunder durch den Gebrauch der beiden Namen Jesus und Paulus nachahmen, versuchten sie, einen „bösen Geist“ auszutreiben, aber mit einem bestürzenden Ergebnis. Die Nachricht von dem Mißerfolg der Geisterbeschwörer verbreitete sich schnell. Dies kam dem Wachstum der Christengruppe zugute, und viele Epheser brachten ihre Bücher über die Kunst der Magie und verbrannten sie. „So wuchs das Wort durch die Kraft des Herrn und ward mächtig“ (V. 20).

Während seines Aufenthalts in Ephesus wird Paulus wahrscheinlich Berichte über die Arbeit in Korinth gehört haben, denn diese beiden großen Seehäfen standen in enger Verbindung. Die Nachrichten, die kamen, waren beunruhigend. Die Zahl der Christen war sehr klein, und in einer Stadt wie Korinth waren Versuchungen wie Laxheit und Unmoral weit verbreitet.

Offenbar wurde Paulus durch diese Situation veranlaßt, im Herbst des Jahres 54 den ursprünglichen Brief an die Kirche in Korinth zu schreiben, einen Brief, der dem, den wir den ersten Brief an die Korinther nennen, voranging. Paulus bezieht sich speziell auf diesen früheren Brief: „Ich habe euch geschrieben in dem Briefe, daß ihr nichts sollt zu schaffen haben mit den Unzüchtigen“ (1. Kor. 5:9). Wenigstens ein Bruchstück hat seinen Weg in unsere Bibel gefunden (s. 2. Kor. 6:14 bis 7:1).

Nachdem dieser Brief an die Korinther abgeschickt worden war, erhielt der Apostel weitere entmutigende Nachrichten aus dieser Stadt. Sie kamen durch einige Leute aus dem Haushalt der Chloe (1. Kor. 1:11), die von Streitigkeiten, Parteilichkeit und anderen Schwierigkeiten erzählten, die die Kirche spalteten. Apollos hatte ebenfalls Nachrichten nach Ephesus gebracht, und alles deutete darauf hin, daß die Jünger in Korinth weiteren Rat benötigten. Deshalb verfaßte Paulus einige Monate nach seinem kurzen ursprünglichen Schreiben das, was wir heute als den ersten Brief an die Korinther kennen.

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