Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Vergeistigung der Erinnerungen

Aus der Januar 1977-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Man sagt, daß die Zeit Kummer und schmerzliche Erinnerungen heile; wir sollten uns jedoch andererseits nicht dadurch beunruhigen lassen, daß sie uns von den Lieben, die wir nicht mehr sehen, trennen werde. Die Zeit kann die Erinnerungen an das Gute nicht verwischen, denn das Gute ist unsterblich. Die Erinnerungen können uns nicht genommen werden, und sie werden für uns in dem Maße wirklicher und greifbarer, wie wir geistig Fortschritte machen.

Alles, was wir an geistig Gutem in der Vergangenheit erlebt haben, ist von dem immer gegenwärtigen göttlichen Gemüt nicht zu trennen, und somit kann es auch in unserem wahren Bewußtsein nicht ausgelöscht werden. Im Gegenteil, wir halten an dem Guten der Vergangenheit um so entschiedener und mit mehr Klarheit und Verständnis fest, je mehr unser Denken sich vergeistigt — vom materiellen, persönlichen Sinn frei wird — und wir die Dinge des unsterblichen guten erkennen lernen, die von keinen falschen Annahmen verdunkelt sind.

Wenn wir an Freunde denken, die wir seit Jahren nicht gesehen haben, können wir uns oftmals lebhaft an die wahren und liebevollen Eigenschaften erinnern, die sie zum Ausdruck brachten. Manchmal können wir die schönen Augenblicke, die wir miteinander verbrachten, als sie persönlich bei uns waren, so intensiv nacherleben, als ob es erst gestern gewesen wäre. Wir können uns in unserer Erinnerung an einer Begebenheit erfreuen, die so wunderbar die Eigenschaften zeigte, durch die uns diese Menschen besonders lieb wurden. Wie ein Wunder scheinen die negativen menschlichen Charakterzüge und die weniger schönen sterblichen Ereignisse ganz natürlich dem Gedächtnis zu entschwinden. Diese Bilder gehören nicht zu dem wahren, ewigen Bewußtsein, und selbst das menschliche Gedächtnis hält sie normalerweise nicht unbegrenzt fest. Wenn unser Bewußtsein höher steigt und geistiger wird, stellen wir fest, daß sie rasch unserem Gedächtnis entfallen und in Vergessenheit geraten.

Tatsache ist, daß keine gute Eigenschaft, die wir in unseren Freunden schätzen, je verlorengeht. Sie wird uns jetzt und immerdar als ein lebendiger, aktiver Einfluß begleiten, und wir können uns jederzeit ihrer Gegenwart bewußt sein — nicht als das Eigentum eines endlichen, unberechenbaren Sterblichen, sondern einer ewigen, unwandelbaren, geistigen Idee, die Gott, den Ursprung alles Guten, widerspiegelt.

Mrs. Eddy schrieb einmal, indem sie sich auf den Philosophen A. Bronson Alcott bezog: „Wenn das Licht einer Freundschaft nach der anderen die Erde für den Himmel verläßt, entfachen wir an seiner Stelle die leuchtende Glut einer todlosen Wirklichkeit. Die Erinnerung, dem Guten treu, bewahrt in ihren geheimen Kammern jene Charaktere heiligster Art, die am tapfersten erdulden, am standhaftesten leiden und am schnellsten entsagen.“ Pulpit and Press, S. 5; Dieser gütige, weitblickende Gelehrte des 19. Jahrhunderts hatte Mrs. Eddy zu einer Zeit, wo die ganze Welt sich gegen sie und die Christliche Wissenschaft verschworen zu haben schien, Ermutigung und Trost gebracht. Nach seinem Hinscheiden blieb ihr die Erinnerung an das, was er von der Wahrheit und der Liebe zum Ausdruck gebracht hatte, als eine „todlose Wirklichkeit“.

Auch wir können, ohne dabei traurig zu sein, die geistigen Eigenschaften und die wahre Substanz wertschätzen, die die eigentliche Identität derjenigen ausmachen, die wir kannten und liebten. Wir können dankbar sein, daß all das Gute, das sie uns gebracht haben, immer unser ist. Es wurde uns nicht im Augenblick ihres Hinscheidens entrissen. Wir haben es noch und besitzen das uns von Gott verliehene Recht, uns sogar jetzt noch darüber zu freuen.

Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß wir weit davon entfernt sind, die Menschen, die wir lieben, zu verlieren; im Gegenteil, wir kommen ihnen in dem Verhältnis näher, wie wir zulassen, daß unsere Gedanken an sie vom materiellen Sinn frei werden. Mrs. Eddy schreibt: „Wer den gottgekrönten Gipfel der Christlichen Wissenschaft erreicht, setzt die körperliche Persönlichkeit niemals herab, sondern hebt sie. Er ist sich der wahren Natur eines jeden bewußt und sieht jeden Sterblichen in einem unpersönlichen Licht.“ Rückblick und Einblick, S. 76; Wenn wir diesen persönlichen Sinn von unseren Freunden aufgeben, stellen wir fest, daß das geistig Gute, das ihre wahre Identität ausmacht, zunehmend klarer und greifbarer für uns wird.

Wenn uns gelegentlich der Gedanke kommt, daß die eine oder andere Seite des Charakters eines uns lieben Menschen oder eine der Begebenheiten in seinem Leben nicht gerade ideal war, sollten wir an dieser negativen, sterblichen Erinnerung nicht festhalten. Wir sollten sie sich ganz natürlich in das Nichts, das sie wahrlich ist, auflösen lassen, denn der Mensch ist die vollkommene Widerspiegelung Gottes.

Dies sollte uns nicht schwerfallen, da es das eigentliche Wesen des Bösen ist, dahinzuschwinden. Wenn der materielle Sinn seinen körperlichen Begriff von Persönlichkeit aufgibt und so zuläßt, daß die Freundschaft „die Erde für den Himmel verläßt“, beginnen die Bilder irrigen Denkens sofort zu verblassen. Falsche Charakterzüge sind vergessen, Unrecht ist vergeben und Groll besänftigt. Wenn das sterbliche Böse im Denken nicht mehr mit einer Person in Verbindung gebracht wird, an die es sich halten und mit der es sich identifizieren kann, zerfällt es in Staub und läßt uns mit dem Bewußtsein zurück, daß die wahre, geistige Identität allezeit lebendig und bei uns gegenwärtig ist.

Dieses Bewußtsein erfüllt die Forderungen der göttlichen Liebe und bezeugt, daß wir so gesinnt sind, „wie Jesus Christus auch war“ Phil. 2:5;. Das Gefühl, die Erinnerung an einen unserer Lieben, der nicht mehr bei uns ist, zu pflegen, gibt der Gewißheit Raum, daß wir mit diesem Menschen jetzt in dem Bewußtsein des einen unendlichen Gemüts verbunden sind, denn, wie Mrs. Eddy sagt: „Die Geistiggesinnten treffen sich auf den Stufen, die zur geistigen Liebe emporführen.“ Rückbl., S. 76.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Januar 1977

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.