Man sagt, daß die Zeit Kummer und schmerzliche Erinnerungen heile; wir sollten uns jedoch andererseits nicht dadurch beunruhigen lassen, daß sie uns von den Lieben, die wir nicht mehr sehen, trennen werde. Die Zeit kann die Erinnerungen an das Gute nicht verwischen, denn das Gute ist unsterblich. Die Erinnerungen können uns nicht genommen werden, und sie werden für uns in dem Maße wirklicher und greifbarer, wie wir geistig Fortschritte machen.
Alles, was wir an geistig Gutem in der Vergangenheit erlebt haben, ist von dem immer gegenwärtigen göttlichen Gemüt nicht zu trennen, und somit kann es auch in unserem wahren Bewußtsein nicht ausgelöscht werden. Im Gegenteil, wir halten an dem Guten der Vergangenheit um so entschiedener und mit mehr Klarheit und Verständnis fest, je mehr unser Denken sich vergeistigt — vom materiellen, persönlichen Sinn frei wird — und wir die Dinge des unsterblichen guten erkennen lernen, die von keinen falschen Annahmen verdunkelt sind.
Wenn wir an Freunde denken, die wir seit Jahren nicht gesehen haben, können wir uns oftmals lebhaft an die wahren und liebevollen Eigenschaften erinnern, die sie zum Ausdruck brachten. Manchmal können wir die schönen Augenblicke, die wir miteinander verbrachten, als sie persönlich bei uns waren, so intensiv nacherleben, als ob es erst gestern gewesen wäre. Wir können uns in unserer Erinnerung an einer Begebenheit erfreuen, die so wunderbar die Eigenschaften zeigte, durch die uns diese Menschen besonders lieb wurden. Wie ein Wunder scheinen die negativen menschlichen Charakterzüge und die weniger schönen sterblichen Ereignisse ganz natürlich dem Gedächtnis zu entschwinden. Diese Bilder gehören nicht zu dem wahren, ewigen Bewußtsein, und selbst das menschliche Gedächtnis hält sie normalerweise nicht unbegrenzt fest. Wenn unser Bewußtsein höher steigt und geistiger wird, stellen wir fest, daß sie rasch unserem Gedächtnis entfallen und in Vergessenheit geraten.
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