„Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott.“ Jes. 40:1. Jesajas Forderung, der leidenden Menschheit beständigen Trost zu bringen, hallt durch die Zeitalter und ist heute noch dringender als zu seiner Zeit.
Es wird viel getan, um den Bedrängten zu helfen, die Armen und Heimatlosen zu unterstützen; doch all die humanitären Bemühungen scheinen zu keinen endgültigen Lösungen zu führen. Verläßlicher und dauerhafter Trost kann nicht allein durch menschliche Mittel kommen.
Christus Jesus, der bewies, daß Gott die Macht hat, uns von Sünde und sogar Sterblichkeit zu erretten, wußte, daß nicht alle seine Mitmenschen sofort die Bedeutung seines selbstlosen Lebens und Opfers begreifen würden. Doch er verhieß einen Tröster, der immer bei der Menschheit bleiben und sie alles lehren würde. S. Joh. 14:26. Dies konnte nur der Geist der Wahrheit selber sein, der sich als das eigentliche Gesetz Gottes oder der göttlichen Wissenschaft offenbart. Man könnte fragen, wie die göttliche Wissenschaft die Verheißung des Meisters erfüllt. Kann sie für den einzelnen — vielleicht sogar für die Menschheit als Ganzes — in Krisenzeiten von praktischem Nutzen sein?
Zufriedenstellende Antworten auf solch drängende Fragen können in Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy gefunden werden. Durch dieses Buch spricht der Tröster zu uns. Auf jeder Seite wird uns gezeigt, daß wir am dringendsten der Bereitschaft bedürfen, vorurteilslos auf das zu lauschen, was das Buch über das Wesen und den Charakter Gottes, den Schöpfer des Universums und des Menschen, zu sagen hat. Der Tröster lehrt uns, was der Mensch ist und daß wir zu unserem göttlichen Vater eine Beziehung ewiger Kindschaft haben.
Die Christliche Wissenschaft erklärt, daß niemand — und sei er auch in einer scheinbar hoffnungslosen Situation — noch länger auf Trost warten muß. Der Christus ist hier, er steht immer als die Wissenschaft Gottes zur Verfügung, nicht verborgen, sondern offen, nicht verschleiert, sondern klar wie der Tag. Wir können die zärtliche Gegenwart des Geistes der Wahrheit anerkennen und uns schon jetzt ihrer Wirksamkeit erfreuen, ganz gleich, in welcher Situation wir uns befinden. „Die Wissenschaft ist ein Ausfluß des göttlichen Gemüts, und sie allein ist imstande, Gott recht zu deuten“, heißt es im Lehrbuch. Weiter unten auf derselben Seite lesen wir: „Sie ist eine Äußerung der Gottheit — der Tröster, der in alle Wahrheit leitet.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 127. Durch den Tröster gibt sich Gott als das eine und einzige Leben zu verstehen, als unparteiische Liebe, als immer wirkendes, stets gegenwärtiges Prinzip.
Das menschliche Gemüt, das an die Allerhabenheit der Materie glaubt, kann nur skeptisch sein. Doch Mrs. Eddy erklärt: „Dem sterblichen Sinn erscheint die Wissenschaft zuerst verborgen, abstrakt und dunkel, aber eine strahlende Verheißung krönt ihre Stirn. Wenn sie verstanden wird, ist sie der Wahrheit Prisma und Preis. Wenn du ihr offen ins Antlitz schaust, kannst du mit ihrer Hilfe heilen, und sie hat ein Licht für dich, das heller ist als die Sonne, denn Gott ist, ihre Leuchte‘.“ Ebd., S. 558.
Wir können diese „Verheißung“ als gegenwärtige Wirklichkeit demütig in unser Bewußtsein aufnehmen und sie die Tiefen unseres Seins durchdringen lassen. Dann werden wir ein Licht entdecken, „das heller ist als die Sonne“, weil der Ursprung des Christus die göttliche Liebe, Gott, ist. Solch eine geistige Erfahrung gibt uns neue Freude und frischen Mut. Die göttliche Liebe bricht hervor, um all unser Tun und Handeln zu beleben und den grauen Schleier der Entmutigung zu entfernen. Der Christus der Liebe erhebt uns so, daß wir das, was wir fälschlicherweise als ein uns von Gott auferlegtes Schicksal betrachten, nicht mehr akzeptieren. Dieser Christus kann uns von der Last mentaler und körperlicher Übel und von der Furcht vor mangelhafter Versorgung befreien. Unsere Lebenseinstellung kann grundlegend gewandelt werden. Überlieferte Vorstellungen werden dann durch frische Ansichten ersetzt; wir gewinnen ein besseres Verständnis von Gott und von unserer wahren Identität.
Vor Jahren (ich studierte bereits die Christliche Wissenschaft) konnte ich nicht sehen, wie die sich vor mir auftürmenden Probleme gelöst werden könnten. Ich fragte mich ernsthaft, warum ich keinen Ausweg aus diesen Schwierigkeiten sehen könnte. Meine mentale und körperliche Verfassung begann sich zu verschlechtern. Eine Frage kam mir oft in den Sinn: Worum bat ich eigentlich, wenn ich um Trost und Befreiung aus verzweifelten Situationen betete? Was stellte ich mir unter Trost vor? Wäre ich zufrieden, wenn die so sehnlich erwünschten Veränderungen in Erscheinung treten würden? Und wenn dies der Fall wäre, würde ich dann meine Lebensgewohnheiten so materialistisch wie zuvor fortsetzen?
Das war meines Erachtens nicht mit der Aussage gemeint, daß die Christliche Wissenschaft „eine strahlende Verheißung“ für uns hat. Ich erkannte, daß der Tröster, die Wissenschaft über Gott, eine umwandelnde Macht sein muß. Er läßt es nicht zu, daß wir mit Behaglichkeit in der Materie zufrieden sind. Vielmehr ist es seine Absicht, uns die Augen für das zu öffnen, was den einzig wirklichen Trost darstellt: die Demonstration der geistigen Tatsachen unseres Seins. Doch der Tröster verlangt unsere uneingeschränkte Mitarbeit, um seine Absicht verwirklichen zu können. Die göttliche Wissenschaft fordert, daß wir sie mit beiden Händen fassen und uns ihrer Weisheit und Führung rückhaltlos anvertrauen; sie drängt uns, das von menschlichem Willen diktierte Planen aufzugeben. War ich bereit, dieser Forderung nachzukommen? Bereit, der Bitte des Trösters zu entsprechen, nämlich langgehegte Denkgewohnheiten, menschliche Vorstellungen, leere Hoffnungen und persönliche Abhängigkeit aufzugeben? Fortschritt in dieser Richtung entfernte die vielen Schwierigkeiten aus meiner Erfahrung.
Dieses geistige Wachstum ging nicht über Nacht vor sich. Doch jeder Schritt auf diesem Weg, der zuweilen lang und mühsam erschien, war gesegnet, da ich den Beistand des Trösters, der Wissenschaft Gottes, spürte. Ihre „strahlende Verheißung“ stützte mich, obwohl ich viel zu lernen hatte. Das Lehrbuch war ein verläßlicher Führer, eine unfehlbare Macht, die mir schließlich zum Sieg verhalf.
Als Kind Gottes kann jeder seine gegenwärtige enge Beziehung zur göttlichen Liebe finden und beweisen. Dies ist das Wesen des Trösters, des heilenden Boten der stets fürsorgenden Liebe Gottes, der nie versagenden göttlichen Wissenschaft.
Ein beliebtes Lied aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft lautet:
Laß tief in dein Gemüt
Das Licht des Guten ein,
Tu weit dich auf dem Gotteswort,
Es wird dir Speise sein.
Verborgne Schätze zeigt
Es dem, der sich ihm weiht,
Und wer nur will, erhält sein Licht
In dieser Gnadenzeit.Liederbuch, Nr. 201.
