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Eine Weihnachtsheilung

Aus der Dezember 1981-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Traditionsgemäß wird Weihnachten als eine Zeit betrachtet, wo in der Familie Geschenke ausgetauscht werden und Freude und Fröhlichkeit herrschen. Und viele Menschen verbringen die Feiertage auch auf diese Weise. Wie steht es aber um diejenigen, die nicht zu Hause sein können oder ihr erstes Weihnachtsfest ohne einen geliebten Menschen verbringen müssen? Können auch sie in dieser Zeit Freude finden? Vielleicht wird meine eigene Erfahrung jenen helfen, die die wahre Bedeutung der Weihnachtsfreude suchen.

Das erste Weihnachtsfest nach dem Tode meines Mannes war trübselig. Die liebevollen Bemühungen meiner Bekannten, mich in fröhliche Beschäftigungen mit einzubeziehen, brachten nur Selbstbedauern. Im nächsten Jahr, als andere ihre Wohnungen weihnachtlich schmückten, stellte ich absichtlich meine Wohnung auf den Kopf, bestellte den Maler und versuchte, der Weihnachtszeit den Rücken zu kehren. Meine Stimmung sank jedoch noch tiefer.

Als die Weihnachtszeit wieder nahte, änderte ich meine Taktik und suchte nach Möglichkeiten, wie ich anderen etwas Frohsinn bringen konnte, deren trautes Heim ebenfalls gestört worden war. Der Gedanke an das Weihnachtsfest stimmte mich nun nicht mehr so traurig, und ich hatte einen annehmbaren Weg gefunden, die Weihnachtszeit „zu überstehen“. Das vierte Jahr aber brachte mir die Inspiration, die dem Weihnachtsfest seitdem eine neue Bedeutung gab.

Die Bibellektion im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft enthielt die bewegende Geschichte von der Geburt Jesu. Es war tröstend, die Geschichte nicht nur als historischen Bericht zu lesen, sondern in ihr auch eine Reihe von zeitlosen Metaphern zu sehen, die auf meine augenblickliche Situation angewandt werden konnten. Als ich besonders über die Krippe, die Hirten, die Engel, den Stern und die Weisen aus dem Morgenland nachdachte, fielen mir zwei Punkte auf. Erstens die erstaunliche, spontane Neuheit der Ereignisse. Alle Personen in der Geschichte schienen bereit, das Ungewöhnliche zu akzeptieren; sie schienen für ein wundervolles Ereignis und eine lang erwartete Verheißung empfänglich zu sein. Beim Lesen kam mir der Gedanke, daß ich beginnen konnte, die geistigen Eigenschaften zu beherbergen, die in dieser Weihnachtsgeschichte beschrieben wurden. Unzufriedenheit, Enttäuschung, Eintönigkeit, Starrsinn, Verwirrung brauchten meine Neugierde, mehr über die geistigen Geschehnisse zu erfahren, und meine Freude über das Erscheinen des Christus nicht zu beeinträchtigen. Die Freude konnte für mich ebenso natürlich sein wie für diejenigen, die bei der Geburt Jesu zugegen waren.

Hinter der Trauer verbirgt sich oft der Widerstand, das Gewohnte für das Neue aufzugeben. Ich erkannte, daß alle, die die Geburt Jesu miterlebten, für das Neue aufgeschlossen waren. Auch ich wollte bereit sein, neue, wunderbare Ausblicke auf den Christus, die wahre Idee Gottes, zu gewinnen.

Der zweite Punkt, der meine Aufmerksamkeit weckte, war die geistige Herrlichkeit, die die erste Weihnacht umgab — es war nicht nur ein oberflächlicher Glanz, sondern eine erhabene Pracht. Ich dachte ernsthaft darüber nach und konnte spüren, wie die deprimierende Reizbarkeit von mir abfiel. Es war ein gutes Gefühl.

Ich sah, daß alle weltlichen, bequemen Unterkünfte, die Reisende gewöhnlich aufsuchten, gefüllt waren, als dieses besondere Kind geboren wurde. Seine Eltern fanden an einem einfachen, bescheidenen, stillen Platz Obdach. Ich betrachtete dies als Hinweis darauf, daß die Stille und Abgeschiedenheit, die sich über meine Weihnachtszeit gesenkt hatten, keinen Verlust für mich bedeuteten. Die Einsamkeit konnte als ein Schutz gewährender Intervall angesehen werden, in dem eine neue, geistige Gabe erscheinen konnte — ohne großes Getue und mit weniger materiellem Beiwerk.

In der biblischen Erzählung folgten dann die Hirten. Es war wirklich ermutigend, darüber nachzusinnen, wie unentbehrlich jene fürsorglichen Hirten waren — hingebungsvoll, wachsam, ausdauernd, mutig, wenn es nötig war, wahrscheinlich nicht sehr redselig, aber bereit, voller Verwunderung und Ehrfurcht an einer herrlichen Entfaltung teilzuhaben. Die Bibel berichtet, daß die Hirten, nachdem ihnen die Engel erschienen waren, zueinander sagten: „Laßt uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.“ Danach wird uns gesagt: „Und sie kamen eilend...“ Luk. 2:15, 16. Ich sah, daß die verheißungsvollste Weihnachtsbeschäftigung darin bestand, mich sofort aufzumachen, ja sogar mit Eile, um das gottverliehene Gute zu erschauen, das in jedem neuen Abschnitt unserer Erfahrung erscheint. Natürlich können wir jederzeit das Gute in unser Bewußtsein einlassen, doch gerade die Weihnachtszeit, in der sich jeder zum Feiern veranlaßt fühlt, schien eine gute Zeit zu sein, damit zu beginnen.

Wurde ich nicht gezwungen, mich über die Vorstellung zu erheben, Weihnachten sei ein jährliches Fest, an dem Gänse gebraten und Weihnachtslieder gesungen werden, und mit Staunen und Ehrfurcht eine völlig neue Kundwerdung des Guten zu erschauen? Sicher konnte das Gute in einer ganz anderen Dimension erscheinen — in einer geistigen, herrlichen Dimension, die nicht an Zeit gebunden ist und Erfüllung bringt. Ich war bereit, eilends zu kommen und „die Geschichte [zu] sehen, die da geschehen ist“.

Voller Zuversicht las ich weiter. Kein lieblicheres Symbol erscheint für mich in jener ersten Weihnacht als die Engel. Trübsinn hat einfach keinen Halt mehr, wenn wir über die Bedeutung von Engeln nachdenken! Ein Engel verkündete die frohe Botschaft von der Fleischwerdung von Gottes eigenem Sohn. Für die Hirten war diese Botschaft so strahlend, sie ging so weit über ihre Vorstellung hinaus, daß sie den Himmel mit Scharen singender, jubilierender Engel erglühen sahen. Die unerwartete Gabe für mich war die freudige Erkenntnis, daß meine Gegenwart, ja die Gegenwart eines jeden von uns, Frohlocken im Himmel auslöst. Sicher weist unsere Führerin Mrs. Eddy gerade auf solche glanzvollen Heerscharen hin, wenn sie voraussagt: „Wenn die Herzen der Christlichen Wissenschafter so miteinander verflochten sind, wie ihre Namen im Gewebe der Geschichte, dann wird die Erde majestätisch das Wappen des Himmels schwingen und den Gesang der Engel wiederholen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.‘ “ Vermischte Schriften, S. 145.

Und welche Bedeutung fällt dem strahlenden, zuverlässigen Stern zu? Er schien dort — einzigartig, immerzu sichtbar, unverwechselbar mit astrologischen Zeichen, die die nach naturgesetzlichen Phänomenen forschenden Sinne nicht zu erklären vermochten. Und doch war er eine so deutliche Kundwerdung des Guten, das verheißen worden war! Mrs. Eddy spricht von dem Stern von Bethlehem, den sie als die göttliche Metaphysik beschreibt, und von dem Morgenstern, der ihm folgen wird: „Zur gegenwärtigen Zeit schaut dieser Stern von Bethlehem auf die lange Nacht des Materialismus herab — auf eine materielle Religion, materielle Medizin, materielle Welt; und er scheint wie vor alters, obwohl er, scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen‘. Aber der Tag wird anbrechen, und der Morgenstern wird erscheinen, er wird die Dunkelheit erhellen, die Schritte des Fortschritts leiten — hinweg vom Molekül und den Sterblichen und hinan auf der Stufenleiter des Seins.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 110.

Mein Trübsinn war die eigenwillige Entschlossenheit gewesen, so weiterzuleben wie zuvor, ein Festhalten an bequemen, nichtssagenden Traditionen. Wie widersprüchlich! Unsere Erfahrungen sollten vom Gemüt geleitet sein, geistigen Fortschritt bringen. Wie konnte ich erwarten, daß die äußeren Merkmale stillstehen? Wir haben keine Zeit, in Verdruß und Enttäuschung zu verweilen. Ich richte meinen Blick auf jenen Morgenstern und lasse mich von ihm leiten.

Konnte ich mich auf irgendeine direkte Art mit den drei Weisen aus dem Morgenland identifizieren? Sie erkannten die Führung des Gemüts und ließen sich unbeirrt von ihm leiten. Ihre kostbaren, duftenden Gaben waren dazu bestimmt, Düsterkeit umzuwandeln und Güte zu ehren. Ich sah, daß die Weisen dem Christus Anerkennung und Ehrerbietung brachten, und ich entschloß mich, das gleiche zu tun.

Dadurch, daß ich die Weihnachtsgeschichte aus einer metaphorischen Sicht betrachtete, haben meine Erwartungen einen Aufschwung zu neuen Möglichkeiten erhalten — einem geistigen Abenteuer. Ich kann mich jetzt vieler neuer Einblicke in die Weihnacht erfreuen. Die Herrlichkeit, Sanftheit, Schlichtheit, Empfänglichkeit und völlige Umkehrung der sterblichen Traditionen, wie sie in der biblischen Geschichte von jener ersten Weihnacht dargelegt werden, haben meine Freude wiederhergestellt und mir den Mut gegeben, mich mit neugefundener Inspiration über all das zu erheben, was einst lediglich mit bestimmten Festtagen verbunden war.

Zu jeder Weihnachtszeit können wir es den drei Weisen nachtun, fröhlich unsere Kamele besteigen und die Wüste des Wartens auf die kommenden Ereignisse durchqueren mit unseren Gaben der Erwartung und Verwunderung, die nicht in Flittergold, sondern in das Gold des Gebets eingepackt sind.

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