Von klein auf besuchte ich die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule. Nachdem ich sie mit zwanzig Jahren absolviert hatte, kam mir mein eigenes Studium zuerst wie eine Leere vor. Allmählich aber entwickelte sich in mir eine zuvor unbekannte Wißbegier nach der Wahrheit. Bei jeder Gelegenheit stellte ich Christlichen Wissenschaftern Fragen. Einmal erhielt ich eine Gegenfrage: „Warum nimmst du nicht am Klassenunterricht in der Christlichen Wissenschaft teil?“ Nach einem Gespräch mit einer Lehrerin der Christlichen Wissenschaft wurde mir klar, daß der Klassenunterricht nicht die Krönung des Wissens ist, sondern ein Ausgangspunkt, unser wahres Wissen oder Verständnis von Gott zu vertiefen. Bald darauf wurde ich angenommen und nahm am Klassenunterricht teil. Was ich damals lernte, hat mich unendlich gesegnet und segnet mich immer noch.
Vor ein paar Jahren traten von Zeit zu Zeit in einer Schulter stechende Schmerzen auf. Sie vergingen jedesmal ziemlich bald. Einmal mußte ich ganz allein eine lange Autofahrt unternehmen. Kaum war ich eine Stunde unterwegs, traten diese Schmerzen wieder auf. Bald konnte ich den Arm und die Hand nicht mehr bewegen. Jetzt besann ich mich auf das Gebet des Herrn, das, wie Mrs. Eddy sagt, „sich auf jedes menschliche Bedürfnis erstreckt“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 16). Eine Bitte darin nahm sofort besondere Bedeutung an (Matth. 6:13): „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel.“ Auch ging das Licht der geistigen Auslegung dieses Verses in mir auf; Mrs. Eddy sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 17): „Und Gott führt uns nicht in Versuchung, sondern erlöst uns von Sünde, Krankheit und Tod.“ Zum erstenmal sah ich deutlich, daß die Schmerzen und die Lähmung nichts als Formen der Versuchung waren — und zwar der Versuchung, an die Macht der Materie zu glauben. Ich wies diese Versuchung mit einem entschiedenen „Nein“ zurück. Zwei Tage später, als ich mein Ziel längst erreicht hatte, fiel mir diese Begebenheit wieder ein. Ich hatte nicht bemerkt, wann ich das Steuer wieder mit beiden Händen halten konnte; die Schmerzen waren einfach verschwunden und sind nie wieder aufgetreten.
An einem Sonntagnachmittag überkam mich plötzlich Übelkeit, und die ganze rechte Seite meines Körpers war ohne Gefühl. Auch das Denken fiel mir schwer. Aber ich erinnerte mich schwach an einige Worte eines Gedichts von Mary Baker Eddy, das vertont worden ist (Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 207): „Kraft, Freude, Friede“. Kraft und Freude schienen beide abhandengekommen zu sein. Aber Furcht hatte ich nicht. Dennoch hielt ich es für besser, um Hilfe zu bitten. Das Telefon stand im Nebenraum. Ich erreichte es und wollte einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft anrufen. Aber mir fiel nur die erste Ziffer der Nummer ein. Diese wählte ich, und da ich das Telefon nicht umgeschaltet hatte, begann der hausinterne Apparat im Büro, zwei Etagen tiefer, zu klingeln. Dort saß mein Mann. Er beantwortete den Anruf und kam mir sofort zu Hilfe. Da ich keinen zusammenhängenden Satz hervorbringen konnte, begann er laut und mit Nachdruck „die wissenschaftliche Erklärung des Seins“ zu sprechen, die in unserem Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit, auf Seite 468 steht. Die ersten zwei Sätze erreichten mich: „Es ist kein Leben, keine Wahrheit, keine Intelligenz und keine Substanz in der Materie. Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem.“ Ich reagierte sofort, und ein wohliges Gefühl erfüllte mich. Dann stand ich auf und bereitete das Abendbrot ohne irgendwelche Schwierigkeiten. Ich hatte nie wieder einen solchen Anfall.
Als ich einmal eine Tür in unserem Haus polierte, stieß ich mir durch das Tuch einen Holzsplitter in den Finger. Ich versuchte, den Splitter mit einer Pinzette herauszuziehen, hatte aber keinen Erfolg. Der Finger begann mittlerweile recht weh zu tun. Da kam mir ein Gedanke, der auf der folgenden Aussage beruht, die Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit macht (S. 463): „Eine geistige Idee trägt kein einziges Element des Irrtums in sich, und diese Wahrheit entfernt alles Schädliche in der richtigen Weise.“ Die Schmerzen hörten augenblicklich auf. Nun reinigte ich den Kronleuchter mit seinen vielen Glasperlen. Bei dieser kniffligen Arbeit mußte ich alle Finger gebrauchen. Aber ich hatte keine Schwierigkeiten. Etwa eine Stunde später erinnerte ich mich wieder an die Verletzung. Als ich den Finger betrachtete, guckte der Splitter hervor, und ich konnte ihn mühelos entfernen.
Ein andermal hatte ich mich bei einer Hausarbeit körperlich so angestrengt, daß ich mich nur noch mit Mühe hinsetzen, hinlegen oder erheben konnte. Eine unruhige Nacht folgte, und am Morgen waren die Schmerzen noch die gleichen. Dann kamen mir ganz still die Worte aus dem Lehrbuch in den Sinn (S. 519): „Gott ruht im Wirken.“ Von mir wurde Aktivität gefordert: Ich mußte aufstehen, Frühstück bereiten, in der Sonntagsschule unterrichten. Ich folgerte: Wenn Gott im Wirken ruht, dann kann auch mein Wirken nur ruhevoll sein. Ruhe, Gelassenheit können nichts mit Schmerzen zu tun haben. Daraufhin schwang ich beide Füße aus dem Bett und stand auf. Frei von Beeinträchtigung konnte ich die Hausarbeit tun und meine Aufgabe in der Kirche erfüllen. Ich hatte keine Schwierigkeiten mehr.
Es ist ein Abenteuer, immer mehr von Gott zu verstehen. Ich bin glücklich, daß unsere Stadt eine Kirche Christi, Wissenschafter, hat. Tatkräftige Mitgliedschaft in diesem Zweig hat mich sehr viel gelehrt.
Goslar, Bundesrepublik Deutschland
