Die Grundlage wahrer Religion ist kein Dogma oder Glaubensbekenntnis, sondern eine demonstrierbare Offenbarung der göttlichen Wahrheit. Zu glauben, daß Gott nicht ständig für Seine Schöpfung sorge, weil es so viel Unglück, Not und Elend gebe, ist genauso, als glaubte man, Verkehrsregeln seien sinnlos, weil es so viele Unfälle auf der Straße gebe. Gott ist göttliches Prinzip, Liebe, und ohne ein praktisches Verständnis von Liebe und Prinzip scheint Gott zeitweilig abwesend zu sein. Der Fehler liegt bei uns. Gott, die göttliche Wahrheit, ist in Wirklichkeit immer gegenwärtig; und wir können dies beweisen.
Durch die Anwendung der Wahrheit wird die göttliche Wahrheit bewiesen. Mrs. Eddy sagt in Wissenschaft und Gesundheit: „Die Christliche Wissenschaft zeigt unwiderleglich an, daß Gemüt Alles-in-allem ist, daß die einzigen Wirklichkeiten das göttliche Gemüt und die göttliche Idee sind. Diese große Tatsache wird jedoch nicht durch wahrnehmbare Beweise sichtbarlich gestützt, bis ihr göttliches Prinzip durch Heilen der Kranken demonstriert und dadurch als absolut und göttlich bewiesen wird.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 109.
Das Sonnenlicht offenbart, was im sogenannten physischen Reich existiert, während das geistige Licht die göttliche Wirklichkeit erleuchtet. Als das geistige Licht der Welt bewies Christus Jesus seine Lehren vom Himmelreich, von der Herrschaft der Harmonie, indem er Kranke heilte, ja sogar Tote auferweckte und somit den Anschein von Disharmonie zerstörte. Dadurch, daß er uns zeigte, wie wir dieselben Werke tun können, die er vollbrachte, hat er uns allen den Weg zum Heil gewiesen.
Die Christliche Wissenschaft erklärt das göttliche Prinzip dieser Werke, und in dem Maße, wie unser geistiges Verständnis zunimmt, können auch wir helfen, die Menschheit aus der Knechtschaft der falschen Annahme und der sich daraus ergebenden Disharmonien zu befreien. Dieses Verständnis kann jedoch nicht durch einen rein intellektuellen Vorgang erlangt werden. Selbstaufopferung und geistige Eigenschaften, die wir im täglichen Leben zum Ausdruck bringen, sind Voraussetzungen zur Erlangung eines demonstrierbaren geistigen Verständnisses. Die Christliche Wissenschaft gibt uns ein praktisches Verständnis von Gott, indem sie uns zeigt, wie wir die Wahrheit in unseren menschlichen Angelegenheiten anwenden können.
Wenn es die Absicht des unendlichen Gemüts ist, Harmonie zu schaffen — uns das ist immer der Fall —, kann das empfängliche Herz die göttliche Harmonie finden, die sich so zeigt, daß sie für das gegenwärtige Verständnis wahrnehmbar ist, wie z. B. in körperlicher Gesundheit, erfreulichen zwischenmenschlichen Beziehungen, einem harmonischen Heim. Wenn Fortschritt der Plan des unendlichen Gemüts ist — und das ist immer der Fall —, kann sich dieser Fortschritt im menschlichen Dasein z. B. in einer besseren und produktiveren Stellung, ausreichenderer Versorgung oder vielleicht größeren Möglichkeiten sowie einem wachsenden geistigen Verständnis zeigen.
Ist es der Wille des unendlichen, göttlichen Gemüts, Vollkommenheit hervorzubringen, dann kann sich diese Vollkommenheit Schritt für Schritt auf der menschlichen Daseinsebene in einer klareren Erkenntnis all dieser Wahrheiten kundtun.
Es gibt keine Begrenzung des Guten. In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Jede weitere Stufe der Erfahrung entfaltet neue Ausblicke der göttlichen Güte und Liebe.“ Ebd., S. 66. Wieviel wir gegenwärtig vom Göttlichen wahrnehmen, hängt immer von dem Grad unserer Bereitschaft ab, es zu akzeptieren. Unser Verlangen, mehr davon zu verstehen, was das Leben wirklich ist, erweckt in uns diese Bereitschaft, die von Gott kommt. Empfänglichkeit ist etwas, was wir von Natur aus besitzen, weil wir in Wirklichkeit Gottes Wirkung sind, obgleich diese Fähigkeit oft durch eine ichbezogene Einstellung verborgen zu sein scheint. Wenn wir unser Denken und unsere Einstellung mehr auf Gott ausrichten, werden wir in noch höherem Maße willens und bereit sein, geistige Ideen zu empfangen, die ihren Ursprung im göttlichen Gemüt haben, und dies hat eine praktische Wirkung auf unser tägliches Leben.
Als Junge fuhr ich einmal mit einem Freund auf einem Schlitten einen steilen Abhang hinunter. Nach kurzer Zeit hatten wir die Kontrolle über den Schlitten verloren. Auf beiden Seiten der Abfahrt standen zahlreiche Bäume; die Situation schien gefährlich. Mir ging blitzartig der Gedanke durch den Sinn: „Das göttliche Gemüt ist unfehlbar“, und alle Furcht verschwand augenblicklich. Wir kamen wohlbehalten am Fuß des Abhangs an. Erst ein paar Wochen später sprachen wir darüber, als mein Freund, der kein Christlicher Wissenschafter ist, zu mir sagte: „Weißt du, ich hatte das Gefühl, als ob Gott an jenem Tag unseren Schlitten lenkte.“
Ich hatte in der Christlichen Wissenschaft gelernt, daß Gott Liebe ist und daß Er das immer wirkende göttliche Prinzip ist, das selbst die kleinsten Einzelheiten des täglichen Lebens regiert. Furcht und Zweifel scheinen oft unsere klare Auffassung vom Wirken der Liebe, des göttlichen Prinzips, zu trüben; wenn wir aber verstehen, daß Gott uns immer zur Verfügung steht, und wenn wir rückhaltlos auf Ihn vertrauen, führt das stets zu harmonischen Ergebnissen.
Manchmal scheinen wir von unseren persönlichen Schwierigkeiten oder von den dringenden Problemen der Welt überwältigt zu werden. Es sieht so aus, als ob sie die Kontrolle über unser Leben an sich rissen, genauso wie der Schlitten mir die Herrschaft aus der Hand zu nehmen schien. Wie gut ist es dann zu wissen, daß Prinzip, die göttliche Liebe, in jeder bedrohlichen Situation, in der wir uns machtlos oder unfähig fühlen, immer da ist, um die Herrschaft zu übernehmen und uns sicher durch stürmische Ereignisse hindurch in seine eigene Atmosphäre der Geborgenheit und Harmonie zu führen. Das ist keine oberflächliche, träge oder optimistische Einstellung; vielmehr verlangt es von uns, daß wir uns furchtlos an die göttliche Allmacht wenden und uns bewußt Gottes Führung unterstellen — und dann dementsprechend handeln.
Sagte nicht der Psalmist: „Der Herr ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird sich deinem Hause nahen. Denn er hat seinen Engeln befohlen, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen, daß sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“ Ps. 91:9–12.?
Die Christliche Wissenschaft offenbart das göttliche Prinzip aller Harmonie und das Wirken der geistigen Gesetze Gottes. Das Verständnis und die Anwendung dieser Wissenschaft hat unzähligen Menschen geholfen, ihr Leben harmonisch zu gestalten, Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen und im Beruf zu überwinden sowie Krankheiten jeder Art zu heilen. Da Probleme darauf zurückzuführen sind, daß wir nicht unsere Beziehung zu Gott als Seine Kinder wahrnehmen und in die Tat umsetzen, können sie geheilt werden, wenn wir verstehen, daß Gott allmächtige und allgegenwärtige Liebe ist, die als unfehlbares Prinzip wirkt, und dieses Verständnis in unserem Leben anwenden. Angewandte Wahrheit ist praktische Religion.
Bleibe in der Unterweisung,
laß nicht ab davon; bewahre sie,
denn sie ist dein Leben.
Sprüche 4:13