Die notwendige Augenuntersuchung war abgeschlossen. Ich hatte in dem Bundesstaat, in den wir gezogen waren, einen Führerschein beantragt, konnte aber die Lesetafel nicht richtig entziffern. Der Arzt sagte: „Sie haben den grauen Star.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Es liegt in Ihrer Familie.“
Langsam schüttelte ich den Kopf und machte mir im stillen klar, daß die einzige Familie, die Gott, der unendliches Gemüt ist, jemals geschaffen hat, eine Familie göttlicher Ideen ist. Der Arzt bemerkte jedoch, daß ich den Kopf schüttelte, und sagte ziemlich ungeduldig: „Glauben Sie mir! Es liegt in Ihrer Familie! Denken Sie mal darüber nach!“ Dann fügte er hinzu: „Sie müssen sich noch in diesem Jahr operieren lassen.“
Der Arzt schien zu glauben, daß ich mich weigerte, „den Tatsachen ins Auge zu sehen“. Aber ich „dachte darüber nach“ — ich dachte über meine wirkliche Familie, mein wahres geistiges Erbe nach, das keinen grauen Star beinhaltet. Die Behauptung, daß wir Sterbliche seien, die sowohl Gutes als auch Schlechtes von anderen Menschen empfangen, ist eine Lüge. Während ich den Kopf schüttelte, weigerte ich mich ganz bewußt, die Lüge von falschen Erbanlagen in der Familie zu akzeptieren.
Als ich das Sprechzimmer verließ, entsann ich mich, daß meine Eltern vom grauen Star geplagt worden waren, daß meine Schwester wegen dieser Beschwerde operiert worden war und daß eine Tante viele Jahre lang blind gewesen war.
Während der nächsten Tage bedrängten mich ständig die Fragen: „Was geschieht, wenn ...?“ Als Christliche Wissenschafterin bin ich es jedoch gewohnt, mich um Heilung an Gott zu wenden. Ich wußte, daß Gott immer gegenwärtig ist und mir die Wahrheiten zeigen würde, die die Lüge eines schädlichen Erbes widerlegen würden. Nach ein paar Tagen begann ich, über Sehvermögen in Beziehung zum Bewußtsein nachzudenken.
Das wahre Bewußtsein ist vom göttlichen Gemüt geschaffen. Es ist die Auswirkung des Gemüts. So gewiß wie es nur einen Gott gibt, gibt es auch nur ein Gemüt, die göttliche Quelle alles dessen, was wir geistig wissen können. Die Fähigkeit, Gottes Schöpfung zu sehen, ist ebenso vollkommen und unbeeinflußt von Geschlecht, Alter oder materieller Vererbung, wie es das göttliche Gemüt, Gott, ist. Als mir die tiefere Bedeutung dieser geistigen Wahrheiten zu dämmern begann, wurde ich frei von der Furcht, die mich geplagt hatte, und ich schlief schließlich ruhig — ja, dankbar — ein.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, blickte ich nach der anderen Seite des Zimmers und stellte fest, daß ich die Uhr klar erkennen konnte — was mir schon eine Zeitlang nicht mehr möglich gewesen war. Ich fuhr fort zu beten; ich hielt dabei an dem Gedanken fest, daß das Bewußtsein nicht vom Gemüt getrennt sein kann und daß das geistige Bewußtsein vollständig und vollkommen ist. Mein Sehvermögen wurde jeden Tag besser.
Als ich meinen Führerschein nochmals beantragte, waren beim Sehtest keine Anzeichen von grauem Star zu erkennen. Spätere Augenuntersuchungen wegen Verlängerung oder Neuausstellung des Führerscheins ergaben alle das gleiche Resultat. Auch brauchte ich die Brille, die ich früher für die Fernsicht beim Autofahren benötigt hatte, nicht mehr. Diese Heilung, die vor mehr als 15 Jahren stattfand, bleibt mir eine kostbare Erinnerung daran, daß uns in der Tat „ein schönes Erbteil geworden“ Ps 16:6. ist. Wir verkörpern allein die makellosen Eigenschaften, die Gott uns als Seinem vollkommenen Gleichnis gegeben hat; wir sind immerdar die Erben des Guten!
Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, sagt Mrs. Eddy: „Mensch ist der Familienname für alle Ideen — die Söhne und Töchter Gottes.“ Und auf der nächsten Seite erklärt sie: „Die Substanz, das Leben, die Intelligenz, die Wahrheit und Liebe, die die Gottheit bilden, werden von der Schöpfung der Gottheit widergespiegelt; und wenn wir das falsche Zeugnis der körperlichen Sinne den Tatsachen der Wissenschaft unterordnen, werden wir dieses wahre Gleichnis und diese wahre Widerspiegelung überall erblicken.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 515, 516. Der Mensch ist untrennbar von Gott — er ist keiner Veränderung unterworfen. Niemals dringt auch nur ein wenig Dunkelheit in ihn ein oder wird er durch große Dunkelheit ausgeschaltet.
In der Vorstellung von einer materiellen Schöpfung liegt die Behauptung begründet, der Mensch könne von Gott getrennt sein. Auf dieser Lüge über die Schöpfung beruhen die Belastungen und Begrenzungen der Sterblichkeit. Christi Jesu Aufgabe und Wirken bewiesen die Unwirklichkeit solch einer falschen Vorstellung von Gott und dem Menschen. Jesus bestand auf seiner Einheit mit Gott; er erkannte Gott als die Quelle seiner Worte und Werke an. Er war wirklich der Wegweiser für die Menschheit. Und er zeigte uns, wie wir unsere ewige Beziehung zu Gott, Geist, demonstrieren können.
Gottes Gesetz ist völlig gut, und es ist das einzige Gesetz, das den Menschen berührt. Was Gott schafft, das erhält Er auch. Seine Schöpfung, einschließlich des Menschen, ist so ewig und unveränderlich wie Er. Menschliche Persönlichkeitsstrukturen, Naturen oder Gene haben keinen Einfluß auf die geistigen Eigenschaften, die ein Ausdruck Gottes sind und die unsterbliche Identität eines jeden von uns ausmachen.
Wir müssen das Gute, das wir selbst beanspruchen und ausdrücken — oder das andere beanspruchen und ausdrücken — als Gottes eigenes, universales Gute anerkennen. Wir können unsere Mitmenschen unermeßlich segnen, wenn wir uns vor Augen halten, daß das von Gott stammende Gute jedem Menschen überall verfügbar ist. Mrs. Eddy wies die Mitglieder ihrer Kirche an, täglich für die Menschheit zu beten. Und ein Teil dieses Gebets lautet: „ ... möge Dein Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und sie beherrschen!“ Handbuch Der Mutterkirche, Art. VIII Abschn. 4. Gottes Wort verkündet die Wahrheit Seines Seins. Gott ist Wahrheit; und wir sind von den Wahrheiten der Wahrheit ebenso untrennbar, wie wir von Gott untrennbar sind. Welchen Schmerzen oder Herausforderungen wir auch gegenüberstehen mögen, Wahrheit ist gegenwärtig und erklärt die Lügen für null und nichtig, die Gott verleugnen und den Menschen, den Ausdruck Gottes, fälschlicherweise mit Materie und Sterblichkeit in Verbindung bringen. Wenn wir von dieser Perspektive ausgehen, können wir verstehen, daß es niemals ein Übel gegeben hat, das in unserer wahren Familie — der Familie göttlicher Ideen — auf uns übertragen werden kann. Wahrheit beweist, daß alles Böse und alle Lügen immerdar nichts sind: ohne Gegenwart, Macht oder Substanz.
In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Wir verlieren die hohe Bedeutung der Allmacht, wenn wir, nachdem wir zugegeben haben, daß Gott oder das Gute allgegenwärtig ist und Allgewalt besitzt, dennoch glauben, es gäbe eine andere Macht, das Böse genannt.“ Und weiter heißt es im Lehrbuch: „Mit einem Vater, nämlich Gott, würde die ganze Familie der Menschen Brüder werden; und mit einem Gemüt, und zwar Gott oder dem Guten, würde die Brüderschaft der Menschen aus Liebe und Wahrheit bestehen und Einheit des Prinzips und geistige Macht besitzen, die die göttliche Wissenschaft ausmachen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 469.
Nur der eine Vater-Mutter Gott kann uns die Wahrheit darüber sagen, was in unserer Familie liegt — in der durch göttliche Liebe erschaffenen und beschützten Familie, die vollkommen gut ist. Und wenn es gut ist, liegt es tatsächlich in unserer Familie!
