In einer Gesprächsrunde hörte ich jemanden sagen, aufgrund des Zusammenbruchs einiger Firmen in den westlichen Industriestaaten sei es offensichtlicher geworden, daß die Existenz der Menschen von der steigenden oder fallenden Konjunktur eines Landes abhängt.
Als ich darüber nachdachte, wurde mir klar, daß sich der Begriff Existenz überwiegend mit einer materiellen Auffassung vom menschlichen Leben befaßt. So kann man hören, daß sich jemand eine Existenz aufbaut — oder sie verliert; daß eine Existenz gewinnbringend sein kann — oder daß sie ruiniert ist; daß sie gut fundiert ist — oder daß man um sie kämpfen muß; daß eine Existenz luxuriös sein kann — oder daß man am Rande des Existenzminimums lebt; ja, daß es gesicherte und gescheiterte Existenzen geben kann.
Diese Daseinsanschauung hindert uns zu erkennen, was uns im ersten Buch Mose im ersten Schöpfungsbericht erklärt wird: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ 1. Mose 1:31.
Wenn wir uns bewußt werden, wie wertvoll unser geistiger Ursprung ist, wie die erwähnte Bibelstelle lehrt, beginnen wir, einige unserer geistigen Eigenschaften — wie zum Beispiel Intelligenz — wahrzunehmen. Ferner lernen wir, wie wir das Wesen Gottes uns Seine Würde in unserem Leben deutlicher zum Ausdruck bringen können.
Durch das Studium der Bibel und des Buches Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy lernen wir verstehen, daß Gott das Leben des Menschen ist. Der ewige Stand des Menschen, seine Präexistenz als Gottes Idee, ist in ursprünglicher Harmonie und Vollkommenheit begründet. Das bedeutet, daß in Wirklichkeit unser Geburtsrecht, unsere Individualität und unser Erbe geistig, nicht materiell, sind. Wenn wir diesen Standpunkt vertreten, erkennen wir, daß ein liebevoller Schöpfer uns erhält. Dies steht im Gegensatz zu der Auffassung, daß wir durch unsere menschliche Herkunft oder Entwicklung einen gewissen gesellschaftlichen Status erreichen, je nachdem wie glücklich oder unglücklich die Umstände sind.
Wenn wir den göttlichen Ursprung unseres Seins verstehen, werden wir über die materiellen, uns begrenzenden Bedingungen hinausgehoben. Wir sehen, daß Gott, Geist, unendlich gut ist. Unter Seiner Herrschaft gibt es keinen Mangel an Einkommen oder Gelegenheiten und keine Vernachlässigung des Charakters, der Werte oder Talente.
Wir werden unendlich gesegnet, wenn wir uns bemühen, die geistigen Tatsachen unseres Seins zu verstehen und ihnen gemäß zu leben. Eine vermeintliche Abhängigkeit von Konjunkturschwankungen, von einem gewissen Bildungsstand, von den Launen oder Fehleinschätzungen mancher Vorgesetzter, Mitarbeiter oder Erzieher weicht einem höheren Verständnis von Gott und einem tieferen Vertrauen auf Ihn, der Liebe ist. Am Ende des Kapitels „Die Wissenschaft des Seins“ im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, sagt Mrs. Eddy: „Die göttliche Liebe ist unendlich. Daher ist alles, was wirklich existiert, in und von Gott und offenbart Seine Liebe.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 340.
In den Kirchen der Christlichen Wissenschaft wird jeden Sonntag am Ende des Gottesdienstes „die wissenschaftliche Erkärung des Seins“ aus Wissenschaft und Gesundheit verlesen. Dort heißt es unter anderem: „Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem.“ Ebd., S. 468. Von dieser absoluten Feststellung aus können wir folgern, daß alles Gute seinen Ursprung in Gott hat und daß der von Gott erschaffene Mensch alles besitzt, was Gott gibt. Wenn diese Erkenntnis so einfach ist — so könnte man wohl fragen —, warum lesen und hören wir dann von Bankrott, Firmenpleiten und Mißerfolg und sorgen uns um unsere zukünftige finanzielle Existenz?
Als ich einmal darum rang, die geistige Existenz des Menschen besser zu verstehen, wurde mir im Gebet bewußt, daß ich meine Gedanken über meine eigene Abhängigkeit von Gott vergeistigen mußte. Mit Hilfe der Konkordanz zu den Schriften Mrs. Eddys entdeckte ich, daß der englische Begriff existence ins Deutsche mit Dasein übersetzt wurde. Dies erleichterte mir das weitere Studium, denn ich erkannte, daß die geistige Substanz unseres Seins grundlegend ist. Aufgrund dieser veränderten Anschauung konnte ich schließlich Furchtgedanken von Mangel, Verlust, Depression, Fehlentscheidung und Mutlosigkeit überwinden.
Was vielleicht noch wichtiger ist: Ich entdeckte die Wahrheit über die intelligente Beziehung eines jeden Angehörigen meiner Familie — ja eines jeden einzelnen Mitglieds der menschlichen Gesellschaft — zu Gott. Dieser vergeistigte Begriff von der Existenz des Menschen als präexistentes geistiges Sein, löste mich von einer großen Furcht, die mir schlaflose Nächte bereitet hatte. Die liebevollen Gebete eines Ausübers der Christlichen Wissenschaft, den mein Mann wegen beruflicher Probleme um Unterstützung gebeten hatte, brachte die befreiende und erlösende Botschaft. Mein Mann fand einen neuen Tätigkeitsbereich, obwohl er die Altersgrenze für diese ausgeschriebene Stellung mit fünf Jahren überschritten hatte. Außerdem war es nicht erforderlich, den Wohnort zu wechseln, damit mein Mann diese Arbeit annehmen konnte.
Die Expansion unseres Bewußtseins zu einem besseren Verständnis von Gott und dem Menschen erschließt uns neue Wege und Möglichkeiten, uns selbst zu erneuern und zu stabilisieren. Wenn wir lernen, die Fähigkeiten der Seele, des Geistes, auszudrücken, sehen wir häufiger Beweise unseres von Gott stammenden Vermögens, zu denken und zu handeln, zu sehen und zu hören, uns ungehindert und mühelos zu bewegen und auszudrücken. Diese geistigen Fähigkeiten sind wahrhaftig der Reichtum, den Gott uns verliehen hat. In bezug auf die Schöpfung lesen wir in Wissenschaft und Gesundheit: „Die Gottheit war zufrieden mit ihrem Werk. Wie könnte sie auch anders sein, da ihr Erzeugnis, die geistige Schöpfung, der Ausfluß ihres unendlichen Selbstgenüges und ihrer unsterblichen Weisheit war?“ Ebd., S. 519.
Im Johannesevangelium wird beschrieben, wie Christus Jesus einen Blindgeborenen heilte. Wir lesen weiter, daß er danach den ungläubigen Pharisäern eine Predigt über den guten Hirten hielt. Darin sagte er unter anderen: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.” Joh 10:10.
Wir schulden den Lehren der Christlichen Wissenschaft, die Christi heilende und erlösende Mission für die Menschheit veranschaulicht, dankbare Anerkennung. Diese Wissenschaft erhellt unseren Lebensweg. Sie bringt die Überzeugung, daß wir mit einem Verständnis dieser großen Wahrheit das wirkliche Sein in voller Genüge demonstrieren können: in Zufriedenheit, Vollständigkeit, Freude, Frieden und Freiheit.
