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Bibelnotizen

FÜR DIE BIBELLEKTIONEN VOM August 1995

Aus der August 1995-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jede Lektionspredigt, die im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft — Bibellektionen veröffentlicht wird, bildet eine Einheit. Die Bibelzitate (nach der Lutherbibel, revidierte Ausgabe 1984) werden durch Stellen aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, bestätigt und erklärt. Der Herold der Christlichen Wissenschaft veröffentlicht verschiedene Anmerkungen und Kommentare, um den Lesern die vielseitigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie selbst weiterforschen können.

5. August

Geist

Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, einer von den Oberen der Juden. (Job 3:1)

Barclay weiß über Nikodemus zu berichten, daß er reich gewesen sein muß, denn er brachte für die Salbung von Jesu Leichnam eine Kostbarkeit: „Myrrhe gemischt mit Aloe, etwa hundert Pfund“ (Joh 19:39). Nikodemus gehörte zu den herrschenden Juden, dem Hohen Rat. Diesem Gericht gehörten nur 71 Mitglieder an. Nikodemus war ein Pharisäer, und die Pharisäer bildeten eine chaburah, eine Bruderschaft, die nie mehr als 6000 Mitglieder zählte. Während es die Aufgabe der Schriftgelehrten war, die Vorschriften auszuarbeiten, widmeten die Pharisäer ihr ganzes Leben der Einhaltung dieser vielen Tausenden von Vorschriften.

Barclay schreibt: „Der Name Pharisäer bedeutet die Abgesonderten; die Pharisäer hatten sich ganz aus dem Alltagsleben zurückgezogen, um alle Einzelheiten des von den Schriftgelehrten ausgearbeiteten Gesetzes peinlich genau einzuhalten.“ Es ist verwunderlich, daß Nikodemus bei Nacht kam, ja, daß er als ein so einflußreicher Mann überhaupt zu Jesus kam. Vielleicht, so mutmaßt Barclay, kam er im Schutz der Nacht, um nicht gesehen zu werden; vielleicht wollte er Jesus auch ganz für sich allein haben, um ihn zu befragen. Jesus war tagsüber beständig von Menschen umgeben, und Nikodemus brauchte Ruhe, um von Jesus auf die für ihn so wichtigen Fragen eine Antwort zu erhalten. Barclay schreibt, daß Nikodemus kam, um „in der Dunkelheit der Nacht ein Licht zu finden“.

Den ersten Bericht habe ich gegeben, lieber Theophilus, von all dem, was Jesus von Anfang an tat und lehrte. (Apg 1:1)

WdB gibt uns einen Überblick, was aus der Apostelgeschichte vermittelt werden soll: „Die Apostelgeschichte wurde als Fortsetzung des Lukas-Evangeliums [in die Bibel] aufgenommen. Sie bildet den einzigen vollständigen Bericht über die Anfänge der christlichen Gemeinde.. .. Sie greift das Ereignis der Himmelfahrt und der Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten auf und berichtet, wie die Bewegung der Christen anwuchs — aus einer Gruppe von weniger als zweihundert Menschen wurde eine große Gemeinschaft, die sich im gesamten Römischen Reich ausbreitete. Schlüsselvers ist Apg 1,8: Ihr ‚werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarein und bis an das Ende der Erde.’ “ In Who wird von Theophilus berichtet, daß Lukas ihm sein Evangelium und die Apostelgeschichte widmete, und es heißt dort: „Aus der Formulierung der Anrede läßt sich schließen, daß er eine Person von hohem Rang gewesen sein muß, vielleicht ein römischer Senator oder Statthalter.“

13. August

Seele

Denn der Herr wird Jakob erlösen und von der Hand des Mächtigen erretten. (Jer 31: 11)

Laut WStB ist hier „erlöst“ im Sinne von „losgekauft“ zu verstehen, und es heißt weiter: „Erlösung ist ein Gefundenwerden durch Gott in ausweglosen Situationen und hat den Grund in Gottes unbegreiflicher Liebe ... Erlösung ist nicht eine Wiederherstellung von nur einem Teil des Volkes, Erlösung ist immer umfassend und betrifft alle Geschlechter Israels. ... Die Völker, die in Jakob das Haupt der Völker erkennen, haben sich hierdurch nicht an die Seite gestoßen zu fühlen. Sie erkennen in dem ausschließlich Israel zugewandten Handeln Gottes die Herrlichkeit des Schöpfers und beginnen, ihn zu verehren. Gottes Vater-Sein und Israels Erstgeborener-Sein wird offenbar, wenn Gott sein Volk sammelt von den Enden der Erde.“ Der Prophet Jeremia, der etwa im 7. Jahrhundert vor Christus lebte und die meisten Jahre seines Lebens in Jerusalem verbrachte, benutzt hier für Zukünftiges vielfach Bilder aus der Vergangenheit.

Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten. (Ps 118:15)

In der Bibel gibt es viele verschiedene Interpretationen für den Begriff Gerechte, Gerechtigkeit. Im ALB finden wir unter „Gerechtigkeit Gottes“ die Bemerkung: „Gerechtigkeit ist nicht eine Eigenschaft Gottes, sondern sein Heilshandeln am Menschen, das den Sünder in die Gemeinschaft mit Gott aufnimmt und ihm ein neues Leben schenkt.“ So könnte man daraus ableiten, daß „Gerechte“ u. a. die Menschen sind, die Gemeinschaft mit Gott haben. Hfa bezeichnet damit die „Menschen, die für Gott leben“ — und das mitten im Alltag: „Hört die Freudenrufe und Siegeslieder in den Zelten der Menschen, die für Gott leben!“

20. August

Gemüt

Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, beilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. (Röm 12:1)

Barclay interpretiert diesen Bibelvers folgendermaßen: „Paulus sagt also: ‚Nehmt eure Leiber, nehmt alles, was ihr täglich zu tun habit, und gebt es Gott zum Opfer, zum Zeichen, daß ihr ihm dient.‛ “ Zur Entwicklung des Wortes latreia, das Luther mit Gottesdienst übersetzte, sagt er, daß das dazugehörige Verb latreuein ursprünglich gegen Bezahlung, um Lohn arbeiten bedeutete, keine Sklaverei, sondern freiwillige Arbeit gegen Lohn. Später verstand man darunter ganz allgemein dienen, aber auch das, wofür jemand sein ganzes Leben einsetzt, und weiter sein Leben einer Sache weihen. Wörtlich schreibt Barclay: „Schließlich wurde dieses Wort dann ganz spezifisch im Zusammenhang mit dem Dienst an den Göttern gebraucht. In der Bibel wird nie menschlicher Dienst damit bezeichnet, sondern stets Gottesdienst.

Sehr bezeichnend ist, daß der wahre Gottesdienst, der echte geistige Gottesdienst darin besteht, daß wir unseren Leib und alles, was wir täglich tun, Gott darbringen.“

Der Mensch setzt sich’s wohl vor im Herzen; aber vom Herrn kommt, was die Zunge reden wird. Befiehl dem Herrn deine Werke, so wird dein Vorhaben gelingen. (Spr 16:1, 3)

In der GN wird noch deutlicher, daß der Mensch zwar nichts aus sich selbst heraus tun kann, daß sich aber die Verheißungen erfüllen werden: „Der Mensch denkt sich manches aus, aber Gott spricht dazu das letzte Wort. Laß Gott über dein Tun entscheiden, dann werden sich deine Pläne erfüllen!“

27. August

Christus Jesus

Ihr habt gehört, daß gesagt ist (3. Mose 19, 18): „Du sollst deinen Nächsten lieben“ und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. (Mt 5: 43—45)

Die Feindesliebe gehört in der Bibel zu den Kernthemen, die das Wesen des Christseins veranschaulichen. Man mag sich fragen, woher die Aufforderung in o. g. Vers, seinen Feind zu hassen, kommen mag, denn die zitierte Stelle in 3. Mose 19:18 beinhaltet diesen Satz nicht und ist auch in anderen Bibelübersetzungen nicht zu finden.

Die StEB schreibt zu Mt 5:43—45 folgendes: „Ein Gebot, seinen Feind zu hassen (V 43 Ende), gibt es im Alten Testament nicht; doch vgl. etwa Ps 139,21 f. Erst in den innerjüdischen Parteikämpfen der Zeit Jesu begegnet im Schrifttum von Qumran die Forderung, ‚alle Söhne des Lichts zu lieben ... und alle Söhne der Finsternis zu hassen‛. Die Forderung, auch und gerade die Feinde zu lieben, ergibt sich für Jesus aus dem Wesen und Handeln Gottes (V. 45b) und dem Wissen um die Nähe seines Herrschaftsantritts (V. 45a; vgl. V. 25.38—42 und Erklärungen). Zu solcher Liebe ist fähig, wer durch Jesus und an ihm die Nähe Gottes und seines Reiches und damit die Liebe Gottes erfahren hat (vgl. das euer Vater in V. 45.48 mit 6,9f; s. auch Erklärung zum Paralleltext Lk 6,32—36). — Es wäre falsch zu behaupten, die radikale Form der Nächstenliebe, die auch und gerade den Feind mit einschließt, gebe es im Alten Testament noch nicht; Jesus habe sie erstmals verkündet (vgl. dagegen 2Mo 23,4f; 3Mo 19,33f; Hiob 31,29; Spr 24,17; 25,21f). Doch hat Jesus angesichts der Nähe der Gottesherrschaft das Liebesgebot und seine Bewährung dem Feind gegenüber ganz betont in die Mitte gerückt und seine Erfüllung zum Kennzeichen der Zugehörigkeit zu seinem Jüngerkreis erhoben.“

Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen. Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater!“ (Gal 4:4—6)

Dieser Bibelvers führt die menschengemachten Gesetze, die auf Annahme oder Sitte gegründet sind, und die göttlichen Gesetze vor Augen. Bruns kommentiert hierzu: „Gott selbst beendete die Knechtsstellung unter dem Gesetz durch die Sendung Jesu Christi. Er wurde dieser Welt völlig eingegliedert (darum von Maria geboren), aber gerade dadurch konnte er die Menschen er-,lösen‛ und sie nun zu ‚Söhnen Gottes‛ machen (derselbe Name wie für Jesus wird hier für die Gläubigen gebraucht!). Das Kennzeichen dafür ist der ‚Schrei‛ des Herzens, der durch Gottes Geist gewirkt wird: ‚Abba‛ = ‚Papa‛, die vertrauliche Anrede des Vaters durch sein Kind.“

Abkürzungen

ALB = Anhang zur Lutherbibel
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
Bruns = Hans Bruns, Die Bibel mit Erklärungen
GN = Gute Nachricht
Hfa = Hoffnung für alle
StEB = Stuttgarter Erklärungsbibel
WdB = Die Welt der Bibel
Who = Who's who in der Bibel
WStB = Wuppertaler Studienbibel

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