Der Psalmist Versichert uns: „Der Herr behütet dich vor allem Übel, er behütet deine Seele. Der Herr behütet deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit“ (Ps 121:7, 8Nach der engl. King-James-Bibel). Und Paulus erklärt uns: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Tim 1:7).
Im Mai 1993 hatte ich Gelegenheit, die heilende Macht dieser biblischen Wahrheiten in meinem Leben zu erfahren. Ich besuchte eine Farmerfamilie in der Prärieprovinz Manitoba in Kanada. Mein Gastgeber besaß einen großen Pferdewagen, der fast eine halbe Tonne wog, und ein Paar Zugpferde. Eines Morgens schlug er vor, wir sollten mit dem Wagen in die Stadt fahren, um seine Frau abzuholen.
Wir waren kaum auf den Fahrersitz geklettert, da scheuten die Pferde und gingen durch. Mein Gastgeber schrie: „Spring ab!“ und sprang selber vom Wagen. Bevor ich jedoch seinen Rat befolgen konnte, wurde ich durch den plötzlichen Ruck in den Wagen geschleudert. Die Seiten des Wagens waren etwa einen Meter hoch, und ich hielt es für schwierig, ja irrsinnig, aufzustehen, geschweige denn abzuspringen, ohne unter die Räder zu kommen. So lag ich flach mit dem Bauch auf dem Wagenboden. Durch die Ritzen der Seitenwände konnte ich sehen, wie die Bäume vorbeiflogen, aber ich hatte keine Ahnung, wohin die Fahrt ging. Es war, als führe ich mit verbundenen Augen ohne Steuer oder Bremse in einem Rennwagen.
Bis dahin hätte ich nie gedacht, daß es so etwas heutzutage noch geben könne. Durchgehende Pferde gehörten für mich in vergangene Zeiten oder in eine Szene aus einem Wildwestfilm. Und ich war kein John Wayne oder Double! (Als Rechtsanwalt hatte ich in alten Rechtsfällen von durchgehenden Pferden gelesen, die ihre Kutscher in höchste Lebensgefahr gebracht hatten.) Als mir der Ernst der Lage aufging, bekam ich Angst. Mir war klar, daß ich keine Kontrolle hatte, und ich sah keine Möglichkeit, wie ich Herr der Situation werden konnte. Da hieß es nur noch: beten und mich ganz auf Gott verlassen. So wandte ich mich an Gott.
Anfangs waren meine Gebete lediglich ein Hilferuf und eine Anerkennung Seiner Gegenwart. „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben“ (Ps 46:2). Dann erinnerte ich mich an einiges, was ich über Gott wußte. Ich erklärte, daß Er immer Herschaft über den Menschen hat, daß wir in der göttlichen Liebe völlig beschützt sind, daß Gott alle Macht, alle Gegenwart und alles Wissen ist. „Gott ist unendlich, daher immer gegenwärtig; es gibt keine andere Macht noch Gegenwart“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 471).
Ich wußte, daß Gottes Gedanken nur gut sind: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, daß ich euch gebe das Ende, des ihr wartet“ (Jer 29:11). Wir können nie von der göttlichen Liebe getrennt sein: „Denke daran: Du kannst in keine Lage gebracht werden, sei sie auch noch so ernst, wo die göttliche Liebe nicht schon vor dir gewesen ist und wo ihre liebreiche Lektion dich nicht erwartet. Darum verzweifle nicht und murre nicht, denn das, was zu erlösen, zu heilen und zu befreien sucht, wird dich führen, wenn du diese Führung suchst“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes von Mary Baker Eddy, S. 149). (Ich dachte besonders an diese Stelle. Und ich kann Ihnen versichern, daß ich in jenem Augenblick ernsthaft Führung suchte.)
Oft hatte ich meinen Sonntagsschülern gesagt: „Bei jedem Problem müßt ihr die Furcht heilen.“ Das hatte sich in den zwölf Jahren, seit ich Wissenschaft und Gesundheit studierte, bei der Heilung von körperlichen Problemen durch die Christliche Wissenschaft immer als richtig erwiesen. So hielt ich es auch bei dieser Erfahrung für überaus wichtig, die Furcht zu überwinden. Ich begann mit der Erkenntnis, daß die vollkommene Liebe der Furcht entgegenwirkt und sie völlig auslöscht, und daran hielt ich fest.
Ich bemühte mich, über mein Denken zu wachen und jede negative Faszination mit einer Situation, die „außer Kontrolle“ war, zu vermeiden. Ich wollte in meine Gedanken nichts einlassen, was die Abwesenheit von Gottes Herrschaft oder die Unzulänglichkeit göttlicher Macht andeuten könnte. Ich habe Tiere gern und bekräftigte ganz bewußt, daß die Pferde unter Gottes sanfter Fürsorge standen. Auch kam mir ein Satz aus der christlich-wissenschaftlichen Bibellektion der Woche zuvor in den Sinn: „Es gibt keine sinnlose Raserei des sterblichen Gemüts, die sich in Erdbeben, Wind, Wellen, Blitz, Feuer und bestialischer Grausamkeit ausdrückt, und dieses sogenannte Gemüt zerstört sich selbst“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 293).
Die Gebete wirkten augenblicklich. Zu meinem Erstaunen und zu meiner großen Erleichterung verließ mich sofort alle Furcht. Ich konnte einen klaren Kopf behalten. Wie es ausgehen würde, wußte ich nicht, aber ich war zuversichtlich, daß es nur gut verlaufen konnte und auch würde. Der Wandel in meinem Denken war so dramatisch und vollständig, daß mich nicht mehr lähmende Furcht, sondern das Gefühl, ein spannendes und freudiges Abenteuer zu erleben, erfüllte.
Nach einer Weile war die Geschwindigkeit des Wagens soweit gemindert, daß ich ohne Gefahr abspringen konnte. Erst dann sah ich, daß Gespann und Wagen das Grundstück meines Gastgebers verlassen und eine Kehrtwendung um 90 Grad gemacht hatten. Sie waren dann mehr als 600 Meter auf einem holprigen, unbepflasterten Feldweg gefahren. Dieser Feldweg hatte stellenweise nur eine Spur, und an beiden Seiten liefen Gräben entlang, die teils bis zu zwei Meter tief waren. Wir hatten eine Kreuzung überquert; der Wagen war ein Stück vom Weg abgekommen und neigte sich, gerade als ich absprang, dem Graben zu. Kaum hatte ich den Wagen verlassen, als die Pferde eine scharfe Kurve machten, den Feldweg verließen, in den Graben und auf ein Stoppelfeld fuhren und dort im Kreis herumjagten.
Mein Gastgeber kam mit einem kleinen Lkw an, und es gelang ihm, das Gespann einzufangen und zu zügeln. Er fuhr das Gespann und ich den Lkw nach Hause. Dort angekommen, fragte er mich, ob ich es noch einmal versuchen wolle, mit ihm das Gespann in die Stadt zu fahren, um seine Frau abzuholen. Er erklärte, die Pferde seien fehlerhaft angeschirrt worden und hätten deshalb gescheut. Gemeinsam unternahmen wir dann die Fahrt in die Stadt. Die Heilung war wahrhaft vollständig, denn ich hatte überhaupt keine Furcht.
Natürlich bin ich dankbar für Gottes Schutz und dafür, daß sowohl ich wie der Wagen diesen Vorfall unversehrt überstanden haben. Ebenso, und vielleicht sogar noch mehr, bin ich dankbar für das, was ich über den Schutz lernen durfte, der uns zuteil wird, wenn wir uns völlig auf Gott verlassen.
So kann ich aus eigener Erfahrung bezeugen, daß Gebet in Notfällen hilft, und zwar in einem Maße, das alle menschlichen Erwartungen übertrifft. Gebet bringt sofort Ergebnisse, löscht die Furcht aus und gewährt völligen Schutz. Ich bin Gott sehr dankbar.
Delton, Michigan, USA
