Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Ein Leseraum ohne Mauern

Aus der August 1995-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Wenn wir die Mauern in unserem Denken einreißen können — die Begrenzungen von Ort und Umgebung — und genauer darauf achtgeben, wie wir beten, wie wir denken. . ., können wir helfen, hier und jetzt mehr vom Reich Gottes auf Erden zu demonstrieren. .. Ich betete ganz besonders dafür, daß unser Leseraum den Menschen besser dienen kann, wie immer Gott uns führt.“

Über Vieles Wird heute neu nachgedacht. Ein neues Bewußtsein von der Bedeutung der Wissenschaft Christi für unsere Gesellschaft zwingt uns zu diesem Überdenken. Die Mitglieder vieler Zweigkirchen erkennen, daß die Gesundheit und Vitalität ihrer Kirchen in direktem Zusammenhang steht mit dem aktiven geistigen Engagement, das sie in ihrer Stadt demonstrieren. Und sie entdecken wieder, daß der Leseraum das Bindeglied dazu ist. Die erfolgreichsten Leseräume sind die, die durch Gebet erkannt haben, was ihre Stadt braucht — und es ihr geben.

Ein Studierzimmer wird in den Bestimmungen für Leseräume im Handbuch Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy zwar nicht direkt erwähnt, aber es ist doch interessant, daß „Leseräume“ zur damaligen Zeit allgemein üblich waren. Es gab sie nicht nur in Büchereien, sondern zum Beispiel auch in Hotels, an Bord von Ozeandampfern, in Urlaubsorten und auf Bahnhöfen. Hier konnten die Menschen sich über Themen von allgemeinem Interesse informieren, die neuesten Nachrichten in den Zeitungen lesen und über Diskussionen zum Tagesgeschehen, Buchbesprechungen und ähnliches erfahren. Diese „Leseräume“ befanden sich dort, wo sie von den Menschen am bequemsten und ungezwungensten aufgesucht werden konnten. Wenn wir unseren Leseraum der Christlichen Wissenschaft als einen heilenden Ort in unserer Stadt ansehen, dann ist es selbstverständlich, daß wir nicht in erster Linie an unsere eigene Bequemlichkeit denken, sondern daran, was unsere Mitmenschen brauchen.

Ein Leseraum in den Vereinigten Staaten berichtet:

„Seit der Gründung unserer Kirche vor über 50 Jahren hatten wir unseren Leseraum immer im Kirchengebäude. Doch die Mitglieder beteten speziell darüber, gute Räumlichkeiten in der Stadt zu finden. .. Wir fanden Räume in einem Eckhaus mit großen Fenstern nach beiden Seiten. Es liegt in einem Stadtteil, der restauriert und verschönert wurde. .. Wir sind nahe bei der Stadtverwaltung, und gleich gegenüber ist die Abteilung, die zuständig ist für jugendliche Straftäter. Wir sind sehr glücklich darüber, wie unser Leseraum von der Bevölkerung aufgenommen wird. [Die Leute] können unser großes Hinweisschild gar nicht übersehen.“ Dieser Leseraum ist heute sehr aktiv.

Einer der Leseräume, die von Der Mutterkirche unterhalten werden, liegt in South End, einem Stadtteil von Boston, wo Menschen unterschiedlichster Rassen und ethnischer Herkunft beieinanderleben. Der Bibliothekar sitzt nicht mehr nur an seinem Schreibtisch, sondern hat sich mit der Nachbarschaft und den Leuten, die dort wohnen, bekannt gemacht. Er beschreibt, wie sich sein Denken gewandelt hat: „Seit ich vor sechs oder sieben Monaten das Amt des Bibliothekars übernahm, habe ich so intensiv wie nie zuvor über Gemeinschaft und Nächstenliebe nachgedacht. Für mich war der Leseraum immer ein Ort, wo Christliche Wissenschafter in Ruhe studieren und beten können. Das ist er natürlich immer noch für mich, aber in einem viel umfassenderen Sinn. Ich sehe nun den eigentlichen Sinn des Leseraums darin, die beiden großen Gebote, die Christus Jesus uns gegeben hat, mit pulsierendem Leben zu erfüllen. Kurz gesagt, der Leseraum ist für mich heute mehr als nur ein Ort, er ist die Verkörperung brüderlicher Liebe.“ Dieser Bibliothekar wurde eingeladen, in einer Sendung über kommunale Angelegenheiten im Lokalfernsehen über die spanischen Sonntagsgottesdienste zu sprechen, die in dem Leseraum abgehalten werden, und darüber, was der Öffentlichkeit dort sonst noch geboten wird. Anfragen über die Christliche Wissenschaft waren die Folge.

Viele Leseräume bringen mehr Leben zum Ausdruck. Diese Lebendigkeit ist äußerlich erkennbar, aber sie reicht viel tiefer. Eine neue Vision des Christus-Geistes, der Mission des Heilens, findet zunehmend Anklang. Und wir haben Berichte sowohl von bescheidenem als auch von bescheidenem Anwachsen der Leseraum-Aktivitäten. Ein von mehreren Kirchen gemeinsam geführter Leseraum in einer Stadt im Süden der USA berichtet von einem geradezu greifbaren Geist der Neubelebung. Man ist in Räume gezogen, die gut sichtbar sind, und es kommen nun täglich dreißig bis vierzig Besucher. Zuvor waren es im Schnitt zehn bis zwölf gewesen. Die meisten neuen Besucher sind keine Kirchenmitglieder, und einige kommen jetzt regelmäßig.

Wenn wir die „Mauern“ in unserem Denken beseitigt haben, ist es ganz natürlich, daß wir unsere Mitmenschen besser kennenlernen, daß es uns leichter fällt, mit ihnen zu sprechen, Gedanken auszutauschen. Die Mitarbeiter eines Leseraums machen regelmäßig freundschaftliche Besuche in der näheren Umgebung und haben die Leute in den öffentlichen Einrichtungen und Geschäften in ihrer Straße kennengelernt. Wenn die Menschen spüren, daß wir wirklich Interesse an ihnen haben, hören sie zu und sind aufgeschlossen, sagen die Mitarbeiter. Selbst scheinbar starke kulturelle und sprachliche Schranken halten die Leute nicht davon ab, hereinzukommen und mal zu schauen, was der Leseraum ihnen zu bieten hat. Dieser Leseraum hat oft Besucher der verschiedensten Nationalitäten und aus allen sozialen Schichten. Wie kommt die Bibliothekarin damit zurecht? Sie sagt, daß sie durch ihr Gebet ein neues Verständnis davon gewonnen hat, wie sie ihren Mitmenschen und ihrer Stadt näherkommen kann — ohne Klischees oder Routine. Sie schreibt: „Ich versuche nicht mehr, der Öffentlichkeit das anzubieten, was ich für richtig halte, sondern höre mehr darauf, was Gott — und meine Umwelt — mir sagt, was nötig ist. Und dann lausche ich weiter und suche in, des Vaters Haus‘ die vollkommene Antwort, die dieses Bedürfnis befriedigt.“

Solch andächtiges Lauschen kann viele alte Gewohnheiten brechen. Wir sollten uns öfter fragen, ob wir manches nicht nur deshalb so und nicht anders tun, weil es schon immer so gemacht worden ist. Aber wenn sich etwas ändern soll — dann was? Schließlich gibt es ja keine festen Vorschriften für Stil, Arbeitsmethoden, Öffnungszeiten und Lage eines Leseraums. Ein Leseraum in Afrika wird anders aussehen als einer in Deutschland, denn jede Kirche hat ihre eigenen speziellen Bedürfnisse. Und wenn die Mitglieder um Inspiration beten, wie man diese Bedürfnisse befriedigen kann, zeigen sich möglicherweise sehr interessante neue Lösungen!

Da gibt es zum Beispiel einen sehr aktiven Leseraum in Nigeria. Er befindet sich in einem Ein-Zimmer-Haus mit Blechdach, das sonntags und mittwochs als Kirchenraum dient und in der Woche als Leseraum eingerichtet ist. Da alle Mitglieder auf den Feldern arbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, hängt ein Schild an der Tür mit dem Hinweis, daß der Schlüssel im Laden nebenan zu haben ist. Jeder kann sich gern den Schlüssel holen, hineingehen, studieren, lesen, etwas entleihen oder kaufen (nach dem Vertrauenssystem: man legt das Geld in einen Kasten) und den Schlüssel zurückbringen. „In unserem Leseraum ist viel los“, berichtet ein Mitglied.

Wie unterschiedlich auch die einzelnen Leseräume arbeiten — eines haben sie doch alle gemeinsam: Ihr Erfolg beruht auf Gebet sowie dem eingehenden Studium der Bestimmungen im Kirchenhandbuch. Sie helfen uns zu erkennen, was am wichtigsten ist, wenn demonstriert werden soll, daß die Christliche Wissenschaft für alle da ist. Und wenn dann noch stereotype Ansichten fallengelassen werden und mehr praktische Ideen und Flexibilität zum Ausdruck kommen, werden mehr Leute Zugang zum Leseraum finden.

Die Mitglieder einer Zweigkirche, die in der Nähe einer Universität liegt, kamen zu dem Schluß, daß sie ihre Leseraum-Öffnungszeiten ändern sollten, denn nachmittags und abends war in ihrer Gegend am meisten los — in dieser Zeit waren besonders viele Leute zu Fuß unterwegs. Jetzt haben sie anstatt von neun Uhr morgens bis fünf Uhr nachmittags vom frühen Nachmittag bis zum Abend geöffnet. Ihre Eingangstür bleibt offen, und so kommen immer öfter Studenten herein und unterhalten sich mit den Mitarbeitern. Daraus entstanden schon oft lebhafte Diskussionen über Religion, und die Christlich-Wissenschaftliche Hochschulvereinigung an der Universität ist gewachsen.

Andere Leseräume entdecken, daß sie mehr für Kinder tun können. Dies hat zu neuen Aktivitäten geführt. Eine Bibliothekarin in einem Leseraum in Boston erzählt zum Beispiel, wie sie einfach hingebungsvoll betete, als sie erfuhr, daß das gesetzgebende Gremium des Bundesstaates, das seinen Sitz nicht weit von dem Leseraum hat, über die Änderung eines Gesetzes beraten sollte, das das Recht der Eltern schützt, sich bei der Heilung ihrer Kinder auf Gebet zu verlassen. Der neue Wortlaut hätte die Ausübung der Christlichen Wissenschaft in die Kategorie Kindesmißhandlung eingeordnet.

Sie schreibt: „Gott zeigte mir bei meinem beharrlichen Beten viele neue Wege. Ich betete um Erkenntnis, wie der Leseraum die Liebe der Christlichen Wissenschaft zu Kindern sichtbar machen könnte. Bald entwickelte sich eine freundschaftliche Beziehung zu unseren Nachbarn im Büro des Stadtschulrates von Boston und mit der Lehrervereinigung, und wir konnten ihnen hilfreiches Material zu lesen geben. Auch etliche Geistliche in der Umgebung wurden einbezogen. Einige freuen sich jetzt, wenn sie Material bekommen, das von der Christlich-Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft herausgegeben wurde, und sie geben es an ihre Gemeindemitglieder weiter. Auch Leute, die juristisch tätig sind und sich um die Verhinderung von Kindesmißbrauch bemühen, kamen in den Leseraum. Und Menschen, die selbst Opfer von Kindesmißbrauch gewesen waren, besuchten uns und zeigten Interesse für die Christliche Wissenschaft. Das sind nur einige der vielen Auswirkungen. Ich weiß, ich war mit meinen Gebeten nicht allein. Unsere wunderbaren Mitarbeiter sind gute Metaphysiker ...“

Der dauerhafte Erfolg eines Leseraums ist zweifellos von der metaphysischen Arbeit abhängig. Gute Metaphysiker — hingebungsvolle Heiler — wissen, warum der Leseraum da ist und warum sie da sind. Ihre Gebete werden nicht von den Mauern eines Gebäudes begrenzt. Wie kann Gebet überhaupt begrenzt werden? Und was für eine wundervolle heilende Atmosphäre entsteht doch, wenn Christliche Wissenschafter für den wahren, von Gott geschaffenen Menschen Zeugnis ablegen und an der geistigen Beschaffenheit Seines Universums festhalten! Kann man das fühlen? Zieht es andere an? Eine Frau berichtet von ihren ersten Erfahrungen mit einem Leseraum:

„Ich wußte selbst nicht genau, warum ich die ersten paar Male hineinging. Was sollte ich sagen? Wonach sollte ich fragen? Ich ging hinein und schaute mich ein bißchen um und sah die Bücher an, aber es war mir peinlich, weil ich kein Geld hatte, um welche zu kaufen. Die Bibliothekarin ließ sich jedoch nie anmerken, daß ihr das auffiel! Auf wundervolle Art ließ sie mich alle Verlegenheit wegen meines Nicht-Kaufens vergessen. Für sie war es die natürlichste Sache der Welt, daß ich einfach nur hereinkam. Und allmählich empfand auch ich es als ganz natürlich, dort zu sein. Es war, mein Platz‘. Ich war keine, Außenstehende‘, die nur hereinschaute; ich gehörte dazu. Ich lernte, die Bibellektion zu studieren, und ich entdeckte allmählich, was die Kirche wirklich ist. Nach einem Jahr und mehreren Heilungen wurde ich Mitglied Der Mutter-kirche!“

NEUERUNGEN

Finden Sie neue und bessere Möglichkeiten, Wissenschaft und Gesundheit auszustellen und anzubieten.

Mrs. Eddy erwartete, daß die Leseräume aktiv für das Lehrbuch werben und es verkaufen. Den Leseraummitarbeitern wird immer deutlicher bewußt, was das Lehrbuch heutzutage für die vielen Menschen bedeutet, die nach einem neuen Lebenszweck, einem neuen Begriff von Identität und nach Heilung suchen.

Arbeiten Sie an Ideen, wie der Leseraum zu einer natürlichen Schatzkammer für Kinder werden kann.

Ein besonderer Bereich für Kinder — ein niedriger Tisch und kleine Stühle, Kopfhörer, damit sie die Kassetten mit Bibelgeschichten und Liedern anhören können — schafft eine einladende Umgebung und regt junge Besucher an hereinzukommen. In einer Stadt bot sich der Leseraum als ein sicherer Ort an, wo Kinder nach der Schule hingehen können, und Lehrer und Eltern sind dankbar dafür.

Verbinden Sie Vorträge auf eine ganz neue Art und Weise mit den Aktivitäten des Leseraums.

Vortrags- und Leseraumkomitees entdecken neue dynamische Möglichkeiten der Zusammenarbeit. In dem Bestreben, die Menschen besser zu erreichen, stimmte ein Leseraum in Boston seine Arbeit auf einen Vortrag über berufliche Entwicklung und Anstellung ab. Eine größere Nachfrage nach Wissenschaft und Gesundheit und nach dem Christian Science Sentinel war die Folge.

Werden Sie offener, wandlungsfähiger, und werden Sie bessere Heiler.

Eine Frau, die große mentale Probleme hatte, lag schmutzig und verwirrt auf dem Gehweg in der Nähe eines Leseraums und bettelte um Geld. Sie kam mehrmals in den Leseraum und bat um Bücher zum Lesen. Sie wurde freundlich willkommen geheißen. Die Mitarbeiter unterstützten sie geduldig in ihrem Bestreben, sich bei der Lösung ihrer Probleme auf die Christliche Wissenschaft zu verlassen. Vor kurzem kam sie wieder in den Leseraum, sauber und hübsch angezogen, und erzählte, daß sie eine neue Wohnung gefunden habe. Sie kaufte ein Lehrbuch für einen Freund.

DIE VISION UNSERER FÜHRERIN

Im Jahr 1907 sah Mrs. Eddy voraus, wie wichtig es ist, daß man uns in der Öffentlichkeit an einem festen Namen erkennt. Sie bestimmte deshalb: „Meine geliebten Christlichen Wissenschafter! Da ich den Namen für einen zentralen Leseraum vorschlug und dieser Name ständig weiterverbreitet wird, ... nehmt [bitte] durchweg die Bezeichnung, Leseraum der Christlichen Wissenschaft’ an. ...

Allein schon diese Benennung besiegelt die Frage der Einigkeit und erschließt der Fülle der Freiheit und Liebe weittragenden Antrieb und Erfolg, von denen wir sagen können: je mehr, desto besser” (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes).

Je mehr die Leseräume ihren heilenden Einfluß erweitern, um so näher kommen sie der Verwirklichung von Mrs. Eddys Ideal: „Ein Christlicher Wissenschafter nimmt in der heutigen Zeit die Stelle ein, über die Jesus mit folgenden Worten zu seinen Jüngern sprach:, Ihr seid das Salz der Erde.‘, Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.‘ Laßt uns wachen, arbeiten und beten, daß dieses Salz seine Würze nicht verliere und daß dieses Licht nicht verborgen bleibe, sondern in mittäglicher Herrlichkeit erstrahle und erglänze“ (Wissenschaft und Gesundheit).

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / August 1995

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.