Auf der Jahresversammlung Der Mutterkirche am 7. Juni leitete ein freier Mitarbeiter der Christian Science Zeitschriften, eine Diskussion mit drei Naturwissenschaftlern. Sie sprachen über die Evolution der Wissenschaften im Licht von Mary Baker Eddys Entdeckung, dass die Wirklichkeit tatsächlich geistig und nicht materiell ist und dass das Universum vom göttlichen Gesetz geformt und regiert wird. Sie berichteten auch davon, wie Gebet die Arbeit auf ihren speziellen Gebieten geleitet und ihnen Heilung gebracht hat.
Die drei Teilnehmer waren:
ehemaliger Physikprofessor am Mount Holyoke College in Massachusetts und Forscher bei Bell Labs, wo er im Bereich von Gravitationswellen, Positronen und optischer Astronomie gearbeitet hat. Zur Zeit befindet er sich mit seiner Frau und seinem Sohn auf einer einjährigen Segelreise.
Wissenschaftler am SETI- Institut in Mountain View, Kalifornien, ein Forschungsinstitut extraterrestrische Intelligenz. Er lehrt Astronomie an der University of California in Santa Cruz und ist Gastprofessor für Physik und Geschichte am Principia College in Illinois.
Informatiker, der sich auf System- Simulation spezialisiert hat und das „Honors"Programm an der George Washington University in der Stadt Washington leitet. Er erforscht die Entwicklung der modernen Wissenschaft und betrachtet sie durch das Leben von Menschen, die Berechnungen anstellten, ehe es Maschinen taten.
Warren Bolon: Beginnen wir unsere Diskussion auf der Ebene des Kosmos mit dem, was die Wissenschaftler das „bekannte" Universum nennen. Laurance, was gibt es in den Naturwissenschaften, insbesondere in der Astronomie und der Astrophysik, was darauf hindeutet, dass der Sauerteig der Spiritualität heute ebenso am Wirken ist wie im vergangenen Jahrhundert?
Laurance Doyle: Mary Baker Eddy sagt: „Die Lehren der Astronomie, der Optik, Akustik und Hydraulik sie alle widerstreiten dem Zeugnis der physischen Sinne." Nein und Ja, S. 6.
Und wie John Templeton im Videofilm sagte [siehe Auszug auf Seite 35], haben wir einmal geglaubt, die Erde sei eine Scheibe, doch das war nur eine Täuschung der Sinne. Die Intelligenz musste diese Perspektive überwinden. Beachten Sie, dass die Perspektive sich ändern musste, nicht die Erde. Die Leute haben nicht gebetet und die Erde wurde geheilt und jetzt ist sie rund. Wir haben unsere Perspektive geändert. Als man glaubte, die Erde sei das Zentrum, da hatten wir eine privilegierte Position in der Mitte. Aber wir waren auch in der nicht zu beneidenden Lage, unten zu sein. Nach der Wissenschaft und Theologie des Mittelalters war das Einzige, was noch niedriger war als die Erde, die Hölle. Und man musste höher steigen, um zu den Engeln zu gelangen, und noch höher zu Gott hin. Ein Papst damals sagte im Wesentlichen: „Wenn wir es zulassen, dass die Erde in den Himmel reicht, wozu brauchen wir dann noch die Erlösung?" Wahrlich eine gute Einsicht! Wir befinden uns gegenwärtig mitten in einer Revolution. Anstatt die Erde gegen die Sonne als Mittelpunkt der Dinge einzutauschen, fangen wir an, Materie gegen Gedanken oder das Bewusstsein als Substanz der Dinge einzutauschen. Und Sie — und wir alle — sind die Wissenschaftler dieser Revolution. Die Astronomie gibt nur Hinweise darauf, dass wir anfangen die Vorstellung von einem eigenen Gemüt in zentraler Stellung gegen das Leben im unendlichen Gemüt einzutauschen. Und dies ist das Heil, die Erlösung.
Bolon: David, wie sehen Sie dieses Eintauschen von Dingen für Gedanken? Wie steht es mit der Vergeistigung der Materie durch Computer?
David Grier: Ich habe mit dieser Frage gerungen, bis mir klar wurde, dass man ohne Spiritualität keine Wissenschaften betreiben kann. Zu sagen, dass sich die Wissenschaft die Materie nur anschaut, wäre, wie wenn man der Gesellschaft zur Förderung der „Erde als Scheibe" beitreten würde. Wie Laurance sagte, sitzen wir dann mit einer scheibenartigen Erde fest, die wir zu heilen versuchen.
Mrs. Eddy spricht davon, dass wir die Wahrheit genauer verstehen können als wir eine Sonnenfinsternis berechnen können. Siehe Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 84f. Zu Mrs. Eddys Zeiten stellte die US-Marine etwa 25 Leute an, um Eklipsen zu berechnen, und die taten nichts anderes. (Für diejenigen unter Ihnen, die keine langen Bruchrechnungen mögen, wohl nicht der beste Job!) Diese Leute verbrachten das ganze Jahr damit, die Positionen der Planeten zu berechnen. Als die Marine größer wurde und sie weitere Entfernungen zurücklegte, mussten mehr Berechnungen angestellt werden. Dabei hatte man zwei Möglichkeiten. Die eine war, mehr Leute anzustellen, und glauben Sie mir, das haben sie getan und das war nicht sehr erfolgreich. Oder sie konnten es auf neue Weise betrachten. Und als sie das taten, begriffen sie, dass die Berechnungen, die einmal der Zuständigkeitsbereich eines intelligenten menschlichen Wesens waren, auf Gesetzen basierten. Heute kann man eine Handvoll Sand nehmen und ein paar Tropfen Gold hinzufügen und man hat einen Siliziumchip. Er kann weil Gesetze seine Funktionen regieren. Und diese Gesetze haben die Vorstellung verdrängt, dass nur eine menschliche Intelligenz Berechnungen anstellen kann. Und nicht nur kann dieses Halbleiterplättchen Eklipsen sehr viel schneller berechnen als die Menschen zu Mrs. Eddys Zeiten, sondern es ermöglicht auch die Einsicht in Dinge, die wir nicht sehen konnten, denn es kann sie durch Gleichungen erforschen und durch Grafiken, die das Unsichtbare darstellen.
Bolon: Laurance, wir haben in früheren Diskussionen viel über die wissenschaftliche Methode gesprochen. Was für Beobachtungen haben Sie in dieser Hinsicht gemacht?
Doyle: Ich sah neulich eine Sendung im Fernsehen, wo der Wissenschaftler und Schriftsteller Isaac Asimov gefragt wurde: „Was ist Ihre Definition von Wissenschaft?" Asimovs Antwort überraschte mich. Er sagte: „Wissenschaft ist, wenn man seine Gedanken mit denen des Universums vergleicht, um zu sehen, ob sie übereinstimmen. Ich dachte: „Das ist auch eine Definition von Gebet." Man könnte sagen, Gebet ist, wenn du deine Gedanken mit denen des Schöpfers des Universums vergleichst, um zu sehen, ob sie übereinstimmen. Das verlangt Demut. Du musst deine vorgefassten Meinungen fallen lassen und prüfen, ob deine Gedanken übereinstimmen mit dem, was Gott über Sein Universum weiß. Und das ist im Grunde auch die wissenschaftliche Methode. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Gebet kann die Wissenschaft des Seins nicht ändern, aber es dient dazu, uns mit ihr in Übereinstimmung zu bringen." Ebd., S. 2.
Grier: Ich war kürzlich auf einer Konferenz, wo einer der Sprecher darüber sprach, wie sich die Vorstellung von Objektivität ändern kann, und insbesondere Objektivität in der wissenschaftlichen Methode. Das schien mir nicht selbstverständlich immerhin ist Objektivität doch Objektivität. Aber mir wurde klar, dass seine Sicht auf einen Wandel im Denken hinwies. Er sagte, im 18. Jahrhundert wurde die Auffassung vertreten, dass wissenschaftliche Objektivität etwas ist, was nur ein Genie verstehen kann. Im 19. Jahrhundert dann wurde Objektivität wie eine Zeitung betrachtet, in der man eine Beschreibung des Universums einfach abdruckt und anderen mitteilt. Im 20. Jahrhundert begann man Objektivität als eine kreative Tätigkeit zu sehen, weil wir es mit Dingen zu tun haben, die niemand sehen kann. In der Astronomie zum Beispiel wird vieles mit Lichtwellen gemacht, die unsichtbar sind, oder mit Radioübertragungen und anderen unsichtbaren Phänomenen. Es erfordert einiges an kreativem Verständnis, um diese Dinge in eine Form zu bringen, die man sehen und mit denen man arbeiten kann.
Bolon: Wir haben uns kurz angesehen, wie sich das wissenschaftliche Denken in der Makrowelt erweitert, dem Bereich des bekannten Universums. Ben, welche Anzeichen sehen Sie für einen Wandel oder eine Erweiterung des Denkens in der subatomaren Physik der Welt des Infinitesimalen?
Benjamin Brown: Die Entwicklungen im Bereich der Quantenphysik oder sind interessant. Die Quantenmechanik ist im wesentlichen die Erforschung subatomarer Teilchen und deren Verhaltensweise. In den zwanziger und dreißiger Jahren erkannten Theoretiker, dass diese Teilchen sich nicht so verhielten, wie Isaac Newton es beschrieben hatte. Sie folgten tatsächlich anderen Gesetzen. Und diese Gesetze waren so ungewöhnlich, so abstrus, dass man mir als Student der Quantenmechanik doch tatsächlich sagte, dass ich nicht versuchen sollte, die Quantenmechanik zu verstehen, es verstehe sie nämlich niemand richtig. Man sagte mir sogar, wenn ich glaubte, ich verstünde sie, dann würde ich mich irren!
Normalerweise sehen wir die Materie als etwas Festes an. Doch auf der Ebene der erkenne ich, dass, selbst wenn ich meine Hand auf diesen Tisch lege, ich in Wirklichkeit eigentlich gar nichts berühre. Es findet eine elektrische Abstoßung statt zwischen den Elektronen in meiner Hand und den Elektronen im Tisch. Die Sicht der Wirklichkeit, die man beim Studium der Quantenmechanik erlangt, unterscheidet sich also beträchtlich von der alltäglichen Wahrnehmung, und die Materie beginnt tatsächlich zu verschwinden, je weiter wir ins Infinitesimale gehen. Doch wenn man in die andere Richtung geht und in den Kosmos hinausschaut, hat man das Gefühl, dass dort eine Ordnung vorhanden ist, eine Vernunft und ein Prinzip, und zugleich scheint das Universum größtenteils leblos zu sein. Ich schöpfe viel mehr Trost aus einer geistigen Sicht des Universums als aus einer materiellen Sicht.
Einige Leute sagen: „Wie kannst du Physiker und zugleich auch Christlicher Wissenschaftler sein? Ich würde sagen, dass es etwas Schönes ist physikalische Prinzipeien zu verstehen, denn sie weisen auf ein höheres Prinzip hin auf das göttliche Und diese Schönheit ist etwas, was Mary Baker Eddy erkannte. Vor kurzem bin ich in den Bahamas gesegelt und eines Morgens dachte ich: „Wie kann ich diese Schönheit nur beschreiben?" Ich beobachtete den Sonnenaufgang am Horizont und das Verschwinden des Mondes und kein Land war in Sicht. Diese Schönheit, diese Erhabenheit und Feierlichkeit erinnerte mich seltsamerweise an etwas, was ich vor 15 Jahren bei Bell Labs erlebte: die Schönheit eines Positrons und eines Elektrons, die sich im Gleichgewicht befanden. Das gleiche Prinzip war hier am Wirken.
Bolon: Ben, was ist ein Positron?
Brown: Ein Positron ist ein Antimaterie-Teilchen, ein positiv geladenes Elektron. Allzu technisch will ich hier nicht werden, aber vielleicht bin ich es schon! Positronen können zur Erforschung der Materie benutzt werden. Bei meinen Studien habe ich Positronen untersucht, die mit anderen Teilchen zusammengeprallt sind und durch Elektronen vernichtet wurden. Das hat zu einem größeren Verstöndnis der Interaktionen zwischen Materie und Antimaterie geführt und der Prozesse, die sich im Zentrum der Galaxien abspielen. Der Denkprozess bei der Forschung ist ein wesentlicher Grund, warum ich Physik studiert habe, und er ist hilfreich zum Verständnis von Christian Science. Die Herausforderung besteht darin, durch den materiellen Augenschein hindurchzuschauen und das völlig geistige, das wirkliche Universum zu sehen.
Bolon: David, können Sie, da Sie sich mit der Geschichte der Wissenschaften befassen, uns einen Überblick über die Evolution der Physik letzten Jahrhundert geben?
Grier: Die Zeit, in der Mrs. Eddy lebte, und die unmittelbar darauf folgenden Jahre zeigen mir in so umfassender Weise, wir die Entwicklung von geistigen Konzepten mit dem Fortschritt im menschlichen Denken zusammenfiel. Im Bereich der Quantenphysik ist es ganz eindeutig und wir haben es immer wieder gesehen — das Aufgeben alter Ideen für neue. Das ist in Wirklichkeit der geistige Sauerteig, der in den Wissenschaften am Wirken ist. Es ist so leicht zu glauben, Wissenschaftler seien einfach die ganze Zeit über damit beschäftigt, auf Materie zu starren, und werden schließlich alles begreifen. Aber damit kommt man nicht weiter. Man braucht Inspiration, um über das hinauszugehen, was die Sinne sehen.
Zu Mrs. Eddys Lebzeiten gab es neue Modelle der Elektrizität, neue Modelle dafür, wie sich Pflanzen entwickeln. Die Atomphysik stand ganz am Anfang, die Chemie entwickelte sich zu einer ernsthaften Industrie, und diese Dinge führten zu einer großen Blüte im 20. Jahrhundert. Das alles entstand aus dem Verlangen mehr zu erkennen, über Begrenzungen hinauszuschauen. Und das ist der geistige Einfluss am Wirken.
Bolon: Wie Sie schon sagten, Laurance, ist es kein Zufall, dass diese Blüte der Wissenschaften mit der Entdeckung von Christian Science zusammenfiel.
Doyle: Genau. Mrs. Eddy schuf einen Präzedenzfall für Unbegrenztheit und es gibt keine Begrenzungen für Ideen. Im 20. Jahrhundert, in dem die Quantenphysik geboren wurde, haben wir alles mögliche Interessante gelernt. Zum Beispiel, dass die Elektronen in diesem Blatt Papier hier sich mit einer Geschwindigkeit von 160 Millionen Kilometer pro Stunde bewegen. Das sieht nicht so aus, oder? Als Quantenphysiker müsste ich sagen, dass dieses Blatt Papier „die Tendenz hat zu existieren". Wir benutzen etwas, was sich die Wahrscheinlichkeitsverteilung nennt, und wir errechnen den Erwartungswert — hört sich etwas vage an, nicht wahr? Doch Tatsache ist, dass die Elementarteilchen in diesem Papier erst existieren, wenn sie gemessen werden. Das ist ein Faktum in der Quantentheorie. Ich kann sogar noch ein bisschen weitergehen und sagen, im Allgemeinen ist es ein bewusstes Messungs-Interaktions-Ereignis, das ein Stück Papier formt.
Nun kommt der Physiker John Bell mit einem Theorem und sagt: „Die Realität ist nicht lokal." Was heißt das? Wenn wir ein Experiment an einem Ort in der Welt durchführen, so sagte er, dann sollte es augenblicklich — nicht mit Lichtgeschwindigkeit, sondern augenblicklich — eine Wirkung woanders im Universum haben. 1982 wurde das zum ersten Mal experimentell bewiesen — dass es eine universale Verbundenheit gibt. Es ist also nicht nur eine Messung erforderlich — Sie erinnern sich, nichts existiert, ehe es nicht gemessen wird —, anscheinend kann auch die Handlung des Messens nicht auf ein lokales Ereignis beschränkt werden. Wegen der Einstellung der Physiker in den letzten fünfzig Jahren nenne ich diese Ära „das Zeitalter des widerstrebenden Metaphysikers".
Bolon: Wir kommen damit zu der Frage, was das Bewusstsein ist. David, Sie wollten etwas dazu sagen.
Grier: Das ist letztlich der Punkt, mit dem die modernen Wissenschaftler ringen. Als die Computer vor 50 Jahren erfunden wurden, da sagten die Leute: „Das sind großartige Geräte! Sie können nicht nur rechnen, sie können auch den menschlichen Verstand nachahmen und wir können sie dazu bringen zu denken oder ihnen zumindest den Anschein verleihen, dass sie denken." Eine Menge Forschungen sind angestellt worden und die Wissenschaftler sagen oft: „Nur noch einen Schritt weiter und wir werden verstehen, was das Bewusstsein ist." Dann machen sie diesen Schritt und entdecken wieder etwas, was mechanisch zu sein schien — es konnte gemessen werden —, aber doch nicht Bewusstsein ist.
Dass die Wirklichkeit nicht lokal ist, dass also Ereignisse und Ideen miteinander verbunden sind, egal, wo sie sind, — diese Vorstellung ist verblüffend. Und doch ist Allgegenwart einer der Begriffe, den Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit benutzt in der Antwort auf die Frage: „Was ist Intelligenz?" Ebd., S. 469. Und das führt für mich zu der tieferen Bedeutung von Bewusstsein. Es ist eindeutig nicht mechanisches Folgern. Es ist ganz gewiss kein Rechnen. Es ist das Fundament des Seins.
Bolon: Schlägt sich die Öffentlichkeit nicht auch mit dieser Frage herum? Die Leute möchten gerne wissen: Ja, wie viele Bewusstseins gibt es denn?
Doyle: Wenn ich anderen Wissenschaftlern die Idee [eines allgegenwärtigen Bewusstseins] erklären sollte, dann würde ich sagen: „Bewusstsein ist kein Elementarteilchen, Bewusstsein ist ein Feld." Und da würden sie ganz schön staunen!
„Jesus von Nazareth war der wissenschaftlichste Mensch, der jemals auf Erden wandelte", schreibt Mrs. Eddy. Und dann definiert sie, was Wissenschaftlich heißt: „Er tauchte unter die materielle Oberfläche der Dinge und fand die geistige Ursache." Ebd., A. 313. Das ist die wirkliche wissenschaftliche Methode. Alles Gute in den Wissenschaften ist dadurch zustande gekommen, dass jemand durch Intelligenz dazu inspiriert wurde, genau das zu tun. Jesus sagte: „Schaut die Lilien auf dem Feld an ..." Siehe Mt 6:28. Damit meinte er nicht, dass jeder Christliche Wissenschaftler Botaniker sein sollte! Wir sollen die Lilien „deuten" und nicht nur oberflächlich betrachten. Wir sollen das Universum deuten. Die Wissenschaftler benutzen manchmal den Begriff Experiment; aber das ist nicht das gleiche wie Demonstration. Bei einem Experiment wissen wir den Ausgang noch nicht. Im Sommer mache ich ein Experiment, um zu sehen, ob ich einen Planeten in der Größe der Erde finden kann. Wenn Sie aber im Unterricht ein Experiment wiederholen, dann ist das eine Demonstration. Sie demonstrieren etwas mit bekannten Ergebnissen.
Es gibt Beweise dafür, dass allgemein anerkannt wird: Es gibt ein unendliches Gemüt und Gott als Gemüt ist der Schöpfer. Ein Indianerstamm, die Lenapes in Delaware, haben ein Wort für den großen Geist: kishile mukong. Übersetzt bedeutet das: „Unser Schöpfer, Er, der uns durch Seine Gedanken erschafft." Einige Indianer nannten, wie Mrs. Eddy bemerkt, einen schönen See „das Lächeln des Großen Geistes" Wissenschaft und Gesundheit, S. 477.. Das ist geistige Deutung.
Es ist wichtig, nicht zu sagen: „Also, dies hier ist das materielle Universum, und das geistige Universum existiert woanders" — zu denken, dass der Himmel woanders ist. Jesus ging nicht zu einem „geistigen" Ort, um die Wirklichkeit wahrzunehmen. Er „tauchte unter die materielle Oberfläche der Dinge", um die geistige Ursache zu finden. Ich sehe, dass wir durch die Wissenschaften begrenzte Betrachtungsweisen ablegen und großartige Ideen erkennen, die bereits da sind.
Eine meiner Aufgaben besteht darin, im Universum nach Leben zu suchen, wie wir bei SETI sagen. Ich merkte, dass ich stillschweigend daran glaubte, dass wir in einem Universum leben, das größtenteils aus toter Materie besteht. Aber dann sagte ich mir: Halt — Materie ist doch nur die Suggestion, dass nicht überall Leben besteht. Seitdem halte ich nach einem Universum im Leben anstatt Leben im Universum Ausschau.
Bolon: Wir sollten aber nicht behaupten, dass die offenkundige Expansion des Denkens in den Naturwissenschaften die geistige Wirklichkeit gewissermaßen beweist. Das wird nie passieren. Doch vielleicht können wir sagen, der grundlegende Wandel in der Wahrnehmung der Realität — wie er sich in der Quantenphysik zeigt und in den wissenschaftlichen Diskussionen darüber, was und wo Bewusstsein ist — ein Zeichen dafür ist, dass das Denken eine geistigere Betrachtungsweise der Wirklichkeit annimmt.
Ben, Sie haben mir erzählt, dass Sie als Jugendlicher, bevor Sie von Christian Science wussten, instinktiv gegen die Vorstellung von einem zufälligen, bedeutungslosen Universum rebellierten. Erzählen Sie uns mal, was da in Ihnen vor sich ging.
Brown: Als ich so dreizehn, vierzehn Jahre alt war, habe ich viel über das Universum nachgedacht — ob das Weltall unendlich ist und solche Sachen — und dabei wurde mir immer unwohler bei dem Gedanken an ein materielles Universum. Ja, ich versuchte mir vorzustellen, was im Universum existieren würde, wenn es keine Erde gäbe und keine Intelligenz, um etwas wahrzunehmen. Es war eine beunruhigende Vorstellung. Meine Mutter meinte, es wäre vielleicht gut für mich eine Christian Science Sonntagsschule zu besuchen. Sie war keine Christliche Wissenschaftlerin. Sie setzte mich dort ab, ging aber selber nicht zur Kirche. Es war ein tolles Erlebnis. Ich erfuhr später, dass eine Woche vor meiner Ankunft ein leerer Stuhl in der Sonntagsschulklasse gewesen war und die Schüler darüber gesprochen hatten, ob sie ihn wegstellen sollten. Der Lehrer sagte: „Lasst uns doch beten, damit dieser Stuhl nicht leer bleibt, sondern sich jemand findet, der wirklich daran interessiert ist, hier zu sein." Ich wurde also als ganz besonderer Gast empfangen! In der Sonntagsschule begann ich die Dinge mit neuen Augen zu sehen. Anstatt dass alles Materie ist, lernte ich, dass alles Gemüt und seine geistige Schöpfung ist. Und das bedeutete mir viel bei meinen späteren Herausforderungen.
Wir müssen aufpassen — und das ist die Einschränkung, die ich machen möchte — dass wir den Ergebnissen eines Experiments nicht zu viel Glauben schenken und sagen: Dies beweist, dass das Geistige wirklich ist.
Als ich am College Physik lehrte, haben wir ein Experiment mit Bells Theorem gemacht. Die Studenten hatten Schwierigkeiten es zu verstehen, weil es ein Paradox in der Physik darstellt in dem Sinne, dass eine Beobachtung auf ein Bewusstsein oder eine Verbundenheit hindeutet, für die es gegenwärtig in der Physik keine Erklärung gibt. Aber es setzt auch ein Element von Zufälligkeit voraus — man kann erst wissen, was die Beobachtung sein wird, wenn sie gemacht ist, und man hat keine Möglichkeit es zu wissen, ehe man die Beobachtung macht.
Einstein sprach sich gegen die Vorstellung von Zufälligkeit aus. Er sagte einmal — und vielen von ihnen ist dieser Ausspruch sicherlich bekannt: „Gott würfelt nicht." Trotzdem sind Zufall und Unbestimmtheiten notwendig in der Quantenmechanik. Das ist nur ein Hinweis, dass wir tiefer gehen müssen, wenn wir uns all die phantastischen Dinge der neuen Physik anschauen, und erkenen nen müssen, dass Gott Alles ist, dass Er vollständig ist und völlige Herrschaft über Seine ganz und gar geistige Schöpfung hat, in der es keine Zufälle und keine Unbestimmtheit gibt.
Bolon: Lassen Sie uns jetzt noch ein bisschen weiter gehen und untersuchen, was Spiritualität eigentlich ist. Was ist dieser Einfluss, diese Kraft oder göttliche Gnade, die wir Spiritualität oder auch Geistigkeit nennen? David, vielleicht könnten Sie einmal anfangen.
Grier: In der Praxis der Naturwissenschaften ist Spiritualität die Fähigkeit oder das Verlangen, über das hinauszuschauen, was die materiellen Sinne uns sagen. Wissenschaft und Gesundheit erklärt, dass der geistige Sinn „eine bewusste, beständige Fähigkeit [ist] Gott zu verstehen" Ebd., S. 209.. Und Gott zu verstehen heißt das Gute zu verstehen. Deshalb kann ich sagen, dass die Naturwissenschaften nicht ohne den geistigen Sinn praktiziert werden können.
Anstatt in die Weite des Universums zu schauen, wie Laurance es tut, schaue ich auf den ComputerBildschirm und gebe eine Reihe von Codes ein. Vor mehreren Jahren schrieb ich ein Computerprogramm für die Firma eines Freundes, viele tausend Zeilen von Codes. Zwei Jahre lief alles gut. Dann erhielt ich die ungute Nachricht, dass das Programm abgestürzt war. Ich war der Einzige, der dieses Programm kannte, und ich war ziemlich deprimiert. Ich wusste, dass ich beten musste, denn die einzige andere Möglichkeit den Fehler zu finden, war, dass ich das ganze Programm Zeile für Zeile durchging. Und selbst dann würde ich das Problem nicht unbedingt finden. So betete ich, um zu wissen, dass es ein Gemüt gibt, das allgegenwärtig ist, und dass ich dieses Gemüt zum Ausdruck bringe.
Ich erinnerte mich an eine Geschichte, die mein Vater mir als Kind über einen Flugzeugingenieur erzählt hatte, der mit irgendeinem strukturellen Problem rang. Dieser Ingenieur hatte seinen Bleistift hingelegt und sich im Gebet an Gott gewandt und das eine regierende Gemüt anerkannt. Als er hinabschaute, sah er in den Kritzeleien, die er auf dem Papier gemacht hatte, plötzlich die Antwort zu dem Problem. Als ich über diese Erfahrung nachdachte, kam mir die Eingebung: Es ist eine fehlende Klammer. Gut, dachte ich, aber wo? Doch fast augenblicklich wusste ich, wo ich zu suchen hatte, und fand das Problem.
Bolon: Ist es nicht der Christus, der uns zu solchen Entdeckungen hinführt?
Grier: Manchmal sagt jemand zu uns: „Wie können Sie Physiker, Astronom oder Informatiker sein und zugleich Christlicher Wissenschaftler?" Ich könnte darauf antworten: „Kann denn irgendetwas außer dem Christus die treibende Kraft und die ständige Inspiration sein?"
Doyle: Ben sprach vorher von Unbestimmtheiten und wir haben da natürlich Heisenbergs Unbestimmtheitsprinzip. Eine Bedeutung von Prinzip ist: etwas Sicheres, Bestimmtes. Eins plus eins ist in der Materie nie zwei; die Messungen von Dingen ergeben nie zweimal genau das Gleiche. Aber eins plus eins als Idee ist genau zwei. Ich konnte dieses Konzept, diese Allheit des Gemüts oder Prinzips, demonstrieren, als ich im Amazonas-Tal Forschungen anstellte.
Eines Abends litt ich ziemlich ernsthaft an einer Lebensmittelvergiftung. Es gelang mir ein Telefon zu finden und eine Praktikerin in den USA anzurufen. Sie antwortete: „Hallo. . ." und ich fing an zu sprechen. Dann sagte sie: „Ich kann Sie nicht hören, aber Gott ist Liebe und ich werde anfangen zu beten." Sobald ich den Hörer aufgelegt hatte, fühlte ich mich besser und innerhalb einer halben Stunde war ich völlig geheilt. Ich konnte mit meinen Forschungen weitermachen. In Wirklichkeit ist jede Heilung augenblicklich, weil sie schon wahr ist, und Gemüt braucht keine Zeit, um von hier dorthin zu gelangen. Das war eine große Demonstration für mich. So eine Heilung kann man nur mit der Tätigkeit des unendlichen, vollkommenen Gemüts erklären.
Bolon: Ben, erzählen Sie uns über die Heilung, die Sie in Ihrer Schulzeit erlebten.
Brown: Ich nahm am Querfeldeinrennen teil und war Mitglied unserer Schul-Mannschaft. Eines Tages brach ich während eines Rennens zusammen und wurde ins Krankenhaus gebracht. Man sagte mir, dass ich mich sofort einer Operation unterziehen müsse. Ich sprach mit meiner Mutter und sagte, dass ich gern nach Hause gehen würde, um Wissenschaft und Gesundheit zu studieren, und sie willigte ein. So verbrachte ich drei oder vier Tage auf meinem Zimmer und studierte im wesentlichen nur Wissenschaft und Gesundheit. Ich war neu in Christian Science, aber die Wahrheit sprach zu mir. Ich fühlte mich getröstet. ich hatte keine Angst. Innerhalb von ein paar Tagen verschwanden die Schmerzen und ich fühlte mich völlig gesund. Eine Woche später ging ich wieder zur Schule und lief wieder Querfeldeinrennen. Mein Sportlehrer und meine Mannschaftskameraden waren erstaunt, dass ich noch am Leben war! Aber sie waren mir gegenüber nicht negativ eingestellt. Sie haben mich toll unterstützt. Kurz darauf lief ich einen Rekord. Ich wusste also, dass Gebet machtvoll ist — besonders wenn wir den materiellen Augenschein gedanklich umkehren und die geistige Natur des Menschen als wirklich erkennen.
Bolon: David, Sie haben als Forscher eine andere Art von Heilung erlebt.
Grier: Eins der mächtigsten Forschungswerkzeuge und das nützlichste ist die Bergpredigt, besonders der Teil, wo es um die Feindesliebe geht, um das Beten für die, die uns hassen und verfolgen. Siehe Mt 5:44. Ich arbeitete an einem Forschungsprojekt mit einem Mitarbeiter, der es klar gemacht hatte, dass er etwas gegen Religion im Allgemeinen und das Christentum im Besonderen hatte. Eines Tages wurde die Arbeit unterbroche, als wir die traurige Nachricht erhielten, dass ein Kollege Selbstmord begangen hatte. Dieser Mitarbeiter, mit dem ich die Auseinandersetzung gehabt hatte, schlug vor, dass wir gemeinsam zum Mittagessen gehen. Unterwegs betete ich still und mir kam der Gedanke unsere Feinde zu lieben, zu beten für die, die uns hassen. Innerhalb dieser kurzen Zeit gab es einen deutlichen Wandel in seinem Ton und in der Atmosphäre zwischen uns beiden. Später sagte er, dass er durch das, was ich an dem Tag getan hatte, das erste Mal echtes christliches Verhalten erlebt hatte. Das hat mich zutiefst beeindruckt und mir klar gemacht, wie nützlich die Bergpredigt als wissenschaftliches Werkzeug ist.
Bolon: Danke, David. Jeder von uns hat noch Zeit für ein paar kurze Schlussbemerkungen.
Doyle: Man hat gesagt, dass die Ursache für das „finstere Mittelalter" die Trennung des Glaubens von der Vernunft war. Und dass die Renaissance aus der Vereinigung von Glauben und Vernunft hervorgegangen ist. Für mich ist es die Vereinigung des Christentums, das aus Liebe besteht, mit der Wissenschaft, die aus Wahrheit besteht. Das ist die große Vereinigungstheorie, die eigentlich wahre. Christian Science ist die Antwort auf die Suche der Wissenschaftler nach einer großen Einheit.
Grier: Ich möchte nur einen Punkt nennen. Es gibt keinen Fortschritt ohne Spiritualität.
Brown: Eine Aussage aus Wissenschaft und Gesundheit hat mir im Laufe der Jahre viel bedeutet. Und das ist: „Die geistige Wirklichkeit ist die wissenschaftliche Tatsache in allen Dingen." Wissenschaft und Gesundheit, S. 207. Im Spektrum der Philosophen und religiösen Führer hat Mary Baker Eddy einen einzigartigen Platz inne und niemand kann diesen Platz jemals einnehmen. Dieses Spektrum umfasst völlig materielle Lebensanschauungen bis hin zu Mrs. Eddys völlig geistigen Anschauungen. Und ihre Anschauungen sind eine wissenschaftliche Offenbarung, die die Welt gerade erst anfängt zu entdecken.
Bolob: Ich las kürzlich ein Buch, in dem der renommierte Physiker Freeman Dyson mit den folgenden Worten zitiert wurde: „Ich glaube, dass die Leute, die das Ende der Physik vorhersagen, auf lange Sicht Recht haben werden. Die Physik mag veralten. Aber ich denke, dass die Physik ähnlich betrachtet werden könnte wie die griechische Wissenschaft: ein interessanter Anfang, aber sie ist nie zur Hauptsache gekommen. Das Ende der Physik wird daher vielleicht der Anfang von etwas anderem sein." John Horgan, The End of Science (New York: Broadway Books, 1996), S. 254f. Das ist das Ende des Zitats, aber wohl kaum das Ende wissenschaftlicher Entdeckung oder des sich vertiefenden Verständnisses von der Beziehung zwischen den Wissenschaften und diesem „anderen" — der göttlichen Wissenschaft.
