Die Jünger fragten Christus Jesus einst: „Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?" Er antwortete: „Euch ist's gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen, diesen aber ist's nicht gegeben" Mt 13:10, 11.. Die Geheimnisse des Himmelreichs — diese Formulierung erschien mir außerordentlich interessant!
Tatsächlich kommt das Wort „Geheimnis" sehr oft in der Bibel vor. Viele Menschen sind davon fasziniert, Geheimnisse zu ergründen. Die „Geheimnisse des Himmelreichs", von denen Jesus spricht, können uns jedoch offenbar werden, wenn wir nach jedoch in der Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy suchen und uns das darin enthaltene Gedankengut zu eigen zu machen. Mary Baker Eddy widmete ihr ganzes Leben der Entdeckung dieser Geheimnisse und deren Offenbarung für alle Menschen. Sie erkannte, dass der Mensch rein geistig ist und dass Materie im unsterblichen Gemüt keinen Platz hat, wobei Gemüt ein Begriff für Gott ist. Je weiter die Menschen auf dem Wege, den Christus Jesus uns wies, fortschreiten, umso mehr werden die Geheimnisse des Himmelreichs für sie verständlich.
Worin bestehen diese Geheimnisse? Eines bestand für mich darin, wie ich den Begriff Leben definieren sollte. Für viele Menschen endet das Leben im Tod. Jesus sagt aber: „Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen in Ewigkeit" Joh 8:51.. Leben ist Gott, Unendlichkeit, Gemüt, Seele, Geist, und der Mensch ist das Bild und Gleichnis Gottes. Wenn wir uns diese Tatsache vor Augen halten, wenn wir Jesu Wort halten, das immer wieder die untrennbare Einheit des Menschen mit Gott, Leben, bekräftigt, wird ewiges Leben kein Geheimnis mehr für uns sein.
Wie kann ein körperlicher Mensch das Bild und Gleichnis Gottes sein? mag für viele ein weiteres Geheimnis darstellen. Ein Astronaut wurde einmal in einem Interview gefragt, wie er sich in der Schwerelosigkeit fühle. Er beschrieb diesen Zustand so, dass er seinen Körper überhaupt nicht spüre, sondern dass nur das Bewusstsein vorhanden wäre. Aus einem Fernsehinterview vom 12.2.97, ARD. Das zeigte mir, dass der menschliche Körper das Wesen eines Menschen nicht ausmacht, sondern dass das Bewusstsein der entscheidende Faktor des Menschseins ist und er deshalb nicht die Bedeutung hat, die ihm manchmal zugemessen wird.
Es ist erstrebenswert sich mit völliger Hingabe der von Gott geschaffenen Vollkommenheit bewusst zu werden. Diese Hingabe vergleiche ich in etwa mit der Hingabe, mit der große Komponisten und Dichter ihre Werke schaffen. Sie vergessen sich selber über dem Werk. Nur das Kunstwerk zählt für sie. Auch große Interpreten leben für ihr Werk und stellen ihre eigene Person völlig in den Hintergrund. Mit der gleichen Hingabe können wir an der Schöpfung Gottes festhalten, nämlich dem vollkommenen Menschen, und an dessen Vollendung in unserem menschlichen Dasein arbeiten. Durch diese Hingabe sind Heilungen möglich von allen Schwierigkeiten oder Disharmonien.
Mary Baker Eddy sagte über Heilungen, die manchmal als Wunder angesehen werden: „Ein Wunder erfüllt Gottes Gesetz, aber es verletzt dieses Gesetz nicht. Diese Tatsache scheint heute geheimnisvoller als das Wunder selbst." Wissenschaft und Gesundheit, S. 134. Und etwas weiter heißt es: „Wenn es irgendein Geheimnis beim christlichen Heilen gibt, dann ist es das Geheimnis, das ein mit Gott verbundenes Leben immer für die Gottlosen bedeutet das Geheimnis, das sich immer aus der Unkenntnis der Gesetze des ewigen und unfehlbaren Gemüts ergibt." Ebd., S. 145.
Somit können durch eine Kenntnis dieser Gesetze die Geheimnisse entschleiert werden und unser Ziel sollte sein, diese Gesetze zu erkennen und sie zu studieren. Als natürliche Folge dieser Kenntnis werden wir das erlangte Wissen im täglichen Leben anzuwenden bestrebt sein. Mary Baker Eddy hat die gesetzmäßige Wirkung eines erleuchteten Glaubens, eines klaren geistigen Verständnisses durch unzählige Heilungen bewiesen.
Eines der größten Geheimnisse. die in der Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit offenbar werden, ist die Anwendung des Gesetzes der Liebe. Schon im dritten Buch Mose steht: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." 1. Mose 19:18. Den gleichen Satz lesen wir auch im neuen Testament an mehreren Stellen. Mk 12:31: Mt 22:39. In Mt 5:44 dehnt Christus Jesus die Aufforderung zur Nächstenliebe sogar auf unsere Feinde aus mit den Worten: „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen." Das Gebot der Liebe zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze neue Testament.
Ich selbst habe unter vielen Tränen und Kümmernissen dieses Gebot anwenden können und müssen. Ich war in einer Lage, in der ich annehmen musste, dass meine hingebungsvolle Tätigkeit für andere Menschen, die ich liebte, nicht anerkannt wurde. Die Lage spitzte sich derart zu. dass ich überall um mich nur noch Disharmonie empfand. Es schien ein Generationsproblem zu sein und sicher hatten alle Beteiligten an der misslichen Situation einiges zu lernen, mich selbst eingeschlossen. Ich betete nächtelang. Dann konnte ich erkennen, wie wichtig es ist, alle Menschen als Gottes Kinder zu sehen und zu wissen, dass Gott uns alle liebt.
Ich wusste, dass Gott uns einen Weg zeigen würde. Der Weg zeigte sich für mich dann u. a. in einer neuen Wohnung in einer schönen Umgebung. Jetzt bin ich glücklich, meine Zeit mehr dem Studium von Christian Science widmen zu können. Das Verhältnis zu den lieben Menschen ist wieder in Ordnung und voller Liebe und ich weiß ganz sicher, dass wir alle Kinder Gottes sind.
Das ist für mich die Offenbarung des größten Geheimnisses: zu wissen und zu verstehen, dass Gott nur gut ist und jedes Seiner Kinder gleichermaßen liebt. Und ich empfinde eine tiefe Freude darüber, dass die Geheimnisse des Himmelreiches auch für uns offenbart sind.
