Jede Lektionspredigt, die im Christian Science Vierteljahresheft — Bibellektionen veröffentlicht wird, bildet eine Einheit. Die Bibelzitate (nach der Lutherbibel, revidierte Ausgabe 1984) werden durch Stellen aus dem Christian Science Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, bestätigt und erklärt. Der Herold veröffentlicht verschiedene Anmerkungen und Kommentare, um den Lesern die vielseitigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie selbst weiterforschen können.
2. Januar
Gott
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. (Ps 23:1)
Es ist nicht von ungefähr, dass die ersten Bibelnotizen des neuen Jahrhunderts mit diesem „lyrischen Meisterwerk" (BKB), dessen Bekanntheitsgrad durch einen „sehr hohen Gefühlswert" (StEB) bestimmt ist, eröffnet werden. Der Gedanke von Gott als dem guten Hirten, der Geborgenheit, Schutz, Trost und Orientierung — und das über die Jahrhunderte hindurch — gibt, zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Psalm. Was hier zum Ausdruck kommt ist keine „Hirtenromantik" (WStB), keine sentimentale Schau auf eine uns oft suggerierte computeranimierte Freiheit-und-Abenteuer-Mentalität. Auch kein Eskapismus vor den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Im Gegenteil: Hirten waren zupackende, wirklichkeitsnahe starke Männer, die situationsbedingt zu entscheiden und zu reagieren hatten, und „es auch mit wilden Tieren aufnehmen mussten und konnten" (Bruns).
„Dabei geht es vor allem um die Gelassenheit des Glaubens, die mit dem Bild des Sichlagerns am frischen Wasser und auf grünen Auen umschrieben wird, und um Sicherheit, die im beständigen Schutz und in der Führung auf rechter Straße ausgedrückt wird. Dahinter verbirgt sich der Hinweis auf innere Ruhe und Frieden des Herzens; denn wo man sich umsorgt weiß, findet die Angst keinen Zutritt." (BKB)
„Da Jesus dieses Bild vom, Guten Hirten' auf sich angewandt hat, bekommen diese Verse noch einen tieferen Klang neutestamentlicher Freude." (Bruns)
9. Januar
DAS SAKRAMENT
Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten's nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische. (Joh 21:6)
„Simon Petrus entschied sich fischen zu gehen, und die anderen schlossen sich ihm an. Nachts war die beste Zeit zum Fischen, aber nachdem sie die ganze Nacht hindurch hart gearbeitet hatten, hatten sie immer noch nichts gefangen. Bei Tagesanbruch fragte sie der unerkannte Jesus vom Ufer aus, ob sie etwas gefangen hätten." (HdE)
„Es ist gut, dabei in den Alltag der Jünger, auch nach Ostern, hineinzusehen. Die Jünger sind nicht feierliche Gestalten, die festlich angezogen dasitzen und auf weitere Offenbarungen warten. ...Sie sind einfache Männer aus dem Volke, die arbeiten müssen, wenn sie leben wollen." (WStB)
„Der Fischer, der das Netz wirft, muss sich oftmals ganz nach den Anweisungen eines anderen richten, der ihm genau sagen kann, ob er nach rechts oder links werfen soll. Entdeckt der Mann vom Ufer aus in dem klaren Wasser doch oftmals die Fischschwärme, die der im Wasser Stehende nicht erkennt." (Barclay)
Die Symbolkraft dieser Geschichte verstärkt sich in Kenntnis der Tatsache, dass „die rechte Seite nach antiker Auffassung... die Glücksseite" ist. (BE)
16. Januar
LEBEN
Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit. (Kol 3:4)
Hier begegnen wir einem Gedanken, der Paulus sehr am Herzen lag. ...Nach Paulus ist Jesus Christus das wichtigste im Leben jedes Christen, ja mehr noch, Christus ist das Leben selbst.
...Für den wahren Christen bedeutet Christus sein Leben. Jesus Christus beherrscht sein ganzes Denken und erfüllt sein ganzes Leben." (Barclay)
„Wichtig ist auch, dass im Text nicht der Artikel bei dem Wort, Herrlichkeit' steht, als ginge es um eine bestimmte räumliche Größe... Dieses neue herrliche Dasein entsteht aber nach dem Zeugnis des Neuen Testaments nicht dadurch für uns, dass wir, in den Himmel kommen', sondern dadurch, dass der Christus von [s]einem Thronsitz zur Rechten Gottes aufs neue hervortritt und [s]ein Werk an dieser Welt, an der gesamten Schöpfung vollendet....
Dabei müssen wir daran denken, dass, doxa' =, Herrlichkeit' das biblische Wort zur Bezeichnung der göttlichen Lebensfülle... ist." (WStB)
23. Januar
WAHRHEIT
Er ist ein Fels. Seine Werke sind vollkommen; denn alles, was er tut, das ist recht. Treu ist Gott und kein Böses an ihm, gerecht und wahrhaftig ist er. (5. Mose 32:4)
„Das Lied [des Mose] ist in dichterischer Form nach Art der Hebräer verfasst: ein Gedanke wird mit verschiedenen Worten mehrmals ausgesprochen. Der Kosmos, die Natur, auch der Mensch ist angeredet, weil die gesamte Schöpfung zum Lob Gottes geschaffen ist und weil Gottes Wort, das Mose lehrt, den Menschen erfrischt, zum Leben verhilft." (LBe)
„In gehobener Sprache nimmt [der Psalm] Gedanken auf, die fast durchweg aus anderen Zusammenhängen bekannt sind; dennoch bildet er eine durchaus eigenartige und in sich geschlossene Einheit. Welcher Grundgedanke hier verfolgt wird, ist auf den ersten Blick nicht leicht zu erkennen. ...
Im Stil des Hymnus wird Gott gepriesen. Dabei ist die Bezeichnung Gottes als eines, Felsen' von besonderer Wichtigkeit. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch das Ganze und wird immer wieder aufgenommen." (BE)
Der Fels bezeichnet die unver rückbare Verlässlichkeit, Treue und Beständigkeit Gottes. „Vollkommen ist der Gott Israels, weil er Treue hält und weil trotz aller seiner verschlungenen Führungen kein Falsch in seinen Absichten zu finden ist. Seine Vollkommenheit wird im Alten Testament nie philosophisch-abstrakt ausgesagt, sondern sie erweist sich durch die aufmerksame Wahrnehmung dessen, was er tut." (WStB)
30. Januar
LIEBE
Und es kam zu ihm ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich reinigen. (Mk 1: 40)
„Markus fügt an dieser Stelle in den Bericht des Wirkens Jesu die Heilung des Aussätzigen ein, die bei Matthäus als erste ausführliche Mitteilung eines Heilungswunders am Anfang steht. Die Einordnung hier bei Markus mag dem Gang der Dinge recht entsprechen, da deutlich eine Vertiefung des Glaubens, und zwar in ganz persönlicher Beziehung, zu beobachten ist. Bis jetzt war immer nur die Rede von den, vielen Kranken', die geheilt wurden. Ein persönliches Gespräch zwischen Jesus und dem einzelnen Kranken wurde bisher nicht berichtet....
Die ganz persönlich vorgetragene Bitte des Aussätzigen, so dringlich sie ist, ist von einem solchen Vertrauen getragen, dass sie dem Helfer den Raum freilässt, sich so zu verhalten, wie es geschieht.... Wenn Du nur willst, so kannst Du mich reinigen! Diese Bitte und Haltung des Aussätzigen setzt voraus, dass der Kranke einen tiefen Eindruck von der Hoheit Jesu erhalten hat." (WStB)
„Diese Bitte des Aussätzigen veranschaulicht das Wesen des echten Glaubens.... Nicht der eigene Wille und Wunsch, sondern Gottes Wille und Wunsch sollen zur Geltung kommen." (WStB)
Abkürzungen:
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
BE = Die Bibel mit Erklärungen
BKB = Brockhaus, Kommentar zur Bibel
Bruns = Hans Bruns, Die Bibel mit Erklärungen
HdE = Handbuch der Evangelien
LBe = Lutherbibel erklärt
WStB = Wuppertaler Studienbibel
