Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Mit dem Motorrad um die Welt

Aus der Januar 2000-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Entlang der kurvenreichen Straße wuchs eine üppige Vegetation. In den Reisfeldern spiegelten sich kleine weiße Wolken, die wie verloren am weiten Himmel hingen. Die feuchte Hitze war erdrückend und machte einen dösig. Trotzdem fühlte es sich gut an, auf der Insel Java unterwegs zu sein. An jeder Kurve der Landstraße taten sich Philippe Abadie und seinen Gefährten neue Ausblicke auf. Nach einigen Stunden gab ihnen der Rhythmus des Motorrads, wie es sich mal nach rechts, mal nach links in die Kurven neigte, und dazu der monotone Klang des Motorenlärms ein Gefühl wie im Traum.

Schon seit zwei Wochen war Philippe nicht mehr allein. Er hatte einen anderen Motorradfahrer getroffen, ein Franzose wie er selber, und sie hatten beschlossen gemeinsam weiterzureisen. In Jakarta stießen sie dann auf eine junge Französin, die in der Gegend herumreiste und nach Bali wollte. Da das auf ihrem Weg lag, boten sie ihr an, sie mitzunehmen. An jenem Tag fuhr sie auf Philippes Maschine mit. Plötzlich, als sie aus einer Kurve kamen, bemerkte Philippe etwas Ungewöhnliches. Die Straße vor ihnen hatte eine andere Farbe. Als ihm aufgeht, was das sein könnte, ist es schon zu spät. Das Motorrad gerät ins Schleudern, er verliert die Kontrolle, sie kippen und schlittern ein ganzes Stück die Straße entlang. Ein riesiger Ölfleck bedeckte die Fahrbahn. Dem Freund hinter ihm gelang es ohne Probleme durchzufahren.

Doch Philippe hatte so viele Beweise von Gottes Macht erlebt, dass er beim Stürzen keine Furcht hatte. „Auf der ganzen Fahrt bin ich mir der Allgegenwart Gottes bewusst gewesen. Ich empfand zutiefst, dass die Verheißung des Psalmisten wahr ist: „Der Herr behütet dich; der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. Der Herr behüte[t] deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!" (Ps 121:5, 6, 8).

Er steht auf und sieht, dass die junge Frau, die auf seinem Motorrad war, Schürfungen am Bein und an der Hand erlitten hat. Aber sein Bewusstsein von der Gegenwart der göttlichen Liebe ist unerschütterlich. Er setzt sich zu ihr und hilft ihr in ganz einfachen Worten verstehen, dass sie nicht von etwas, was gut und harmonisch ist, getrennt werden kann. Außerdem betet er still. „Ich betete, um zu erkennen, dass Gott der Heiler und Beschützer ist und dass es in Gottes Universum, im Reich Gottes, keinen Unfall, keinen Wandel gibt, dass alles vollkommen ist." Kurz darauf verschwanden die Schmerzen.

Es war nicht das erste Mal auf seiner Reise, dass Heilung notwendig war. Im Jahr zuvor hatte er in der Türkei ein sehr schmerzhaftes Verdauungsproblem gehabt. Er wusste, dass er seine Gedanken Gott zuwenden musste. „Als die Schmerzen einmal sehr stark wurden, bekam ich große Angst. Doch ich betete und konnte die Angst überwinden. Ich verstand, dass der Mensch geistige Nahrung braucht. Materielle Nahrung kann keine negative Wirkung auf Gottes gute Schöpfung haben. Ich betete über Furcht im Zusammenhang mit Vergiftung. Ich erkannte, dass das einzige Gift, um das ich mich zu sorgen brauchte, die Furcht ist, die unser Vertrauen auf Gott verringert. Mir gefällt das Zitat in Wissenschaft und Gesundheit, wo Mary Baker Eddy schreibt:, Die Furcht, die ein Element jeder Krankheit ist, muss ausgetrieben werden, um das Gleichgewicht für Gott wiederherzustellen'" (S. 392). Über mehrere Tage hielt er daran fest, dass Gott der einzige Schöpfer ist und dass er unter Gottes Regierung völlig beschützt ist. Die Schmerzen verschwanden vollkommen.

Aber zurück zu dem Vorfall mit dem Motorrad. Nachdem er die junge Frau getröstet und für sie gebetet hat, guckt er sich sein Motorrad an und entdeckt ein großes Loch an einer Stelle des Motors. Da das Öl auslaufen würde, kann er mit der Maschine nicht weiterfahren. Das beschädigte Aluminumteil muss gelötet werden. Jemanden für eine normale Lötarbeit zu finden — das würde schon schwierig genug sein, aber jemanden für das Löten von Aluminium zu finden scheint unmöglich. Dennoch gerät er nicht in Panik. Hat er nicht schon so oft erlebt, dass er „unter dem Schirm des Höchsten" war? „Mein Bedarf wurde manchmal augenblicklich gedeckt und das hat mich sehr beeindruckt. Ich habe die Gegenwart und den Schutz der göttlichen Liebe gespürt. Mir war immer klar, dass ich diesen Schutz hatte." Einige Minuten später hält ein Motorradfahrer an und fragt, ob sie Hilfe brauchen. Er weiß von jemand, der Aluminium lötet. Philippe nimmt das beschädigte Teil und fährt mit dem Motorradfahrer mit. Als sie bei dem Mann, der Moslem ist, ankommen, ist es Gebetszeit. Sie müssen später wiederkommen. Schließlich wird das Teil gelötet, das Motorrad ist repariert und die Fahrt geht weiter.

In jedem Moment wusste er, dass er Gott vertrauen kann, der die Quelle aller Intelligenz, Weisheit und Liebe ist. Als er sich der chinesischen Grenze nähert, hat er keine Landkarten für China, keinen Touristenführer, kein Wörterbuch. Straßenschilder würde er nicht lesen können, da sie in einer Sprache geschrieben sind, die er nicht versteht. Er ist jedoch zuversichtlich. Fünf Kilometer vor der Grenze verkaufen ihm Touristen ihren sehr ausführlichen Guide, in dem auch ein Wörterbuch mit den wichtigsten Ausdrücken und Wendungen enthalten ist. Plötzlich hat er alles, was er braucht, um sich zurechtzufinden!

„Von Anfang bis Ende veranschaulichte mir meine Reise in ganz toller Weise den letzten Vers des 23. Psalms:, Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.'"

Was als ein persönliches Unterfangen begonnen hatte, schloss letztlich viele andere Menschen ein und berührte ihr Leben. Er konnte seine Abenteuer nicht nur mit seiner Familie teilen (mit seinem Bruder zu Beginn der Reise, dann seiner Mutter, die sich zweimal mit ihm traf und etwa 4000 Kilometer mit ihm auf dem Motorrad durch die Türkei, durch Kambodscha, Thailand und Malaysia reiste), sondern auch mit vielen anderen, denen er unterwegs begegnete.

Philippe wollte die Welt mit ihren verschiedenen Facetten entdecken, den unterschiedlichen Sprachen, Rassen, Bräuchen und klimatischen Verhältnissen. Doch in all der Vielfalt zeigte sich ihm eine Einheit, die er sich nie vorgestellt hätte. Die unterschiedlichen Charakteristika, die uns auszeichnen, machen uns manchmal glauben, dass es für die Bewohner unseres Planeten schwierig ist, einander zu verstehen und daher miteinander auszukommen. Doch er entdeckte gerade das Gegenteil. Als Brüder und Schwestern sind wir alle miteinander verbunden, haben alle einen Vater, Gott. Daher gibt es genau da, wo wir so verschieden zu sein scheinen, tatsächlich große Ähnlichkeiten. Diese Sichtweise ermöglichte es ihm, sich mit den verschiedensten Menschen zu verständigen, selbst wenn sie keine gemeinsame Sprache hatten. Und diese Sichtweise ermöglichte es ihm auch zu erkennen, dass genau da, wo wir uns in jedem Augenblick befinden, Gott den Reichtum Seiner Liebe und die Schönheit und Vollkommenheit Seiner Schöpfung in uns zum Ausdruck bringt.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Januar 2000

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.