Viele Gelehrte betrachten Augustinus als den dritteinflussreichsten Kirchenlehrer in der Geschichte des Christentums. Sie behaupten, er habe die christlichen Lehren so maßgeblich geprägt, dass er dabei nur von Jesus und Paulus übertroffen wurde. Seine Schriften beeinflussten Klerus und Laien über mehr als tausend Jahre lang vom frühen Mittelalter bis zur protestantischen Reformation. Teile seiner Lehren haben heute noch in vielen christlichen Religionsgemeinschaften Geltung.
Das Leben des Augustinus war so komplex und mannigfaltig wie seine Theologie. Er wurde 342 n. Chr. in Nordafrika geboren und bekehrte sich erst zum Christentum, als er Anfang dreißig war. Seine Jugend war charakterisiert durch Promiskuität und Ausschweifung, was seine Ansichten über die Erbsünde beeinflusste. Er nahm auch die Prädestinationslehre an, der zufolge eine kleine kirchliche Elite über eine korrupte und degenerierte, zu ewiger Verdammnis bestimmte Gesellschaft herrschen würde. Er schrieb, die göttliche Liebe und Gnade sei nur wenigen Erwählten zugänglich.
Aber an vielen Stellen seiner umfangreichen Schriften offenbarte Augustinus ein hohes Maß an Glauben und geistigem Verständnis. Nachdem er der Kirche beigetreten war, stieg er bis zur Position des Bischofs von Hippo Regius auf. Und gegen Ende seines Lebens, nachdem er in Italien und Nordafrika viele Heilungen miterlebt hatte, änderten sich seine Auffassungen über Gott und den Menschen beträchtlich.
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