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Mary Baker Eddy Bibliothek

Mary Baker Eddy: Eine Tochter Neuenglands ... Eine Weltbürgerin ...

Aus der Januar 2001-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Präsentiert von der Mary Baker Eddy Bibliothek für den Fortschritt der Menschheit

„Ich weiß, dass meine Mission der
ganzen Welt gilt, nicht nur meinen
lieben, hingebungsvollen Nachfolgern in
Christian Science ... Meine ganze Arbeit,
all meine Anstrengungen, alle meine
Gebete und Tränen gelten der Menschheit
und der Verbreitung von Frieden und
Liebe unter den Menschen” (Mary Baker
Eddy in einem Interview mit The New
York American im Jahr 1907).

Am Montagabend, dem 5. Juni 2000, wurde im Erweiterungsbau Der Mutterkirche eine besondere Veranstaltung von der neu gegründeten „Mary Baker Eddy Bibliothek für den Fortschritt der Menschheit” abgehalten. Sie befasste sich damit, wie Mary Baker Eddy als unbekannte Frau aus Neuengland ins Licht der Öffentlichkeit trat und als Autorin, Herausgeberin und Gründerin bekannt wurde, deren Leistungen und Ideen die Aufmerkamkeit der Welt auf sich zog.

Es wurde eine Vielfalt von Quellenmaterial, live Interviews und elektronischen Medien verwendet und die vielen Zuhörer (einschließlich der über das Internet angeschlossenen) lernten im Laufe von mehr als zwei Stunden eine große Anzahl von Mary Baker Eddys bisher unveröffentlichten Briefen und Manuskripten kennen.

Das Quellenmaterial bestand aus Originaldokumenten in M. B. Eddys Handschrift, historischen Daten sowie aus Möbelstücken und anderen Gegenständen aus ihren Häusern. Die elektronischen Medien umfassten zwei Videos über ihr Leben und Vermächtnis, live Kameras, die die archivalischen Dokumente auf zwei Bildschirme projizierten, und eine „virtuelle” Führung durch die neue Bibliothek anhand von Skizzen und Bauplänen.

Die Verfasser der drei neuesten Biografien von Mary Baker Eddy — Gillian Gill, und — sowie zwei Berater der Bibliothek, Prof. Ann Braude von der Harvard Divinity School und von der medizinischen Fakultät der Pennsylvania State University, gaben aufschlussreiche Interviews. Ferner wurden die zwei Hauptberater der Bibliothek vorgestellt, ehemaliger Archivar der US-Regierung, und Historiker und Autor. Vor einer Kulisse, die aus Originalmöbelstücken aus M. B. Eddys Häusern bestand, präsentierten der Dramatiker und dessen Tocher, die Schauspielerin Hallie Foote, wohldurchdacht und einfühlsam einige Briefe M. B. Eddys.

Der Abend war geschichtsträchtig und vom Geist der Frau erfüllt, deren Lebenswerk, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, für zukünftige Generationen das sein würde, was M. B. Eddy für ihre eigene war: Lehrer, Heiler, Freund und Pastor.

Folgendes sind Auszüge aus der Veranstaltung „Eine Tochter Neuenglands ...”

: Heute Nachmittag hörten viele von Ihnen vom Christian Science Vorstand über die Umstände und die Inspiration, die zur Errichtung der Mary Baker Eddy Bibliothek für den Fortschritt der Menschheit führten. Wir sehen die Bibliothek als eine Einrichtung an, wo Schüler, Akademiker und Suchende aus allen Konfessionen und Berufen in Eddys Leben und Gedankengut Trost und Hoffnung finden können.

Ziel der Bibliothek ist es, „das universale Streben nach Spiritualität und der Wissenschaft des Seins sowie deren Auswirkung auf Gesundheit und menschlichen Fortschritt zu fördern”.

Im Laufe dieses Abends werden wir an einer „virtuellen” Führung durch die neue Bibliothek teilnehmen, und anhand der Fülle des im Archiv befindlichen und zumeist unveröffentlichten Materials werden wir uns über einen Zeitabschnitt informieren, in dem M. B. Eddy die Entwicklung von einer „Tochter Neuenglands” zur „Weltbürgerin” durchlief.

Ihr Moderator für diese Präsentation ist beileibe nicht „virtuell”. Es ist Vorsitzender des Church Historical Trust und Leiter des Board Research Office.

Stephen Danzansky: Heute Abend werden wir Sie auf eine Reise durch fast drei Fünftel von Mary Baker Eddys Leben als Entdeckerin und Gründerin von Christian Science mitnehmen. Wir werden uns die sechziger, siebziger und achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts anschauen. Das sind interessante Jahre, denn sie geben uns Aufschluss über Mrs. Eddys Denken und ihre Bemühungen, für das, was sie entdeckt hatte, eine Grundlage zu schaffen. „Wer immer den Weg in Christian Science erschließt, ist ein Pilger und Fremder, der den Weg für noch ungeborene Generationen absteckt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 174.

Um die Jahrhundertwende wurde Mary Baker Eddy von der in Amerika weitverbreiteten Zeitschrift Human Life als „eine der berühmtesten, interessantesten und mächtigsten Frauen in Amerika, wenn nicht der Welt“ bezeichnet.

Mrs. Eddy war jedoch schon vier Jahrzehnte zuvor an die Öffentlichkeit getreten. Zu der Zeit wurde sie sich bewusst, dass ihre Entdeckung in Bezug auf die Gesundheit und das Heilen — auf die Beziehung zwischen dem menschlichen Gemüt, Körper und Geistigkeit — nicht etwas war, was sie für sich behalten konnte. Sie fühlte sich veranlasst, mehr als nur ihr eigenes Wohlbefinden und ihren eigenen geistigen Gewinn anzustreben und das zu veröffentlichen, was sie herausgefunden hatte.

Dreißig Jahre nach ihrer Entdeckung gab es immer noch kein Kirchengebäude und keine Kirchenorganisation, wie wir sie heute kennen. Mary Baker Eddy war die einzige Lehrerin, Predigerin, Pastorin, Redakteurin, Praktikerin und Verfasserin. Sie hielt Vorträge, Ansprachen und Predigten und heilte Hunderte von Patienten; manche Schätzungen belaufen sich auf dreitausend. Doch da viele berichteten, dass sie durch das bloße Lesen von Wissenschaft und Gesundheit geheilt worden waren, weiß niemand, wie groß diese Zahl wirklich war!

Bei unserer Führung heute Abend werden wir uns die umfangreichen Ressourcen der Mary Baker Eddy Bibliothek zunutze machen. Diese Ressourcen sind echt. Das Archivmaterial existiert, insgesamt 500 000 Seiten, und Sie werden es live sehen, durch das Objektiv unserer Fernsehkamera.

Die 1860er Jahre

Kennzeichnend für Mrs. Eddys Werdegang als Entdeckerin und Gründerin von Christian Science war ihre unermüdliche Aktivität, eine Aktivität, wie wir sie bei vielen wissenschaftlichen Denkern und Forschern antreffen. Sie forschte, schrieb, praktizierte und verkündete. Wie wir sehen werden, wiederholen sich diese vier Aktivitäten immer wieder in den drei Jahrzehnten ihres Lebens, mit denen wir uns heute befassen.

Selbst vor den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts war Mary Baker Glovers Suche nach Heilung gewöhnlich mehr als nur der Wunsch, körperliche Erleichterung zu finden. Als sie im Sommer 1849 nach Warner im Staat New Hampshire reiste, um von einem Arzt der Allopathie behandelt zu werden, machte sie sich daran, diesen Zweig der Medizin in den Monaten ihres Dortseins zu untersuchen. Es genügte ihr nicht, lediglich Patientin zu sein, sie musste das Wie und Warum dieses Heilungsvorgangs erforschen.

Forschen, schreiben, praktizieren und verkünden. Sie tat das ausgiebig von 1860 bis 1870, als ihr Gang durch die, wie sie sagte, „düsteren Irrgänge der materiellen Medizin“ eiliger wurde. Sie „suchte nach Erkenntnis bei den verschiedenen Richtungen — Allopathie, Homöopathie, Wasserheilkunde, Elektrizität und bei verschiedenen auf Humbug beruhenden Verfahren —, fand aber keine Befriedigung“ Rückblick und Einblick, S. 33.

Nachdem Mary Baker Eddy Mitte der 1850er Jahre mit der Homöopathie gute Erfolge erzielt hatte, studierte sie sie mehrere Jahre lang und experimentierte mit ihr. In ihrem Exemplar von Jahrs Handbuch, einer Anleitung für Praktiker der homöopathischen Medizin, schrieb sie nieder, was sie lernte, und versuchte dann, andere zu behandeln. In Wissenschaft und Gesundheit erzählt sie, wie sie mit Zuckerpillen eine Patientin heilte, die an Ödem litt oder „Wassersucht“, wie es damals hieß. Wissenschaft und Gesundheit, S. 156. Später nannte sie dieses Erlebnis den ersten der zwei „fallenden Äpfel“ Michael Meehan, Mrs. Eddy and the Late Suit in Equity (1908), S. 161. — Erkenntnisse über die mentale Natur von Krankheit und Heilung. Der zweite fallende Apfel war ihre Entdeckung von Christian Science im Jahr 1866.

Dazwischen lagen weitere Stationen, wie etwa ein Besuch bei Dr. Vails Hydropathischem Institut in Hill im Staat New Hampshire im Juni 1862 und im Herbst desselben Jahres Besuche bei Dr. Phineas P. Quimby, einem mentalen Heiler, dessen Behandlung auf der mesmerischen Theorie basierte.

Doch während Mary Baker Patterson die Beziehung zwischen Geist und Körper untersuchte, forschte sie in der Bibel, schrieb, praktizierte und verkündete das, was sie herausgefunden hatte. „Die Ergebnisse ihrer Bibelstudien begann sie schon 1862 aufzuschreiben“, erklärt sie im Vorwort von Wissenschaft und Gesundheit, „und an Freunde weiterzugeben, denn die Bibel war ihr einziger Lehrer; aber diese Aufsätze waren unreif — die ersten Schritte eines Kindes in der gerade neu entdeckten Welt des Geistes.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. viii.

Wir wollen jetzt mit zwei angesehenen Akademikern und Beratern der Bibliothek sprechen, Dr. Ann Braude, Leiterin des Fachbereichs Frauenstudien in Religion an der Harvard Divinity School, und Dr. David J. Hufford, Professor für Medical Humanities am Pennsylvania State University College of Medicine.

David, wir hörten eben von Mary Baker Eddys Studien und Experimenten mit verschiedenen Arten der alternativen Medizin. Erzählen Sie uns doch einmal über den Stand der Medizin in den Jahren 1860 bis 1870.

David Hufford: Was Mary Baker Eddy erlebte, war normal und auch verständlich für eine kluge Frau, die selbst gesund werden und anderen helfen wollte, gesund zu werden.

Die herkömmliche Medizin hatte damals nicht viel zu bieten. Vieles von dem, was sie zu bieten hatte ... war eigentlich ziemlich gefährlich. Die Medikamente waren rigorose Mittel und enthielten u. a. Quecksilber. Aderlassen wurde noch weithin praktiziert.

Die Medizin war also ziemlich gefährlich und es überrascht daher nicht, dass damals eine große Vielfalt von Behandlungsmethoden aufkam: der Gebrauch von Kräutern, Homöopathie, Mesmerismus und Gemütsheilen. Zu jener Zeit wäre es schwer gewesen, von Alternativmedizin zu sprechen, weil man nicht genau wusste, was die reguläre Medizin war, denn es gab so viele verschiedene Richtungen in der Medizin.

Doch die medizinische Landschaft begann sich in den späten sechziger Jahren zu verändern. Gegen Ende der siebziger Jahre nahm in der Medizin eine Reform ihren Anfang. Diese Reform führte dazu, die Ausbildung von Ärzten auf Laboratorien mit wissenschaftlichem Ansatz zu konzentrieren, und einigte allmählich den Medizinbetrieb auf eine einzige Klasse von Theorien. Damit wurde die Vorstellung, was medizinische Behandlung darstellt, erheblich eingeschränkt, und man erwartete, dass Krankheiten aufgrund dieser Wandlung im Wesentlichen besiegt werden würden.

Danzansky: Aber heute nehmen diese alternativen Behandlungsmethoden wieder ungeheuer zu. Selbst Spiritualität spielt heute eine große Rolle. Was geht hier vor sich?

Hufford: Man erwartete, dass die Standardisierung der Medizin auf einer auf dem Laboratorium basierenden Wissenschaft Krankheiten ausmerzen würde, und das führte anfangs auch zu manchen bemerkenswerten Erfolgen in der Medizin: zu Antibiotika, Steroiden und Fortschritten in der Chirurgie. Doch die Zeit steht nicht still. Wir schreiben das Jahr 1970 und haben immer noch Krankheiten. Nicht unbedingt dieselben Krankheiten, aber die Menschen werden immer noch krank. Sie sterben immer noch. Sie leiden. Und man ist sich nicht mehr so sicher, ob Krankheiten ausgemerzt werden können. Die damit verbundenen Kosten steigen ebenfalls.

Gegen Ende der siebziger und zweifellos in den achtziger Jahren erlebte die so genannte komplementäre oder Alternativmedizin eine Blüte.

Die spirituelle Komponente ist Teil dieser Veränderung. Viele Leute finden es problematisch, dass die herkömmliche Medizin auf Materialismus basiert und einer geistigen Grundlage entbehrt. Das ist ein Grund, warum die Alternativmedizin Anklang findet.

Als Folge davon geben jetzt zum Beispiel über die Hälfte der medizinischen Fakultäten in den USA Kurse in Religion und Gesundheit.

Im Augenblick befindet sich alles im Fluss. Mit dem neuen Millennium ist das verständlich. Ich würde sagen, in der Religionsgeschichte gab es verschiedene Zeiten des Wiedererwachens, eines geistigen Wiedererwachens, der Wiedererweckung. Ich glaube, zur Zeit befinden wir uns möglicherweise in der größten geistigen Erweckung, zweifellos der größten der Moderne.

Danzansky: Ich möchte hier auf einige Notizen hinweisen, die Mary Baker Eddy ihrem Privatsekretär Calvin Frye diktierte. Mr. Frye schrieb Folgendes nieder:

Schritte bei der Entdeckung

Homöopathie ist die Zwischenstufe von der Allopathie und Materie zum Geist. Dr. Quimbys Theorie und Praxis war die Zwischenstufe vom tierischen Magnetismus, Spiritismus und der Materie zum Geist. Aber keine dieser Theorien und Praktiken waren Christian Science. Die Homöopathie sagt, dass Medikamente die Kranken heilen, während es Tatsache ist, dass die Arznei in manchen homöopathischen Rezepten, durch die die Kranken scheinbar geheilt werden, völlig verschwindet ... Christian Science geht von keiner dieser Grundlagen aus, sondern gründet sich allein darauf, dass der Christus durch Gemüt und nicht durch die Materie heilt, ja, der Geist und nicht die Materie heilt die Kranken. Sammlungen Der Mutterkirche, Dokument A10301.

Was sagt uns diese Aufzeichnung über Mrs. Eddys Weg durch die Medizin des 19. Jahrhunderts?

Hufford: Also zumindest war sie mit der Vielfalt der damaligen Alternativmedizin gut vertraut. Besonders mit der so genannten Energiemedizin, der Körper-SeeleMedizin. Sie wusste, dass man mit ihr bemerkenswerte Ergebnisse erzielen kann. Aber sie fand sie auch unzulänglich.

Erstens gab es mit dieser Medizin keine völlige Heilung. Und zweitens war sie zwar nicht materialistisch wie die herkömmliche Medizin, aber ebenso wenig war sie geistig — und das war die Richtung, in die M. B. Eddy sich bewegte.

Die medizinische Wissenschaft am Ende des 19. Jahrhunderts und den größten Teil des 20. Jahrhunderts vertrat die Ansicht, dass alles materiell erklärt werden könne. M. B. Eddy wandte sich nicht nur dagegen, sie wandte sich auch von den anderen, damals bestehenden Alternativpraktiken in der Medizin ab. Auf der Suche nach einer Heilmethode fand sie etwas Einzigartiges, denn ihre Heilmethode war völlig geistig und gründete sich fest auf die Heilige Schrift.


Danzansky: Ann Braude, wir haben Mrs. Eddys Weg durch die medizinischen Theorien ihrer Zeit untersucht. Zur gleichen Zeit forschte sie jedoch in der Bibel, erläuterte sie und schrieb über sie. Aus den Manuskripten, mit denen Sie sich befasst haben, ist ersichtlich, dass Mrs. Eddy umfangreiche Aufzeichnungen über die Bibel anfertigte. Welche Bedeutung hat die Tatsache, dass eine Frau das in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts tat?

Ann Braude: Für eine Frau in jener Zeit war das ein bemerkenswertes Unterfangen. Es hat mich als Historikerin tief berührt, dass ich Gelegenheit hatte, ins Archiv zu gehen und diese Dokumente anzusehen. Ich hatte schon eine Abschrift der Worte gesehen, doch ist das einfach nicht dasselbe, wie die Papiere in der Hand zu halten, die sie in der Hand hielt, und die Worte in ihrer Handschrift zu sehen. Dadurch wurde dieses Dokument für mich lebendig. Und es brachte mich M. B. Eddy als Frau näher, die darum rang, die Bibel für sich selbst zu interpretieren.

Im 19. Jahrhundert wurde die Bibel von Frauen genauso gelesen und geschätzt wie heute. Damals gingen mehr Frauen als heute in die Kirche und lasen die Bibel. Doch interpretieren durften sie sie nicht und vom Theologiestudium waren sie ausgeschlossen, während die Männer ausgebildet wurden, um die Bibel zu interpretieren und Pfarrer zu werden und die Bibel der Gemeinde näher zu bringen. Frauen mussten zu der Zeit andere Wege gehen, um ihre religiösen Gedanken zu vermitteln.

Danzansky: Können Sie uns ein Beispiel geben?

Braude: Das beste Beispiel ist wohl Harriet Beecher Stowe. Sie war die Verfasserin des berühmten Buches Onkel Toms Hütte, das sicherlich viele von ihnen gelesen haben. Sie war eines der zwölf Kinder des berühmten Predigers Lyman Beecher. All ihre sieben Brüder wurden Pfarrer, alle studierten Theologie, alle wurden ordiniert und einige wurden Theologieprofessor. Doch es betrübte ihren Vater Lyman sehr, dass das Kind, das er für das gescheiteste hielt, nämlich Harriet, ein Mädchen war, denn das bedeutete, dass ihre hohe Intelligenz nicht dazu eingesetzt werden konnte, das christliche Gesetz zu verbreiten. Er konnte nicht wissen, dass viel mehr Menschen Onkel Toms Hütte lesen als die Predigten ihrer Brüder hören sollten. In ihrem Buch verstand sie es, effektiver über den christlichen Glauben zu sprechen als viele jener Predigten.

Doch diese indirekte Vorgehensweise genügte Mary Baker Eddy nicht. Es genügte ihr nicht, das aus der Bibel Gelernte in Form von Gedichten, Kirchenliedern oder Prosaliteratur zu präsentieren. Sie wollte sich direkt mit der Bibel befassen und andere an dem Gelernten teilhaben lassen.

Danzansky: Ann, wir haben hier eine ganze Anzahl von Bibeln, die Mary Baker Eddy gehörten, auch die Bibel der Familie Baker. Welche Rolle spielte die Bibel im Amerika des 19. Jahrhunderts?

Braude: Die Rolle der Bibel in der religiösen Geschichte Amerikas kann man kaum überbewerten. Die Bibel ist eigentlich als das Lehrbuch des amerikanischen Protestantismus zu bezeichnen. Sie bot die Richtschnur für die Puritaner, als sie die Kolonie in Neuengland gründeten. Sie versuchten ein Gemeinwesen zu errichten, das all das in die Wirklichkeit umsetzen würde, was die Bibel lehrt, und das der Gesellschaft die Möglichkeit geben würde, sich völlig nach diesen Lehren zu richten. Sie hielten es für so wichtig, dass jeder die Bibel liest, dass sie die ersten öffentlichen Schulen errichteten. Sie schufen eine Gesellschaft, in der die Lese-und Schreibkundigkeit in der damaligen Zeit ihren höchsten Stand erreichte, nur damit jeder die Bibel lesen konnte.

Die Triebkraft des Protestantismus ist die Idee, dass alle Gläubigen der Priesterschaft angehören und dass jeder sich mit der Bibel befassen soll. Mrs. Eddy tat genau das und sie wollte auch, dass andere sich mit der Bibel befassen.

Danzansky: Wie würden Sie als Wissenschaftlerin an der Harvard Divinity School Mrs. Eddys Beitrag zum Fortschritt des religiösen Denkens in Amerika charakterisieren?

Braude: Es gibt zwei Punkte, die ich gern herausstellen möchte neben der schon angesprochenen Bedeutung von Mrs. Eddy als Interpretin der Bibel. Zuerst ist da ihre Rolle als Gründerin einer Institution; denn im 19. Jahrhundert lagen viele gute Ideen sozusagen in der Luft, wie etwa die Idee von Gott als Vater-Mutter. Viele Menschen hatten von dieser Idee gehört. Doch Mary Baker Eddy war imstande, eine Institution zu errichten, die diese Idee bis ins 20. Jahrhundert beizubehalten vermochte.

Neben ihrer Rolle als Gründerin möchte ich noch den anderen Punkt herausgreifen, nämlich dass sie den Frauen im 19. Jahrhundert den Gedanken nahe brachte, dass sie nicht ihr Körper sind. Damals wurde den Frauen gesagt, dass Biologie Schicksal sei und dass zu viel Denken zu viel Blut ins Gehirn ziehen könne, weg von den für die Fortpflanzung wichtigen Organen. Wie so viele andere Theorien aus dem 19. Jahrhundert hat sich auch diese als falsch erwiesen. Ich habe übrigens gerade ein Baby bekommen und bin mir deshalb ziemlich sicher, dass mein Doktorat diese anderen Möglichkeiten nicht zerschlagen hat! Doch das war ein wirklich wichtiger Gedanke für die Frauen: dass die Anatomie nur einen geringen Teil von dem beschreibt, wer man ist und wer man sein kann.

Die 1870er Jahre

Danzansky: Waren die 1860er Jahre eine Zeit der Entdeckungen, eine Zeit des Forschens, Schreibens, Praktizierens und in gewissem Grade des Verkündens, so können die 1870er Jahre als eine Zeit des Definierens bezeichnet werden. Eine Zeit, als sowohl Christian Science als auch ihre Entdeckerin ihre Identität fanden und den Namen erhielten, unter dem wir sie heute kennen. Mary Baker Glover wurde zu Mary Baker Eddy, als sie am 1. Januar 1877 Asa Gilbert Eddy heiratete. Und mit der Veröffentlichung der ersten Ausgabe von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift im Jahr 1875 erhielt ihre Entdeckung den Namen Christian Science. Davor war sie als „Moral Science” (Moralische Wissenschaft) bezeichnet worden.

Vor den 1870er Jahren befand sich die Entdeckung, die M. B. Eddy Christian Science nannte, vor allem in ihrem Bewusstsein und war das Produkt ihres sich fortentwickelnden Denkens und ihrer Heilpraxis. Was sie in Schriftform hervorbrachte, bestand nur aus einigen wenigen Manuskripten über die Heilige Schrift — Aufzeichnungen über das Matthäus-Evangelium und das erste Buch Mose. Als Mrs. Eddy jedoch Klassen von Schülern ihr Heilsystem lehrte, hatte sie schon mehr Manuskripte geschrieben. Ihre erste offizielle Klasse lehrte sie im August 1870 in Lynn im Staat Massachusetts. Am Ende dieses Jahrzehnts wurde sie gebeten, die Pastorin der Church of Christ (Scientist) zu sein, der im August 1879 vom Commonwealth of Massachusetts die Gründungsurkunde verliehen wurde.

Was wandelte eine Klasse von fünf oder sechs vollberuflich arbeitenden Schülern kaum zehn Jahre später in eine Kirche um? Im Mittelpunkt dieses Jahrzehnts des Definierens stand Mrs. Eddys Hauptwerk, das „Lehrbuch” ihrer Entdeckung, mit dem sie an die Öffentlichkeit trat. „, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift' ”, schrieb sie 1884, „ist ein vollständiges Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, und ihre metaphysische Heilweise ist darin so klar dargestellt, wie es bei der Notwendigkeit, Ubersinnliches in sinnlichen Sprachbegriffen auszudrücken, möglich ist. Außerhalb der Lehren dieses Buches besteht durchaus kein zusätzliches Geheimnis, das die Macht zu heilen verleihen könnte, aber es ist unerlässlich, dass der Schüler, um heilen zu können, den Inhalt dieses Buches geistig verstehen lernt.” Vermischte Schriften, S. 50.

Wissenschaft und Gesundheit, so schrieb sie 1881 in einem Brief an einen Freund, ist „wie ein leuchtender Meteor oder wie eine blanke Münze, die der alten Goldgrube meiner anderen Werke entnommen wurde“ Sammlungen Der Mutterkirche, Dokument L13357..

Der „leuchtende Meteor” definierte sowohl die Entdeckung als auch die Entdeckerin. Alles was Mrs. Eddy von der Wissenschaft des Christentums verstehen lernte und bewies, floss in die Seiten dieses Buchs und die fast fünfhundert Ausgaben ein, an denen sie den Rest ihres Lebens arbeitete. Und während dieser Zeit war sie gezwungen, zweiundzwanzig Mal umzuziehen.

Um die 1870er Jahre noch näher zu betrachten, wollen wir mit drei Autoren sprechen, die eine Biografie über M. B. Eddy verfasst haben: Yvonne Caché von Fettweis, die zusammen mit Robert Townsend Warneck Mary Baker Eddy: Christian Healer geschrieben hat, Dr. Gillian Gill, Verfasserin von Mary Baker Eddy, und Richard Nenneman, der Persistent Pilgrim — the Life of Mary Baker Eddy geschrieben hat.

Yvonne, es wäre interessant zu erfahren, was Mrs. Eddy selbst dazu sagte, warum sie Wissenschaft und Gesundheit schrieb. Was sagen uns Ihre Recherchen?

Yvonne von Fettweis: Im Archiv befinden sich zwei Berichte und ein paar veröffentlichte Erklärungen. Die erste im Archiv befindliche Erklärung in ihrer Handschrift ist auf dem Vorsatzblatt einer ihrer Bibeln zu finden, wo es heißt:

Bevor ich Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schrieb, bat ich Gott wochenlang mir zu sagen, was ich als Nächstes tun sollte, und jeden Tag schlug ich die Bibel auf, um eine Antwort zu erhalten, empfing aber keine. Als ich jedoch genügend an Verständnis zugenommen hatte, um sie zu empfangen, schlug ich sie wieder auf und der erste Vers, auf den mein Auge fiel, war Jesaja 30:8 Sammlungen Der Mutterkirche, Bibelsammlung von Mary Baker Eddy, Document AA9.: [„So geh nun hin und schreib es vor ihnen nieder auf eine Tafel und zeichne es in ein Buch, dass es bleibe für immer und ewig.”]

Der zweite Bericht ist in den Erinnerungen ihrer Schülerin Clara Shannon zu finden. Ein Arzt mit Namen Dr. Davis hatte Mrs. Eddy telegrafiert, doch bitte zu ihm zu kommen und den Fall einer Frau zu übernehmen, die an Lungenentzündung litt. Sie kam dann und der Arzt war Zeuge der augenblicklichen Heilung, die Mrs. Eddy bewirkte. Dr. Davis sagte zu Mrs. Eddy: „Wie haben Sie das gemacht, was haben Sie gemacht?” Und dann sagte er: „Schreiben Sie ein Buch darüber, veröffentlichen Sie es und geben Sie es der Welt.” Wie Shannon berichtet, bezog sich Mrs. Eddy auf Jeremia 30:2: „So spricht der Herr, der Gott Israels: Schreib dir alle Worte, die ich zu dir geredet habe, in ein Buch.” Sammlungen Der Mutterkirche, Reminiszenzen.

Danzansky: Widersprechen sich diese Berichte über das, was sie zum Schreiben veranlasste?

von Fettweis: Nein. Schauen wir uns einmal den Namen an, den Mrs. Eddy ihrer Entdeckung gab. Sie nannte sie „Christian Science” (Christliche Wissenschaft). Als echte Christin nahm sie natürlich die Bibel zur Hand, um Führung, Rat und Inspiration zu finden. Doch diese Frau hatte noch eine andere Seite. Sie führte auch das Leben eines disziplinierten wissenschaftlichen Denkers. Daher reagierte sie sehr positiv auf Dr. Davis’ Bitte, darüber ein Buch zu schreiben.

Für Mrs. Eddy waren körperliche Heilungen mehr als ein persönliches Phänomen. Wir haben es hier mit einer wissenschaftlichen Suche zu tun nach einer Bestätigung dessen, was sie in Bezug auf das Phänomen körperliche Heilung entdeckte. Mary Baker Eddy war eine bemerkenswerte Heilerin. In den 1870er Jahren zum Beispiel, von denen wir hier sprechen, heilte sie Menschen von Taubheit, Dünndarmentzündung, ein kleines Mädchen, das von Geburt an stumm war, und einen Mann, der furchtbar verkrüppelt war. Und diese Heilungen kamen augenblicklich zustande. Die Menschen wurden von einem Augenblick zum anderen von ihren Leiden geheilt. Sie wollte es zu Papier bringen, es erklären, es veröffentlichen und der Öffentlichkeit zugänglich machen, damit alle davon profitieren konnten.

Danzansky: Gillian Gill, da wir davon sprechen, „ein Buch darüber zu schreiben...”, das war für eine Frau zu der Zeit leichter gesagt als getan, nicht wahr?

Gillian Gill: Da haben Sie völlig Recht. Wenn wir hier in diesem erstaunlichen Gebäude sitzen und die Mauern sehen, die Inschriften von Mrs. Eddys Worten aus Wissenschaft und Gesundheit tragen, dann ist es schwer, all das hier wegzudenken und zum Jahr 1872 zurückzukehren, als Mrs. Eddy sich veranlasst fühlte, ein Buch zu schreiben. Das war ein außerordentliches Unterfangen.

Es handelt sich hier um eine Frau in den Fünfzigern. Auch heute ist es nicht leicht, zum ersten Mal ein Buch zu schreiben. Nun stellen Sie sich vor, wie viel schwerer es damals war. Wir hier gehören einem privilegierten Kreis an. Mrs. Eddy gehörte keinem solchen Kreis an. Sie hatte gerade eine sehr, sehr schwere Zeit hinter sich. Sie bekam wieder festen Boden unter die Füße. Sie war in die Gesellschaft von Lynn aufgenommen worden. Sie gab Unterricht. Es ging wieder aufwärts. Sie verdiente ihren Lebensunterhalt, was für eine Frau zu der Zeit schon an sich eine Leistung war.

Wir haben hier also jemanden, der sich in einer heiklen Balance befindet. Dann fasst sie den Entschluss, dass sie diese Balance kippen wird. Sie wird alles in gewisser Weise in Gefahr bringen, indem sie sich zurückzieht und ein Buch schreibt.

Es war ein sehr, sehr schwerer Entschluss. Sie suchte nicht nur Rat in der Bibel. Sie musste Inspiration und Führung finden! Sie musste Kraft finden, denn das war ein schwieriger Augenblick. Wir haben hier ein gutes Beispiel für Mrs. Eddys Führungsqualitäten. Sie sagt sich nämlich: „Was ist mein nächster Schritt? Ich kann nicht einfach auf dem Weg weiter gehen, den ich gebahnt habe. Ich muss vorwärts schreiten. Ich muss das nächste Stadium erreichen und das nächste Stadium muss sein, dass ich ein Buch schreibe.”

So setzt sie sich also in ihrem kleinen kalten gemieteten Zimmer mit einer Feder und einem Stück Pappe auf dem Schoß hin. Sie taucht die Feder ins Tintenfass und fängt an zu schreiben. Und mich als ihre Biografin beeindruckte es sehr, wie wenig sie die beengten, schwierigen Verhältnisse und der Lärm — sie konnte überhaupt keinen Lärm vertragen — störten. Darauf zurückblickend schrieb sie später: „Mitunter ergoss sich eine solche Wahrheitsflut über mich, dass sie mich überwältigte, und ich holte tief Luft, während meine Feder flugs weiterschrieb, als wäre sie in die Verklärung geistiger Ideen eingetaucht.” Sammlungen Der Mutterkirche, Dokument A10934.

Danzansky: Diese Hindernisse waren aber nicht nur persönlicher oder finanzieller Art, nicht wahr? Dies war ein Buch von einer Frau über die Metaphysik.

Gill: Genau. Sie alle kennen ja Wissenschaft und Gesundheit. Das Buch ist nicht nur eine private Aufzeichnung von Heilungen. Es ist nicht einfach eine Bedienungsanleitung für das Heilen, wenn es so etwas überhaupt gibt. Mrs. Eddy kniet sich gleich vom ersten Kapitel an in die Metaphysik. Sie sagt, dass man die „Naturwissenschaft” braucht — das ist der Titel des ersten Kapitels in der Erstausgabe von Wissenschaft und Gesundheit —, bevor wir zur Physiologie kommen und sie heilen. Sie steigt also gleich in die Metaphysik ein.

Auf der ersten Seite des ersten Kapitels sagt sie: „Diesen Beweis behaupten wir erbracht und in einer wissenschaftlichen Erklärung zusammengefasst zu haben, die den Schlüssel zur Harmonie des Menschen liefert und offenbart, was Krankheit, Sünde und Tod zerstört.”

Sie sagt also den Menschen, dass man die innersten Strukturen verstehen muss, die Gott für uns errichtet hat, bevor wir heilen können, und sie wird dabei unsere Führerin sein — sie, Mary Glover. Das war ein außergewöhnlicher Schritt. Prof. Braude hat uns schon so klar gesagt, wie schwer es für Frauen war, ins religiöse Leben einzutreten, zu interpretieren, zu predigen, eine führende Rolle zu übernehmen. Das gab es einfach nicht. Mrs. Eddy übernimmt diese Rolle und sie hat nicht nur vor zu predigen, nicht nur zu schreiben, sondern ihre Arbeit in Buchform zu veröffentlichen.

Danzansky: Richard Nenneman, Ihre neue Biografie, Persistent Pilgrim, konzentriert sich auf Mrs. Eddys Entschlossenheit, ihre Botschaft publik zu machen. Einem Wörterbuch zufolge bedeutet das Wort persist (beharren) „resolut vorangehen, trotz Hindernissen, Widerständen oder Warnungen”. Was für Hindernisse, Widerstände oder Warnungen gab es?

Richard Nenneman: Gillian hat bereits davon gesprochen, wie schwierig es für eine Frau mit bedeutenden Gedanken vor allem auf dem Gebiet der Theologie und des Heilens war, sich Gehör zu verschaffen, geschweige denn ein Buch darüber zu veröffentlichen. Ich frage mich jedoch, ob wir einmal darüber nachgedacht haben, wie einsam sie war. Zu der Zeit war sie die Einzige mit solchen Gedanken. Sie hatte zu lehren aufgehört, um an ihrem Buch zu arbeiten, und sie musste allein sein, um die richtigen Worte zu finden, die in das Buch Eingang fanden. Gillian hat das wunderbare Zitat über die Wahrheitsfluten erwähnt, die Mrs. Eddy erlebte, doch sie brauchte immerhin drei Jahre dazu. Ich würde sagen, dass die Wahrheitsfluten an vielen Tagen ausblieben, doch sie arbeitete weiter.

Sie musste allein sein, aber diese Einsamkeit hatte ihren Preis und es gab Zeiten, wo der Mangel an normalem menschlichem Kontakt fast unerträglich für sie war, besonders an Feiertagen.

Bei meinen Recherchen im Archiv fand ich einen Brief, der mich sehr bewegt hat. Sie hat ihn am Thanksgiving Day 1872 an Samuel Putnam Bancroft geschrieben, einen ihrer ersten Schüler. Ich möchte Ihnen nur den Anfang vorlesen:

Freund Bancroft, es heißt, dieser Tag wird mit Festlichkeiten und Jubel begangen, doch ich sehe nichts davon außer der Proklamation und dem Beisammensein derer, die sich lieben. Ich bin heute allein und werde wahrscheinlich keinen einzigen Schüler zu Gesicht bekommen; die Familienbande sind gelöst und werden in dieser Welt mit mir nie wieder geknüpft.

Was ist jedoch mit denen, die mit mir die Wahrheit der Moralischen Wissenschaft gelernt haben; wo finden sie Freude, wo suchen sie Freundschaft und Glück? Werde ich heute einen von ihnen sehen? Sammlungen Der Mutterkirche, Dokument V03043.

Danzansky: Was war es also, was sie durch all diese Einsamkeit und das viele Umziehen auf so unaufhaltsame Weise vorantrieb?

Nenneman: Ich glaube, man kann sagen, dass Mrs. Eddy ein Sendungsbewusstsein hatte, ein Bewusstsein, dass ihr Leben einen einzigartigen Zweck hatte, und das gab ihr Auftrieb. 1872 hörte sie auf zu unterrichten, weil sie sich dazu getrieben fühlte, das Buch zu schreiben. Sie hatte drei Klassen unterrichtet. Sie war zu der Überzeugung gekommen, dass sie imstande war, anderen ihre Heilungsmethode beizubringen, damit sie auch heilen konnten.

Doch sie wollte eine größere Menschenzahl ansprechen und es schneller tun, als es ihr von der kleinen Gemeinde Lynn aus möglich war. Wenn das Schreiben eines Buchs das erreichen. würde, dann gut. Sie würde es schaffen. Doch selbst dann hieß es nicht, dass es einfach wäre.

Um noch einmal auf Bancroft zurückzukommen, viele Jahre später schrieb er seine Erinnerungen nieder und auf diese Zeit zurückblickend sagte er:

... Mrs. Eddy zog sich zu diesem Zweck über drei Jahre lang zurück, und als sie schrieb, gönnte sie sich nur das Allernötigste zum Leben. Ich sah sie, wie sie fast vor Kummer erdrückt wurde, aber sie schrieb weiter. Ich sah sie, als ein Freund nach dem anderen sie verließ, aber sie schrieb weiter. Samuel Putnam Bancroft, Mrs. Eddy As I Knew Her in 1870 (Boston: Press of Geo. H. Ellis, 1923), S. 127

Schauen wir noch etwas weiter, auf das Jahr 1875, als Wissenschaft und Gesundheit fertig geschrieben war. Mrs. Eddy hatte keine Geldmittel, um das Buch zu veröffentlichen, und es erklärte sich kein Verleger bereit, das Buch auf eigene Kosten zu veröffentlichen. Also ließ sie sich das Geld von zwei Schülern vorschießen. Als dann das Buch herauskam, schickte sie sie von Tür zu Tür, um es zu verkaufen. Wenn das nicht Beharrlichkeit ist!

Sie war in der Tat beharrlich und ohne diese Beharrlichkeit hätte sie ihr Ziel nie erreicht. Doch Beharrlichkeit allein — Beharrlichkeit ohne fremde Hilfe — hätte es nicht fertiggebracht. Mrs. Eddy vertiefte sich ihr Leben lang in die Bibel und hielt jeden Tag Gemeinschaft mit Gott, und die Inspiration, die sie dadurch erlangte, war die Quelle, aus der die menschlichen Eigenschaften, wie eben ihre Beharrlichkeit, ihre erstaunliche Kraft schöpften.

Die 1880er Jahre

Danzansky: In den 1880er Jahren begann die christlich-wissenschaftliche Bewegung kräftig zu gedeihen. Und erstaunlicherweise gab es damals immer noch kein Kirchengebäude und keine Kirchenorganisation, wie wir sie heute kennen, obwohl in Boston in gemieteten Sälen Gottesdienste abgehalten wurden. Die Mission, „das ursprüngliche Christentum und sein verlorengegangenes Element des Heilens wiedereinzuführen” Handbuch Der Mutterkirche, S. 17., wurde täglich durch öffentliche Vorträge erfüllt, von denen über achtzig von Mrs. Eddy gehalten wurden, ferner durch die Seiten des neuen zweimonatlichen Journal of Christian Science und im ersten Christian Science Leseraum, der im Hotel Boylston eröffnet wurde. Die Mission wurde außerdem durch die Heiltätigkeit von über tausend Schülern erfüllt, die im Massachusetts Metaphysical College ausgebildet worden waren, und durch die Veröffentlichung und den Verkauf von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift.

Um diese Zeit, als Mrs. Eddy ihre Entdeckung und ihre Mission definiert hatte, wurde sie von einer „Tochter” Neuenglands zu einer Person des öffentlichen Lebens, deren Lebenswerk rund um die Welt Beachtung erlangte.

Um etwas von der Bewegtheit jener Zeit zu veranschaulichen, haben wir den Dramatiker Horton Foote und dessen Tochter, die Schauspielerin Hallie Foote gebeten, einige von Mrs. Eddys Briefen vorzulesen, die sie in den 1880er Jahren geschrieben hat

Horton Foote: Den ersten unveröffentlichten Brief, den Hallie ihnen vorlesen wird, schrieb Mrs. Eddy 1882 auf ihrer Reise nach Washington. Sie unternahm diese Reise zur Landeshauptstadt mit ihrem Mann Asa Eddy, um sich über das Urheberrecht für ihre Schriften zu informieren, um Vorträge zu halten und zu unterrichten. Ihr Brief ist an Clara Choate in Boston gerichtet, eine ihrer ersten Schülerinnen.

Hallie Foote:

Washington D. C.
28. Febr. [1882]

Meine liebe, liebe Schülerin, Gott weiß und ich weiß und jedermann sollte wissen, dass das, was du tust, mehr gesegnet und ein größerer Segen für die Menschheit ist, als es die Geschichte bisher von irgendjemandem außer mir zu diesem Zeitpunkt aufgezeichnet hat.

Gott segne dich, ich drücke dich an mein Herz und kann dir mit der Tatsache Mut zusprechen, dass ich Schülern in dieser Stadt der Mode und des Stolzes den Weg bereite.

Ich habe hier schwerer als jemals zuvor gearbeitet, an 14 aufeinander folgenden Abenden habe ich jeden Abend drei Stunden lang Vorträge gehalten, und das zusätzlich zu allem anderen. Gehe um 12 zu Bett, stehe um 6 auf und arbeite. Ich habe schon eine ganze Anzahl für die Arbeit gewonnen. „I need thee, O! I need thee; every hour I need thee. .. ”[„Ich allzeit Dein bedarf, Herr. ..].

Gutes, gutes Kind, wie schön du das Evangelium verbreitest. Ich bin von meiner Arbeit so in Anspruch genommen und versuche zwischendurch hier etwas zu sehen, was ich von meiner Reise auch vom weltlichen Standpunkt zurückbringen kann, dass ich vegesse, dass mein Portmonee sich leert, aber ich werde es bis zu meiner Rückkehr schaffen. Dann hoffe ich eine Klasse zu unterrichten und meine Reserven wieder aufzufüllen.

... Richte herzliche Grüße an alle meine lieben Schüler aus und behalte eine Benjamin-Portion für dich. Wie immer MBGE — ... Sammlungen Der Mutterkirche, Dokument L02499. „Ich allzeit Dein bedarf” ist die Übersetzung eines Kirchenlieds, das von Annie Sherwood Hawks 1872 verfasst wurde und sich im Liederbuch der Christlichen Wissenschaft als Lied Nr. 137 befindet.

Horton Foote: Bevor Mr. and Mrs. Eddy nach Boston zurückkehrten, reisten sie nach Philadelphia, das Mrs. Eddy 1876 während der amerikanischen Hundertjahrfeierlichkeiten kurz besucht hatte. Hier bekam sie einen Eindruck davon, was die Frauenrechtsbewegung in der Stadt erreicht hatte. Ein weiterer Brief an Clara Choate:

Hallie Foote:

15. März [1882]
Meine liebe Schülerin und Kollegin,

wie stets habe ich mich gefreut, von dir zu hören und zu erfahren, wie der erhabene Gang der Metaphysik in Boston angesehen wird. Ich sehe voll und ganz deine eigene Rolle bei diesem Voranschreiten und erkenne sie mit Freuden an. Nichts als träge oder sündige Schüler hindern diese glorreiche Arbeit; und wenn ich einen und vielmehr ein halbes Dtzd. habe, die so arbeiten, wie es sich für ernste Frauen und Männer in jeder rechtschaffenen Sache geziemt, werde ich die Hoffnung auf den Sieg nie aufgeben müssen. Es ist wunderbar, wenn man sieht, was die Frauen hier allein für die Temperenz tun. Mehr als je ein Mann getan hat.

Dies ist das Zeitalter der Frauen, sie bringen alle großen moralischen und christlichen Reformen voran und führen sie durch, das weiß ich. Also meine Liebe, lass uns arbeiten, wie es die fleißigen Suffragetten tun, die im ganzen ganzen Land Gehör finden. Lass uns arbeiten, wie sie es tun; in Liebe „komme einer dem andern zuvor”. Lass uns Schulter an Schulter arbeiten und jeder seinen eigenen Teil der Last tragen und uns gegenseitig helfen und dann werden die kläglichen Stöße des Mesmerismus vor solcher Eintracht ihren Geist aufgeben ...

Immer in Liebe MBGE Sammlungen Der Mutterkirche, Dokument L04088.

Horton Foote: In den 1880er Jahren reiste Mrs. Eddy auch in den Mittleren Westen. Dieser Auszug aus einem Brief an ihren Freund und Schüler Col. E. J. Smith gibt uns einen Eindruck von ihrem dreiwöchigen Aufenthalt in Chicago im Mai 1884.

Hallie Foote:

Boston, 25. Juni 1884

Mein lieber Schüler, Ihre Papiere und Briefe sind wohlbehalten angekommen und ich nutze die erste Gelegenheit für eine Antwort.

Ich möchte die Freundschaft an erste Stelle setzen und das Geschäftliche an die letzte anstatt das Geschäftliche an erste und Freunde und Gott an die letzte, doch manchmal verlangt der Druck der Arbeit sogar von mir, dass ich etwas ein klein wenig hintanstelle.

Im Mai ging ich nach Chicago, dem dringenden Ruf der Leute dort folgend und weil ich es für nötig hielt. Die große Arbeit war begonnen worden, doch meine Schüler brauchten mich, um die Arbeit auf das richtige Fundament zu stellen und ihr in dieser Stadt unermüdlicher Unternehmungslust den rechten Antrieb zu geben. So ging ich also, und innerhalb von drei Wochen unterrichtete ich eine Klasse von 25 Schülern, hielt einen Vortrag vor vollem Haus in der Musikhalle, erhielt 20 Abonnements auf mein Journal, verkaufte ca. 30 Exemplare von Science and Health usw. In der Klasse befanden sich drei Ärzte und zwei Geistliche — einer ein Methodist und der andere ein Universalist, beides gescheite Köpfe und gelehrt. . .

In Eile. Wie immer M B G Eddy Sammlungen Der Mutterkirche, Dokument L02069.

Horton Foote: Berichte von Heilungen und der Verbreitung von Wissenschaft und Gesundheit wurden von der Verfasserin sehr gern entgegengenommen. Aus den Aufzeichnungen geht hervor, dass Mrs. Eddy großes Interesse an der Verbreitung und dem Verkauf ihres Buches zeigte. Im Juni 1884 schrieb sie ihrer Schülerin Caroline Noyes in Chicago:

Hallie Foote:

Ich freue mich, dass Sie so viel tun, um das Buch zu verbreiten, das so viel Gutes tut. Meine Schüler sagen, das Buch tut genauso viel, wenn nicht gar mehr, beim Heilen, als sie es können. Sammlungen Der Mutterkirche, Dokument L05410.

Horton Foote: Und im Juni 1888 schrieb sie an Ebenezer Foster, einen anderen Schüler:

Hallie Foote:

Der Geist allein ist nötig, damit wir jetzt Hörer und Anhänger finden. Christian Science hat Gehör gefunden, das Buch ist der Prediger. Science & Health tut millionenfach mehr für die sterbliche Menschheit, als alle Schüler und ihre Lehrer es jemals können. Machen Sie ihm überall dort Platz, wo es in Ihrer Macht steht. Sammlungen Der Mutterkirche, Dokument L01777

Horton Foote: In den 1880er Jahren wandte Mrs. Eddy ihre ganze Energie dem Schreiben und der Überarbeitung von Wissenschaft und Gesundheit zu. In diesem Jahrzehnt nahm sie drei umfassende Revisionen ihres Buches vor und zahllose kleine Änderungen und Verbesserungen. In ihrer unveröffentlichten Autobiografie Footprints Fadeless schreibt sie darüber:

Hallie Foote:

Durch meine Überarbeitungen von Science and Health ist der ganze Grundgedanke immer klarer und lauter und wohlklingender geworden. Keine einzige Schwingung seiner melodisch klingenden Saiten ist verloren gegangen. Als Jahr um Jahr dahinflog, habe ich mein Gedankengut immer klarer herausgearbeitet, bis seine Thesen jetzt nicht mehr missverstanden werden können. Konnte Newton die Schwerkraftgesetze zufriedenstellend darlegen, als er diesen gewichtigen Grundsatz zuerst entdeckte? Viel weniger konnte ich, ganz am Anfang, das unendliche Prinzip und die göttlichen Gesetze formulieren und ausdrücken, von denen Gott mich in meiner Stunde körperlicher Qual und mentaler Erleuchtung den ersten schwachen Schimmer erblicken ließ. Alle wahren Christlichen Wissenschaftler wissen bis zu einem gewissen Grade um meine frühen harten Kämpfe. Sammlungen Der Mutterkirche, Dokument A10402.

Horton Foote: Als das Jahrzehnt der 1880er sich dem Ende zuneigte, richtete Mary Baker Eddy ihre Aufmerksamkeit noch einmal auf eine erneute umfangreiche Revision von Wissenschaft und Gesundheit, auf die fünfzigste Ausgabe. Sie legte buchstäblich alles beiseite, um diese wichtige Arbeit zu vollbringen. Nachdem ihre neue Ausgabe im Januar 1891 herausgekommen war, schrieb sie ihrem Schüler Kapitän Eastaman in Boston:

Hallie Foote:

Concord, 15. Feb. 1891

Capt. Eastaman Mein sehr lieber Schüler, Ihr unverkennbarer Brief liegt vor. Vielen Dank, dass Sie sehnsüchtig darauf warten, von mir zu hören, und nun selbst schreiben... O, wie gut Gott ist, der den Wanderer zur Tür Seiner Gemeinde zurückbringt und ihn dann, wie der treue Hirte, unter seinem Stecken eingehen lässt. Ja, meine revidierte Ausgabe von Gottes Botschaft an die Sterblichen ist endlich fertig. Sie hat mich fast 4000 Dollar gekostet und zwei Jahre harter Arbeit, und das sind beileibe nicht die ganzen Kosten — aber was bringt sie mir ein? Mehr als Millionen in Gold. Es bereitet mir unaussprechliche Freude, wenn ich an das Gute denke, von dem ich weiß, das sie es vollbringen wird.— Die alten Ausgaben haben ihre Arbeit getan und haben sie gut getan. Doch die neue hat eine neue Aufgabe, sie hat das Amt des Lehrers wie auch des Heilers; sie wird zu einer lebendigen Macht, die die ganze Menschheit erhebt... Sammlungen Der Mutterkirche, Dokument L03475.

2000

Danzansky: Heute Abend haben wir uns mit drei Jahrzehnten aus Mrs. Eddys Leben befasst, mit den Jahren von 1860 bis 1889. Wir haben gesehen, wie eine Tochter Neuenglands ihre Gesundheit zurückgewann, wie sie zu sich fand und Christian Science entdeckte, das Kind ihres heranreifenden Denkens und ihrer geistigen Intuition, das sie den Rest ihres irdischen Lebens hegen und pflegen würde. Und am Ende dieses Lebens war sie in der Tat eine Weltbürgerin.

Man kann also mit Recht fragen: Was für ein Erbe hat sie uns hinterlassen? Wie denkt man heute über Mary Baker Eddy? In der Ansprache des Vorstands am Nachmittag hörten wir, dass die Denker von heute — darunter Akademiker, Sucher nach Spiritualität und Ärzte natürlich — wachsendes Interesse an M. B. Eddy zeigen, denn sie wollen die Beziehung von Körper und Geist und ihr Verhältnis zu Gebet und Spiritualität besser verstehen. Damit Hand in Hand geht eine steigende Nachfrage nach Vorträgen über Mrs. Eddys Leben. Und wir hörten von den Hunderttausenden von Menschen, die die Seneca-Falls-Wanderausstellung über Mrs. Eddys Leben besucht und dabei zum ersten Mal etwas über sie erfahren haben. Wir hörten von Seminaren über ihr Leben, die als Teil von Frauenstudien an Universitäten und von interkonfessionellen Organisationen abgehalten wurden. Und wir begrüßen die Ehrungen und Beiträge seitens der Regierung von US-Staaten und der National Women's Hall of Fame.

Wir haben auch festgestellt, dass eine wachsende Anzahl von Publikationen M. B. Eddy erwähnt, und zwar nicht im Zusammenhang mit ihren Beiträgen zur Theologie und Medizin. Sie war eine von sechzehn Personen, die der Autor Garry Wills 1994 für sein Buch Certain Trumpets: The Call of Leaders auswählte, das Fallstudien über Führerpersönlichkeiten und Organisationen enthält. In dem 1995 erschienenen Buch Our Sister Editors wird Mary Baker Eddy als Zeitschriftenredakteurin erwähnt. Patricia Okker, Our Sister Editors: Sarah J. Hale and the Tradition of Nineteenth-Century American Women Editors. In der jüngeren Vergangenheit haben wir auch Hinweise auf Mrs. Eddys Geschäftssinn gesehen, darunter in Artikeln in Investor's Business Daily und im Boston Business Journal. Und in diesem Jahr kam ein neues Buch heraus, in dem Jane Plitt — die Verfasserin und ebenfalls eine Unternehmerin — erklärt, welchen Einfluss Mary Baker Eddys Ideen auf eine zeitgenössische Geschäftsfrau im späten 19. Jahrhundert hatten. Jane R. Plitt, Martha Matilda Harper and the American Dream: How One Woman Changed the Face of Modern Business.

„Zukünftige Zeiten müssen verkünden, was der Pionier vollbracht hat”, schreibt sie im Vorwort zu Wissenschaft und Gesundheit.Wissenschaft und Gesundheit, S. vii. Und in den letzten zwei Jahren haben wir gesehen, wie Denker und führende Persönlichkeiten der Gegenwart M. B. Eddys Leistungen anerkennen. Es folgen Stellungnahmen von zwei Hauptberatern der Mary Baker Eddy Bibliothek: Dr. Don W. Wilson, ehemaliger Archivar der US-Regierung, und Historiker und Autor Dr. Allen Weinstein, Leiter des Center for Democracy in Washington, D. C.

Don Wilson: Mrs. Eddy ist zweifellos eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des späten 19. Jahrhunderts und in der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Als Archivar der Vereinigten Staaten hatte ich Verantwortung für die Erhaltung des Vermächtnisses unserer Nation in Form von Dokumenten, die die Geschichte von Staatsmännern, von einfachen Leuten und Richtern zum Inhalt haben — von Bürgern dieses Landes, die große Beiträge geleistet haben.

Die Mary Baker Eddy Bibliothek, die sich auf das Leben einer Frau konzentriert, ist in gewissem Sinne einzigartig. Sie ist etwas Neues. Es gibt andere kleinere Archive, die Susan B. Anthony und einige andere Reformer ehren. Aber ich glaube, dies wird ein sehr bedeutender Schritt sein, ein Basiswissen über Frauen zu schaffen, insbesondere Frauen des 19. Jahrhunderts, die sich großem Widerstand gegenüber sahen, als sie sich neue Rechte erkämpften, auch bei Publikationen und in der Schriftstellerei. Es ist sehr wichtig, Mary Baker Eddy in diesem Zusammenhang zu verstehen. Sie passt nicht ausschließlich in diese Kategorien und es wird interessant sein zu erfahren, warum und was sie in bestimmten Bereichen antrieb. Sie ist eine multidimensionale Person.

Es ist nicht nur wichtig, sie in einen Zusammenhang mit dem 19. Jahrhundert zu stellen, sondern nachzuzeichnen, wie ihr Denken und ihr Vermächtnis im 20. Jahrhundert an Größe gewonnen haben und uns jetzt ins 21. Jahrhundert führen werden. Das ist eine wichtige Dimension bei der Veröffentlichung dieses Archivmaterials. Die Interpretation wird sich dabei aus der Dokumentation selbst ergeben, nicht nur aus ihren Schriften in der endgültigen Form, sondern aus ihren alltäglichen Schriften und aus den Verhältnissen in ihrem Leben.

Ich bin kein Mitglied der Christian Science Kirche, aber ich finde dieses Sachgebiet faszinierend und wert es zu studieren und dabei zu lernen... Es ist auch wichtig zu erkennen, dass Mary Baker Eddy nicht nur eine bedeutende Persönlichkeit in Amerika war, sondern in der ganzen Welt. Und in dieser Beziehung ist es wichtig, dass dieses Material ganz allgemein Akademikern und Interessenten aus dem öffentlichen Leben offen steht, damit Mrs. Eddy den ihr gebührenden Platz in der Weltgeschichte einnehmen kann.

Allen Weinstein: Mrs. Eddy war der Inbegriff einer Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts. Sie ergriff Partei in den aktuellen Auseinandersetzungen ihrer Zeit, in der Sklavenfrage, dem Frauenrecht, der Temperenzbewegung, im Bürgerkrieg und in einer Reihe anderer Fragen. Und doch konnte sie fast auf der Stelle zu den Themen zurückkehren, die ihr besonders am Herz lagen und die fast von Anfang an geistig waren und charakteristisch für ihre eigene Suche nach Antworten auf die schwierigsten Fragen ihrer Zeit und ihres Lebens. Doch sie hatte die Fähigkeit, es auszuweiten — die Fähigkeit, schon fast zu Beginn ihres Lebens ihre Berufung und ihre Suche nicht als etwas zu sehen, was sich auf ihre eigene Umwelt oder Klasse beschränkte, sondern als etwas, sagen wir mal, mit humanitären Implikationen, was weit über ihr eigenes Land in die Welt hinausreichte.

Ich habe natürlich nicht den vollen Umfang von Mrs. Eddys Korrespondenz durchgelesen, was sehr viel Zeit in Anspruch nehmen würde. Ich habe Stichproben gemacht im Zuge meiner Beratertätigkeit für die Errichtung einer der bedeutendsten Bibliotheken der Welt, die Mary Baker Eddy Bibliothek für den Fortschritt der Menschheit.

Allein die Möglichkeit, einiges vom Archivmaterial durchzusehen, hat mir wertvolle Einsichten und Informationen vermittelt. Ich kann nur glauben, dass diese Bibliothek wohl eine der wenigen Haupt-Institutionen für das Studium einer ganzen Reihe von Sachgebieten sein wird, was die Frau selbst betrifft, die Kirche, die Welt, in der sie lebte, die Geschichte der Medizin, die Geschichte der Theologie, die Sozialgeschichte der Vereinigten Staaten, die Geschichte des Journalismus — des Christian Science Monitor und anderer Publikationen. Auf dieses breite Angebot können die Gründer dieser Bibliothek und alle, die sie unterstützen, überaus stolz sein.

John Selover: Wie wir hier gesehen haben, ist Mrs. Eddy wirklich eine Weltbürgerin. Sie steht jenseits von Geografie, Zeit und menschlicher Geschichte. Ihr selbstloses und unerschütterliches Engagement zeigt sich in ihren Worten: „Meine ganze Arbeit, all meine Anstrengungen, meine Gebete und Tränen gelten der Menschheit und der Verbreitung von Frieden und Liebe unter den Menschen.”

Diese Bibliothek wird die ganze Fülle des Lebens und der Ideen dieser bemerkenswerten Frau achten und wird sie im Zusammenhang darbieten, und der von ihr geleistete Beitrag wird sich als segensreich erweisen.

Eine Bibliothek ist ein wundervoller, lohnender Ort. Der Schriftsteller Malcolm Gladwell wurde kürzlich in einem Interview mit dem Boston Globe gefragt, was sein wertvollster Besitz sei. Er langte in seine Hosentasche und hielt seine Mitgliedskarte für die Bibliothek hoch.

Wir danken Ihnen für Ihr Interesse, Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Bereitwilligkeit, etwas über diese Bibliothek zu erfahren und — gemeinsam — auf die Erfüllung ihres Zwecks hinzuarbeiten.

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