Mary Baker Eddy schrieb, dass Gebet „inbrünstig“ sein sollte (siehe Die allgemeine Anschauung der Menschen von Gott, S. 9) und, dass wir mental „beharrlich“ sein sollen. (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 412) Wenn Gott jedoch kein menschliches Wesen ist, sondern allwissendes Gemüt, warum sollen wir dann inbrünstig und beharrlich auf etwas bestehen?
A1
Im ersten Kapitel von Wissenschaft und Gesundheit schrieb Mary Baker Eddy: „Gott ist Liebe. Können wir ihn bitten mehr zu sein? Gott ist Intelligenz. Können wir dem unendlichen Gemüt irgendetwas mitteilen, was Er nicht schon versteht?" (S. 2) Wir praktizieren die Eigenschaften von Beständigkeit und Beharrlichkeit demzufolge nicht Gott zuliebe, sondern zu unserem eigenen Wohl. Gott, der All-Wissende und All-Liebende, muss nicht daran erinnert werden, Seine Kinder zu lieben. Wir selber jedoch müssen uns ab und an daran erinnern, wie sehr uns Gott liebt. Die fortwährende Bestätigung dieser Liebe bringt unser menschliches Bewusstsein in Einklang mit dem, was bereits wahr ist.
Das Wort „beharren“ hat eine lateinische Wurzel und bedeutet „auf etwas bestehen“. Wenn wir auf der Wahrheit über unsere geistige Vollkommenheit bestehen, die Gott uns offenbart hat, obwohl es den materiellen Sinnen anders erscheint, wird sich unsere Überzeugung vertiefen, dass wir wirklich „Gottes Erben und Miterben Christi“ sind.“ (Römer 8)
In Wissenschaft und Gesundheit verknüpfte Mary Baker Eddy „Beharrlichkeit“ zweimal mit dem Wort Tatsache. Sie lehrt uns: „Bestehe mental darauf, dass Harmonie die Tatsache und Krankheit ein zeitlicher Traum ist.“ (S. 412) Und “Bestehe mit Nachdruck auf der großen Tatsache, die alles umfasst: dass Gott, Geist, alles ist und dass es sonst keinen außer Ihm gibt.“ (S. 421) Auf einer Tatsache bestehen oder beharren ist kein Wunschdenken oder eine bockige Forderung. Es ist wissenschaftliches Denken, welches die ewige Wahrheit, Gott selbst, anerkennt.
Wenn ich behaupten würde, dass 3 + 3 = 7 wäre, würden Sie auf der Tatsache beharren, dass 3 + 3 = 6 ist. Sie würden sich auch nicht davon abbringen lassen, wenn ich sagen würde, dass sehr viele Leute glauben, dass das richtige Ergebnis 7 ist oder dass sich die Gesetze der Mathematik geändert hätten. Sie würden auf dem bestehen, was Sie wissen, weil Sie diese Tatsache durch das folgerichtige Anwenden von festgesetzten Regeln der Mathematik bewiesen haben. In gleicher Weise stärken und wandeln solche Tatsachen unser Bewusstsein um, wenn wir auf den Tatsachen des geistigen Daseins beharren.
Jesus versprach: „Selig sind die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden." (Matthäus 5) Beharrliches Gebet hat einen umwandelnden Effekt, weil es uns daran erinnert, dass unser Wunsch nach geistigem Wachstum Vorrang hat. Dies ist „hungriges“ Gebet — niemals belanglos. Beharrliches Gebet gibt niemals auf.
Atlanta, Georgia, USA
A2
Mit Beharrlichkeit beten bedeutet nicht unbedingt, dass wir als Mensch das göttliche Gemüt anflehen. Beharrliches, nicht nachlassendes Gebet dient im Wesentlichen dazu, das menschliche Denken zu verändern und nicht etwa Gott, weil das menschliche Denken die Wurzel von Krankheit und Disharmonie ist. Gedanklich auf etwas zu bestehen hilft dem menschlichen Gemüt in der Bestärkung der Tatsache, dass Gebet sicher und endgültig ist und nicht geleugnet werden kann. Beten auf diese gewissenhafte überzeugte Art, verkürzt den regenerativen Prozess der Heilung, indem es zuerst das menschliche Denken und — als Folge davon — den Körper von Krankheit und Disharmonie heilt.
Wir können Beharrlichkeit von zwei verschiedenen Blickwinkeln aus betrachten, die beide korrekt sind, je nachdem, ob wir von einer menschlichen oder einer göttlichen Perspektibe aus berichten. Auf der menschlichen Seite sind wir beharrlich, um unser eigenes Denken zu der Gewissheit zu erheben, dass das Gute die einzige Gegenwart ist. Es ist wichtig, dass unser Denken dieses höhere Niveau erreicht, da wir uns der Wahrheit der göttlichen unendlichen Güte sicher sein müssen, um vollständige Harmonie und Heilung zu erfahren. Diese Beharrlichkeit beinhaltet mentale Festigkeit im Angesicht manchmal furchterregender, verstörender, physischer Symptome oder äußerlicher Erscheinungen. Jesus bestand auf der Sichtbarwerdung des Guten, als er ein Kind heilte, indem er erklärte: „Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn hinein!" (Markus 9)
Wir können Beharrlichkeit ebenso unter einem göttlichen Blickwinkel betrachten wie die fortwährende göttliche „Gewissheit“ des Gemüts um seine vollkommene Schöpfung. Und Gott hofft nicht einfach nur, dass die Wahrheit unseres Daseins für immer bestehen bleibt. Man könnte sagen, dass Gott darauf besteht, dass diese Wahrheit bleibt, wie sie ist; Er weiß es einfach. Dieser absolute vollkommene Zustand der Beharrlichkeit erkennt nur den einen Gott und Seine Schöpfung an. Das göttliche Gemüt lässt in dieser Gewissheit niemals nach. Wenn wir Gottes Beharrlichkeit erkennen — Seine beständige Versorgung aller Seiner Kinder — wissen wir, was das göttliche Gemüt weiß. Und das ist der Zeitpunkt für den Beginn der Heilung. Diese Beharrlichkeit entspringt nicht dem menschlichen Willen, sondern dem göttlichen Willen, einzig Sein Bild widerzuspiegeln. Wenn wir diesen erhöhten Zustand des Bewusstseins erreichen, wandeln wir in Jesu Fußstapfen. Wenn sich diese göttliche Beharrlichkeit in unserem Gebet wiederfindet, werden wir so heilen, wie es unser Meister vorhergesagt hat.
Walnut Creek, Kalifornien, USA
A3
Meine Gebete schließen oft ein, dass ich darauf beharre, die geistige Idee Gottes zu sein, und dass Gottes Liebe das Gesetz meines Daseins ist. Aber das tue ich nicht, weil Gott es von mir verlangt, sondern vielmehr, weil ich die Gegenwart der göttlichen Liebe erkennen muss und dieser Liebe auch erlauben muss, mein Bewusstsein zu erreichen und die Furcht daraus zu entfernen. Ich bin dahingehend baharrlich, dass ich mein Denken zum Erkennen meiner wahren Identität als geistiges, nicht als materielles Wesen, erhebe. Wenn ich in dieser Weise bete, bringe ich mein menschliches Bewusstsein in Einklang mit dem göttlichen Bewusstsein und mit dem, was Gott in diesem Moment über mich weiß.
Kürzlich musste ich diese Art von Beharrlichkeit in die Tat umsetzen. Als ich die heiße Backofentür öffente, um eine Auflaufform herauszunehmen, verfing sich der Deckel an der Klappe, fiel auf meinen nackten Arm und verursachte heftige Verbrennungen. Der Schmerz war in diesem Moment so stark, dass ich immer wieder und wieder darauf bestehen musste, dass ich Gottes geistige vollkommene Widerspiegelung bin. Ich bestand nicht darauf, dass Gott mir helfen sollte, sondern ich bestand für mich auf der Tatsache meiner Vollkommenheit als vollständig geistiges Wesen, damit die Furcht nicht mein Denken beherrschte. Ich wusste, dass zuerst die Furcht weichen musste, bevor ich mehr von Gottes Allheit und Liebe für mich gerade hier und jetzt spüren konnte. Das Ergebnis dieser Art von Gebet war, dass ich recht bald Gottes Gegenwart fühlte und der Schmerz fast augenblicklich aufhörte.
Am nächsten Tag sah es allerdings so aus, als ob die Verbrennung sich infiziert hätte und sie begann weh zu tun. Wieder bestand ich darauf, dass mein ganzes Sein einzig die Widerspiegelung des göttlichen Geistes ist und mir deshalb in Wahrheit nichts passiert war. Ich hatte die Vollkommenheit des göttlich geistigen Universums niemals verlassen. Gegen Abend sah die Haut wieder sauber aus und heilte. Wäre ich nicht so beharrlich gewesen, hätte sich die Furcht für mich wirklicher und mächtiger angefühlt als die göttliche Gegenwart. Doch als ich weiter beharrlich auf dem bestand, was ich über Gottes vollkommene geistige Schöpfung wusste, mich eingeschlossen, gab die Furcht allmählich der Gewissheit Raum, dass ich niemals von meiner Quelle getrennt war oder werden könnte. Und so stand ich immer unter Seinem/Ihrem Schutz.
London, England
