In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ sagt Mary Baker Eddy (S. 598, 599): „Die Zeit ist ein sterblicher Gedanke, ihr Teiler ist das Sonnenjahr. Die Ewigkeit ist das GottesMaß seelenerfüllter Jahre.“ Auf Grund dieser Wahrheit muß der Zeitbegriff zeitlich und endlich sein und aufhören, wenn das irrige sterbliche Denken aufhört und dem göttlichen Bewußtsein weicht.
„Gott sind alle seine Werke bewußt von der Welt her“, erklärt der Apostel Jakobus (Apg. 15, 18). Somit besteht die Gottesschöpfung — das Weltall einschließlich des Menschen — ewig als die vollkommene und unsterbliche Idee des göttlichen Gemüts. Da Gott und Seine Widerspiegelung, der vollkommene Mensch, eins sind, wie Christus Jesus der Menschheit offenbarte, als er sagte (Joh. 10, 30): „Ich und der Vater sind eins“, so ist der Mensch mit geistigen Sinnen ausgerüstet. „Der Mensch und sein Schöpfer stehen in der göttlichen Wissenschaft in Wechselbeziehung zueinander; das wirkliche Bewußtsein weiß nur um die Dinge Gottes“, lesen wir auf Seite 276 in Wissenschaft und Gesundheit. In diesem Bewußtsein, in dieser harmonischen und ewigen Ideenwelt gibt es keine Zeit und keine Veränderung. Da die Zeit ein sterbliches Maß ist, ist sie dem ewigen Gott und dem Menschen, Seiner Widerspiegelung, unbekannt.
Was für eine Bewandtnis hat es nun aber mit dem Zeitbegriff in Bezug auf das sterbliche Dasein? Da es nach den Lehren der Christlichen Wissenschaft nur den ewigen und unsterblichen geistigen Menschen, das Bild und Gleichnis des Geistes, Gottes, gibt, kann es in Wirklichkeit kein zeitliches, sterbliches Dasein geben. Wenn sich der unsterbliche Mensch ununterbrochen des vollkommenen Seins bewußt ist, kann er sich nicht auch des sterblichen Daseins, der Veränderlichkeit, des Werdens und Vergehens, bewußt sein. Da Gott alles gemacht hat, was gemacht ist, gibt es nur eine Schöpfung, und zwar die göttliche. Ein Standpunkt außerhalb des unendlichen Geistes ist daher unmöglich. Der Sterbliche, der glaubt, eine materielle Welt wahrzunehmen, ist so unwirklich wie das Traum-Ich, das die Freuden oder Schrecknisse eines Traums erlebt.
Nach dem Erwachen aus einem Traum vermeint der Träumer mitunter lange Zeiträume durchlebt zu haben, wenn auch der Traum nur einen Augenblick gedauert hat. Das sterbliche Dasein ist im 1. Buch Mose als der Adam-Traum versinnbildlicht, als ein Dasein, das sowohl gut als auch böse ist. Dieses Dasein bagann, als nach dem Sinnbild „ein Nebel aufging von der Erde“ (1. Mose 2, 6). Es war der Nebel des materiellen Sinnes, dessen Zeugnis falsch und trügerisch ist. Dieses vergängliche Scheindasein hat im göttlichen Bewußtsein weder Raum noch Gegenwart. Dieses Dasein mit seinen Begriffen von Körperlichkeit und Vielheit, von Sünde und Leid, hört in dem Maße auf, wie der Mensch zur Erkenntnis der Gotteskindschaft und zum zeitlosen geistigen Dasein erwacht. Die Christlichen Wissenschafter trachten nach der Verwirklichung dieser geistigen Tatsache.
Ein Mittel, das Reich Gottes in uns aufzurichten, besteht darin, den Glauben an Zeit und Beschränkung zu überwinden. Wir können sonst nicht von der Vorstellung frei werden, daß es eines jahrelangen mühevollen Weges oder des Übergangs, den wir Tod nennen, bedürfe, um uns aus dem unvollkommenen, zeitlichen in das vollkommene, ewige Sein zu erheben. Die Christliche Wissenschaft zeigt uns, wie wir jetzt erlöst und geheilt werden, jetzt glücklich und frei sein können!
Wir müssen die Annahme aufgeben, daß wir unvollkommene Sterbliche seien, die sich lange Zeit hindurch zur Vollkommenheit hinaufarbeiten müssen. Der Mensch ist nicht sterblich, sondern die unsterbliche Idee des göttlichen Gemüts. Mrs. Eddy sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 490): „Menschliche Theorien sind außerstande, den Menschen harmonisch oder unsterblich zu machen, weil er dies der Christlichen Wissenschaft zufolge schon ist.“ Und sie fährt fort: „Unser einziges Bedürfnis ist, dies zu wissen und Liebe, das göttliche Prinzip des wirklichen Menschen, in die Tat umzusetzen.“ Laßt uns bestrebt sein, diese Anweisung zu befolgen, die menschlichen Verfahren aufzugeben und Erleuchtung und Verständnis unmittelbar bei Gott, dem unendlichen Gemüt, der Quelle aller wahren Ideen, suchen! Dann wird uns die Tatsache offenbar, daß der Mensch schon jetzt das vollkommene Kind Gottes ist: daß er sündlos, geistig, gesund und frei ist und immer gewesen ist: daß es keine böse Vergangenheit für ihn gegeben hat, daß er daher nichts zu bereuen hat, und daß es keine zukünftige Zeit gibt, wo er Strafe, Leiden oder den Tod zu erwarten hat.
Wissen, daß unser wahres Selbst jetzt das Bild und Gleichnis Gottes, des Guten, ist, daß es jetzt Gott zum Ausdruck bringt, löscht die unharmonischen Bilder des sterblichen Daseins aus und enthüllt, daß das Reich Gottes in Schönheit und Harmonie inwendig in uns, in unserm geistigen Verständnis ist. Diese Erkenntnis des wahren Seins hebt uns und unsere ganze Umwelt höher und gestaltet sie harmonischer und vollkommener.
Als der Verfasser dieses Aufsatzes einen Schimmer der Zeitlosigkeit und Vollkommenheit seines wahren Selbst erhaschte, hat es ihn von Leid und Pein befreit. Er litt vordem schwer an großer Empfindlichkeit und einer Abneigung gegen die Gesellschaft, was ihn oft in ein falsches Licht bei den Menschen stellte. Oft quälten ihn auch bittere Selbstvorwürfe im Hinblick auf seine scheinbare Lieblosigkeit und Härte Angehörigen und Mitmenschen gegenüber, besonders wenn es sich um nicht wiedergutzumachende Versäumnisse gegen Personen handelte, die seinem irdischen Gesichtskreis entschwunden waren.
Durch die geistige Erleuchtung, die das Forschen in der Christlichen Wissenschaft bringt, werden wir uns unseres göttlichen Erbes der Freiheit, der Harmonie und der Unsterblichkeit bewußt und können unsere gottgegebene Herrschaft über die ganze Erde antreten.
Nachdem er nun wenigstens einigermaßen verstehen gelernt hat, daß der Mensch geistig ist und im ewigen Jetzt, in Gott, lebt, kennt er den Weg zu jenem beglückenden Standpunkt, wo er die Unwirklichkeit aller zeitlichen Dinge und die herrliche Wirklichkeit und Gegenwart der Schöpfung Gottes sehen kann. Paulus ermahnt uns sehr eindringlich: „Freuet euch in dem Herrn allewege“ (Phil. 4, 4). Wir können uns aber nur dann allezeit freuen, wenn wir unser Bewußtsein über alle Zeit, über alle Körperlichkeit und Vielheit zu der Einheit und Allheit des Gemüts und seiner Idee, des Menschen, erheben. Solange wir falsche, materielle Begriffe hegen, kann das Reich Gottes nicht in uns sein. Erheben wir uns aber über die Annahme von Zeit und zeitlichen Dingen, so werden wir froh und frei, dann hören Leid und Mühsal auf, und die Sünden und Verfehlungen, die uns peinvolle Reue verursachten, sind vergeben und vergessen; denn es gibt keine dunkle Zukunft, nur das ewige, göttliche und harmonische Jetzt.
Gott spricht zu uns, wenn wir wie Jesus Anspruch auf unser Erbteil, die Gotteskindschaft, erheben. In der Offenbarung lesen wir, „daß hinfort keine Zeit mehr sein soll“ (Offenb. 10, 6). Durch die geistige Erleuchtung, die das Forschen in der Christlichen Wissenschaft bringt, werden wir uns unseres göttlichen Erbes der Freiheit, der Harmonie und der Unsterblichkeit bewußt und können unsere gottgegebene Herrschaft über die ganze Erde, über alle materiellen Zustände, über Sünde, Krankheit, Tod, Raum und Zeit antreten.
Jetzt ist der Tag des Heils!—2. Korinther 6, 2.