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Spiritualität & Heilen

Eine Reise der Liebe

Aus der Oktober 2010-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Sich mit Alessandra Colombini zu treffen muss ein bisschen so sein, wie auf die vollkommene Welle an einem der vielen wunderschönen Strände zu treffen, in dem Land, das sie sich zu Eigen gemacht hat, Brasilien. Es kommt nur auf das richtige Timing an. Als Vielfliegerin hat Mrs. Colombini die meiste Zeit der letzten acht Jahre damit verbracht, kreuz und quer rund um die Welt zu fliegen, von Europa bis Asien, um die Christliche Wissenschaft mit Menschen zu teilen, die dafür empfänglich sind. Für Mrs. Colombini, Vortragende und Lehrerin der Christlichen Wissenschaft, ist dort zu Hause, wo sie gerade ist. Dies ist eine wertvolle Lektion, die sie bald lernte, nachdem sie begonnen hatte, die Christliche Wissenschaft zu studieren.

In Rom geboren besuchte Mrs. Colombini bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eine kirchliche Grundschule. Dann zogen ihre Eltern mit ihr und der jüngeren ihrer beiden Schwestern nach São Paulo. Ihrem Vater hatte man eine viel versprechende Arbeit in der sich entwickelnden Autoindustrie in Brasilien angeboten. Dort bekam Mrs. Colombini das, was sie ihre erste Kostprobe religiöser Freiheit nennt.

Jahre später, allein und weit weg von zu Hause, an einer Universität in São Paulo (ihre Eltern waren an einen anderen Ort in Brasilien gezogen) hörte sie von ihrem Freund, einem Jurastudenten, zum ersten Mal von der Christlichen Wissenschaft. Sie verliebte sich in die Logik der Christlichen Wissenschaft und auch in ihren Freund, den sie heiratete, als sie noch an der Uni war. Sie bekamen zwei Söhne, Flávio und Marcos, die jetzt erwachsen sind und die Zweigkirche besuchen, in der sie aufgewachsen sind. Mrs. Colombini ist seit vielen Jahren in der öffentlichen Praxis der Christlichen Wissenschaft und seit 2003 Lehrerin der Christlichen Wissenschaft. Da sie fließend Portugiesisch, Italienisch, Spanisch und Englisch spricht, war sie ein großer Gewinn für den Vortragsrat der Christlichen Wissenschaft, da sie zur Verfügung stand, um Vorträge in allen vier Sprachen zu halten.

Ende Januar 2009 erreichte ich Mrs. Colombini per Telefon und E-Mail in ihrem Hotel in Manila, um ein Gespräch weiterzuführen, das wir begonnen hatten, bevor sie zu ihrer dreiwöchigen Vortragstour entlang der Pazifikanrainerstaaten aufgebrochen war, zuerst nach Hongkong, dann auf die Philippinen, nach Japan und zum Schluss nach Korea.

Suzanne Smedley: Mrs. Colombini, Sie waren ungefähr eine Woche auf den Philippinen. Ich habe gehört, dass die christlich-wissenschaftliche Bewegung auf den Philippinen wirklich sehr bewegend ist.

Die Menschen waren so empfänglich für die Botschaft des Vortrags. Neulinge brachten in der Zeit für Fragen und Antworten nach dem Vortrag ihre Wertschätzung zum Ausdruck und die Fragen waren wirklich gut.

Alessandra Colombini: Die Christlichen Wissenschaftler sind hier so aktiv. Bei einem Vortrag über geistiges Heilen, den ich letzten Samstag an einer Universität in Baguio, in der nördlichen Region der Philippinen gab, waren fast 300 Leute. Viele kamen von weit her aus mehreren Bergdörfern rund um die Stadt. Und es regnete! Mir gefiel ihre Hingabe, wenn man die Entfernung betrachtet, die sie zurückgelegt hatten. Etwa ein Drittel der Zuhörer des Vortrags waren junge Leute und Teenager und sie verteilten Literatur der Christlichen Wissenschaft und waren Ordner. Die Menschen waren so empfänglich für die Botschaft des Vortrags. Neulinge brachten in der Zeit für Fragen und Antworten nach dem Vortrag ihre Wertschätzung zum Ausdruck und die Fragen waren wirklich gut. Viele der Leute kamen hinterher zu einem persönlichen Gespräch zu mir und manche kamen sogar zu meinem Hotel und brachten Freunde mit, die mehr über die Christliche Wissenschaft hören wollten.

Mir wurde gesagt, in der nördlichen Region des Landes gäbe es zusätzlich zu der Kirche in Baguio City noch 15 informelle christlich-wissenschaftliche Gruppen. Es gibt so viele junge Menschen auf den Philippinen und die christlichwissenschaftlichen Sonntagsschulen sind voll. Die Kirchenmitglieder ermutigen sie sehr, in den Zweigkirchen mitzuarbeiten. Viele der jungen Leute unterstützen diese christlichwissenschaftlichen Gruppen, indem sie herumreisen und informelle Sonntagsschulklassen unterrichten. Der Vortrag, den ich in Manila hielt, war auch sehr gut besucht. Es gibt zwei Kirchen in dieser großen Metropole, Manila und Pateros. Sie sind alle so selbstlos und hingebungsvoll.

Welche Sprache sprechen Sie, wenn Sie dort Vorträge halten?

Englisch. Es werden verschiedene Sprachen auf den Philippinen gesprochen und das Land arbeitet daran, Filipino zur Landessprache zu machen. Aber zur Zeit ist Englisch die Sprache, die zwischen den verschiedenen Regionen gesprochen wird.

Sie sind nicht in der Christlichen Wissenschaft aufgewachsen. Erzählen Sie uns doch bitte, wie Sie sie gefunden und sich zu Eigen gemacht haben.

Ich lernte die Christliche Wissenschaft in Brasilien durch meinen Freund kennen, der später mein Ehemann wurde. Er hatte die Christliche Wissenschaft durch einen seiner Freunde kennengelernt. Zu dieser Zeit hatte mein Freund ein Problem bei der Arbeit, das seine Gesundheit anzugreifen schien und sich in großen körperlichen Problemen auswirkte. Also begann er die Christliche Wissenschaft zu studieren und wurde von dem Problem geheilt. Und so begann auch ich die Christliche Wissenschaft zu studieren. Ich liebte sie wegen ihrer Logik — die Logik in der Schlussfolgerung, die ich im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, fand. Das zog mich wirklich an. Und auch die geistigen Lektionen, die ich aus der Bibel bezog, indem ich Wissenschaft und Gesundheit las. Ich liebte die Bibel sehr und ich studierte zu der Zeit die Bibel. Als ich also herausfand, dass die Lektionen, die sie enthielt, heute auf praktische Weise angewendet werden können ... nun, da habe ich mich in sie verliebt.

Haben Sie Wissenschaft und Gesundheit verstanden, als Sie das Buch zum ersten Mal lasen?

Ich war an geistiges Studium gewöhnt und so sah ich Wissenschaft und Gesundheit am Anfang. Aber, nein, ich verstand das Buch nicht gleich, aber ich las weiter. Was mir viel bedeutete und mir schließlich half es zu verstehen, war den O Arauto da Ciéncia Cristã (die portugiesische Ausgabe des Herold der Christlichen Wissenschaft) zu lesen. Eines Tages las ich in der Zeitschrift einen Artikel über Familie. Ich befand mich zu der Zeit in einer schwierigen Phase, da ich zum Studium nach São Paulo gekommen war und meine Familie in einer anderen Stadt lebte. Ich fühlte mich sehr traurig und einsam und am falschen Platz. Aber nachdem ich den Artikel gelesen hatte, verstand ich, dass die Christliche Wissenschaft ein metaphysisches Denksystem ist. Sehen Sie, durch den Artikel verstand ich den Unterschied zwischen Schlussfolgern von einem materiellen Sinn aus — mit dem Intellekt zu arbeiten — und Schlussfolgern von einem geistigen Sinn aus. Ich erkannte, dass ich Wissenschaft und Gesundheit nur verstehen konnte, wenn ich von diesem geistigen Standpunkt ausgehen würde.

Wie würden Sie geistiges Schlussfolgern beschreiben?

Geistiges Schlussfolgern beginnt mit Gott — wer Gott ist und was Gott über uns weiß —, nicht mit dem menschlichen Anschein. Wir fangen an geistig zu schlussfolgern, indem wir zuerst ein besseres Verständnis von Gott als Liebe, Geist, Gemüt, Seele, Prinzip, Leben und Wahrheit erlangen. Diese sieben Synonyme für Gott, die Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit vorlegt, halfen mir sehr bei diesem Schlussfolgerungsprozess. Wenn wir zum Beispiel damit anfangen, Gott als allgegenwärtige und allmächtige Liebe zu erkennen, werden wir fähig sein, andere Menschen zu lieben, die gar nicht liebenswert zu sein scheinen. Liebe, die Gott ist, ist die Kraft, die uns befähigt zu lieben, egal was passiert. Wir können lieben, weil wir Liebe widerspiegeln, nicht weil die anderen das tun, was wir von ihnen erwarten.

Wie hat also diese Denkweise Ihre Einsamkeit geheilt?

Ich bekam dadurch eine geistigere Auffassung von Zuhause. Ich erkannte, dass meine Familie die Familie Gottes ist. Gott war meine Vater-Mutter — immer gegenwärtig, immer bei mir. Und ich erkannte, dass alle Kinder Gottes meine wahre Familie waren. Nicht nur einige Seiner Kinder! Sondern alle Kinder Gottes! Ich lebte in einem Gästehaus mit anderen Mädchen zusammen und so konnte ich erkennen, dass diese anderen Mädchen auch zu meiner Familie gehörten. Und ich konnte gut mit ihnen auskommen, wie mit Schwestern. Ich konnte mich zu Hause fühlen, weil ich immer in der Gegenwart meiner Vater-Mutter war und ich konnte mich auf die Hilfe meiner Vater-Mutter verlassen, wann immer ich sie brauchte. Dies veränderte vieles für mich. Es veränderte mein ganzes Leben.

Sie erwähnten, dass Sie schon immer die Bibel liebten. Sind Sie in einem religiösen Zuhause groß geworden?

Nicht wirklich. Als ich die Christliche Wissenschaft kennen lernte, besuchte ich eine baptistische Kirche. In Rom war ich als Katholikin erzogen worden und war in eine katholische Grundschule gegangen. Aber in Brasilien ging ich in die Gemeinschaftsschule. Und als ich zwölf war, begann ich mit einer Freundin aus der Nachbarschaft in die baptistische Kirche zu gehen. Schließlich ging meine Familie auch dorthin und ich besuchte diese Kirche, bis ich die Christliche Wissenschaft zu studieren begann.

Was zog Sie an der baptistischen Kirche an?

Es war die Bibel. Als ich erst sieben Jahre alt war und noch in Italien lebte, gab mir mein Onkel ein Buch, das La Bibbia per i bambini hieß (Die Bibel für Kinder). Die richtige Bibel hatte ich nicht — ich hatte nur dieses Buch. Aber ich liebte es. Es war sehr abgerundet. Als ich dieses Buch las, fand ich die Geschichte von Joseph und erfuhr, wie Joseph so viele Schwierigkeiten und Ungerechtigkeiten besiegte. Das machte großen Eindruck auf mich.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die mentale Atmosphäre in Italien sehr schlecht. Es war beängstigend für ein Kind und ich war sehr unglücklich. Jeder beklagte sich und war rebellisch. Alle Familien, die wir kannten, hatten jemanden im Krieg verloren. Aber als ich die Geschichte von Joseph las, begann ich zu verstehen, dass ich mich der Atmosphäre der Ungnade, die wegen des Krieges über dem ganzen Land lag, nicht unterwerfen musste. Ich konnte das Gefühl überwinden, mich in Ungnade zu fühlen, nur weil ich arm war, genauso wie Joseph das überwand, was ihm begegnete. Ich konnte die geistigen Reichtümer in mir dafür nutzen. Ich konnte in der Schule gut sein, glücklich sein statt traurig und anderen Menschen Gutes tun. Ich hatte ein sehr feines Gespür für Gott und dafür, dass Er mir half. Von da an dachte ich immer an die Bibelgeschichten aus diesem Buch. Und ich nahm es mit nach Brasilien. Ich habe das Buch heute noch.

Als ich herausfand, dass Baptisten die Bibel lesen und sie ohne einen Vermittler nutzen und dass ich meine eigene Bibel bekommen konnte, liebte ich diese Kirche. Aber als ich dann zur Universität kam, brauchte ich mehr. Ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass die Geschichten und die Lehren in der Bibel diese praktische Anwendbarkeit hatten, die ich als Kind gespürt hatte. Religion und mein tägliches Leben waren zwei verschiedene Welten. Die Christliche Wissenschaft verband für mich die beiden wieder. Die Heilung von Einsamkeit, als ich an der Uni war, war meine erste christlichwissenschaftliche Heilung und sie machte diesen praktischen Aspekt der Lehren der Bibel für mich wieder lebendig.

Wie würden Sie die Rolle des Glaubens bei den Menschen in Brasilien heute beschreiben?

Im Allgemeinen sind die Brasilianer sehr religiös. Sie sind geistige Sucher. Trotz des materialistischen Sogs des modernen Lebens fühlen sie die Notwendigkeit, Zuflucht in einer höheren Macht zu suchen, um die großen Herausforderungen zu meistern, denen wir bei der Veränderung unseres Landes gegenüberstehen. Deshalb sind die evangelikalen Kirchen, die weiter wachsen und in Brasilien sehr präsent sind, heutzutage gefüllt. Ihre Gottesdienste sind sehr emotional ausgerichtet. Während die Atmosphäre in Kirchen der Christlichen Wissenschaft bei den Gottesdiensten viel ruhiger ist.

Warum glauben Sie, würde sich jemand zu den Gottesdiensten der Christlichen Wissenschaft hingezogen fühlen, die, wie Sie sagen, ruhiger sind im Vergleich zu Gottesdiensten vieler anderer Glaubensrichtungen? Offen gesagt haben unsere Gottesdienste wenig von der emotionalen Anziehungskraft, die die Menschen oft mit Spiritualität gleichsetzen.

Echte Spiritualität ist immer gut und führt zum Frieden, während Emotionen nicht immer gut sind und oft direkt zu etwas Negativem führen. Also sollten wir uns keine Gedanken darüber machen, unsere Gottesdienste mit den emotionalen Formen des Gottesdienstes zu vergleichen.

In unserer Zweigkirche in São Paulo habe ich oft gehört, wie neue Besucher die Ruhe und den Frieden loben, die sie bei unserem Gottesdienst empfunden haben. Das bedeutet nicht, dass unsere Gottesdienste seicht oder langweilig wären. Eher das Gegenteil! Wenn wir in unsere Gottesdienste die geistige Inspiration bringen, die wir fühlen, dann werden sie sehr lebendig sein. Ich sehe die Wochenlektionen, die bei jedem Gottesdienst gelesen werden, gerne als wöchentliche geistige „Behandlungen" mit besonderen Ideen, um jede Krankheit zu heilen, der wir als Einzelner wie auch in der Gemeinde und in der Welt begegnen. Stellen Sie sich doch einmal vor, wie lebendig unsere Gottesdienste sind, wenn jedes Kirchenmitglied — nicht nur die Leser — für seine oder ihre Gemeinde im Sinn unseres Meisters betet, so wie Mary Baker Eddy es im Kirchenhandbuch der Mutterkirche festlegte. (S. 42) Wie machtvoll ist dieses gemeinschaftliche Gebet, um unseren Gottesdienst interessant und heilend zu gestalten! Es vermag jeden Einzelnen zu inspirieren, dem Christus zu folgen und sich in freudiger Kameradschaft mit unseren anderen Kirchenmitgliedern zu vereinen und die christliche Liebe, die wir fühlen auf unsere Besucher und auf neue Gäste auszuweiten.

In unserer Zweigkirche in São Paulo habe ich oft gehört, wie neue Besucher die Ruhe und den Frieden loben, die sie bei unserem Gottesdienst empfunden haben. Das bedeutet nicht, dass unsere Gottesdienste seicht oder langweilig wären. Eher das Gegenteil!

Natürlich ist nichts falsch daran, Gott durch künstlerische Ausdrucksweisen wie Tanz oder Gesang zu ehren. Dieser Ausdruck der göttlichen Seele ist normal und richtig, aber als Ausdruck Gottes sollte jede Form der Anbetung, die wir wählen, uns durch den geistigen Sinn ansprechen. Wenn sie nur eine emotionale Reaktion oder ein emotionales Gefühl hervorruft, hat sie nichts mit echter Geistigkeit zu tun. Und es wäre nicht wahrheitsgemäß, Emotionen oder Gefühle zu benutzen, um die Menschen zur Kirche zu locken. Jemand könnte zu unserer Kirche kommen, weil er eine Verbindung zu Gott sucht und Geistigkeit zu finden hofft, die er oder sie nicht durch materielle Gefühle finden würde. Die Christliche Wissenschaft erscheint nicht den materiellen Sinnen — sie erscheint dem geistigen Sinn. Und wenn in unseren Kirchen echte Geistigkeit herrscht, dann wird das die Denker anziehen.

Die Christliche Wissenschaft erscheint nicht den materiellen Sinnen—sie erscheint dem geistigen Sinn. Und wenn in unseren Kirchen echte Geistigkeit herrscht, dann wird das die Denker anziehen.

Was meinen Sie mit „Denkern"? Und was beinhaltet ihr Denken?

Wir haben das Beispiel von Jesus. Er versuchte nicht, die Menschen durch spektakuläre Riten und Praktiken anzuziehen. Er heilte erst und dann lehrte er. Er zog Menschen an, die geheilt werden wollten, und dann blieben die bei ihm, die bereit waren zu lernen, wie und warum er heilte. Er heilte nicht durch Jubelrufe oder indem er eine sichtbare und hörbare emotionale Atmosphäre herstellte. Sein geistiges Bewusstsein war die heilende Kraft in Tätigkeit. Dies trifft auf uns alle als Heiler zu.

Ein Denker ist jemand, der bereit ist zu lernen und der bereit ist, dieses geistige Bewusstsein, das heilt, zu erreichen. Ich habe festgestellt, dass die Menschen dann gewillt sind, zu denken und zu lernen, wenn es ihnen schlecht geht. Dann beginnen sie Fragen zu stellen und sind bereit, tiefer zu forschen, weil sie herausfinden, dass das bloße Gefühl, sich mit Gott zu verbinden, ihnen nicht mehr genügt. Es führt nicht zu geistiger Zufriedenheit. Und, wie ich schon sagte, wenn wir alle, die wir Gottesdienste der Christlichen Wissenschaft besuchen, dieses christliche Bewusstsein, das Jesus demonstrierte, haben, dann wird in diesem Gottesdienst nichts fehlen.

Und doch hören wir, dass die etablierten Kirchen in vielen Ländern ähnliche Probleme haben. Weniger Mitglieder, Kirchen, die schließen müssen, usw. Glauben Sie, dass die Christlichen Wissenschaftler etwas anders machen müssen, um lebendig und wichtig zu sein — ob sie sich der Zeit anpassen müssen?

Wir müssen die Christliche Wissenschaft nur beständiger anwenden. Die wahre — oder sollte ich lieber sagen, die unwahre (sie lacht) — Hürde zum Fortschritt in unseren Kirchen ist nicht, dass wir nur drei anstatt vier Lieder in unseren Gottesdiensten singen oder dass wir keinen Chor haben. Oder darüber nachdenken, ob die Ordnung der Gottesdienste im Kirchenhandbuch altmodisch ist oder nicht. In vielen Fällen besteht die Hürde darin, dass wir die Christliche Wissenschaft nicht praktizieren.

Können Sie das erklären?

Darüber habe ich viel nachgedacht. Es gibt einen Abschnitt auf Seite 248 in Wissenschaft und Gesundheit der verdeutlicht, was ich meine: „Was für ein Vorbild hat das sterbliche Gemüt? Ist es Unvollkommenheit, Vergnügen, Kummer, Sünden, Leiden? Hast du das sterbliche Gemüt akzeptiert? Bildest du es nach? Dann wirst du bei deiner Arbeit von bösartigen Bildhauern und scheußlichen Gestalten heimgesucht. Hörst du nicht von der ganzen Menschheit über das unvollkommene Vorbild? Die Welt hält es dir beständig vor Augen. In der Folge neigst du dazu, diesen niederen Mustern zu folgen, deine Lebensarbeit zu begrenzen und die verwinkelten Konturen und Missbildungen materieller Vorbilder in deine Erfahrungen aufzunehmen." Dies machen wir in vielen Fällen. Wir haben das sterbliche Modell und alles, was mit diesem Modell zu tun hat (und wir können eine lange Liste der Dinge aufstellen — Krankheit, Angst, Begrenzung und so weiter) akzeptiert und vervielfältigen es auch noch. Wir hören heutzutage viel mehr über dieses unvollkommene Modell als zu Mary Baker Eddys Zeiten. Warum? Weil wir Massenkommunikation durch Internet, Fernsehen und andere Massenmedien haben. Ich habe in meiner christlichwissenschaftlichen Praxis festgestellt, dass wir nicht immer wachsam genug sind, um uns von diesen falschen Modellen abzuwenden und stattdessen in unserem Denken am geistigen Modell festzuhalten.

Was ist ein typisches Beispiel für ein „falsches Modell", das Sie in den Medien bemerkt haben?

Ich bekam kürzlich eine E-Mail, die mich zu einem Interview auf einer Internetseite eines Arztes über den Einfluss des Denkens auf unsere Gedanken über unsere Gesundheit führte. Der Arzt sagte in dem Interview, dass wir auf Hass achten müssen, auf negative Gefühle, weil sie einen negativen Einfluss auf unsere Gesundheit haben. In diesem Interview verband der Arzt Diabetes und andere körperliche Krankheiten mit dem Denken und beschrieb den Einfluss des Denkens auf andere körperliche Krankheiten. Also, dieser Gedanke, dass das menschliche Gemüt unsere Gesundheit beeinflusst, ist heutzutage Allgemeingut. Aber diese Schlussfolgerung beruht auf der Meinung, dass das sterbliche Gemüt Macht hat und dass wir mit dem sterblichen Gemüt arbeiten müssen, um Angst oder Stress zu verringern oder aufzulösen — oder das aufzulösen, was auch immer in unserem sterblichen Denken ist und unsere Gesundheit zu beeinträchtigen scheint. Was zunächst sehr wie Christliche Wissenschaft klingt, stellt sich schließlich als völlig entgegengesetzt heraus. Die Christlichen Wissenschaftler beten von dem Standpunkt aus, dass Gott das einzige Gemüt ist. Gott hat die Macht und wir überwinden Krankheit nicht durch sterbliches Gemüt oder allein dadurch, dass wir unsere sterblichen Gedanken durch bessere Gedanken ersetzen, sondern dadurch, dass wir sterbliche Gedanken aufgeben und geistige Gedanken bewegen. Es ist ein wichtiger Schritt nach vorne zu erkennen, dass das Denken unsere Gesundheit beeinflusst, aber Christliche Wissenschaftler müssen noch sehr viel weiter gehen und von einer rein metaphysischen Basis aus schlussfolgern.

Sie sagen also, dass das Modell, mit dem wir beginnen müssen, Gott ist und Seine Güte und Allheit — und dann müssen wir von diesem Standpunkt aus schlussfolgern, um erfolgreiche Heiler zu sein.

Das ist richtig. Hier ist eine Aussage aus Wissenschaft und Gesundheit und ich versuche immer an sie zu denken: „Unsere Unwissenheit über Gott, das göttliche Prinzip, bringt offensichtliche Disharmonie hervor und das richtige Verständnis von Ihm stellt die Harmonie wieder her.“ (S. 390)

Unter den vielen falschen Modellen, die die Welt uns ständig vor Augen hält, sind ausführliche Analysen für die „Gründe“ eines jeden Problems, das der Menschheit heutzutage begegnet. Eine Ursache für jede Krankheit, jedes Unglück, jede wirtschaftliche Krise. Diese Gründe sind so gut formuliert und anscheinend so berechtigt, dass wir dazu neigen, sie als Wahrheit zu akzeptieren. Wann immer wir aber eine Ursache für irgendein Übel akzeptieren, akzeptieren wir seine Wirklichkeit und damit sind wir nicht mehr fähig, darüber zu beten, indem wir es durch die Christliche Wissenschaft ansprechen, weil unser Gebet damit beginnen muss, die Unwirklichkeit des Bösen zu erkennen. Mary Baker Eddy schrieb, dass es unsere Unwissenheit über Gott ist, die die Disharmonie hervorbringt, und wenn wir diese Unwissenheit korrigieren, dann löst dies alle „Gründe" auf, die die Welt uns für die Probleme der Menschheit präsentiert.

Es gibt eine gut gemeinte Anschauung, dass wir die Probleme lösen oder verhindern können, wenn wir die Ursache eines Problems kennen. Dies scheint eine korrekte menschliche Schlussfolgerung zu sein, aber von einem geistigen Standpunkt aus führt sie dazu, dass wir in menschlichen Begrenzungen hängen bleiben. Und es ist leicht, die spärlichen Ergebnisse der besten menschlichen Bemühungen zu sehen. Wir begrüßen ganz gewiss all das Gute, das von den vielen Organisationen und von Menschen kommt, die unmittelbar mit Krankheit, menschlicher Fürsorge und der Diplomatie in der Welt zu tun haben. Aber als Christliche Wissenschaftler müssen wir noch weiter gehen. Wir müssen die Unwissenheit über Gott in uns beseitigen und danach streben, das „richtige Verständnis von Ihm" zu erlangen, das „Harmonie wieder herstellt." Und dann müssen wir so vielen unserer Brüder und Schwestern helfen, wie wir können, diese Unwissenheit zu überwinden. Und das scheint mir der wahre Zweck jeder Aktivität in unseren Kirchen zu sein.

Wie immer können wir auf den Meister-Christ Jesus schauen, damit er uns führt. Als Menschen zu ihm kamen, um geheilt zu werden, versuchte er nicht, die Gründe für ihre Blindheit oder ihre Lepra oder ihre Lähmung zu analysieren (siehe Johannes 6, Markus 1, Johannes 5). Er ließ sich auch nicht auf Debatten ein oder suchte nach Ursachen für den Unfall am Turm in Siloah oder als Herodes einige Galiläer tötete. (siehe Lukas 13) Er weigerte sich, einen Menschen als Sünder anzusehen, deshalb ordnete er diesen Übeln keine Ursache zu. War das nicht seine Art, die Unwirklichkeit dieses Bösen zu erkennen? Und wie immer, wenn er Führung, Hilfe, Unterstützung oder Stärke brauchte, ging er einfach zu seinem Vater im Himmel. Und wir können das Gleiche tun.

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