Wolff: Ich habe Patienten sagen hören: „Ich arbeite schon lange an einem spezifischen körperlichen Problem und mein Praktiker wird den nächsten Monat nicht erreichbar sein, so würde ich Sie gern für diesen Monat anstellen. Könnten Sie mir dafür eine Monatspauschale berechnen?“ Meine erste Bemerkung wäre normalerweise: „Erwarten Sie nicht, heute geheilt zu werden? Ich werde Ihren Fall heute annehmen, aber ich lebe im Präsens, in der Gegenwart Gottes. Lassen Sie uns das doch gemeinsam tun und wenn Sie morgen immer noch das Empfinden haben, Sie bräuchten eine weitere Behandlung, dann rufen Sie mich doch einfach noch mal an.“ Manchmal besteht die Befürchtung: „Wird mich das einen Haufen Geld kosten?“ Diese Frage weist auf die Angelegenheit des Honorars hin und warum wir Behandlungen geben. Wir geben sie nicht, um irgendwie zu Geld zu kommen. In der Tat gibt es eine Anordnung im Handbuch der Mutterkirche, die bestimmt, dass wenn die Heilung nicht in einem angemessenen Zeitraum erfolgt, der Praktiker seinen Gebührensatz senken soll. Aber die Praktiker der Christlichen Wissenschaft sind keine Angestellten der Kirche. Wir sind unabhängige Unternehmer und werden von der Person angeheuert, die uns bittet zu beten — welches eine andere ethische Frage aufwirft. Wir werben nicht für unsere Dienste. Wir würden nicht zu jemandem gehen und sagen: „Ich sehe, Sie sind erkältet, möchten Sie nicht, dass ich für Sie bete?“ Jeder Patient betet, um zu wissen, welches der geeignete Praktiker für den Hilferuf wäre, und die Praktiker beten, um die entsprechenden Patienten anzunehmen. Aber es gibt eine Gebühr für Behandlung und diese bringt deren Wert zum Ausdruck und gibt gleichzeitig der geheilten Person die Möglichkeit, Dankbarkeit auszudrücken. Es ist die Anerkennung, dass dies wirklich eine wichtige Arbeit ist, denn es geht um mehr als nur körperliche Heilung. Es geht um unsere Erlösung. Es eröffnet dem Gedanken die gewaltige Welt Gottes. Das ist von großem Wert. Ich habe festgestellt, dass Patienten, bei denen die Behandlung angeschlagen hat, die geheilt wurden und geistig gewachsen sind, oft mehr geben als die bescheidene Gebühr, die ich für die Behandlung berechne, aus lauter Liebe und Dankbarkeit, weil sie so dankbar dafür sind, was die Christliche Wissenschaft ihnen gibt.
Sandberg: Es gibt eine Richtschnur, die Mary Baker Eddy den Praktikern gab. Sie sagte, die Praktiker „sollten ihre Honorare für die Behandlung denen angesehener Ärzte am Ort angleichen.“ (Die Erste Kirche Christi Wissenschaftler und Verschiedenes, Seite 237) Wir müssen dabei berücksichtigen, wenn wir unsere Gebühren auf diese Weise festlegen, dass wir nicht unbedingt die Art fixe Kosten haben, die ein Arzt hat, solche Sachen wie medizinische Apparate, Versicherung und Personal. Aber wir haben Kosten. Wir haben oft ein Büro in zentraler Lage, Fahrt- und Telefonkosten. Ein Arzt oder Mediziner muss auch nicht unbedingt jeden Tag mit dem Patienten in Verbindung stehen wie gegebenenfalls der christlich-wissenschaftliche Praktiker. Falls sie für die Behandlung eine tägliche Gebühr berechnen, dann ist es angemessen, dass diese Gebühr diesen Unterschied widerspiegelt, und das Handbuch weist darauf hin, dass wir unsere Gebühren mindern müssen, wenn es sich um einen chronischen Fall der Regenerierung handelt.
Davis: Ich finde, dass ein christlich-wissenschaftlicher Praktiker mit einer gesunden, aktiven Praxis, die Heilungen bewirkt, erwarten kann, das gleiche Auskommen zu haben wie andere Fachleute auf diesem Gebiet. Mary Baker Eddy sagt in unserem Handbuch der Mutterkirche, Seite 46-47: „Ein Christlicher Wissenschaftler ist ein Menschenfreund; er ist wohlwollend, versöhnlich, langmütig und sucht Böses mit Gutem zu überwinden.“ Ich sehe diese Forderung nicht in Konflikt mit einer angemessenen Rechnungslegung für die Behandlung. Es sind wunderbare Facetten des gleichen Diamanten, sozusagen. Die Heilpraxis — als berufsmäßiges, öffentliches Amt mit allem, was das bedeutet — ist der wichtigste und vitalste Gesundheitsdienst auf Erden. Sie sollte auch so bewertet werden. Wir als Praktiker müssen das als Erste so anerkennen. Jedoch ermöglicht uns dies gleichzeitig auch, mildtätig und wohlwollend bedürftigen Individuen gegenüber zu sein.
Bolon: Was sollten die Leute in Bezug auf die Erreichbarkeit des Praktikers für Behandlung erwarten können?
Sandberg: Wenn jemand im Journal/Herold als hauptberuflicher Praktiker annonciert, dann muss er unbedingt regelmäßige Stunden einhalten, in denen das Publikum ihn per Telefon erreichen oder sogar im Büro besuchen kann. Es ist nicht genug zu meinen, dies als Teilzeit-Job zu tun, wenn wir im Journal/Herold inserieren. Es erfordert eine stark ausgeprägte Bereitschaft, während regelmäßiger Büro-Stunden erreichbar zu sein, und natürlich wird auch jeder Praktiker hinzufügen, dass sie in einem akuten Fall rund um die Uhr verfügbar sind. Das sind jedoch individuelle Fälle für die Praktiker. Jeder arbeitet sie unterschiedlich aus. Doch auf den Anruf auf einer regulären Basis vorbereitet zu sein ist unverzichtbar.
Davis: Obwohl die Praktiker sich ihre eigene individuelle Auffassung über die Erreichbarkeit erarbeiten müssen, ist dies doch möglicherweise die häufigste Beschwerde derer, die einen Praktiker anrufen: die fehlende Erreichbarkeit. Dies ist eine Herausforderung, die wir nicht nur im Gebet aufgreifen sollten, sondern sie ist auch eine ethische Erwägung. Wie gehen wir mit diesem wundervollen Amt um und wie stellen wir sicher, dass allezeit jedermann Zutritt zu ihm hat, 24 Stunden am Tag?
Bolon: Welches sind die beidseitigen Anforderungen in der Beziehung zwischen Praktiker und Patienten in Bezug auf Vertraulichkeit?
Sandberg: Es gibt eine Klausel im Handbuch der Mutterkirche zur strengen Einhaltung der Vertraulichkeit in der Beziehung zwischen Praktiker und Patient. Und dafür gibt es einen guten Grund. Es gab Momente während der Amtszeit Jesu, in denen er die geheilte Person bat, es niemandem zu erzählen, und sie war ungehorsam. Die daraus entstandenen Probleme führten Jesus dazu klarzustellen, dass Vertraulichkeit im besten Interesse aller ist. Mitunter hören wir von Fällen, in denen ein Praktiker in der Zeugnisversammlung in der Kirche aufsteht und eine Heilung beschreibt, die in seiner Praxis vorgekommen ist, und jeder weiß, wer diese Person war.
Wolff: Außerdem ist das, was der Patient dem Praktiker mitteilt, eine Lüge über die geistige Wahrheit der Dinge. Nicht, dass die Patienten Lügner wären! Sondern sie sind betrogen oder hypnotisiert worden, an eine Unwahrheit in Form einer Krankheit oder einer anderen Form von Problemen zu glauben. So habe ich nicht nur den hohen ethischen Standard, dass ich keine Informationen weitergeben werde, sondern ich werde auch keine Lüge über jemanden verbreiten. Und oft hat man die Sache so klar durchschaut, dass es die Erinnerung gänzlich verlässt, und wenn man die Person das nächste Mal sieht, sich nicht mal mehr erinnern kann, warum man mit der Person gesprochen hatte, denn man assoziiert die falsche Annahme oder Lüge nicht mit ihr. Man würde diese Lüge nicht wiederholen, nicht einmal vor dem Patienten.
Davis: Vertraulichkeit ist ein Aspekt unserer Liebe zu dem Patienten, nicht wahr? Wir wollen selbstverständlich, dass sie in ihrer Anfrage für Gebet unbefangen, ruhig sind, und wahrnehmen, wie Christus ihr Bewusstsein erfüllt. Wir wollen es nicht voller menschlicher Meinungen und der Beteiligung einer Menge anderer Leute. Sie sollen spüren, dass sie diesen Praktiker ansprechen, und das reicht. Sonst ist niemand weiter involviert. Wenn also jemand anders das Telefon des Praktikers beantwortet — z. B. ein Familienmitglied — kann er diesen Frieden stören. Wie viele Gemüter sind in diesen Fall verwickelt? Nochmals, wir respektieren und lieben diesen Patienten, indem wir ihm ermöglichen, zuversichtlich zu sein, während wir für die Heilung beten.
Bolon: Was wird von einen Praktiker in Bezug auf moralische Dimensionen des Lebens — sittliche Normen und Charaktereigenschaften verlangt?
Wolff: Sie sind höher als nur rein menschliche Ethik, es ist göttliche. Da ja die Basis der Christlich-wissenschaftlichen Praxis das Denken ist, muss der Praktiker nicht nur in jeder Hinsicht moralisch sein — in rechtlichem Sinne, Steuern zahlen, nichts Illegales oder Unsittliches tun —, sondern er muss seine Gedanken rein und von jeglicher Immoralität frei halten, denn man kann diesen Gedanken nicht im Bewusstsein brauchen, wenn man gerufen wird, für jemanden zu beten. Ich bin wirklich vorsichtig bei den Filmen, die ich sehe, mit häufigem Fernsehen, Klatsch und Tratsch anhören — mit allem, was ich aus meinen Gedanken bereinigen muss, falls ich es hereingelassen habe. Wenn wir mit Gott gehen, dann werden wir menschliche Dinge tun, die die höchstmögliche Ethikausdrücken, die als nichts weniger als christlich und gut betrachtet werden können.
Davis: Für mich ist moralischer Charakter auch Integrität, der Schutz der Gedanken und das Gebet um Wachsamkeit, damit das eigene Ego sich nicht einschleicht — oder die Gier. Manche Leute sagen: „Jeder macht das doch so. Das ist o.k. Es ist schon auch in Ordnung, einen rein Profit orientierten Ansatz für die Praxis zu haben.“ Kann sein, dass die Allgemeinheit das so macht, vielleicht ist es sogar legal, aber das macht die Sache nicht moralisch oder ethisch korrekt für einen Praktiker der Christlichen Wissenschaft. J. B. Phillips übersetzt Römer 12:2 so: „... lass nicht die Welt um dich herum dich in ihre eigene Form zwängen.“ Wir sind nicht hier, um in eine weltliche Form gequetscht zu werden. Wir sind hier, um von Gott geformt zu werden, Sein Zeuge zu sein, Sein Ausdruck von Liebe, die augenblicklich heilt.
Vertraulichkeit ist ein Aspekt unserer Liebe zu dem Patienten, nicht wahr? Wir wollen selbstverständlich, dass sie in ihrer Anfrage für Gebet unbefangen, ruhig sind, und wahrnehmen, wie Christus ihr Bewusstsein erfüllt. Wir wollen es nicht voller menschlicher Meinungen und der Beteiligung einer Menge anderer Leute.
Sandberg: Die geistige Basis des Heilens, über die wir in diesem ganzen Interview gesprochen haben und von der aus wir arbeiten, erfordert eine solide moralische Grundlage, ein Fundament, auf dem aufgebaut werden kann. Ohne die Moral ist das Geistige nichts als „tönendes Erz oder eine klingende Schelle” (1. Korinther 13) Es ist hohl. Es klingt nicht wahr. Es scheint so oft so einfach zu sein, die Worte zu sagen, intellektuell die Worte der Christlichen Wissenschaft zu kennen, jedoch wird die Substanz hinter diesen Worten tatsächlich begründet und aufrechterhalten durch die Moral, durch die Kraft der Überzeugung, die dem Gemüt die geistige Idee bereitstellt, die Heilung bringt.
    