An einem Wochenende im vergangenen Sommer war ich beim Kochen und Putzen, um mein Haus für Gäste vorzubereiten. Doch am Tag vor ihrer Ankunft wachte ich morgens mit Kopf. und Rückenschmerzen auf. Ich war aber so mit all der Hausarbeit beschäftigt, dass ich mir nicht die Zeit nahm, um diese Störung durch Gebet zu behandeln. Mittags fühlte ich mich dermaßen unwohl, dass ich alles liegen lassen und mich hinlegen musste, in der Hoffnung Erleichterung zu finden, doch sogar ein Kissen unter meinem Kopf war mir unangenehm.
Zusätzlich zu den Kopfschmerzen bemerkte ich, dass sich immer wieder eine bestimmte Melodie in meinem Kopf abspielte. Es war ein Lied, das ich in der Bank, wo ich arbeite, im Radio gehört hatte. Ich liebe Musik und wenn ich ein Lied im Radio höre, das mir gefällt, kommt es oft vor, dass ich mir die Melodie schneller merke als den Text. So war es auch diesmal. jetzt erkannte ich aber, dass sich dieses Lied so fest in mein Denken eingenistet hatte, dass ich es schon seit Tagen unbewusst immer wieder vor mich hin gesummt hatte.
Da lag ich nun mit geschlossenen Augen auf dem Sofa, fühlte mich elendig und versuchte verzweifelt, diesem Mesmerismus entgegenzutreten, der zuerst so harmlos erschien. Es war doch bloß ein Lied, oder? Endlich erkannte ich diese immer wiederkehrende Melodie als ein Symbol für eine hypnotische, mentale Einflüsterung an, die nicht von Gott stammte. Musik, so überlegte ich, ist im Allgemeinen ein Ausdruck göttlicher Harmonie, die friedlich, erfrischend und erhebend ist und sich niemals Einlass in mein Denken erzwingt, um es zu kontrollieren. Aber genau das war der Fall, denn ich konnte an nichts anderes denken.
Mir kam der Gedanke, dieser „Belästigung" mit Liedern aus dem Liederbuch der Christlichen Wissenschaft entgegenzutreten, und zwar immer, wenn diese bestimmte Melodie auftauchte. Ich wollte mich doch mehr auf Gott konzentrieren. Das war zuerst gar nicht so einfach und kostete einige Ausdauer. Ein Lied von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, war mir besonders hilfreich. Es beginnt so: „Nimm unter Deine Flügel uns, Im Geist vereint und gleich, Wie Brudervögel, singend leis, Sich wiegend im Gezweig."
Ich sehnte mich danach, vor weltlichem Einfluss und menschlichen Annahmen beschützt zu sein. In meinem Fall war es der hypnotische Einfluss einer Melodie auf mein Denken und die Annahme, dass körperliche Arbeit bzw. Hausarbeit Rückenschmerzen erzeugen könnten, die zu Kopfschmerzen führten. Kopfschmerzen gehörten für mich aber der Vergangenheit an. In meinen Zwanzigern litt ich oft an Kopfschmerzen, die manchmal so heftig waren, dass nur die Gebete meiner Mutter oder eines Praktikers der Christlichen Wissenschaft halfen. Diese Schmerzen waren seit Jahren verschwunden und ich hatte nicht vor, wieder damit anzufangen. Ich behauptete mich also unter Gottes Schutz und vereinte mich mit Seinem Geist, wie es in Mary Baker Eddys Lied heißt. Ich stellte mich gleich mit der Liebe und dem Frieden, die von Ihm (Gottes Geist) ausgehen, und sang leise von der Allgegenwart und Allmacht des göttlichen Gemüts, das mich regiert.
Der erste Vers des 91. Psalms kam mir ebenfalls in den Sinn: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe."
Ich fühlte mich jetzt sicher und beschützt „unter dem Schirm des Höchsten." Ein Schirm und auch eine Burg verteidigen und bieten Schutz vor allem, was angreifen, sich aufdrängen oder uns in Gefahr bringen will. Auch stellte ich mir eine Vogelmutter vor, wie sie mit ihren Flügeln ihre Jungen vor jeder Gefahr beschützt, und sah mich unter den mächtigen Flügeln des Allerhöchsten, verborgen vor jeder Gefahr.
Nun, es dauerte nicht lange, bis die Radiomelodie mein Denken verließ. Und die Kopfund Rückenschmerzen waren weg, als meine Gäste ankamen. Für diese Heilung war ich tief dankbar.
Die eben beschriebenen Gedankengänge beschützten mich weiter, nämlich einige Tage später, als drei bewaffnete Männer in die Bank kamen, in der ich arbeite, und Geld forderten. Ich sah sie hereinkommen und gleichzeitig fühlte ich eine starke, von Gott kommende Botschaft, die mir sagte, ich solle mich nicht fürchten. Diese Engelsbotschaft war mir eine große Stütze in Bezug auf die Waffen, die uns Mitarbeitem ins Gesicht gehalten wurden. Es war als ob mir jemand sagte: „Die sind nicht echt. Sie wollen nur imponieren. Lass dich nicht von ihnen beeindrucken!"
Der Überfall dauerte keine fünf Minuten; niemand wurde verletzt. Die Abendnachrichten gaben bekannt, dass einer der drei Männer bereits festgenommen worden war. Die anderen beiden haben sich ein paar Tage später selbst gestellt. Das ganze Erlebnis war für mich so unwahr und unwirklich wie ein Traum – als wäre ich gar nicht dabei gewesen. Ich brauchte mich keiner psychologischen Therapie zu unterziehen und hatte auch keine Albträume wegen des Raubüberfalls wie einige meiner Kolleginnen.
Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift auf Seite 12 unten: „In der göttlichen Wissenschaft, in der gebete mental sind, können alle Gott als eine gegenwärtige ‚Hilfe in den großen Nöten' in Anspruch nehmen."
Ich habe mich in meinem Leben unzählige Male an Gott um Hilfe gewandt, weil ich weiß, dass ich mich in jeder Situation auf Ihn verlassen kann. Die göttliche Liebe beschützt uns wahrhaftig vor allem Leid, sei es nun mental oder körperlich. Sie ist ganz bestimmt „eine gegenwärtige Hilfe in den großen Nöten."