Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Geistesgegenwart — Keine Angst vor Prüfungen!

Aus der März 2010-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Nicht nur in der Schule stehen immer wieder Prüfungen vor uns. Werden wir bestehen? Haben wir überhaupt das notwendige Wissen und Können? Haben wir richtig gelernt?

Was heißt eigentlich: „Ich habe gelernt"? Es ist ein „Haben", aber es ist ein ganz anderes „Haben", als wenn ich eine Handtasche „habe": Ich habe (besitze) das Gehörte, das Gelesene, das Gelernte und habe es jederzeit zur Verfügung; ich kann darüber verfügen.

Je öfter etwas gedacht, gesagt, geschrieben, gelesen, gelernt worden ist, desto leichter findet man durch die eigene Empfänglichkeit (mit der richtigen Wellenlänge) Zugang zu dieser Allwissenheit oder wie andere es nennen, dem Weltwissen. Wer sich echt und ernsthaft um diese Erkenntnisse bemüht, erreicht höchste Ergebnisse. In Japan ist die beste Bewertung „100%". Und da Geist allgegenwärtig, allwissend und allmächtig ist, ist dies ja dann auch das einzig angemessene Ergebnis. In der Vorbereitung auf diesen vollen Erfolg sollte man auch dankbar und liebevoll über Lehrer, Schule, Lehrstoff, Eltern und Gesellschaft nachdenken. Der Lehrer hat dieses z. T. jahrtausendealte Menschheitswissen mit Begeisterung studiert und sein größtes Glück wäre es, diese Begeisterung auch in seinen Schülern zu erleben. Das Schönste, was ein Prüfling ihm schenken könnte, wären weder Blumenstrauß noch Geschenkkorb, sondern „100%", denn es ist die Bestätigung, dass sein Lebenswerk, seine Berufung, wunderbar mit Erfolg gekrönt ist.

Bitte unternehmen Sie folgende erstaunlich ergiebige Übung: Versuchen Sie Begriffsbestimmungen auf je einem Blatt zu den Fragen: Was ist ein Lehrer, Schüler, Lehrstoff, Schule, Unterricht, Lehrbuch, Klasse, Mathematik, Erdkunde, Eltern, Kindheit, Gesellschaft u.ä.m. Sie gewinnen höchstwahrscheinlich eine ganz neue Wertschätzung aller. Schon nur die Lehrmittel und die Schule als Gebäude wie als Einrichtung sind Ergebnisse unentwegter Hingabe unzählbar vieler Menschen, die alle mitwirken, dass diese neue Generation die lebensnotwendigen Kenntnisse und Erfahrungen erwerben kann.

Ich habe einmal mit einem Schüler besprechen müssen, wie viel Arbeit und Hingabe wie vieler Mitmenschen allein in einem Stückchen Schulkreide stecken. Nur dadurch, dass wir dieses Stückchen Kreide dankbar achten, achten wir auch die Arbeit dieser vielen Unbekannten.

Wir sind alle unentwirrbar miteinander vernetzt, nicht erst durch sichtbare Taten oder Einrichtungen, sondern schon immer durch ein viel dichteres gedankliches Netzwerk, z. T. wie durch ein Fernsprechnetz. Mit der zutreffenden Zahlenfolge (Wellenlänge) können wir ein Handy in der Hosentasche eines Afrikaners oder Inders klingeln lassen. Nur dieses eine läutet, kein anderes empfängt den Anruf. Mit unserer Gedankenausstrahlung verhält es sich ähnlich. Aber es gibt viele Menschen und Geschehnisse, die durch unsere dankbaren oder verächtlichen Gedankenstrahlen angezogen werden. Ja, in jedem „angestrahlten" Menschen gibt es auch noch eine gewisse Bandbreite: Ein Schüler kann durch seine Wertschätzung oder Ablehnung in seinem Lehrer Hilfsbereitschaft bzw. Abweisung verstärken.

Vor einiger Zeit unternahm man einen ziemlich haarsträubenden Versuch: Man machte einem Prüfungsaufseher nachdrücklich weis, jetzt komme ein Spitzenschüler, und das Ergebnis war „spitzenmäßig". Dem nächsten Aufseher redete man ein, jetzt komme ein geistig behinderter Versager und das Ergebnis war viel schlechter – es war aber ein und derselbe Schüler! Dies mahnt Eltern, Schüler, Lehrer die zwar unsichtbaren, aber doch so wirksamen Gedankenkräfte nicht zu unterschätzen und mit vollem Einsatz unbedingt ein gutes wechselseitiges Einvernehmen aufzubauen. Und da wir unentwegt denken, also Gedanken ausstrahlen, „klingeln" ständig viele „Handys" bzw. Empfänger, gute oder eben weniger gute.

Dankbare, wertschätzende Gedanken sind das altbekannte Öl der Liebe, Hingabe und Bereitschaft, durch das unser Bewusstsein geheiligt wird, und das Gleitmittel, wodurch das vollkommene Ergebnis ganz schwerelos hervortreten kann.

Als ich einst mit einem Schüler sprach, der sich in Sorge um seine Abiturprüfung an mich wandte, kam mir plötzlich das Wort „Geistesgegenwart".

Gibt es ein anderes Wort, bei dem die Bereitschaft aller größer wäre, die Bewältigung einer Schwierigkeit durch Geist anzuerkennen? Alle hören gespannt zu und freuen sich mit wie über einen sportlichen Sieg. Sie verstehen und erkennen an, dass zu dem von materiellen Umständen bedrohten Menschen eine Hilfe aus einer ganz anderen Welt gekommen ist, dass Geist plötzlich erlebbar gegenwärtig war. Wie liebevoll ist Gott, Geist, gegenwärtig — ständig!

Solche Geistesgegenwart ist, wie in allen anderen Lebenslagen, so auch in Prüfungen möglich, nämlich dass man längst „Vergessenes" plötzlich wieder ganz genau weiß, bisher ungeahnte Zusammenhänge durchschaut oder unbekannte Gesetzmäßigkeiten plötzlich erkennt und gezielt anwendet. Bei Geistesgegenwart weiß auch schon der Sprachgebrauch, dass der Mensch nicht aus eigenem Verstand denkt, sondern dass ihm eine plötzliche „Eingebung" „kommt". Es ist Geist am Wirken. Wo Geist wirksam ist, wird alles Ungeistige, Sterbliche ausgeschlossen. Wo Geist ist, kann kein Teufel sein. Teufel kommt vom griechischen diábolos und bedeutet Durcheinanderwerfer, Verleumder. Wo Geist ist, gibt es also keine Unordnung, keine Verwirrung, keine Unwahrheit, also in der Prüfung keine Irrtümer und im sonstigen Leben keine Missgriffe. Ein geistesgegenwärtiges Erkennen trifft haargenau zu und ein geistesgegenwärtiger Griff sitzt millimetergenau.

Eine Studentin bekam im Staatsexamen aus Hunderten möglicher Gedichte genau das eine jener beiden Gedichte vorgelegt, die sie unmittelbar davor „zur Übung" sorgfältig durchgearbeitet hatte. Und in einer anderen Prüfung wurde der ihr nachfolgende Student genau das gefragt, was sie vorzubereiten keine Zeit mehr gehabt hatte. Wir hatten uns aber vorher gemeinsam sorgfältig bewusst gemacht, dass der gleiche Geist Prüfer und Prüfling verbinde. Ein Schüler, der bei mir mündlich gut mitarbeitete, aber schlechte Arbeiten schrieb, hatte mich mehrmals ohne sichtbaren Erfolg um Rat gebeten. Plötzlich gab er eine fast vollkommene Arbeit ab. Als ich ihn streng verhörte, woher er denn diese guten Ergebnisse habe, gestand er: Er habe beim ersten Durchlesen der Arbeit wieder überhaupt nichts begriffen. Dann aber habe er endlich einmal gründlich durchdacht und angewandt, was ich ihm über „Gelernt-Haben" und „Allmacht des Geistes" gesagt hätte, und dann seien ihm sofort alle „Schuppen von den Augen gefallen". Dies trifft zu, mittelmäßige Ergebnisse gibt es bei geistiger Ausarbeitung nicht.

Geist hat alles gegenwärtig — und stellt es uns immer und überall zur Verfügung und dadurch werden wir befähigt, geistesgegenwärtig jede anfallende Aufgabe auf Anhieb vollendet zu lösen.

Über einer solchen Prüfung liegt dann eine große Ruhe. Schon am frühen Vorabend kann man ohne alle Erregung ruhig und gesammelt die Hände auf die letzten Bücher und Hefte legen, allen Menschen danken, die durch Unterricht, Lehrbücher, Unterrichtsräume, Verpflegung, Schulkreide usf. zu diesem Erfolg mitgewirkt haben, sich dankbar bewusst machen, dass man das Gelernte „hat", eine Kerze anzünden und freudig über Gottes Allgegenwart nachdenken, um dann wohlig ausgeschlafen nach kräftigem Frühstück frohgemut und freudiger Erwartung in die Prüfung zu gehen. Der volle Erfolg in der Prüfung ist dann mehr als nur ein sportlicher Sieg. Er ist das unvergessliche Erlebnis unendlicher Geborgenheit in der Gegenwart des Geistes und der Liebe.

Lehren, Lernen, Behalten und Wiedergeben gelingen am leichtesten, schnellsten und nachhaltigsten, wenn Lehrende und Lernende alle Widerstände durch Freude, Dankbarkeit und Liebe ausgeräumt haben und voneinander und vom Lehr bzw. Lemstoff begeistert sind. Ohne Liebe kein wirkliches Lehren oder Lernen.

Als mir selber das letzte Examen schwerfiel, malte ich mir als Trost und Kraftquell die Zukunft aus: dass ich bald diesen Lemstoff begabten glücklichen Kindern und Jugendlichen beibringen dürfe und sie dafür begeistern könne. Und als ich dann diese letzte Prüfung endlich geschafft hatte, stand ich mit meiner Braut draußen vor der Hochschule im Sonnenschein, der Himmel war weit und die Welt stand mir offen. Und ich war der glücklichste Mensch darin.

Geist ist immer gegenwärtig - und wartet nur, dass wir uns ihm öffnen;

Geist hat alles gegenwärtig - und stellt es uns immer und überall zur Verfügung und dadurch werden wir befähigt, geistesgegenwärtig jede anfallende Aufgabe auf Anhieb vollendet zu lösen.

Für weiteren Gedankenaustausch steht Ihnen der Verfasser Wolfgang Römhild gern unter der E-Post-Anschrift: wg.roemhild@freenet.de zur Verfügung. Auch telefonisch unter 07231-63617.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / März 2010

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.