Vorfahren meiner Familie haben auf einem Gehöft gewohnt, das vor über 250 Jahren besiedelt wurde, als Amerika noch britische Kolonie war. Überall sind dort Zeugnisse ihrer Pioniertätigkeit zu finden – massive Steinmauern, gerodete Felder, Stufen und Säulen aus Granit, die oben aus den Hügeln gehauen worden waren. Ihre Briefe und Aufzeichnungen zeugen von der Entschlusskraft und Liebe, die nötig waren, um trotz der Herausforderungen zu bestehen. Durch sie habe ich neu schätzen gelernt, was es bedeutet, als Christlicher Wissenschaftler Pionier im christlichen Heilen zu sein.
Bei über einer Milliarde Menschen, die sich selbst als Christen bezeichnen, sind die eigentlichen Pionier-Zeiten des Christentums wohl vorüber. Aber auch wenn Jesu Lehren weitgehend bekannt sind, so begibt man sich doch immer noch auf Neuland, wenn man seinem Beispiel, geistiges Heilen zu praktizieren, nachfolgt. Diese Möglichkeit mag so manchem genauso mysteriös und unzugänglich erscheinen, wie der dunkle Wald einigen frühen Siedlern hier in New Hampshire anfangs womöglich erschien. Doch die Bemühung eines Pioniers, ein Waldstück zu roden, verschafft allen, die vorübergehen, eine umfassendere Sicht.
Durch ihre Entdeckung des Prinzips und der Regeln, die Christi Jesu heilendem Wirken zugrunde liegen, bereitete Mary Baker Eddy für alle den Weg, um die Gesundheit und Freiheit zu erfahren, von denen Jesus bewies, dass sie jedermanns individuelles Geburtsrecht sind. Sie gab der Welt eine vollständige Erklärung dieser geistigen Gesetze im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift. Sie beschrieb ihre Pionier-Anstrengungen so: „Ich wollte die Lahmen, die Tauben, die Stummen, die Blinden, die Kranken, die Sinnlichen und die Sünder aus der Sklaverei ihrer eigenen Ansichten und aus den Erziehungssystemen der Pharaonen erlösen, die heute wie damals die Kinder Israel im Frondienst halten. Ich sah vor mir den furchtbaren Kampf, das Schilfmeer und die Wüste; doch durch den Glauben an Gott drang ich vorwärts, indem ich Wahrheit, der starken Befreierin, vertraute, mich in das Land von Christian Science zu führen, wo die Ketten fallen und die Rechte des Menschen völlig erkannt und anerkannt werden." (Wissenschaft und Gesundheit, S. 226-227)
Dieses „Land von Christian Science" liegt in Reichweite all jener, die bereit sind, hinter das äußere Erscheinungsbild der Oberfläche zu schauen. Es ist geistiges Gebiet und die Aussicht ist majestätisch. Wir erblicken dort die Wirklichkeit Gottes, der alles intelligent und liebevoll regiert. Wir beginnen den Wert zu erfassen, den wir für Gott als Sein geliebtes Ebenbild und als Ausdruck Seiner Natur und Macht haben. Die Natürlichkeit des Guten und die Sicherheit, unter Seiner Fürsorge zu leben, rücken in unser Blickfeld. Bereits ein Schimmer dieser großen geistigen Tatsachen löst die mentalen Fesseln, die uns an die Auffassung ketten, wir würden ein Leben führen, das von materiellen Umständen dominiert wird. Es erhebt uns, unser göttliches Recht wahrzunehmen, all das Gute zu erfahren, das sich auf Gott gründet.
Unsere Familie stieß in Aufzeichnungen und Papieren auf einen ergreifenden Brief, der den Mut illustriert, sich gegen althergebrachtes Wissen aufzulehnen. Der Brief, geschrieben an eine Tochter und ihren Mann, die nach Hause zurückgerufen worden waren, um sich um den Hof zu kümmern, bat sie eindringlich, nicht weiterzuziehen. Der Vater beschreibt sorgsam alle Gründe, warum es ökonomisch und emotional verheerend sein würde, in dieses „Gott-verlassene" Land zu ziehen. Seine Begründung war gut fundiert und er war gut informiert über die gängigen Geschäftsbestrebungen und die Charaktereigenschaften der Beteiligten. Traurig schloss er, dass seine Tochter aufgrund ihrer Gesundheit durch die Anstrengung in weniger als fünf Jahren sterben würde.
Eine Heilung, die ganz still durch das Vertrauen auf Gottes Gesetz, die Christliche Wissenschaft, stattfindet, mag im Licht des allgemeinen Festhaltens an konventionelle Methoden der Medizin unbedeutend erscheinen. Aber jede Heilung ist der wissenschaftliche Beweis einer ewigen Tatsache.
Die Antwort des jungen Ehepaares ist nicht bekannt. Aber sie zogen weiter und in den nächsten fünf Jahrzehnten ihres Lebens hier widerlegten sie alles, was ihnen vorausgesagt worden war. Die beiden begannen ein bescheidenes Geschäft, das sie reichlich versorgte, ihre Gesundheit und Vitalität sind als gut dokumentiert und der Vater zog schließlich ebenfalls hierher. Sie überlebten nicht nur, sie hatten Erfolg.
Wohlmeinende Freunde und Nachbarn – und sogar Regierungen – können es mitunter für einen schwerwiegenden Fehler halten, auf geistige Mittel der Heilung zu vertrauen. Wie in dem Brief gründen sich ihre Bedenken oft auf materielle Folgerungen, die von höheren Möglichkeiten keine Kenntnis nehmen. Eine Heilung, die ganz still durch das Vertrauen auf Gottes Gesetz, die Christlichen Wissenschaft, stattfindet, mag im Licht des allgemeinen Festhaltens an konventionelle Methoden der Medizin unbedeutend erscheinen. Aber jede Heilung ist der wissenschaftliche Beweis einer ewigen Tatsache. Sie sprengt die Fessel der auf Materie gegründeten Wissenschaft.
Diese Heilungen haben ihren Preis. Sie appellieren an jene, die eindeutige christliche Heilungen erfahren haben, sich dafür einzusetzen, dass andere ebenfalls davon erfahren können. Die Welt sehnt sich nach der Einfachheit und nach der Unmittelbarkeit des Heilsystems von Christus Jesus. So weist die erste Seite in Wissenschaft und Gesundheit darauf hin: „Ein Buch führt neue Gedanken ein, aber es kann nicht bewirken, dass sie schnell verstanden werden. Es ist die Aufgabe des unerschütterlichen Pioniers, die hohe Eiche zu fällen und den rauhen Granit zu behauen. Zukünftige Zeiten müssen verkünden, was der Pionier vollbracht hat." (S. vii)
Dieses Buch ist zusammen mit der Bibel der Meißel und die Axt des christlichen Heilers. Sie befähigen jeden, die großen geistigen Tatsachen anzuwenden, die die menschliche Erfahrung umwandeln und die mentale Landschaft von Ängsten, die Missklang verursachen, zu bereinigen. Diese Bücher führen jeden ehrlichen Sucher in das Land, „wo die Ketten fallen und die Rechte des Menschen völlig erkannt und anerkannt werden".
Als meine Tochter klein war, wurde meinem Mann und mir gesagt, dass sie einen Defekt im Mund hätte, der sie daran hindern würde, normal zu sprechen. Es war der schlimmste Fall von Sprachlosigkeit, den jener Zahnarzt je gesehen hatte. Er erwähnte, dass eine Operation eine Lösung sein könne, und empfahl, dass wir sie nicht entmutigen sollten, indem wir ständig versuchen, ihre Baby-Sprache zu verbessern, weil sie zu einer besseren Aussprache gar nicht in der Lage sei. Dieser Befund hätte uns auch das Herz zerreißen können. Doch stattdessen bestärkte er uns darin, Gott als ihrem Schöpfer zu flogen, der einzigen Ursache, die ihre Fähigkeiten und Erfahrung bestimmte.
Ein Bibelbericht half beim Gebet für sie. Als Jesus sich an jemanden wandte, der nicht sprechen konnte, sagte er: „Tu dich auf!" (siehe Markus 7) Auf der Suche nach dem Verständnis der geistigen Gesetze, die dieser Heilung zugrunde lagen, fühlte ich eine gottgesandte Überzeugung, dass dies keine einmalige Begebenheit war. Der Christus war bei unserer Familie genauso mächtig wie damals, als Jesus heilte, und er öffnete unser Denken, um die von Gott bewirkte Vollkommenheit meiner Tochter anerkennen zu können.
Mary Baker Eddy erklärt die wissenschaftliche Basis für eine ähnliche Heilung, von der in den Evangelien berichtet wird. Sie schreibt: „In diesem Fall war es das Übel Sprachlosigkeit, ein Irrtum des materiellen Sinnes, der durch die geistige Wahrheit des Seins ausgetrieben wurde, die Wahrheit nämlich, dass Sprachfähigkeit dem Gemüt, nicht der Materie angehört, und die falsche Kraft oder der verlorene Sinn muss dem rechten Sinn weichen und im Gemüt bestehen." (Vermischte Schriften 1883-1896, S. 190)
Diese Textstellen bannten all meine Furcht um die Zukunft meiner Tochter. Ich wusste, dass sie geheilt war, und das bewahrheitete sich. Ihre Sprache entfaltete sich natürlich und normal. Einige Jahre darauf teilte ihr Lehrer mit, dass sie gerade wegen ihrer klaren Aussprache für ein Schultheaterstück ausgewählt worden war. Viele Aufführungen und Ansprachen in den folgenden Jahren bestätigten ihre Freiheit.
Eine Heilung wie diese – so einfach, schnell und rein – erweckt tiefe Dankbarkeit für Gott. Sie inspiriert uns, dabei zu helfen, dass andere von dem christlich-wissenschaftlichen Heilen erfahren. Aber viel zu oft scheitert das kläglich. Wir sind vielbeschäftigt. Wir vergessen die Freude. Wir gehen zum „Normalen" über. Warum passiert das? Warum klafft da so eine Lücke zwischen dem, was wir zu tun beabsichtigen, und dem, was wir geistig vollbringen? Bei der Beantwortung dieser Frage neigen wir dazu, uns zu beschuldigen, statt zu erkennen, dass dies die Wirkung davon ist, was die Bibel sterbliches Gemüt nennt.
Diese Mentalität, die im Gegensatz zu Geist und Liebe steht, versucht alle Tricks, um den standhaften Pionier zu verleiten, seine Axt und Meißel zur Seite zu legen und nicht mehr weiterzuarbeiten. Sie möchte seine Energien durch Ablenkung verschwenden – die Prioritäten auf einmal so umsortieren, dass das Geistige ans Ende der Liste rutscht – und sein Verständnis durch Einschüchterung unterwandern, indem die Macht des Feindes aufgebauscht und Samen des Selbstzweifels gesät werden. Diese Taktiken sind nur dann erfolgreich, wenn sie unaufgedeckt bleiben, und sie sind der „Wahrheit, der starken Befreierin" nicht gewachsen. Die göttliche Hand trägt, ermutigt und verteidigt jeden Pionier des christlichen Heilens. Wir sind nicht allein.
Darüber denke ich oft im Zusammenhang mit einem Eintrag in unserer Familien-Chronik nach. Ein schwerer Schneesturm hatte die Straße zwischen unserer Farm und der des Nachbarn abgeschnitten. Mehr als eine ganze Woche hatte der Verfasser täglich sechs Stunden daran gearbeitet, den Weg in die Richtung seines Nachbarn freizuschaufeln. Und plötzlich trafen sie sich freudig in der Mitte. Der Nachbar hatte von seinem Ende aus gearbeitet und gemeinsam machten sie für andere die Straße frei.
Es braucht Entschlossenheit und Liebe, um allein mit Gott ununterbrochen für Seine Sache weiterzuarbeiten. Aber andere arbeiten ebenfalls! Der Pionier-Heiler räumt mit der Anhäufung materieller Ansichten auf, die Krankheit und Begrenzung zustimmen. Diese Ansichten sind unwahr und sie werden sich schließlich im Strahlenglanz von Gottes Liebe auflösen – genauso, wie die Auswirkungen jenes Schneesturms schließlich dahin schmolzen.
Mary Baker Eddy schrieb an die Mitglieder von Erster Kirche Christi, Wissenschaftler in Atlanta, Georgia (USA): „Durch eure Arbeit kommen die Zeiten voran; denn die Majestät der Christlichen Wissenschaft lehrt die Majestät des Menschen. ... Die stillen Gebete unserer Kirchen, die in den dunklen Gängen der Zeit widerhallen, werden auf Schallwellen fortgetragen, ein Vollklang von Herzschlägen, der von einer Kanzel zur anderen und von einem Herzen zum anderen schwingt, bis Wahrheit und Liebe in einem einzigen gerechten Gebet verschmelzen und die Menschheit umfangen und vereinen." (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler und Verschiedenes, S. 188-189). Dieses Ziel ist uns allen gesetzt. Als Augenzeugen der Majestät des Menschen, wie sie in der Christlichen Wissenschaft offenbart wird, sind wir zu neuer Entschlossenheit und zu frischem Bemühen berufen – um für die Welt die Sicht frei zu machen.
