Kürzlich besuchte ich eine Kirche der Christlichen Wissenschaft weit entfernt von zu Hause. Nachdem ich Platz genommen hatte, bemerkte ich vor mir eine Dame, die am äußersten Ende der Kirchenbank saß. Ihr Haar war ordentlich zu einem Knoten nach hinten gekämmt. Sie wirkte sanft, reserviert und sehr gelassen – aber sie schien irgendwie in ihrer eigenen Welt zu leben. Da ich selbst Besucher war, dachte ich nicht lange über ihre Situation nach. Aber bald schritt eine Ordnerin vom Rednerpult weg und entschlossen auf sie zu und sagte: „Ich habe Sie hier schon so lange nicht mehr gesehen. Es ist so schön, dass Sie da sind." Die Ordnerin legte ihren Arm um die Besucherin, nahm ihre Hand und begrüßte sie herzlich.
Die Besucherin sagte nicht viel, aber offensichtlich genoss sie die Liebe, die ihr entgegengebracht wurde. Ein paar Minuten vergingen, während wir uns an der einführenden Musik erfreuten. Dann setzte sich eine andere Frau hin–in die Nähe der Besucherin – und fragte sie kurze Zeit später, ob sie neu sei. Die Dame nickte bejahend, worauf sie von mehreren Seiten ganz herzlich willkommen geheißen und mit Liebe und Freundlichkeit regelrecht überschüttet wurde. Man ließ sie wissen, wie schön es sei, sie kennen zu lernen.
Während ich ganz aus der Nähe zusah, wie sich das Ganze abspielte, sah ich, wie sich ein ergriffenes Lächeln auf ihrem Gesicht zeigte, als sie so liebevoll von diesen Kirchenmitgliedem begrüßt wurde. Je genauer ich hinsah, desto mehr gewann ich aber auch den Eindruck, dass sie aus irgendeinem Grunde niedergeschlagen war, vielleicht wegen irgendwelcher Schwierigkeiten in ihrem Leben. Aber all diese Liebe, die man ihr entgegenbrachte, hatte offensichtlich einen positiven Effekt auf ihre Einstellung.
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