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Tägliches Gebet — deine Hand in der Gottes lassen

Aus der Oktober 2011-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor einigen Jahren fuhren mein Bruder Ed und ich bei einem Familienurlaub mit seinem damals zweijährigen Sohn Peter in einem Ruderboot auf einem See. Peter stand zwischen Eds Beinen und seine Hände lagen auf den Riemen, mit denen Ed ruderte. Nach einer Weile brüllte Peter in der typischen Art eines Zweijährigen das Kommando: „Ich mach das alleine, Papa!" Ed ließ los und Peter schlung die Ruder auf dem Wasser auf und ab. Wir kamen zwar kein Stück von der Stelle, aber er rief frohlockend aus: „Ich mach das alles ganz allein!"

Ich erinnere mich schmunzelnd an diese Szene, wenn ich draüber nachdenke, warum Menschen beten. Hin und wieder stellen wir uns vor, dass wir das Boot des Lebens selbst kommandieren könnten. Aber während die Erkenntnis wächst, dass wir so nirgendwo schnell hinkommen, wird Gebet zu einem willkommenen Freund. Und tägliches Gebet bedeutet, unsere Hand in der Gottes zu lassen.

Ich glaube, dass die beste Pflege, die wir unserer Gesundheit und unserem Gemütszustand angedeihen lassen können, Gebet ist, das unsere Einheit mit Gott anerkennt. Mein tägliches Gebet besteht darin, Gott als das große und einzige Leben und Gemüt zu kennen, als mein Leben und Gemüt. Ich bete, um zu verstehen, dass ich nicht ein von Gott getrenntes, persönliches Ego bin, sondern eine individuelle Identität, die aus dem göttlichen Leben entspringt wie ein Strom aus einer unerschöpflichen Quelle. Ich bete, um Gott als die reine, gute und ewige Natur von mir und von jedem erfahren zu können.

Sowohl das Wiederholen bestimmter Gebete aus spirituellen Texten als auch spontanes Beten sind für mich im Verlauf der Jahre geistige Nahrung, Erholung, Übung und Erfrischung gewesen. Immer noch suche ich nach Wegen, meine Gebetspraxis zu verbessern, und ein Aspekt ist, dass ich mehr Aufmerksamkeit darauf lenke, Gedanken anzugehen, die mich davon abhalten, für mein eigenes Wohlergehen zu beten. Hier sind drei spezielle Formen des Widerstands, mit denen ich oft konfrontiert wurde, sowie einige christlich-wissenschaftliche Ideen, die mir halfen, sie zu durchbrechen:

1 Zu glauben, dass Gebet schlechte Umstände verändern oder ihnen vorbeugen müsse. Zu glauben, dass dies anstrengend sei und dass es mich dahin bringt, Gebet zu vermeiden oder es aufzugeben. Also erinnere ich mich sehr oft daran, dass der Grund, warum ich bete, darin besteht, das Gute zu erkennen, das bereits wahr und gegenwärtig ist. In der göttlichen Wissenschaft oder der geistigen Wirklichkeit ist Gott der unendliche Geist, der sich selbst in einem Universum geistiger und guter Identitäten manifestiert. Materielles Leben ist keine zusätzliche, gefallene Wirklichkeit, sondern nur eine falsche Auffassung der einen geistigen Wirklichkeit. Gebet erhebt das Denken über die physische Wahrnehmung zur Wahrheit des vollkommenen Seins.

Ein Psalm in der Bibel beschreibt den Zweck von Gebet ganz einfach: „Alles, was ich möchte, ist dich [Gott] so zu sehen wie du bist." (Psalm 17:15, frei übersetzt nach der Contemporary English Version). Dieses Ziel stets vor Augen, könnte man so beten: „Alles, was ich möchte, ist Gott als unendliche Liebe zu sehen, die Kontrolle über alles hat. Ich möchte mich und die gesamte Schöpfung als den Ausdruck von Liebe sehen, vollständig und zufrieden. Ich möchte wissen, dass die umfassend gute Ursache jedem ununterbrochen Leben und Glück verleiht und dass es keine andere, Gottes gutem Zweck entgegengesetzte Macht gibt."

Gebet dieser Art zielt nicht darauf, materielle Umstände zu kontrollieren, sondern vielmehr geistige Umstände zu erkennen. Jesus lehrte, dass wir nicht ein Haar durch menschliches Wirken schwarz oder weiß färben können (siehe Matthäus 5). Aber wir können durch Gottes Gnade die Wahrheit wissen, die uns aus materiellen Illusionen befreit, so dass die normale und wirkliche Harmonie erscheint. Mary Baker Eddy, die Gründerin der Christlichen Wissenschaft, beschrieb die Auswirkungen von solchem Gebet so: „Gebet kann die Wissenschaft des Seins nicht ändern, aber es dient dazu, uns mit ihr in Übereinstimmung zu bringen." (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 2)

2 Zu glauben, dass es nur menschliche Lösungen für meine Nöte oder die anderer gebe. Über Möglichkeiten nachzudenken, wie mein Leben glatter verlaufen könnte, ist oft nützlich, aber ich habe festgestellt, dass mich das manchmal von dem Gebet wegführen kann, durch das sich Gottes heilende Macht auf eine Situation auswirkt. Wenn ich beispielsweise eine finanzielle Entscheidung treffen muss, versuche ich frühzeitig anzuerkennen, dass meine Intelligenz vom göttlichen Gemüt, von Gott kommt. Auf diese Art trage ich dazu bei, mit der Gewohnheit zu brechen, mich bei der Suche nach Lösungen auf das sehr beschränkte menschliche Gemüt zu verlassen. Auch wächst bei mir das Vertrauen, dass sogar globale wirtschaftliche Belange ihre Antwort in Gott finden.

Letzten Endes werden menschliche Schwierigkeiten so lange bestehen, wie wir eine sterbliche, materielle Existenz als Wirklichkeit akzeptieren. Nur Gebet, das auf der Wissenschaft des Seins basiert, wird dem menschlichen Bewusstsein Gott als die unendliche Quelle des Guten bewusst machen.

Um ein anderes Beispiel dafür zu geben, wo man sich über die rein menschliche Lösung hinaus hin zu dem Reich des umwandelnden Gebets bewegen sollte: Wenn ich einer Organisation der Katastrophenhilfe Geld spende, könnte ich meinen, ich hätte alles getan, was ich tun kann. Solche Spenden sind eine sehr wertvolle Form der Hilfe. Wenn ich jedoch fortfahre, ein mentales Bild von Tragödie und Gefahr aufrecht zu erhalten, dann habe ich nicht das Beste gegeben, das ich anzubieten habe.

Jesus verwies auf eine höhere Form des Opfers, als er auf Proteste reagierte, man hätte das Geld, das eine Frau für Öl ausgegeben hatte, um ihn zu salben, lieber den Armen geben sollen. Er sagte: „... Arme habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit" (Matthäus 26). Jesus missbilligte sicherlich nicht wohltätige Gaben (ein anderes Mal verwendete er das Beispiel des guten Samariters, der sich um die persönlichen Nöte eines Fremden kümmerte). In diesem Hinweis auf seine Salbung ermutigte er vielleicht zu der großartigsten Form der Wohltätigkeit — zur Liebe, die tiefgehend und gründlich heilt, indem sie den Christus, die geistige Idee Gottes, als das wahre Selbst eines jeden, ehrt.

Sogar ein Einzelner, der versteht, dass sein oder ihr Leben, ja, dass alles Leben geistig ist und von Gott erhalten wird, hilft, die unfrei machende Weltanschauung zu beenden, nach der wir materielle Wesen seien, die ewig Mangel und Unheil ausgesetzt sind. Für Wohltätigkeitsspenden ist der am besten passende Fonds wissenschaftliches Gebet.

3 Zu glauben, dass meine Gebete nicht gut genug wären, mich oder andere zu heilen. Um diese Furcht anzugehen und zu überwinden hilft es mir, anzuerkennen, dass Gott — Wahrheit selbst — immer der Heiler ist. Jesus sagte, dass, wenn wir an seinem Wort bleiben werden, wir die Wahrheit erkennen würden — und die Wahrheit würde uns befreien (siehe Johannes 8). Einen Weg sehe ich — um in seinem Wort zu bleiben — darin, die Wahrheit unter allen Umständen zu verkünden. Jede einzelne geistige Wahrheit zu verkünden ist eine Art von Gebet. Und ich kann immer verkünden, dass Gott der Höchste ist und dass alle Schöpfung, mich eingeschlossen, jetzt vollkommen und geistig ist. Ich kann bekunden, dass es keine Macht gibt, die das Erscheinen dieser Vollkommenheit verhindern könnte. Selbst wenn anklagende Gedanken oder von den fünf Sinnen präsentierte Beweismittel mir einreden, dass ich davon nicht überzeugt sei und dass Leiden oder Gefahr sehr real seien, kann ich darauf vertrauen, dass das unnachgiebige Verkünden der Wahrheit mich dahingehend erheben wird, es zu wissen. Wahrheit erhebt und sie verängstigt nicht noch ermüdet sie.

Eine weitere Möglichkeit, wir bleiben in Jesu Worten, ist das tägliche Gebet der Tat. Es beinhaltet das bewusste Ausdrücken von Qualitäten wie Dankbarkeit, Geduld und Beharrlichkeit. Viele Male, wenn ich mich geistig kraftlos fühlte, brachte ein einfacher Versuch, jemanden zu lieben und zu ermutigen oder mehr Geduld zum Ausdruck zu bringen, die benötigte Inspiration.

Die Bibel gibt jedem, der betet, diese wunderschöne Ermutigung: „Desgleichen hilft auch der Geist unserer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen [Sehnen]." (Römer 8).

Mir zeigt dies, dass Gebet eine gemeinsame Unternehmung ist, so etwas wie ein Eltern-Kind-Ruderteam. Widerstand gegen Gebet löst sich auf, wenn wir erkennen, dass Gott mit uns und durch uns betet. Wir beten, um der Wahrheit näher zu kommen, aber noch mehr ist das Gebet das Zeugnis unserer Einheit mit Wahrheit. Tägliches Gebet lässt unsere Hand in der Gottes und bringt uns durch die Kraft des göttlichen Geistes voran.

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