Vor einiger Zeit erhielt ich eine E-Mail von einem Mann vom anderen Ende der Welt. Er schrieb von irgendwo aus dem Himalaya und bat um sofortige Hilfe durch eine christlich-wissenschaftliche Behandlung. Er litt unter heftigem Durchfall, also musste ich umgehend für ihn beten, was ich auch tat. Bald schrieb er, dass es ihm wieder gut ging.
Wie ermöglicht es eine christlich-wissenschaftliche Behandlung, dass Patient und Praktiker sich auf entgegengesetzten Halbkugeln der Erde befinden, während sie erfolgreich eine ernste Angelegenheit behandeln? Wenn wir die Antwort auf diese Frage verstehen, können wir beides besser verstehen: wie man heilt und wie man geheilt wird.
In Wissenschaft und Gesundheit erklärt Mary Baker Eddy, warum Entfernung zwischen Heiler und Patient niemals ein Hindernis ist, geistig zu heilen: „Die Wissenschaft kann die von ihren Heilern abwesenden Kranken ebenso heilen wie die anwesenden, denn Entfernung ist kein Hindernis für Gemüt. Das unsterbliche Gemüt heilt, was kein Auge gesehen hat; aber die geistige Fähigkeit, den Gedanken zu erfassen und durch die Macht der Wahrheit zu heilen, gewinnt man nur, wenn der Mensch nicht als selbstgerecht, sondern als Widerspiegelung des göttlichen Wesens erkannt wird." (S. 179)
Die christlich-wissenschaftliche Behandlung hat ihre Wurzeln einzig und allein in der Art, wie Jesus heilte. Jesus bewies die unbegrenzte Reichweite der göttlichen Heilkraft. Oft heilte er Menschen, die er niemals von Angesicht zu Angesicht gesehen hat. Als ein römischer Offizier Jesus anflehte, seinen gelähmten Diener aus der Ferne zu heilen, erwiderte Jesus: „Solchen Glauben habe ich... bei keinem gefunden... Geh hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast." (Matthäus 8) Und der Diener des Offiziers wurde schnell geheilt. Ein anderes Mal wurde Jesus von einem Mann gebeten, zu ihm nach Hause zu kommen und seinen Sohn zu heilen, der im Sterben lag (s. Johannes 4). Jesus riet ihm einfach, nach Hause zu gehen, um seinen Sohn lebend vorzufinden. Der Mann tat, wie Jesus ihm geraten hatte und fand seinen Sohn gesund, so wie Jesus es ihm versprochen hatte. Offensichtlich musste Jesus nicht persönlich anwesend sein, um zu heilen.
Weil die Anwendbarkeit und der Einfluss der göttlichen heilenden Wissenschaft genauso unmittelbar anwesend sind wie Gott, bringt der Praktiker den Patienten nicht in Gottes heilende Gegenwart. Der Patient ist schon in Gottes Gegenwart und unendlicher Fürsorge. Der Praktiker kennt diese Tatsache und gibt jeden Glauben, dass es einen Geist neben Gott geben könnte, auf, um das Bewusstsein zu vergeistigen. Im Grunde genommen ist eine christlich-wissenschaftliche Behandlung die Erhebung der Gedanken des Praktikers zum Verständnis von Gott als dem einzigen Geist, als absolut gut und heilig, und dem Menschen als Sein Ebenbild–der genau diesen Geist zum Ausdruck bringt und daher erfüllt ist mit Güte und Heiligkeit. Körperliche Entfernung ist kein Hindernis für dieses vergeistigte Bewusstsein.
Eine christlich-wissenschaftliche Behandlung hat sowohl vollkommene Präzision als auch unendliche Reichweite. Gott ist nicht planlos beim Heilen. Also ist jedes von göttlicher Liebe inspirierte Gebet das perfekte Heilmittel, das exakt das menschliche Bedürfnis trifft. In dieser Behandlung wird die Wahrheit über die unzerstörbare Beziehung zwischen Gott und Mensch offensichtlich–eine Beziehung, die nicht verletzt werden kann durch etwas Fremdes, so etwas wie Krankheit. Und dieses Verständnis wird zu einem Licht, das zeigt, was in den Gedanken des Patienten geklärt werden muss.
Heilung ist die Wirkung des Christus und des Heiligen Geistes auf das menschliche Bewusstsein; diese Heilung resultiert nicht daraus, dass der Praktiker körperliche Energie auf den Patienten überträgt. Tatsächlich wird die Heilung unterbunden, wenn man versucht, durch den Glauben an die eigene Kraft zu heilen, weil diese Art der Behandlung nicht über die körperliche Wahrnehmung hinaus reicht. Genauigkeit beim Einschätzen der Situation, die geheilt werden muss, wird nur durch geistige Wahrnehmung erreicht. Deshalb ist geistiges Wachstum beim Leben der göttlichen Eigenschaften wie Hoffnung, Vertrauen, Liebe und Demut so wichtig für das Heilen. Es ist diese Vergeistigung unseres eigenen Bewusstseins, die es uns ermöglicht, Heiler zu werden.
Der Patient ist schon in Gottes Gegenwart und unendlicher Fürsorge. Der Praktiker kennt diese Tatsache und gibt jeden Glauben, dass es einen Geist neben Gott geben könnte, auf, um das Bewusstsein zu vergeistigen.
Dieses Gebet unter der Führung des göttlichen Geistes wird für den Patienten durch körperliche Nähe nicht verbessert. Noch, was das betrifft, nimmt Gebet in Gegenwart des Patienten die Heilkraft weg. So oder so resultiert eine christlich-wissenschaftliche Heilung aus der Wahrnehmung geistiger Tatsachen, die die Auswirkungen des materiellen Glaubens entfernt.
Die Wissenschaft der Heilmethode des göttlichen Geistes hat kein Hindernis, sondern ist unendlich und deshalb für jeden erreichbar, ungeachtet jeder Entfernung. Diese heilende Kraft zeigt Gottes universelle Fürsorge für jeden von uns–die ganze Schöpfung umfassend in der heilenden Umarmung der göttlichen Liebe.
