Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Zeit- Lupe

„...segnet, die euch fluchen ..."

Aus der September 2011-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Lange Zeit habe ich mir über diese Bibelstelle kaum Gedanken gemacht. Ich betrachtete sie einfach als ein christliches Gebot, das mich persönlich aber nie wirklich bewegt hatte. Die ganze Forderung lautet: „Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen..." (Matthäus 5) Ich hatte mich eigentlich immer durch den ersten Teil stärker angesprochen gefühlt. Den Zusatz, die Aufforderung zum Segnen, empfand ich immer als eine Aufzählung, nach dem Motto: erst liebe sie und dann segne sie.

So habe ich mich also immer um diese Feindesliebe bemüht und wenn es mir gelungen war, kam mir das Segnen gar nicht mehr in den Sinn. Aber vor einiger Zeit habe ich eine Situation erlebt, die mir diese gesamte Bibelstelle neu erschloss. Durch dieses Ereignis kam ich nämlich zu der Erkenntnis, dass man Jesus auch so verstehen könnte: „Um dahin zu gelangen, deine Feinde zu lieben, könntest du damit beginnen, sie zu segnen."

Das war geschehen: Ein Bekannter hatte seine schlechte Laune an mir ausgelassen. Er hatte sich über irgendetwas geärgert und diesen Zorn dann an dem Erstbesten ausgelassen, der ihm vor die Füße kam–und das war leider ich. Diese Art des Mannes war weithin bekannt und man ging ihm gerne aus dem Weg, wenn er seine „Anwandlungen" bekam.

Da diese Einschätzung eines Menschen aber alles andere als christlich-wissenschaftlich ist, bemühte ich mich um eine andere Haltung. Zunächst versuchte ich es mit dem Gedanken, dass ich ihn lieben sollte, aber das wollte einfach nicht gelingen. Dann dachte ich, dass ich nicht die „Zielscheibe im privaten Schießstand eines andere Menschen" sein musste. (Diese Formulierung hatte ich einmal in einem Heroldartikel gelesen; sie amüsierte mich auch erneut, verhalf mir aber nicht zur endgültigen Ruhe.) Daraufhin machte ich mir klar, dass ich mich nicht persönlich angegriffen fühlen musste.

Das alles half aber nur bedingt. Es reichte zwar aus, um zu verhindern, dass nun meinerseits Ärger oder Zorn aufkamen, aber was diese Person und dieses ungezogene Verhalten betraf, gab mir das keinen inneren Frieden. Immer wieder stiegen die unfreundlichen Worte in meinem Bewusstsein hoch. Ich brauchte dringend ein Instrument, um das zu unterbinden.

An diesem Punkt angekommen, fiel mir der Rat ein, dass ich „segnen solle, die mir fluchen." Solche Gedanken nehme ich immer sehr ernst, ich betrachte sie als so genannte „Engelsgedanken", also Eingebungen, die von Gott kommen. Ich schaute im Wörterbuch nach, was Segnen eigentlich bedeutet, und fand im Kleinen Wahrig: jemandem glück wünschen.

Ja, dachte ich, es ist tatsächlich einfacher, jemandem Glück zu wünschen, als ihn gleich zu lieben! Dieser Gedanke erwies sich als genial. Unabhängig von dem, was ich gerade erlebt hatte, konnte ich sehr wohl diesem Menschen alles Gute wünschen. Das kostete mich keine Mühe. Es ging ganz einfach. Und der großartige Nebeneffekt war, dass meine Gedanken sich beruhigten.

Nun dachte ich noch einmal und ganz neu darüber nach, wie liebevoll es von Jesus war, uns diesen Weg zu zeigen, auf dem wir schrittweise vorankommen können.

Es ist sicherlich sehr schwierig, so aus dem Stand, jemanden zu lieben, der einem öfter übel mitspielt. Zum Beispiel einen Chef, der einem am Arbeitsplatz das Leben zur Hölle macht. Oder den „bösen Nachbarn", der ständig die Grenzen des guten Benehmens überschreitet. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Ich will damit sagen, dass es einem als geradezu übermenschliche Forderung erscheinen mag, ausgerechnet „so jemanden" zu lieben!

Wenn man sich aber klar macht, dass das Segnen als erster Schritt ausreicht und dass wir mit diesem Segnen quasi einen Riegel schieben–zwischen das hässliche Verhalten des anderen und uns selbst, dann ist das eine durchaus machbare Übung. Dieser Riegel schafft zunächst mal Ruhe und das versetzt uns dann in die Lage, unsere Gedanken von dem anderen abzuziehen und sie auf die eigentliche Aufgabe zu richten. Die besteht nämlich darin, das eigene Denken wieder in einen harmonischen Zustand zu versetzen.

Es ist unsere vornehmste Aufgabe, mit uns im Reinen zu sein. Denn nur so können wir sein, was wir wirklich sind: Gottes Widerspiegelung. „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist", hat Jesus im gleichen Atemzug mit der Aufforderung zum Segnen gesagt und diese Vollkommenheit wird bestimmt nicht erreicht, wenn unsere Gedanken ständig um das Fehlverhalten eines anderen Menschen kreisen. So gesehen sind Jesu Worte in erster Linie dazu gedacht, uns selbst zu nützen und zu schützen.

Wir können nur dann ein guter Mensch sein, wenn wir innerlich gut sind. Wir sollten anstreben, immer in einem Zustand innerer Harmonie zu leben. Das sollte der Grundzustand eines jeden Menschen sein. Und: es ist der angenehmste Zustand, den wir uns wünschen können. In diesem Zustand fällt es dann relativ leicht, sogar seinen Feind zu lieben. In dem Artikel: „Liebet eure Feinde" schreibt Mary Baker Eddy: „Ich würde freudig alle, die mich nicht lieben, bei der Hand nehmen und zu ihnen sagen:, Ich liebe euch und würde euch nie absichtlich kränken.'" (Vermischte Schriften, S. 11/12)

Ein paar Zeilen weiter erklärte Eddy uns: „Wenn dir schlimmes Unrecht widerfahren ist, vergib und vergiss ..." Diejenigen zu „segnen, die uns fluchen", hilft uns auf ganz praktische Weise dabei. Um es nochmals zusammenzufassen: Es ist ein überaus christliches Gebot und es dient sicherlich dem harmonischen Miteinander, wenn wir uns so verhalten, aber–es dient auch uns selbst!

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / September 2011

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.