Mary Baker Eddy schrieb in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Jeder Tag fordert von uns höhere Beweise der christlichen Macht anstelle von Bekenntnissen. Die Beweise bestehen ausschließlich in der Zerstörung von Sünde, Krankheit und Tod durch die Macht des Geistes, so wie Jesus sie zerstörte. Das ist ein Element des Fortschritts, und Fortschritt ist das Gesetz Gottes, dessen Gesetz nur das von uns fordert, was wir auch erfüllen können.“ (S. 233)
Dieser Absatz scheint auszusagen, dass wenn wir mit dem Tod zu tun haben, Gottes Gesetz uns das bereitstellt, was wir brauchen, um den Tod auszulöschen. Allerdings sagte der Apostel Paulus: „Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.“ (1. Korinther 15)
Dem Johannesevangelium zufolge erweckte Jesus Lazarus am Ende seiner Mission auf der Erde vom Tod. Wurde Jesus erst zu der Zeit seiner Karriere mit dem Tod von Lazarus konfrontiert, als er die Herausforderung, ihn vom Tod zu erwecken, „auch erfüllen konnte“? Müssen auch wir erst viele Heilungen demonstrieren, bevor wir fähig sind, jemand vom Tod zu erwecken?
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Ihre Frage ruft uns zu der geistigen Tatsache wach, dass der Befehl Jesu Christi, die Kranken zu heilen, den Unterdrückten zu predigen und die Toten aufzuwecken, nicht nur für eine Elitegruppe von Jüngern zu seinen Lebzeiten gedacht war. Er ist ein göttlicher Anstoß ‒ ein universaler Auftrag für die ganze Menschheit. Seine Anweisung ruft jeden Einzelnen in jedem Alter zum Handeln auf.
Vor seiner eigenen Auferstehung und der Erweckung von Lazarus heilte Jesus unzählige Menschen, darunter erweckte er die Tochter des Jairus von den Toten und den Sohn der Witwe von Nain. Die Bibel deutet an, dass es noch viele andere gegeben haben könnte, die Jesus von den Toten erweckte. Ich habe das Gefühl, dass die Bedeutung dieser Werke weniger damit zu tun hat, zu welchem Zeitpunkt seiner Mission eine dieser Heilungen sich ereignet hat. Es geht vielmehr darum, wie vollkommen jede von ihnen bezeugte, wie Jesus ständig den geistigen Sinn betätigte ‒ die Fähigkeit, Geist zu verstehen ‒, um das Böse durch das Gute zu überwinden und um zu zeigen, dass jeder in der Schöpfung Gottes geistig, vollkommen und unendlich ist.
Indem er auf „unser Vater im Himmel“ (Matthäus 6) als die Quelle aller geistigen Macht hinwies, ermutigte Jesus alle seine Nachfolger und versprach ihnen, dass sie ebenfalls fähig sein würden, ihren von Gott verliehenen geistigen Sinn zu nutzen. Dass wir alle die Fähigkeit haben, Gott zu verstehen und seine heilende Kraft widerzuspiegeln. Wir mögen das Gefühl haben, dass unser Fortschritt langsam ist, aber wir brauchen nicht entmutigt zu sein. Mary Baker Eddy riet uns: „Erhebe dich sanft aus der Materie in den Geist. Denke nicht, dass du dich dem geistig Höchsten widersetzen kannst, sondern komme natürlich in den Geist hinein, durch bessere Gesundheit und Moral und als Ergebnis geistigen Wachstums.“ (Wug, S. 485) Dies sagt mir, dass unser geistiger Sinn stärker werden kann.
Die Christliche Wissenschaft zeigt uns, wie wir jedem Tag mit einem Gefühl von Demut begegnen können, wie wir Gott an erste Stelle als die Grundlage allen Tuns setzen können ‒ den göttlichen Geist als Quelle alles Guten zu lieben ‒ und danach streben, den geistigen Sinn, unser Bewusstsein des Guten, in allen Aspekten unseres Lebens zu praktizieren. Wenn wir dies tun, wachsen wir geistig, durch einen heilenden Gedanken nach dem anderen. Und ob wir es mit etwas so wenig Lebensbedrohendem wie Kopfschmerzen zu tun haben oder mit dem Erwecken eines Menschen, der gestorben ist, wir fangen an, in ständig wachsendem Grade zu beweisen, dass „unser Vater im Himmel“ uns ganz gewiss durch Sein Gesetz des Fortschritts segnet.
Northampton, Massachusetts, USA
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Das Johannesevangelium zeigt auf, dass „es ... noch viele andere Dinge [sind], die Jesus getan hat; wenn sie aber eins nach dem andern aufgeschrieben würden, so meine ich, würde die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären.“ (Johannes 21) Im Angesicht dieser Aussage müssen wir erkennen, dass wir tatsächlich nicht genau wissen, wie viele Menschen Jesus geheilt hat oder wie viele Male er jemand vom Tod auferweckt haben mag ‒ wahrscheinlich sogar schon zu Beginn seiner wunderbaren Heilarbeit.
Wir wissen durch das Lesen der Schriften, dass Jesus seine geistige, göttliche Mission, zu lehren und zu heilen, verstanden hat. Er schrieb sich seine großartigen Demonstrationen oder sein fortschreitendes geistiges Wachstum nie selber zu. Er sagte demütig: „Ich kann nichts von mir selber tun.“ (Johannes 5) In der Bibel steht, dass er oft die ganze Nacht lang gebetet und einen wunderbaren Standpunkt des Denkens aufrechterhalten hat, um augenblicklich für Gottes Willen empfänglich zu sein, die Kranken und die Sünder zu heilen und die Toten zu erwecken.
In meiner eigenen Erfahrung, lange bevor ich Praktikerin wurde, wurde einer meiner Söhne aus einem leblosen Zustand zu seinem normalen gesunden Zustand erweckt (siehe Christian Science Sentinel, 6. Juni 1977, S. 1066). Durch tiefes, inbrünstiges und vehementes Gebet hatte ich erkannt, dass dieser geliebte Junge, der das unendliche Gleichnis seines Vater-Mutter Gottes war ‒ und des Lebens selbst ‒ nicht anders als lebendig und gesund sein konnte. Ich bekam ein wenig von der wahren Bedeutung von Leben als Gott zu sehen und dieser kurze Blick war genug, um das Leben meines Sohnes wiederherzustellen.
Ein anderes Mal flog ein wunderschöner Bartvogel mit großer Geschwindigkeit an eines meiner großen Fenster und schien tot zu sein. Und er flog mühelos wieder weg, nachdem mein beharrliches Gebet sein Leben, alles Leben, als geistig, vollkommen und unendlich bestätigt hatte.
Meine Antwort ist also nein! Wir müssen nicht schon viele Heilungen demonstriert haben, bevor wir fähig sind, die Toten aufzuwecken. Wenn wir danach streben, unsere Gedanken auf einer geistigen Höhe zu halten, so wie Jesus das beständig tat, werden wir für die heilenden Gedanken empfänglich sein, die wir in jeder Lage und zu jedem Zeitpunkt unserer geistigen Reise brauchen.
Kloof, Kwazulunatal, Südafrika
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Wir müssen nicht unbedingt auf das warten oder uns dahin arbeiten, was wir uns als den endgültigen Fall vorstellen ‒ das Erwecken eines Menschen, dessen physischer Körper gestorben ist. Für mich beschreibt der Begriff „der letzte Feind“ den endgültigen Anspruch des materiellen Lebens ‒ endgültig im Ausmaß, aber nicht auf einer Stufe von 1-10, der Tod ist der letzte und schwierigste Zustand, der überwunden werden muss.
Ich glaube, die erste Erfahrung Jesu Christi, den Tod als den letzten Feind der endgültigen Illusion der Materialität zu überwinden, geschah in seiner Kindheit, als er dem Todesurteil entkam, das Herodes über die hebräischen Kinder verhängt hatte. Verletzlichkeit durch das schreckliche Urteil wurde durch die geistige Einsicht aufgelöst, die seine Eltern nach Ägypten führte. Dies beweist mir, dass sogar das Baby Jesus genau das besaß, was es brauchte, um den Tod zu überwinden.
Durch Jesu heilenden geistigen Stand als Erwachsener stellte jeder Fall, den er erfolgreich heilte, die Illusion des materiellen Lebens als Gesetz infrage ‒ nicht nur seine Erweckung des Lazarus. Jesu Beispiel und seine Erwartung, dass wir seinem Beispiel folgen würden, versichert uns, dass auch wir immer genau das haben werden, was wir auf jeder Stufe unserer Erfahrung brauchen, um Fortschritt zu machen. Nicht unbedingt dadurch, dass wir immer schwerere Fälle zu heilen haben, sondern indem wir beharrlich fortfahren, die Macht des Geistes zu verstehen, um jede Illusion von Sünde, Krankheit oder Tod als Teil des Lebens jedes Menschen zu durchbrechen.
Jedes Mal, wenn wir beten oder Furcht überwinden oder die Machtlosigkeit von Sünde und Krankheit oder jeder Form von Tod, unser Leben zu begrenzen oder zu regieren, erkennen, überwinden wir den letzten Feind. Wenn wir den Herausforderungen, denen wir jeden Tag begegnen, geistig entgegentreten ‒ von der Weigerung, beim Zahlen unserer Steuern unehrlich zu sein, bis hin zum Gebet für die Erkenntnis, die jemanden vom Krankenbett oder vom Totenbett erweckt ‒, praktizieren wir die Kraft des Geistes, den Tod von Ehrlichkeit, Frieden, Harmonie, den Tod von Leben selbst zu überwinden.
Die Forderung nach „höheren Beweisen“ muss nicht schwer oder beängstigend sein. Wir sollten es eher für ermutigend und vielversprechend halten, dass wir durch unser fortwährendes Studium und Praktizieren der Christlichen Wissenschaft das haben werden, was wir brauchen, um erfolgreich und angemessen jeden Zustand, mit dem wir konfrontiert werden, handhaben zu können, ganz egal, auf welcher Stufe unseres geistigen Wachstums und Erfolges wir uns gerade befinden.
Saint-Germaine-en Laye,
Frankreich
vom März 2009
