Als meine Tochter noch sehr klein war, bekam ich Probleme in den Gelenken einer Hand. Der Zustand verschlechterte sich und es traten Verformungen auf, daher befürchtete ich, dass es vielleicht zu spät war, um den Verfall aufzuhalten, der sich eingenistet zu haben schien.
Zur selben Zeit wurde ich mir eines geistigen Hungers bewusst, den ich schon seit ein paar Jahren beiseitegeschoben hatte, da ich mit Studium, Karriere und Familie so beschäftigt war. Doch ich wusste, dass die Bibel eine Quelle des Heilens ist, also nahm ich mir die Worte des Propheten Jesaja vor und fand eine tröstliche Botschaft über Gottes Macht, jeden Bedarf zu decken, selbst wenn die Situation hoffnungslos erschein. Jesaja schrieb: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. Er wird das Recht wahrhaftig halten lehren“ (42:3).
Ich dachte an eine Blume, die so vom Wind geduckt wird, dass der Stamm geschwächt ist und die Blüte sich neigt. Und ich dachte an einen heruntergebrannten Docht, von dem nur eine kleine Rauchfahne übrigbleibt, die anzeigt, wo vorher die Flamme war. Diese Metaphern illustrieren etwas, was nicht zu retten scheint. Und die Tendenz mag sein, das scheinbar Unvermeidliche zu beschleunigen – die Blüte abzubrechen und die letzte Glut zu löschen.
Doch Erneuerung ist eine angemessene Erwartung, wenn wir die heilende und rettende Natur des göttlichen Geistes, Gottes, verstehen. Die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, befand sich beispielsweise als Mittvierzigerin in einer aussichtslosen Situation, doch ihr Leben änderte sich so vollständig, dass sie vierzig Jahre später immer noch arbeitete und sogar eine Zeitung gründete. Es war also keine reine Theorie, als sie schrieb: „Ohne den Irrtum, alles, was gut und schön ist, zu messen und zu begrenzen, würde der Mensch mehr als siebzig Jahre genießen und seine Kraft, Frische und Verheißung bewahren“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 246).
Ich wandte mich mit einem ehrlichen Verlangen an Gott, um zu verstehen, wie Er mich erschaffen hat – nicht als angreifbare Sterbliche, sondern als die schöne und geistige Widerspiegelung des göttlichen Geistes. Das ließ mich Heilung erwarten.
In Wissenschaft und Gesundheit wird ferner erklärt: „Die strahlende Sonne der Tugend und der Wahrheit besteht zugleich mit dem Sein. Dessen ewiger Mittag, der von keiner sinkenden Sonne verdunkelt wird, ist das Menschentum“ (S. 246). Die Sonne ist unverrückbar. Dass sie hier als Metapher für Gott und Seine Beziehung zum Menschen verwendet wird, half mir zu erkennen, dass Degeneration eine ebenso irrige Wahrnehmung ist, wie dass die Sonne auf- und unterzugehen scheint. Als Gottes Idee oder Schöpfung wachsen wir weder in einen vollkommenen Status hinein, noch fallen wir vom höchsten und besten Ausdruck von Gottes Schönheit und Güte ab. Das ist ein wichtiger Teil davon, was es bedeutet, das Bild und Gleichnis Gottes zu sein, wie die Bibel uns erklärt.
Ich erkannte, dass das körperliche Problem in einer fälschlichen Sichtweise meiner selbst verwurzelt war. Doch als ich mit diesen Ideen betete, änderte sich meine Sichtweise und ich war weniger furchtsam. Nun verstand ich besser, dass unsere wahre Identität gottgegeben ist – unveränderlich, dauerhaft und geistig, nicht beschränkt auf Aspekte, Phasen oder Produkte der menschlichen Entwicklung. Egal wie meine Hände auszusehen schienen, mein wahres Sein war frei von der Möglichkeit eines Verfalls.
Irgendwann einmal schaute ich auf die Verunstaltung und sagte laut: „Das hat nichts mit mir zu tun.“ Rein physisch hatte sich nichts geändert, aber mein Verständnis meiner Natur beruhte nicht mehr auf einer materiellen, sondern einer geistigen Grundlage. Als ich mir meine Hand ansah, kam es mir vor, als würde ich die dunklen Schatten einer versinkenden Sonne sehen. Mir war furchtlos klar, dass der Schatten weder Substanz noch Macht hatte und von mir verschwinden würde.
Als ich am nächsten Tag aufwachte, waren meine Gelenke völlig normal, ebenmäßig, geschmeidig und schmerzfrei wiederhergestellt mit normaler Farbe und Funktion – mit einem Wort: vollkommen. Und in den vielen Jahrzehnten, die seitdem vergangen sind, tauchten solche Symptome nie wieder auf.
Das Sehnen, Gott, den unsterblichen Geist, als unsere Quelle und unseren Erhalter zu verstehen, offenbart, was es heißt, als Gottes Schöpfung wahrhaft und vollständig geistig zu sein – und das beinhaltet das Erleben der Schönheit, Größe und Vollständigkeit des Lebens, das zu genießen wir jederzeit das Recht haben.
