In einer beeindruckenden Vorführung hypnotisierte ein Hypnotiseur einen Freiwilligen – einen der ältesten und kräftigsten Zwölftklässler der Schule – und machte ihn glauben, ein Glas Wasser sei zu schwer für ihn. Als der Hypnotiseur ihm dann ein Glas hinstellte und ihn aufforderte, es hochzuheben, bewegte es sich zum Staunen seiner Mitschüler nicht. Egal wie sehr der Junge es versuchte, in seinem Hypnosezustand gelang es ihm nicht, das Glas anzuheben. Als die Hypnose aufgehoben war, verstand der Junge, was passiert war, und hob das Glas mühelos hoch.
Ich bin von dieser Geschichte beeindruckt, seit ein Familienmitglied, einer der anwesenden Schüler, sie mir erzählt hat. Was mich daran so fesselt, ist die Tatsache, dass der Junge unter der Suggestion, er könne das Glas nicht anheben, eine körperliche Beschränkung für bare Münze nahm, die alle anderen als völlig absurd erkannten. Doch seine Wirklichkeit war überhaupt nicht wirklich. Nur solange er sein Denken der irrigen Suggestion unterwarf, musste er sich ihren Beschränkungen gemäß verhalten.
Er wäre unnütz gewesen zu versuchen, die angebliche körperliche Unfähigkeit mit physischen Mitteln zu berichtigen. Er litt ja nicht unter einer körperlichen Beschränkung. Seine Beschränkung war rein mental, ein Glaube, der sich ihm als körperliche Realität darstellte. Die einzige Lösung war, von seinem Traumzustand zu erwachen.
In Wirklichkeit ist die Existenz der rein geistige Ausdruck des einen guten, göttlichen Gemüts. Nur ein fehlerhaftes, hypnotisches Konzept der Schöpfung legt uns Krankheit und Disharmonie vor. Daher ist es wichtig, zwischen dem zu unterscheiden, was wahr ist, und dem, was eine rein hypnotische Suggestion ist.
Ich erlebte als Junge, wie wichtig es ist, das zu verstehen. Ich litt an einer starken Essstörung und glaubte, normal zu essen habe unangenehme Konsequenzen. Während ich unter dem Einfluss des Glaubens stand, dass dieser Zustand wirklich war, widerstand ich stur jeder Ermunterung, normal zu essen, trotz der Sorge der anderen über das, was sich ihnen als starke Unterernährung darstellte. Dank der liebevollen Gebete meiner Mutter und einer Praktikerin der Christlichen Wissenschaft wurde ich vollständig geheilt (siehe das Zeugnis des Verfassers „Ich habe großen Grund zur Dankbarkeit“ auf JSH-online, Oktober 2018).
Später erkannte ich, dass meine obstinate Haltung in der Zeit nicht meine eigene Stimme gewesen war, sondern reiner Mesmerismus – eine irrige Suggestion, die ich als wahr über mich angenommen hatte. Das, was alle anderen als völlig unnatürlich und selbstzerstörerisch erkannten, hatte ich als normal akzeptiert, als absolute Tatsache. Und ich verteidigte meine irrige Einstellung vehement. Doch ich spielte eine Rolle, die mir nicht gehörte, ähnlich wie der Junge, der überzeugt war, das Glas Wasser nicht anheben zu können. Gott sei Dank war der Einfluss verschwunden, als die Illusion durch die erweckende Wirkung der Behandlung durch die Christliche Wissenschaft aufgedeckt war – ähnlich wie wenn man aus einem Traum erwacht.
Erfahrungen wie die obige zeigen, wie sehr das Denken unser Erleben definiert – nicht nur in einem Fall, sondern in allen. Sie erklären, warum Jesus, der wirksamste Heiler aller Zeiten, weder den Körper eines Menschen handhabte noch auf medizinische Mittel zurückgriff, um eine Heilung zu bewirken. Er musste nur die irrigen Suggestionen verneinen, die seine Patienten im Denken hegten, indem er ihre wahre Identität als Gottes Ebenbild in seinen Gebeten bezeugte. Und als er die göttliche Wahrheit bezeugte, deckte Jesus den hypnotischen Glauben mental auf, der die Kranken davon abhielt, ihr wahres Selbst zu erkennen, und kehrte ihn um. Auf diese Weise zerstörte er die Wirkungen dieses Glaubens und stellte Normalität wieder her. Es spielte keine Rolle, ob jemand an den hypnotischen Auswirkungen von Epilepsie, Deformierung, Vererbung, Lähmung, Blindheit oder sogar Tod litt. Durch die Wahrheit, an der er verständig und liebevoll festhielt, kehrte er das sterbliche Skript darüber um, wie der Körper funktioniert, und offenbarte, dass die wahre Identität eines Menschen vollständig geistig, unzerstörbar und vom göttlichen Gemüt regiert ist, nicht von Materie.
Eine hypnotische Suggestion stellt sich häufig als unser eigenes Denken dar.
In Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift erklärt Mary Baker Eddy: Um so zu heilen, wie Jesus, „... müssen wir zuerst unseren Blick in die richtige Richtung lenken und dann in diese Richtung gehen“ (S. 248). Das bedeutet, unsere Gedanken dem zuzuwenden, was Christus, Wahrheit, über Gottes Regierung Seiner Schöpfung offenbart, und das als wahr zu erklären, ob es in dem Moment in unserem Körper manifestiert zu sein scheint oder nicht. Das kommt, weil die mentale Bestätigung der Wahrheit das Denken für die Macht der Wahrheit öffnet, die das Denken ändert. Wenn wir an dieser Wahrheit festhalten, erfahren wir Heilung, wie Mrs. Eddy in Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes schreibt: „Sie können niemals Geistigkeit beweisen, ehe Sie sich nicht selbst als unsterblich erklären und verstehen, dass Sie es sind“ (S. 242). Wir müssen in unserem Bewusstsein beständig den idealen Menschen sehen, Gottes Bild und Gleichnis, und unseren Blick auf diesen wahren Menschen richten, wenn wir von den hypnotischen Fälschungen erwachen wollen, die die Welt uns ständig vor Augen hält. Auf diese Weise verteidigen wir unsere mentale Festung gegen die attraktiven und die besorgniserregenden Ablenkungen, die unseren Fortschritt aufhalten möchten.
Dann ist es hilfreich, sich ständig zu fragen: „Wessen Gedanken denke ich?“ Als Sanherib in der Bibel sich darauf vorbereitete, die feste Stadt Jerusalem anzugreifen, versuchte er, Angst unter den Bewohnern zu schüren, indem er Botschafter und Briefe aussandte, die behaupteten, dass weder Städte noch ihre Götter fähig gewesen waren, seinen schwerbewaffneten Streitkräften zu widerstehen. Seine Männer riefen Jerusalems Verteidigern falsche Behauptungen zu, um deren Zuversicht in ihren König und ihren Gott zu unterminieren. Wichtig ist dieser Hinweis in dem Bericht: „Sie riefen mit lauter Stimme auf Jüdisch zum Volk in Jerusalem“ (2. Chronik 32:18). Die Angreifer wussten, dass sie in der Muttersprache der Verteidiger reden mussten, um deren Herz zu erreichen.
Eine hypnotische Suggestion stellt sich häufig als unser eigenes Denken dar, um Zugang zu unserem Bewusstsein zu erlangen. Wenn jemand uns beispielsweise überzeugen wollte, dass uns ein Geweih wächst, würden wir dieser Suggestion widerstehen. Doch wenn wir in unseren vermeintlich eigenen Gedanken meinen, ein von Gott getrenntes Gemüt zu haben, könnten wir zu der Überzeugung gelangen, dass das stimmt. So unwahrscheinlich wie die Suggestion von einem Geweih auch sein mag, denken Sie daran, wie unsinnig es für einen Teenager war, ein Glas Wasser nicht anheben zu können!
Ein Verständnis von Mesmerismus bzw. Hypnotismus erfordert, dass wir unsere Gedanken prüfen, um sicherzugehen, dass wir keine illusorischen Suggestionen einlassen, die uns dazu bringen, eine Rolle anzunehmen, die zu selbstzerstörerischem oder schädlichem Verhalten führt.
Es ist hilfreich, sich ständig zu fragen: „Wessen Gedanken denke ich?“
Wir filtern unser Wasser, bevor wir es trinken, damit wir keine Schädlinge aufnehmen. Sollten wir nicht mentale Schädlinge herausfiltern, statt sie anzunehmen? Es würde uns sehr dienlich sein festzustellen, woher unsere Gedanken stammen. Geben wir zu, dass wahres Denken nur von Gott kommen kann? Oder glauben wir, dass es viele Gemüter gibt und dass wir Rollen ausführen können, die dem von Gott erschaffenen und verstandenen Menschen – Seinem vollkommenen Ebenbild – entgegenstehen?
Wir lesen in Wissenschaft und Gesundheit: „... das Böse wird sich mit der Zeit selbst aufdecken und strafen“ (S. 447). Irriger Glaube ist eine haltlose Illusion; er ist nie wahr und hat nie Intelligenz oder Macht. Ein Glaube ohne Intelligenz oder Macht ist nichts weiter als eine hilflose Suggestion, eine haltlose Behauptung ohne Wirkung. Er kann geistige Wahrheit weder berühren noch ändern, egal wie bedrohlich er erscheint. Falsche Suggestionen können nur auf eine Weise enden, und zwar als nichts entlarvt zu werden und wie Nebel zu verschwinden, den die Sonne auflöst.
Wir können nicht fürchten, verletzlich zu sein, wenn wir ernsthaft daran arbeiten, uns mental durch demütigen Gehorsam gegen Gott und die Bereitschaft zu verteidigen, jeden irrigen Glauben aufzugeben, ob angenehm oder schmerzhaft, den wir als unseren eigenen angenommen und vielleicht über Jahre herumgetragen haben. Selbst langgehegte Überzeugungen können den reinigenden Strahlen des Geistes nicht entkommen. „Fürchtet euch nun nicht vor ihnen. Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird“, versicherte Christus Jesus seinen Nachfolgern (Matthäus 10:26).
Wer ein gesundes und erfolgreiches Leben führen möchte, kann sich nicht leisten, die Kontrolle über seinen moralischen und körperlichen Kompass zugunsten von Einflüssen abzugeben, die nicht Gottes guten Absichten dienen. Unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden sind jeden Einsatz wert, der nötig ist, um die Reinheit unseres Bewusstseins zu verteidigen, indem wir an der Wahrheit festhalten, die uns frei macht, egal wie beschwerlich uns der Weg auch erscheint. Wir können und müssen den falschen Charakter ablegen, den die Welt „Mensch“ nennt – „den alten Menschen mit seinen Werken“, wie Paulus ihn beschreibt (Kolosser 3:9) –, und „den neuen Menschen [anziehen], der nach Gott in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit geschaffen ist“ (Epheser 4:24). Dann werden wir sein „wie er ist“ – wie Christus –, „denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1. Johannes 3:2) – vollständig und frei.