Was für ein wundervoller Tag muss dieser strahlende ursprüngliche Ostermorgen gewesen sein, als Christus Jesus aus dem Grab hervorkam, siegreich über jeden begrenzenden Glauben an die Sterblichkeit! Damit hatte er alles, was er seine Nachfolger gelehrt hatte, bis zum letzten i-Tüpfelchen bewiesen.
Dieselbe Macht, die Jesus mental über das Kreuz erhob und vom Grab befreite, wirkt auch heute unter uns. Der lebendige Christus, die göttliche Natur des Menschen als das Ebenbild Gottes – das Jesus uneingeschränkt darstellte –, hat nach wie vor die Macht, sterbliche Furcht und Hass zu zerstören und Menschen zu heilen und zu erneuern. Die geistigen Eigenschaften, die das göttliche Wesen ausmachen, darunter selbstlose Liebe, heilende Kraft und furchtlose Ausdauer, sind nicht auf einige wenige Auserwählte in ferner Vergangenheit beschränkt, sondern wohnen jedem von uns inne. Sie wirken bei heutigen Herausforderungen genauso mächtig wie damals. Der Christus kommt auch heute zu den empfänglichen Herzen weltweit, um Erneuerung zu bringen. Geistiger Glaube und Hoffnung – gestärkt durch die Liebe Gottes – verbreiten sich weiter, überwinden weiter still Widerstände und gehen weiter voran.
Zu den besten der vielen geistigen Eigenschaften, die auf Ostern passen, gehört für mich die Freude. Ich liebe dieses Osterlied: „Singt von wahrer Osterfreude, / lasst sie in die Herzen ein“ (Frances Thompson Hill, Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 413, Übersetzung © CSBD).
Ostersonntag war immer ein fröhlicher Tag für mich, angefüllt mit Angehörigen, Freunden, gutem Essen und Feierlichkeiten. Die Kirche gehörte auch dazu, aber eine Zeit lang räumte ich dem, was wir am Ostersonntag in der Kirche hörten − dem Sieg über Feindschaft und Tod, den Jesus errungen hatte −, nicht mehr als einen kurzen dankbaren Gedanken ein. Da meine Freude sich hauptsächlich auf die Tätigkeiten des einen Tages stützte, hatte sie keine echte Tiefe.
Und dann starb jemand, der mir nahestand. Das traurige Gefühl des Verlusts ließ meine Freude zerbrechlich erscheinen. Es war sehr schwer für mich, und ich verstand, dass mein Verständnis von Freude über rein menschliche Fröhlichkeit hinausgehen musste, damit ich sie nicht ganz verlor.
Also betete ich in dem Bestreben, Leben als beständig zu verstehen, wie dies in der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy gelehrt wird. Die Bibel enthält diese Verheißung: „Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Johannes 17:3). Und aus Wissenschaft und Gesundheit: „Leben und Güte sind unsterblich. Lasst uns also unsere Anschauungen über das Dasein zu Lieblichkeit, Frische und Fortdauer gestalten statt zu Alter und Verkümmerung“ (S. 246).
Ich erkannte, dass dies eine Gelegenheit war, das umzusetzen, was Jesus gelehrt und bewiesen hatte – meine Sichtweise vom Leben durch Gebet in dauerhafte Freude umzuwandeln, statt in Trauer und Trübsinn zu verfallen. Also bekräftigte ich in meinen Gebeten sehr gewissenhaft, dass Gott Leben und der Mensch Sein exaktes geistiges Ebenbild ist. Ich begriff, dass wir Leben genauso wenig verlieren können wie Gott. Durch die ewige Einheit des Menschen mit Gott ist jedem beständig Wohlbefinden und Sinn zu eigen.
Nach viel Gebet merkte ich plötzlich, wie alles, was ich über die Fortdauer des Guten gelernt hatte, in einem denkwürdigen Augenblick tiefer, reiner, kindlicher Freude zusammenkam. Es war keine überschwängliche, laute Freude, sondern eine stille Überzeugung, die mein Herz mit überquellender Liebe erfüllte. Ich konnte sehen, dass der geliebte Mensch in meinem Leben einfach ein neues Kapitel in seiner andauernden Existenz begonnen hatte. Er war aus meinem Blickfeld verschwunden, aber nicht aus dem unendlichen Leben. Das schwere Gefühl von Verlust verschwand.
Alles, was ich über die Fortdauer des Guten gelernt hatte, kam in einem denkwürdigen Augenblick tiefer, reiner, kindlicher Freude zusammen.
Meine Einstellung zu Ostern änderte sich. Dieser notdürftigen Anerkennung von Jesu Demonstration des unendlichen Lebens folgte eine tiefe Demut, die zu umfassenderer, dankbarer Freude anwuchs. Dieses neugefundene Geschenk wurde zu einem ruhigen und furchtlosen Vertrauen, das mich so bereicherte, dass es später eine starke, inspirierende Stellung bei der Heilung eines Knotens in meiner Brust einnahm (siehe „Knoten durch Gebet gelöst“, Herold, August 2017).
Die Erweiterungstätigkeit geistiger Eigenschaften wie Freundlichkeit und Respekt für andere schließt weiter Freunde und Angehörige ein, dreht sich aber nicht mehr um sich selbst. Sie wird durch die Tätigkeit des auferstandenen Christus im Bewusstsein von Gott inspiriert. Und sie heilt. Sie ist ein Geschenk, das die Bedeutung des größten Geschenks von allen – die Auferstehung − erweitert.
Einer der praktischsten Gedanken, den wir aus der Osterbotschaft mitnehmen können, ist vielleicht, dass die Auferstehung kein einmaliges Ereignis ist, sondern der beständig wachsende Ausdruck des christlichen Charakters, der das Denken des Einzelnen erhebt und sich auf die ganze Menschheit ausweitet. In Wissenschaft und Gesundheit wird die Auferstehung unter anderem als „Vergeistigung des Denkens“ beschrieben (S. 593). Interessanterweise definiert ein Wörterbuch sie auch als „Reaktivierung aus Nichtnutzung“. Wenn wir daran arbeiten, die Liebe und Freude von Ostern umzusetzen, erlangen wir die Überzeugung, dass Ostern mehr ist als das Gedenken an ein weit zurückliegendes Wunder. Was heilt, ist die erneute Überzeugung von der Allgegenwart des auferstandenen Christus. Und die wollen wir ja sicher nicht aufgrund von Nichtnutzung vertrocknen und verschwinden sehen.
Je tiefer eine Quelle ist, desto klarer und reiner ist das Wasser. Und je tiefer unsere Wurzeln des Gebets gehen, desto höher werden unsere heilenden Demonstrationen reichen. Die Quelle geistiger Macht kann nicht versiegen, denn ihr Ursprung ist in Gott, der göttlichen Liebe. Die Christliche Wissenschaft erklärt: „Gott bringt im Menschen die unendliche Idee zum Ausdruck, die sich unaufhörlich entwickelt, sich erweitert und von einer grenzenlosen Basis aus höher und höher steigt“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 258).
Jesus bewies, dass der Stachel des Todes nicht die unvermeidbare Macht hat, die dieser zu haben behauptet, und beauftragte uns alle, die Werke zu tun, die er tat (siehe Johannes 14:12). Selbst wenn wir vielleicht diese beachtlichen Werke nicht tun können, hält uns nichts davon ab, ihm auf sichtbare Weise nachzufolgen. Wenn wir gehorsam und liebevoll bestrebt sind, die geistigen Eigenschaften wahrer Christlichkeit im Alltag zum Ausdruck zu bringen, dann erkennen wir vielleicht, dass zwei der schönsten davon Liebe und Hoffnung für die Heilung der ganzen Menschheit sind. Diese Art von Tätigkeit ist unter dem universalen Schirm des auferstandenen Christus sicher und ergießt sich aus dem sich stets ausweitenden Geschenk des Ostern.
