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Original im Internet

„Unser Leben lassen” und viel gewinnen: Die Implikationen von Ostern

Aus der April 2018-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor einigen Jahren betete ich um ein besseres Verständnis von Jesu Kreuzigung und Auferstehung, als die Geschichte zu Ostern in der Bibellektion aus dem Vierteljahresheft der Christlichen Wissenschaft enthalten war. In der Lektion jener Woche war unter anderem dieses Zitat aus dem Johannesevangelium: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde“ (15:13).

Als ich diese Stelle las, dachte ich, dass hier eine wichtige Botschaft enthalten sein musste – der Schlüssel zu dem tieferen Verständnis, das ich anstrebte.

Ich betrachtete die Stelle im Licht der Christlichen Wissenschaft und fand eine Interpretation, die mir einleuchtete und verständlich machte, dass Jesu Liebe zur Menschheit so groß war, dass er sich der Kreuzigung auslieferte, um durch die Auferstehung zu beweisen, dass es nur Leben und keinerlei Tod gibt. Das richtete mein Augenmerk auf den Sieg des göttlichen Lebens, Gottes, über Sünde, Leiden und Tod. Ich konnte erkennen, dass Sünde, Leiden und Tod keine gottgegebenen Zustände sind, und so sind sie kein Bestandteil von Leben oder der Erfahrung des Menschen als Gottes geliebter, reiner Ausdruck.

Jesus hat uns gezeigt, dass ein Leben in der Materie nicht die Quelle des Lebens ist.

Also ist der Mensch vor Sünde, Krankheit und Tod sicher, indem er sich unter die Allheit Gottes stellt. Der Mensch wird nicht mehr jemand sein, der seinen Eifer durch Leiden beweist, sondern vielmehr der präzise Ausdruck Gottes, des großen „Ich bin“ (siehe 2. Mose 3:14). 

Das wird in Mary Baker Eddys Antwort auf die Frage: „Glauben Sie an Gott?“ in ihrem kurzen Werk Die Einheit des Guten zusammengefasst. Sie antwortete unmissverständlich: „Ich glaube mehr an Ihn als die meisten Christen es tun, denn ich habe keinen Glauben an irgend etwas anderes, keinen Glauben an irgendein anderes Sein. Er erhält meine Individualität. Nein, mehr noch – Er ist meine Individualität und mein Leben. Weil Er lebt, lebe ich. Er heilt alle meine Gebrechen, zerstört meine Sünden, nimmt dem Tod seinen Stachel und raubt dem Grab seinen Sieg“ (S. 48).

Wie passt nun ein Verständnis der reinen Allheit des göttlichen Lebens zum Bericht von der Kreuzigung und Auferstehung? Als ich die Stelle aus dem Johannesevangelium eines Tages noch einmal las, hielt ich bei den Worten „sein Leben lässt“ inne und fragte mich: „Wie kann man sonst noch das menschliche Leben einer Person beschreiben?“ Ich dachte: „Als die Geschichte seines Lebens.“ Jetzt las ich die Stelle so: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er seine ‚Lebensgeschichte‘ lässt für seine Freunde.“

Auf einmal hatte ich eine völlig andere Vorstellung von dem, was Jesus geopfert und bewiesen haben könnte. Er war bereit, das höchste und schwierigste Opfer zu bringen, das das sterbliche Ego erbringen kann – die sterbliche Geschichte von „mir“ zugunsten der Herrlichkeit des „großen Ich bin“ aufzugeben.

Jesus war damit bereit, seinen Platz als Subjekt des Satzes Gott, dem göttlichen Gemüt, zu überlassen. Er hatte seinen Jüngern gesagt, dass sie noch größere Heilungen vollbringen würden als er, „denn ich gehe zum Vater“ (Johannes 14:12). Die große Signifikanz dieser Aussage wird in Eddys Hauptwerk Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift erklärt: „Daher die Hoffnung auf die Verheißung Jesu: ‚Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, ... denn ich gehe zum Vater‘ – [denn das Ego ist nicht im Körper, es ist daheim bei Wahrheit und Liebe]“ (S. 14).

Jesus verstand demütig seine geistige Identität als Sohn Gottes, als Widerspiegelung des Gemüts, als Wirkung der einen göttlichen Ursache oder als das, was man als Verb, den Ausdruck oder die Tätigkeit von Gottes Sein verstehen könnte.

Zweifellos kann dieses Opfer eines sterblichen Selbstverständnisses ein enormer Kampf für den Einzelnen sein! Im Garten Gethsemane (Jesu letzter „Rast“, bevor er verhaftet wurde, um gekreuzigt zu werden) kämpfte und rang er um unseretwillen mit einem sterblichen Verständnis vom Dasein. In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir dazu: „Als das menschliche Element in ihm mit dem göttlichen rang, sagte unser großer Lehrer: ‚Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe!‘, das heißt, lass nicht das Fleisch, sondern den Geist in mir verkörpert sein. Das ist das neue Verständnis von geistiger Liebe. Es gibt alles für Christus, oder Wahrheit, hin“ (S. 33).

Jesus gab (wiederum unseretwegen) von Anfang bis Ende das gesamte Konzept eines persönlichen „Ichs“ auf – das „Ich“, das Richtige zu tun, und das „Ich“, das Falsche zu tun.

Für Jesus war dies ein Kampf seines tiefen Verlangens, seine Mission für Gott zu erfüllen, ein Verlangen, das, wie er wusste, der Menschheit großen Lohn bringen würde. Und als es so aussah, als ob die Jünger die Wahrheit über Gottes Allheit nicht begriffen hätten, sondern schliefen, musste er das sterbliche Gefühl der Enttäuschung überwinden – das Gefühl, den Jüngern die große Wichtigkeit einer höheren Sichtweise seiner von Gott aufgegebenen Mission verständlich machen zu müssen.

Es ist oft ein gehorsames und pflichtbewusstes „Ich“, das der trügerischste Teil in einer menschlichen Geschichte ist, denn es tut so, als ob wir eine Art „Mission“ hätten, andere persönlich zu retten. Doch in der göttlichen Wissenschaft, in der Allmacht der Wahrheit, kann es nur einen Gott geben, einen Urheber, der sein Werk unfehlbar regiert. „Weil Er lebt, lebe ich.“ Weil Gott alles ist, sind wir vom Selbst mit all seinem Egoismus gerettet. Jesus bewies eindeutig, dass ein persönliches Ego, das versucht, Gutes zu tun, vertrauensvoll jedes Gefühl von Erfolg oder Misserfolg als sterblichen Urheber loslassen muss. Er zeigte uns, dass wir Gott als dem einzigen Urheber das Feld überlassen müssen.

Welch größere Liebe könnten wir für unsere geliebten Freunde und Angehörigen – und die Menschheit – haben, als durch ein selbstloses Leben unsere eigene Geschichte fallenzulassen und, wie von Jesus vorgelebt, das „Ich“ an Gott, den Vater, abzutreten. Der Meister hob den Schleier des materiellen Sinnes vom Leben mit seinen Kümmernissen und Leiden, indem er seine menschliche Lebensgeschichte fallenließ, und bewies durch seine Auferstehung die absolute Überlegenheit des göttlichen Lebens und der göttlichen Güte.

Mary Baker Eddy erkannte, dass wir den Schleier der Sterblichkeit bereitwillig loslassen können, wenn wir uns eng an das Vorbild des Meisters halten, und letztlich erleben werden, dass er sich vor der geistigen Wahrheit und der Tatsache der universalen Erlösung im Christus auflöst. Selbst wenn unser Weg zeitweise schwer erscheint, werden wir nach und nach erkennen, dass die Hingabe an Gott, den göttlichen Geist, und Seine Anbetung die wahre Geschichte ist, die dauerhaft Freude und gegenwärtiges Gutes offenbart.

Kommt uns dieses Loslassen schwer vor? Manchmal ja! Es kann sehr schwer sein, die Überzeugung aufzugeben, dass unser Leben aus guten und schlechten, positiven und negativen Episoden besteht. Wird eine Geschichte nicht erst aufgrund einer dramatischen Handlung gut? Wenn wir unsere Geschichte aufgeben, hat es dann nicht den Anschein, als ob wir nichts weiter als ein unförmiger Klumpen ohne Gefühle der Liebe und Freude und ohne menschliche Errungenschaften sind?

Jesus hat uns gezeigt, dass ein Leben in der Materie nicht im Geringsten die Quelle von Liebe, Freude oder Leben ist und dass die Endlichkeit eines materiellen Lebens schließlich zu Enttäuschung führt. Wir können diese Tatsache annehmen und anfangen, bereitwilliger Augenblicke der Selbstaufgabe und eines unsterblichen Selbstverständnisses als Gottes geistige Widerspiegelung zu erleben. Wir können Augenblicke der Auferstehung und Himmelfahrt des Denkens erleben, die die Tatsache der geistigen Vollkommenheit in Heilung hier und jetzt offenbaren und demonstrieren.

Das göttliche Leben ist die Quelle allen Seins – aller Freude, aller vollkommenen Beziehungen und aller Harmonie. Heilung ist das Ergebnis einer klaren Sicht auf die Allgegenwart des göttlichen Lebens – des Lebens, dessen Ebenbild wir jetzt und für immer sind –, und sie löst die Nebel des sterblichen Traums auf.

Ein wunderschönes Osterlied im Liederbuch der Christlichen Wissenschaft (Frances Thompson Hill, Nr. 413, Übersetzung © CSBD) enthält folgende Zeilen:

Wer vom Sinn zum Geist sich wendet
und dem Selbst sich so entzieht,
dem erscheint der Auferstandne;
er verheißnen Frieden sieht.

Wir haben nichts zu verlieren, wenn wir unsere eigene sterbliche Geschichte loslassen, und gewinnen dabei alles, nämlich das ewige Leben!

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