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Original im Internet

Reue abschütteln

Aus der April 2018-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn wir etwas, das wir bewusst oder versehentlich getan haben, zutiefst bereuen, was können wir dann tun? Ich habe durch mein Studium der Christlichen Wissenschaft gelernt, dass eine problematische, mit Fehlern behaftete menschliche Geschichte abgelegt werden kann, da Heilung und Umwandlung durch Christus frische Erkenntnisse und Vollständigkeit bringen. Wie schlimm die Situation auch aussehen mag, wir können Erlösung und Auswege finden, indem wir uns an Gott wenden.

Das wurde mir vor mehreren Jahren in einem kalten Winter voller Schneestürme gezeigt, als meine Tochter und ich einen Vogel retteten, der zwischen einer Schneewehe und unserer Terrassentür eingeklemmt war. Das Rotkehlchen hing kopfüber fest und sah erfroren aus.

Als ich mich kurz von diesem Anblick abwandte, kam mir ein einfacher Gedanke: „Das Leben dieses Vogels ist weder in seinem Körper noch seinen Federn, dem Schwanz oder den Flügeln. Es ist überhaupt nicht in der Materie.“

In meinem Studium der Bibel und der Schriften von Mary Baker Eddy war ich zu einem Verständnis des Seins gekommen, das im ersten der beiden kontrastierenden Schöpfungsberichte in der Genesis klargemacht wird, der feststellt, dass Gott alles gemacht hat, was gemacht ist. Das brachte mich dazu zu bestätigen, dass Leben und Bewegung ihre Quelle im göttlichen Geist haben und durch die Materie weder begrenzt noch definiert werden.

Nachdem ich einen Augenblick darüber nachgedacht hatte, hörte ich ein Kratzen. Das Rotkehlchen lebte. Wir öffneten die Terrassentür und brachten den Vogel weg von Schnee und Eis.

Nachdem er ca. zwei Stunden in einem Käfig verbracht hatte, wo wir ihn mit Rosinen fütterten, ließ er uns mit Nachdruck wissen, dass er nicht dorthin gehörte. Er war sehr lebhaft und trotz der Kälte ließen wir ihn draußen fliegen. Er schüttelte sich, flatterte auf die Garage, drehte sich kurz zu uns um und flog dann davon.

Dieses Rotkehlchen kam mit einem neuen Gefühl von Freiheit zu sich. Es gehörte genauso wenig in den Käfig, wie kopfüber zwischen Schneewehe und Terrassentür zu stecken. Es musste losfliegen und an den Dingen teilnehmen, die Rotkehlchen so tun. Sein Rotkehlchenleben hatte in Geist neuen Auftrieb erhalten, nicht in der Materie.

Diese Erfahrung zeigte mir, wie einfach es war, die vorherige, sterbliche Geschichte des Vogels abzuschütteln. Es war logisch, die gottgegebene Gesundheit und Freiheit des Tieres auf der Grundlage des Verständnisses vom wahren, geistigen Ursprung einer jeden Kreatur anzuerkennen. Wie wichtig ist es doch, die Wahrheit des Seins im Vordergrund des Denkens zu haben, damit die Ketten sterblicher Überzeugungen uns nicht fesseln können, sondern von uns abfallen.

Fehler der Vergangenheit können abgelegt werden, da Heilung und Umwandlung durch Christus Frische und Vollständigkeit bringen.

Dieser Gedanke kommt in der Geschichte von Paulus in der Bibel noch deutlicher zum Vorschein. Zur menschlichen Geschichte des Paulus als der übereifrige Pharisäer Saulus von Tarsus hatte gehört, Christen zu verhaften, um sie hinrichten zu lassen. Auf dem Weg nach Damaskus, um weitere Christen aufzuspüren, wurde Saulus mit Blindheit geschlagen, als Christus Jesus zu ihm sprach. Jesus gab ihm eine neue Mission – die Unterstützung der im Entwicklungsstadium befindlichen christlichen Kirche. Paulus (wie er dann genannt wurde) hinterfragte diesen Auftrag nie und blickte auch nie zurück (siehe Apostelgeschichte 9:1–22).

Längere Zeit nach seiner Bekehrung wurde Paulus durch Schiffbruch auf die Insel Malta verschlagen. Als er ein Bündel Reisig ins Feuer legte, biss sich eine Schlange in seiner Hand fest. Die Insulaner wussten, dass Paulus ein Gefangener auf dem Schiff gewesen war, und dachten nun, dass er wohl ein Mörder sein müsse, den Gott mit einem giftigen Schlangenbiss bestraft.

Und Paulus könnte versucht gewesen sein zu glauben, dass seine Vergangenheit den Verdacht der Leute rechtfertigte und dass ihr Aberglaube über die Schlange an der Hand eines Mörders nicht ganz ohne Grundlage war. Doch es geschah etwas anderes. Paulus’ Konvertierung zum Christentum war so vollständig, dass er jeden Bezug zu sich selbst als Mörder verloren hatte. Genau wie das Bild des kopfunter erfrorenen Rotkehlchens nichts damit zu tun hatte, wie Gott den Vogel als Seine Idee erschaffen hatte, so hatte Paulus’ Vergangenheit nichts mit seiner wahren, geistigen Idee als Schöpfung Gottes zu tun. Er war so überzeugt von seiner geistigen Identität, die auf ewig untrennbar von Gott ist, dass seine menschliche Vergangenheit sich nicht mehr negativ auf ihn auswirkte.

Nachdem er Christi Berufung angenommen und sich gehorsam auf Gottes Führung und das Gute ausgerichtet hatte, das Gott in Seinen Kindern aufrechterhält, handelte Paulus vom Standpunkt eines Lebens in und von Geist in dem Wissen, dass nichts ihn von der Liebe Gottes zu scheiden vermochte (siehe Römer 8:38, 39). Er war nicht von zurückbleibenden Schuldgefühlen und sonstiger Vergangenheit gefesselt, an die ein irriger Glaube sich hätte hängen können. „Er aber schüttelte das Tier ab ins Feuer, und es widerfuhr ihm nichts Übles“ (Apostelgeschichte 28:5).

Diese Geschichte versichert uns, dass wir uns von einer sterblichen Vergangenheit befreien können, weil der „alte Mensch“, wie Paulus es ausdrückte (siehe Epheser 4:22) – der mit einer irrigen Sichtweise von dem, was man tun und lassen sollte, identifiziert wird –, nie echt war und nicht zurückbleiben kann, um Schuldgefühle über ein inzwischen abgelegtes falsches Denken und Handeln hervorzurufen. Wenn man sich seiner geistigen Identität zunehmend bewusst ist, können Probleme, die durch die Erinnerung oder eine persönliche Assoziierung hervorgerufen wurden, sich weder auf uns auswirken noch zurückkehren.

Vor vielen Jahren schien es, als ob bestimmte Fehler von mir nicht wieder gut zu machen waren. Durch rechtliche Komplikationen, von denen ich nichts wusste, war ich Teil eines Darlehens für ein sehr großes Grundstück, das nun fällig war. Es gab keine Aussicht, das Grundstück zu verkaufen, daher war auf einmal alles, was mein Mann und ich besaßen, in Gefahr. Wir würden in drei Tagen Konkurs anmelden müssen.

Ich hatte Schuldgefühle und schämte mich, dass ich so naiv und unwissend gewesen war, auf dem Darlehen genannt zu sein. Der bevorstehende Konkurs und das damit verbundene Stigma belasteten mich sehr. Drei Tage lang kämpfte und versuchte ich zu beten, doch immer mit dem Gefühl, einen Schandfleck auf meinem Charakter zu haben, den ich nie wieder würde entfernen können. Am dritten Tag war ich von der Selbstverdammung, Wut und Furcht so erschöpft, dass ich meinte, aufgeben zu müssen.

Doch dann kam mir der Gedanke: „Selbst wenn du Konkurs anmelden musst, hast du doch immer noch Gott.“ Als ich darüber nachdachte, fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen. Die Gewissheit, dass nichts mich von Gott trennen konnte, brachte eine Leichtigkeit und Helligkeit mit sich, dass ich kaum glauben konnte, so lange gekämpft zu haben. Damit änderte sich alles!

Einige Minuten später klingelte das Telefon. Völlig unerwartet bot mir jemand an, das Grundstück zu kaufen und den Kauf innerhalb von 30 Tagen abzuschließen. Damit war der Konkurs abgewendet. Doch der beachtlichste Teil der Erfahrung war die beruhigende Erkenntnis von Gottes Allgegenwart.

Ich empfand große Dankbarkeit für das, was ich gelernt hatte, aber im Hintergrund lauerte immer noch die Vorstellung, dass ich das Opfer einer Täuschung und eines finanziellen Engpasses gewesen war und die Gefahr auch weiterhin bestand. Da brachte mir die Geschichte von Paulus und der Schlange ein neues Verständnis von Freiheit. Die Erfahrung, dass Gott bei mir war, passte nicht zu einer wiederkehrenden Furcht, dass mir etwas Schlechtes widerfahren könnte. Das Bewusstsein von Gottes Gegenwart konnte nur stärker werden, und diesem wachsenden Verständnis haftete weder Übel noch Disharmonie an. Nichts konnte mich zwingen zu glauben, dass ein Fehler der Vergangenheit mir erneut schaden würde.

Im Lehrbuch über die Christliche Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, ist folgender Trost enthalten: „In der Christlichen Wissenschaft gibt es niemals einen Rückschritt, niemals eine Rückkehr zu Standpunkten, denen man entwachsen ist“ (S. 74). Das half mir zu erkennen, dass der Fortschritt, den ich durch die Erfahrung erlangt hatte, echt war und dass ich aus dem falschen Verständnis von dem, was ich war oder getan hatte, hinausgewachsen war. Das einzige, was zurückbleibt und fortdauert, ist die wundervolle Lehre, dass Gott allgegenwärtig ist und meine geistige Identität als die Widerspiegelung seines Guten aufrechterhält.

Andere Schlangen, die sich bei uns festbeißen oder uns angreifen wollen, treten vielleicht in Form von Charaktereigenschaften, suchterzeugenden Neigungen oder Symptomen einer erinnerten Krankheit auf. Der Schlange, die sich in Paulus’ Hand festgebissen hatte, hing auch noch der Aberglaube vieler an, dass diese Behauptung zutreffend war. Auf ähnliche Weise können die allgemeine Einschätzung oder aggressive Werbung Befürchtungen unterstützen, deren Unsinnigkeit wir eigentlich kennen. Doch egal, was die materiellen Sinne auch behaupten, die Erkenntnis unserer Untrennbarkeit von Gott, durch die wir von Ihm beschützt und regiert werden, versetzt uns in die Lage, die Schlangen des irrigen Glaubens abzuschütteln.

Ein neues Verständnis von Leben in Übereinstimmung mit dem göttlichen Leben hebt uns aus der falschen Geschichte von einem Selbst, von Krankheit oder Sünde und der frustrierten Mentalität heraus, die sagt: „So bin ich eben.“ Von Gott kommt keine Bedrohung und auch kein Rückschritt. Fortschritte gründen sich auf Wahrheit, nicht Irrtum. Jede Heilungserfahrung lehrt uns, Gott mehr zu vertrauen und dem Christus zu folgen.

Genau wie das Rotkehlchen ganz natürlich in die Freiheit flog, so ist es für uns bei der Anwendung der Christlichen Wissenschaft natürlich, ein klares Verständnis von dem zu haben, was wahr und echt ist, und sich über die Bilder von Verletzungen oder den Lasten von Schuld, Wut oder Krankheit zu erheben. Egal, wie die menschlichen Umstände aussehen, ist es möglich, alles Gott anheimzustellen, das menschliche Verständnis abzuschütteln und dem Christus ungehindert nachzufolgen.

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