„Die Kirche der erleuchteten Lampen.“ Das war der Name einer Dorfkirche. Die Schwesternzeitschrift des Herolds, der Christian Science Sentinel, berichtete am 22. Februar 1941 in der Rubrik „Signs of the Times“ [„Zeichen der Zeit“] davon.
Diese Dorfkirche wurde 1550 erbaut. Jeder Gläubige erhielt eine Laterne, die er mit zur Kirche bringen sollte. Sie wurde dann von einer Fackel am Eingang der Kirche angezündet.
Als ein Fremder fragte, ob das die Leute vom Besuch der Gottesdienste abhielt, sagte ein Dorfbewohner: „Nein, kein bisschen.“ Jeder Gläubige weiß, so erklärte der Mann, dass er die Kirche ein wenig heller macht, und „wenn er zu Hause bleibt, wird die Kirche deshalb umso dunkler sein“.
Ein interessanter Gedanke, der mich sehr inspirierte – jeder Gläubige verspürt den tiefen Wunsch, anwesend zu sein, um die Kirche heller zu machen! Welch hingebungsvolle Liebe zu Gott, zur Kirche und zueinander dies darstellte – wahre Gemeinschaft. Christi Jesu Versicherung: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Matthäus 5:14) muss diesen Dorfbewohnern so viel mehr bedeutet haben als ihre Bronzelaternen. Sie – ihre Anwesenheit, Hingebung, Herzen und Lieder, ja, ihr Leben als solches – waren die wahren Lichtquellen der Kirche, deren Licht für das ganze Dorf schien.
Diese „Kirche der erleuchteten Lampen“ ließ mich sofort an die Mittwochabend-Zeugnisversammlungen der Kirchen Christi, Wissenschaftler, denken. Ja, wir haben elektrisches Licht, doch wir – unser Leben, unsere Heilungen, unser geistiges Wachstum, unsere Liebe füreinander und die Welt – sind das Leben und das Licht unserer Kirchen! Und das ist der Zweck dieser Versammlungen. Jedes Gemeindemitglied bringt sein eigenes Licht mit – seine Gegenwart zum Verkündigen, sein Lächeln zum Wärmen, seine Stimme zum Singen und Mitteilen geistiger Erkenntnisse, die seinem Leben Heilung beschert haben. Und dieses Licht hört nicht an der Türschwelle auf, sondern erhellt und segnet die gesamte Umgebung.
Als ich klarer erkannte, wie wichtig die Gegenwart eines jeden von uns bei diesen Versammlungen ist, wurde ich sehr selbstkritisch. Was war mit den vielen Mittwochabend-Zeugnisversammlungen gewesen, denen ich ferngeblieben war, und mit meinen Rechtfertigungen dafür? Doch dann wurde diese Selbstkritik durch die erhellende Erkenntnis von dem unterbrochen, was mich all die anderen Male zur Kirche gebracht hatte, nämlich Gottes große Liebe, die meinen Bedarf an geistigem Licht deckte. Gott motivierte meinen Kirchenbesuch und brachte mich dorthin.
Meinem Mann und mir wurde einst gesagt, unser kleiner Sohn habe eine unheilbare, lähmende Krankheit. Ich war verzweifelt. Und dann sprach mich die Lesung aus der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy an einem Mittwochabend besonders an und machte mir Mut. Als wir zu dem Teil der Versammlung kamen, bei dem die Gemeinde Zeit hatte, etwas zu sagen, stand eine junge Mutter auf und erzählte, sie habe sich einmal „wie eine verlorene Tochter“ benommen und den Kontakt mit den Eltern abgebrochen. Sie war „bettelarm und am Ende“ gewesen. Und in all der Verzweiflung war ihr kleiner Sohn dann mit einem Heizstrahler zusammengestoßen und hatte an den Glühstangen Verbrennungen erlitten. Voller Angst und in Tränen hatte sie ihren Vater angerufen, einen Praktiker der Christlichen Wissenschaft.
In meiner Erinnerung lautete die Antwort des Vaters ungefähr so: „Du kannst die Heilung deines Sohnes nicht verpassen; derselbe Gott (der einzige Gott), der bei Jesus war, ist hier und jetzt genauso bei dir. Und Er ist genauso allmächtig.“ Sie berichtete, wie die Verletzungen ihres Sohnes schnell und ohne Narbenbildung verheilten und dass die Verbindung zu ihren Eltern nun wiederhergestellt war. Sie konnte erkennen, dass ihr Leben einen Zweck hatte.
Nach der Kirche bedankte ich mich bei ihr. Ihr Zeugnis hatte mir so viel bedeutet. „Ich wäre fast nicht zur Kirche gekommen“, sagte sie. Doch sie war da – und ich auch. Und ich erhielt das Licht, das ich brauchte – die Versicherung, dass ich ebenfalls auf Gottes Allmacht vertrauen konnte. Als ich an jenem Abend zu Bett ging, dankte ich Gott viele Male. Ich wusste, dass Er derjenige gewesen war, der uns alle zur Kirche gebracht hatte. Nicht lange danach war unser Sohn geheilt (siehe Judith Hardy Olson, „Als unser Sohn sieben Jahre ...“, Herold, Oktober 1997).
Nach dem Abend besuchte ich regelmäßig die Mittwochabend-Zeugnisversammlungen. Ich erlebte geistiges Wachstum, doch es dauerte etwas, bis ich ein Zeugnis abgab. Ich wollte gern, aber die anderen Zeugnisse erschienen mir so viel besser formuliert und inhaltlich wichtiger als alles, was ich hätte sagen können. An einem Mittwoch kurz darauf kam mir die Erkenntnis, wie wichtig jedes Licht und sein Schein ist. Niemand stand auf oder sagte etwas. Nur Stille. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, obwohl es vermutlich nur ein paar Minuten waren.
Schließlich stand eine Besucherin hinten auf und sagte, dass ihre Mutter und Großmutter beide an Krebs gestorben seien und dass sie Angst habe. Sie sagte: „Wenn niemand etwas sagen will, werde ich es tun. Meine beste Freundin hat mir heute gesagt, dass die Christliche Wissenschaft heilt, und deshalb bin ich hier. Als ich den Kirchensaal betrat und die Worte an Ihrer Wand las: ‚[Ihr] werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen‘ (Johannes 8:32), wusste ich, dass ich hier richtig bin.“
Das rüttelte uns alle wach! Die restliche Zeit war angefüllt mit Heilungsberichten – Rückenverletzung, Ischias, Rauchen, Komplikationen während der Entbindung, Arbeitslosigkeit und Depressionen. Ich stand an jenem Abend nicht auf, doch meine Lethargie war vorüber. Von da an kam ich vorbereitet zur Kirche. Ich kam zur Kirche, um mein Licht hinzuzufügen, genau wie in der Kirche der erleuchteten Lampen.
Ich fand besonders schön, dass die Meldung im Sentinel über diese Kirche am Ende folgende Frage stellt: „Sie sind verantwortlich für das Leben in Ihrer Kirche. Wird sie durch Ihre Treue die Kirche der erleuchteten Lampen sein?“
Ich habe viel über die Wichtigkeit dieser christlichen Pflicht nachgedacht und verstehe jeden Tag mehr über das Wie und Warum und wie natürlich und schön es ist, gehorsam zu sein. Für mich sagt es dieser Bibelvers am klarsten: „Denn derselbe Gott, der gesagt hat: ‚Aus der Finsternis soll Licht hervorstrahlen!‘, der hat es auch in unseren Herzen hell werden lassen, damit auch andere durch uns in der Person von Jesus Christus den vollen Glanz von Gottes Herrlichkeit erkennen“ (2. Korinther 4:6, Neue Genfer Übersetzung).
Judith Hardy Olson
Auf Einladung der Redaktion