Während der Sommerferien 2018, nach meinem ersten Jahr als Lehrerin, traten Erinnerungen vergangener Fehler in den Vordergrund, und Schuldgefühle überwältigten mich. Es hatte Zeiten gegeben, in denen ich schnell aus der Haut fuhr und Konflikte nur schlecht handhaben konnte. Eine friedliche Streitbeilegung gehörte nicht zu meinen Stärken. Ich fühlte mich besonders durch Erinnerungen daran belastet, wie ich einen Kollegen an einem früheren Arbeitsplatz behandelt hatte, wo ich unglücklich und gestresst gewesen war. Es hatte mehrere Auseinandersetzungen gegeben und ich hatte ihn schlecht behandelt. Zwar hatte ich mich jedes Mal entschuldigt, doch unsere Beziehung wurde nie wieder normal.
Nun waren mehrere Jahre vergangen und die Erinnerungen quälten mich. Ich wollte Vergebung erlangen, dachte aber, dass es unmöglich war und ich es auch nicht verdiente. Ich hatte seit der Zeit Fortschritt gemacht, doch ich empfand Scham und Missbehagen angesichts der schmerzlichen Erinnerungen. Schließlich beschloss ich, ernsthaft darüber zu beten.
Als ich betete, erkannte ich, dass meine Schuldgefühle sich nicht gänzlich um das Wohl des Mannes drehten, sondern das Ergebnis meiner stolzen und egozentrischen Denkhaltung waren. Mein Verhalten war mir peinlich und ich sorgte mich darüber, wie andere Leute im Büro an mich zurückdenken mochten. Ich hatte erwogen, den Mann zu kontaktieren, doch nun erkannte ich, dass es mir dabei um meinen beschädigten Ruf ging, nicht etwa um reine Liebe.
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