Heutzutage werden wir oft aufgefordert, etwas einfach zu „glauben“, besonders in der Werbung. Manchmal ist damit „Träumen“ oder „sich vorstellen“ gemeint, dem Weihnachtsmann nicht unähnlich – reine Fantasie. Ein Poster, das einen aufforderte, einfach zu glauben, stellte ein Kind dar, das mit großen Augen in einen Sternenhimmel schaute, als ob einige plötzlich magisch auf die Erde purzeln würden – reines Wunschdenken.
Doch in der Bibel – im Alten wie im Neuen Testament – beziehen sich die hebräischen und griechischen Worte, die mit „glauben“ übersetzt sind, auf fundierten Glauben und begründetes Vertrauen. Im Glossar des Lehrbuchs der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, definiert Mary Baker Eddy Glauben in diesem biblischen Sinn: „Festigkeit und Beständigkeit; weder ein schwankender noch ein blinder Glaube, sondern die Wahrnehmung geistiger Wahrheit“ (S. 582). (Sie stellt dieser Definition die gegenteilige Verwendung des Wortes entgegen: „Sterbliche Gedanken, Illusion.“)
Ein auf Wahrheit basierender Glaube ist eine feste, unverrückbare Überzeugung vom Guten und das Vertrauen auf seine Quelle, Gott. Daniel war in der Löwengrube beschützt, denn „er hatte seinem Gott vertraut“ (Daniel 6:24). Daniels Glaube war sein festes Vertrauen auf Gott, Sein Wesen, Seine Güte, Wahrheit und Wirksamkeit. Da war nichts zweifelhaft. Und als die Ammoniter und Moabiter den Kindern Israel den Krieg erklärten, war König Joschafats Schlachtruf auch nicht zweifelhaft: „Glaubt an den Herrn, euren Gott, dann werdet ihr sicher sein“ (2. Chronik 20:20). Das war kein blinder Glaube, sondern in einem Verständnis von Gottes Allmacht verwurzelte Festigkeit und Beständigkeit. Es war eine intelligente, positive Überzeugung. Und sie war machtvoll. Die Kinder Israel dankten und lobten Gott auf dem ganzen Weg zum Schlachtfeld. Und als sie dort ankamen, hatten sich ihre Feinde gegenseitig zerstört.
Christus Jesus sprach die Notwendigkeit zu glauben häufig an. Auf dem Weg zu der sterbenskranken Tochter von Jairus überbrachte jemand die Botschaft, dass das Mädchen gestorben war, doch Jesus sagte dem trauernden Vater: „Fürchte dich nicht; glaube nur, dann wird sie gesund werden!“ (Lukas 8:50). Dann setzte er den Weg fort und erweckte Jairus’ Tochter zum Leben.
„Glaube nur.“ Das ist ein erster Schritt. Doch wie? Wenn wir jemandem Glauben schenken, erkennen wir dessen Autorität und Worte an. Und worin lag Jesu Autorität? Er erklärte immer wieder: „Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat“ (Johannes 12:44). Er hat die heilende Macht immer Gott zugeordnet und gesagt: „Der Vater, der in mir wohnt, der tut die Werke“ (Johannes 14:10), womit er zeigte, wer die Autorität hinter seiner Heilarbeit war.
Die Grundlage dieses Glaubens geht weit über ein Hörensagen hinaus. Sie umfasst Vernunft, Logik, Folgern und Beweise. Jesus redete nicht nur, er bewies die Güte und Allmacht Gottes und die Einheit des Menschen mit Gott, indem er Krankheit, Gebrechen, Sünde und sogar den Tod heilte. Sollten diese Demonstrationen der heilenden Macht der Wahrheit und Liebe uns nicht unsere Einheit mit dem Vater genauso verdeutlichen wie seine eigene? Er verhieß denen, die an ihn glaubten: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Johannes 8:31, 32).
Seine zwölf Jünger verbrachten drei Jahre bei ihm und lernten durch seine Werke, was Gott ist und was Er für den Menschen tut. Sie kamen zu folgenden Überzeugungen: 1. dass Jesus von Gott ausgegangen war, 2. dass er von Gott gesandt worden war und 3. dass ihm alles, was er sie gelehrt hatte, von Gott gegeben worden war (siehe Johannes 17:8). Diese drei Tatsachen wussten sie fest und sicher. Und nach Jesu Himmelfahrt empfingen sie wie von Jesus versprochen direkt von Gott den Heiligen Geist (siehe Apostelgeschichte 2). Und dadurch erblühte ihr Glaube!
Unsere Rolle ist einfach und erfüllbar: wahrhaft zu glauben – Gott zu lieben und uns aus ganzem Herzen an Ihn zu wenden.
Mary Baker Eddy definiert Heiliger Geist als „Göttliche Wissenschaft; die Entfaltung von ewigem Leben, ewiger Wahrheit und Liebe“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 588). Jesus hatte diese Wissenschaft durch Heilung offenbart und bewiesen, dass ihr Prinzip Gott ist, und nun verwandelte diese Wahrheit den Glauben der Jünger in ein klares Verständnis von der Allheit und alleinigen Existenz Gottes, des Guten. Dieses Verständnis führte sie zu ihrer eigenen Heiltätigkeit.
Erwartete Jesus nicht auch von uns, zu heilen? Er sagte zu allen seinen Nachfolgern: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue“ (Johannes 14:12).
Die Erkenntnis, dass diese Verheißung mich einschließt, war mir eine große Hilfe, als ich anfing, die Christliche Wissenschaft tiefergehend zu studieren. Sie sagte mir, dass der Glaube mein Ausgangspunkt ist. Davon auszugehen und – unerschütterlich – an dem festzuhalten, was wir bereits von Gott wissen, ist der Glaube, der sich in Überzeugung verwandelt, ein tieferes Vertrauen, das sich dann noch weiter in ein festes und stabiles geistiges Verständnis von Gott als überall, allmächtig und alles entwickelt.
Als Kind hatte ich die Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft besucht, und nun begriff ich, dass der „Ausgangspunkt“ – ein auf Wahrheit basierender Glaube – ein guter Anfang ist. Als die Ärzte meinem Mann (der damals die Christliche Wissenschaft noch nicht studierte) sagten, dass es ihnen sehr leidtäte, doch die Lähmungserscheinungen unseres siebenjährigen Sohnes seien unheilbar, antwortete dieser: „Ich nehme an, jetzt bin ich bereit, Gott zu vertrauen.“ Wir brachten unseren Sohn vom Krankenhaus, wo er Tests unterlaufen war, nach Hause und baten stattdessen einen Praktiker der Christlichen Wissenschaft um eine christlich-wissenschaftliche Behandlung. (Sie besteht aus christlichem Gebet für den Patienten auf der Grundlage göttlicher Gesetze.)
Ich wollte mir und Gott gegenüber ehrlich sein und stellte mir vier „Glaube ich?“-Fragen.
- Glaube ich wie Jesu Jünger, dass Jesus von Gott ausgegangen war – dass seine Mission darin lag, der Menschheit zu zeigen, was Gott ist und was Er für die Menschen tut?
- Glaube ich, dass der Christus, die Göttlichkeit, die alle Worte und Werke Jesu motivierte, der Messias bzw. Erlöser der Welt ist?
- Glaube ich, dass Jesu jungfräuliche Geburt, heilende Mission, Auferstehung und Himmelfahrt sich tatsächlich zugetragen haben?
- Glaube ich, dass seine Verheißung: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue“, auch mich miteinschließt?
„Ja“, antwortete ich ehrlich – auf die ersten drei Fragen. Bei der vierten war ich mir nicht so sicher, doch ich wusste, dass sie alle einschließen musste, die die ersten drei Fragen bejahten. Hier war also unser „Ausgangspunkt“ – der Glaube an Gott, die unendliche Liebe, und die Bereitschaft, den nächsten Schritt zu tun. Doch dann kamen mir Gedanken wie: „Oh, aber das war ja Jesus! Ich bin aber nicht Jesus!“ Und: „Das war früher. Heute ist alles anders.“ Jeder negative Gedanke wollte mir einreden, dass dieses Problem zu groß und mein Verständnis zu klein war.
Doch interessanterweise war das der Zeitpunkt, an dem ich erkannte, wie ursprünglich, natürlich und von Gott veranlasst wahrer Glaube wirklich ist, denn Seine berichtigenden Antworten erreichten mich sofort und zeigten mir, dass diese Zweifel nicht mein Denken waren. Sie waren nichts als heimtückische Versuche, Gott zu leugnen und zu behaupten, dass Gott nicht mehr so gegenwärtig oder so mächtig ist wie damals. Die Gedanken des Glaubens, die mein Mann und ich über Gottes Allgegenwart und Allmacht wertschätzten, stärkten und befähigten uns, alle feindlichen Gedanken zurückzuweisen und stark zu bleiben.
Gottes Versicherungen in den letzten drei Versen des 91. Psalms waren besonders hilfreich: „Er hängt an mir, darum will ich ihn retten; er kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen. Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not; ich will ihn befreien und zu Ehren bringen. Ich will ihn mit langem Leben sättigen und will ihm mein Heil zeigen“ (Vers 14–16).
Damit war unsere Rolle in Seinem Versprechen klar, der Verheißung an alle Seine Kinder, dass Er unser Gott ist und wir Sein Volk sind. Unsere Rolle, so erkannte ich, ist einfach und erfüllbar: wahrhaft zu glauben – Gott zu lieben, uns aus ganzem Herzen an Ihn zu wenden und Seinen Namen bzw. Sein Wesen zu kennen. Das hatte nichts mit blindem Glauben zu tun. Es war eine fundierte Erwartung des Guten, die sich auf Gottes liebevolle Verheißungen stützten und in Seiner unwiderstehlichen, irreversiblen und unumstößlichen Liebe verwurzelt und von Seiner Allmacht gestützt war. Gottes Rolle, so erkannte ich, ist riesig, aber verlässlich: uns erhalten, antworten und bei uns sein; uns erlösen, ehren und befriedigen und uns Seine Erlösung, Seine heilende Macht, zeigen.
Mein Mann und ich gaben jeden Tag unser Bestes, an dem festzuhalten, was wir von Gott wussten – dass Er allmächtig, allgut und ausreichend ist –, und auf Seine Verheißungen zu vertrauen. Und dieser fundierte, logische und inspirierte Glaube entwickelte sich weiter und vertiefte sich zu einem unerschütterlichen Vertrauen, bis unser Sohn geheilt war (siehe das Zeugnis im Herold vom Oktober 1997).
Und was haben wir daraus gelernt? „Wer zu Gott kommen will, der muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner sein wird“ (Hebräer 11:6). Wir erfuhren, wie stark, verlässlich und natürlich gottinspirierter, wahrer Glaube ist. Und wir verstanden, dass dieser Glaube, wenn er genährt wird, sich in ein festverankertes Vertrauen auf Gott und ein solides geistiges Verständnis von Ihm verwandelt, der allem widersteht und alles überwindet, was Seine allmächtige Güte leugnen möchte.
