Wenn wir morgens aufwachen und an den bevorstehenden Tag denken, fällt uns vielleicht zuerst alles ein, was wir erledigen müssen. Wir mögen den Tag als „meinen Tag“ betrachten und uns persönlich dafür verantwortlich fühlen, wie er läuft.
Wenn dann später alles glatt geht, freuen wir uns, dass wir einen guten Tag haben. Doch wenn etwas schief läuft, kommt schnell der Gedanke auf: „Heute ist echt nicht mein Tag!“
Aber wem gehört der Tag eigentlich? Und was bestimmt, wie er läuft?
Aus Sicht der Bibel gehört der Tag Gott. Wir lesen im 118. Psalm: „Dies ist der Tag, den der Herr macht; wir wollen uns freuen und fröhlich an ihm sein“ (Vers 24).
Und im 2. Petrus lesen wir, dass „ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag“ (3:8).
Da steht nichts von Terminplan oder Erledigungen!
Mary Baker Eddy definiert Tag im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, geistig: „Der Strahlenglanz des Lebens; Licht, die geistige Idee der Wahrheit und Liebe.“ Und sie beschreibt das unbegrenzte Wesen des Tages: „Die Dinge von Zeit und Sinn verschwinden in der Erleuchtung des geistigen Verständnisses, und Gemüt misst die Zeit nach dem Guten, das sich entfaltet. Dieses Entfalten ist Gottes Tag, und ‚es wird keine Nacht geben‘“ (S. 584).
Der Tag wird nicht vom Zufall und auch nicht von unseren persönlichen Fähigkeiten, sondern von Gottes Gesetz der beständigen Harmonie regiert. Jeden Tag als die Entfaltung von Gottes Güte zu verstehen erhebt uns über die Eigenwilligkeit, die Schinderei und den Stress, die oft eine „mein Tag“-Herangehensweise an unsere Aktivitäten charakterisieren.
Sich über die Schönheit, Vielfalt und Vollkommenheit von Gottes Tag zu freuen bringt Inspiration und Heilung mit sich, wie ich einmal in der Vorweihnachtszeit erlebte, als ich das Weihnachtsprogramm in meinem Kindergarten zusammenstellen sollte.
Als Kindergärtnerin war ich daran gewöhnt, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, doch die Organisation des Weihnachtsprogramms brachte eine ganz neue Liste von Aufgaben mit sich, die meine vollen Tage noch voller machten. Ich musste die Lieder auswählen und am Klavier begleiten, die Kulissen malen, Kostüme für siebzig Kinder auswählen, ihnen die Worte zu den Liedern beibringen und zeigen, wie man die Bühne ohne Vorfall betritt und verlässt. Und natürlich musste ich Weihnachtseinkäufe tätigen und die Vorbereitungen für meine eigene Familie treffen. Ich fühlte mich überwältigt.
Ich sehnte mich nach Ruhe und betete um ein klareres Verständnis, dass Gott meinen Tag plant, leitet und definiert. Das erste Kapitel der Bibel, wo wir lesen, dass Gott Seinen Kindern Herrschaft verleiht (siehe 1. Mose 1:26), war ein großer Trost. Auch folgende Verheißung in den Psalmen gab mir Kraft: „Großen Frieden haben die, die dein Gesetz lieben; sie werden nicht straucheln“ (119:165).
Als ich betete, wurde mir klarer, dass wir entscheiden, wodurch sich unser Tag definiert. Wenn wir Gott, das Gute, als die einzig vorhandene Macht und die Quelle jeder richtigen Idee akzeptieren, können wir erwarten, dass sich diese Wahrheit in unserer Erfahrung manifestiert. Egal welche Schwierigkeiten in unserem Tag auftreten, wir können sie als Gelegenheiten betrachten, zu wissen und zu beweisen, dass das Gute allgegenwärtig und immer aktiv ist und dass das Böse keine Macht hat.
Der Tag wird nicht vom Zufall, sondern von Gottes Gesetz der beständigen Harmonie regiert.
Ich wurde zuversichtlich, dass Gott das einzige Gemüt ist, das mich und meine Aufgabe konzipiert und mein Tun regiert. Meine Tage waren nun zwar weiterhin sehr voll, entfalteten sich aber harmonisch und ohne das Gefühl von Stress.
Doch dann fehlte zwei Wochen vor dem Weihnachtsprogramm plötzlich ein Vormittagskind. Innerhalb von drei Tagen fehlte die Hälfte der Gruppe. Wir erfuhren, dass die Kinder Scharlach hatten.
Ich brach in Panik aus. Wie sollten diese Kinder die Lieder lernen und ihre Rollen einüben, wenn sie nicht zu den Proben kommen konnten? Und würden die Zuschauer überhaupt kommen oder lieber zu Hause bleiben, um sich nicht anzustecken?
Dann wurden mehrere von meinen Nachmittagskindern krank – und kurz darauf hatte ich ebenfalls Symptome. Obwohl ich weiter unterrichten konnte, sagte mir die Direktorin am Freitag, dass der Kindergarten vorübergehend schließen müsse, weil so viele Kinder aufgrund der Epidemie abwesend waren. Am Montag sollten die Kinder alle eine entsprechende Mitteilung mit nach Hause nehmen.
Da rief ich eine Praktikerin der Christlichen Wissenschaft an und bat sie, mit mir zu beten. Ich sagte ihr, dass ich mich für den Erfolg des Weihnachtsprogramms verantwortlich gefühlt und gebetet hatte, um zu erkennen, dass ich als Gottes Kind Harmonie in allen meinen Aktivitäten zum Ausdruck bringe. Ich erklärte ausführlich, wie viel ich geschafft hatte und wie klug ich vorgegangen war, als sie mich unterbrach.
„Schließen Sie die Kinder in Ihre Gebete ein?“, fragt sie.
Sie wies mich darauf hin, dass ich Freiheit für die ganze Menschheit behaupten muss, um selbst frei zu sein. Gott ist unparteiische Liebe und regiert die Entfaltung des Tages für alle Menschen; Er segnet nicht einige Seiner Kinder und andere nicht. Also muss ich verstehen, dass alle, an die ich denke – die Kinder, die Mitarbeiter sowie ihre Angehörigen und Freunde – einzig Gutes zum Ausdruck bringen und erleben.
Ich widmete mich dieser gebetvollen Arbeit mit neuer Energie. Ich argumentierte, dass Gott unendlich ist und allen Raum erfüllt und dass somit Krankheit den Tag der Menschen nicht überschatten kann – Gottes Kinder müssen nicht warten, bevor sie ihre Herrschaft über jeden Glauben an das Böse erkennen. Gottes Bestimmung für jeden von uns ist gut, vollständig und abgeschlossen.
Als ich auf diese umfassendere Weise betete, ließen meine Symptome nach. Am Montag kamen die meisten Kinder wieder in den Kindergarten. Die Direktorin fand es nicht nötig, eine Mitteilung über ein Schließen des Kindergartens zu verteilen. Danach wurden keine neuen Fälle der Krankheit mehr berichtet.
Der Kindergarten blieb offen und wir probten für die Weihnachtsaufführung. Alles lief wie geplant, und die Gemeinde kam in großer Zahl und fröhlich, um zuzuschauen. Die Aufführung verlief wunderbar! Es war, als ob die Epidemie gar nicht stattgefunden hatte.
Diese Erfahrung macht mir bewusst, wie wichtig es ist anzuerkennen, dass jeder Tag Gottes Tag ist und dass Gott allein den Tag entfaltet – für alle.
