Es war mein erster Job als Beraterin, und ich hatte ein halbes Jahr lang intensiv an einem Projekt gearbeitet. Doch als ich die Ergebnisse vorstellen sollte, überkam mich große Angst. Ein Großteil meiner Analyse wies auf Bereiche des Geschäfts hin, die verbessert werden mussten, und ich hatte mehrfach gesehen, wie wütend der Chef auf Informationen reagierte, die er nicht hören wollte. Eine schlechte Beurteilung von ihm würde meine Chancen zerstören, meine Karriere als Beraterin weiterzuverfolgen.
Zuerst kam mir dieser Job, bei dem es um einen Luxuszug ging, wie ein Traum vor. Als Gegenwert für Vorschläge zum Ausbau der Marke durfte ich alle Aspekte des Geschäfts erforschen und kostenlos mit meiner Familie reisen. Diese Gelegenheit schien mir eine wundervolle Lösung von Gott zu sein, den ich aus meinem Studium der Christlichen Wissenschaft als vollständig gut, allmächtig und uneingeschränkt liebevoll kannte.
Erst fand ich die Arbeit elektrisierend; ich wandte glücklich alles an, was ich gerade an der Uni gelernt hatte, um Möglichkeiten für das Unternehmen aufzuzeigen, den Betrieb zu verbessern. Nach ein paar Monaten verlor die Sache allerdings ihren Glanz. Ich merkte nicht nur, dass es geschäftliche Probleme gab, sondern auch, dass die Atmosphäre greifbar von Angst erfüllt war; die Mitarbeiter misstrauten einander und zitterten vor dem Chef.
Als die Zeit gekommen war, meine Ergebnisse vorzutragen, bat ich Gott demütig im Gebet, mir den richtigen Weg zu zeigen. Gottes Antwort war sehr konkret; ich empfand schnell eine solche Nähe und solch ein Zugehörigkeitsgefühl zu Gott, dass die lähmende Furcht verschwand. Ich wusste, dass Gottes Liebe und Fürsorge für mich mächtiger war als die Angst, und dieses Wissen gab mir Kraft und Frieden.
Sobald ich diesen Frieden empfand, konnte ich die von Gott inspirierte Führung hinsichtlich einer neuen Möglichkeit hören, meine Ergebnisse vorzutragen. Als ich gehorsam die nötigen Schritte dazu unternahm, zeigte sich, dass dies der richtige Ton, die angemessene Menge an Informationen und die korrekte Herangehensweise an die Situation war. Praktisch gesehen war ich bereit.
Doch am Morgen der Präsentation erfüllte mich eine fast lähmende Furcht vor der Reaktion des Chefs. Ich konnte kaum klar denken, also setzte ich mich ins Auto, um mich zu beruhigen und zu beten. Ich hatte einen Christian Science Sentinel (eine Schwesterzeitschrift des Herolds) im Auto und schlug ihn auf. Ich erinnere mich nicht an den Artikel, den ich las, aber er bezog sich auf folgendes Gedicht, das Mary Baker Eddy in Rückblick und Einblick zitiert (S. 95):
Bitt um die Fähigkeit,
zu trösten zart.
Dein Leben wird gesegnet sein,
dazu bewahrt,
dem Nächsten Mitgefühl zu weih’n.
Schwer drückt hinunter doch das Leid
ein jedes Herz,
und Tröstende mit Christi sanfter Hand
braucht jedes Land.
— A. E. Hamilton
Dieses Gedicht berührte mein Herz und enthielt die Lösung, für die ich gebetet hatte. Augenblicklich verwandelte ich mich von einem verängstigten potenziellen Opfer zur ermächtigten Vertreterin des Christus, der Wahrheit. Ich musste an Jesus denken, den Mary Baker Eddy in ihrem Hauptwerk als „den besten Menschen“ bezeichnet hatte, „der je auf Erden wandelte“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 52). Er war und ist ein wundervolles Vorbild für Anteilnahme, Güte, soziales Engagement und Gnade.
Als mir das so klar war, verstand ich auf einmal, dass meine Arbeit darin bestand, eine Trösterin am Arbeitsplatz zu sein, indem ich Frieden, Klarheit, Ausgeglichenheit und Kraft ausdrückte. Da die Geschäftsperspektive, die ich wiedergab, durch einen ehrlichen Wunsch zu helfen motiviert war, konnte sie nur alle Beteiligten segnen. Ich empfand das, was im Brief an die Kolosser so ausgedrückt wird: „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (1:27).
Die aktive Anerkennung der Gegenwart und Macht des Christus heilte meine Furcht und gab mir ein starkes Gefühl geistiger Herrschaft. Ich bekräftigte ferner, dass dieser heilende Christus zu uns allen spricht, auch zu meinen Zuhörern an jenem Tag. Ich wusste, dass dies zu Harmonie führen würde, die jeder von uns spüren konnte. Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Christus stellt den unzerstörbaren Menschen dar, den Geist erschafft, gestaltet und regiert. Christus veranschaulicht jenes Verschmelzen mit Gott, seinem göttlichen Prinzip, das dem Menschen Herrschaft über die ganze Erde gibt“ (S. 316).
Durch die Anweisung „und Tröstende mit Christi sanfter Hand / braucht jedes Land“ bestärkt ging ich zurück ins Büro und präsentierte erfolgreich und harmonisch die Ergebnisse, die gut aufgenommen wurden. Mein beruflicher Werdegang schlug nach diesem Job eine andere Richtung ein, doch die Lektionen über die Herrschaft des Christus haben mich seitdem immer begleitet.
Jennifer McLaughlin
