In der Apostelgeschichte begegnet uns ein Mann, der „lahm von Mutterleib an“ war und täglich vor die Tür des Tempels gesetzt wurde, damit er um Almosen betteln konnte (siehe 3:1–11). Jesu Jünger Petrus und Johannes waren auf dem Weg in den Tempel, um zu beten, und so bat er sie um eine Gabe. Petrus forderte den Lahmen auf, sie anzusehen, und das tat dieser erwartungsvoll. „Petrus aber sagte: ‚Silber und Gold habe ich nicht; aber was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazareners, steh auf und geh!‘“ Petrus richtete den Mann auf, und dessen Füße und Knöchel wurden sofort fest, sodass er gehen konnte. Dann ging er mit Petrus und Johannes in den Tempel (was ihm vorher aufgrund seiner Missgestalt verboten war), lief und sprang und lobte Gott. Man kann sich seine Freude gut vorstellen.
Ich brauchte einmal eine neue Unterkunft, hatte aber nicht das nötige Geld dafür. Als ich diese Geschichte studierte, fragte ich mich: „Glaube ich, ‚lahm‘ geworden zu sein und nicht ausreichend produktiv sein zu können, um für mich und meine Kinder zu sorgen? Liege ich an der Tür des Tempels mit dem Gefühl, hilflos und auf Gaben angewiesen zu sein? Fühle ich mich unwürdig, in den Tempel einzutreten?“
Ich wusste, dass die Antwort auf alle diese Fragen „Nein“ sein musste. Aber ich beschloss, über jede einzelne genauer nachzudenken, um zu verstehen, warum die Antwort „Nein“ war.
Glaube ich, dass ich „lahm“ und unfähig geworden bin, produktiv zu sein? War ich früher unbehindert und fähig, alles zu erreichen, was nötig war, nun aber nicht mehr? In der Christlichen Wissenschaft betrachten wir den wahren Schöpfungsbericht als geistig. Folgender Vers aus 1. Mose 1 ist mir zu einer hilfreichen Anleitung geworden: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau“ (Vers 27). Laut diesem Bericht bin ich vollständig, vollkommen und geistig erschaffen, da Gott vollständig, vollkommen und geistig ist. Das ist unveränderlich wahr, gottgegeben und von Dauer.
Bin ich unfähig, angemessen für meine Kinder zu sorgen? Gott ist mein Vater und meine Mutter und auch Vater und Mutter meiner Kinder. Meine Fähigkeit, für meine Kinder zu sorgen, stammt von Ihm. Das schließt alle materiellen Bedürfnisse wie eine schützende Unterkunft ein, doch ich verstand auch, dass wir geistig geschützt sind. Diese Unterkunft ist unendlich und ewig, denn Gottes Fürsorge für uns ist unendlich und ewig.
Liege ich an der Tür des Tempels mit dem Gefühl, hilflos und auf Almosen angewiesen zu sein? Das kann nicht sein. Als Gottes geliebtes Kind kann ich nicht hilflos sein. Im 121. Psalm wird es so ausgedrückt: „Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“ (Vers 2). Da meine Hilfe von Gott kommt, muss sie reichhaltig und ausgiebig sein. Daher bin ich als Sein Kind fähig, mir selbst und anderen zu helfen. Ich erhalte ständig Hilfe von meinem himmlischen Vater.
Fühle ich mich unwürdig, in den Tempel einzutreten? Manchmal fühle ich mich weniger gut oder würdig als andere. Doch das kann nicht stimmen. Jeder von uns ist Sein Kind und Seiner Liebe würdig. Der Apostel Paulus sagt: „Der Geist selbst gibt unserem Geist das Zeugnis, dass wir Kinder Gottes sind. Wenn wir Kinder sind, dann sind wir auch Erben, nämlich Erben Gottes und Miterben Christi“ (Röm. 8:16, 17). Das ist ein unvergängliches Erbe. Es fluktuiert nicht. Es kann nicht kommen und gehen. Jeder von uns ist demnach würdig, in den „Tempel“, das heilige Bewusstsein, zu gehen, wo wir Gott anbeten.
Petrus betonte, dass die Heilung des Lahmen kein persönliches Geschenk von ihm selbst war, sondern im Namen Christi Jesu vollbracht wurde. Die Christus-Botschaft teilt uns auch heute mit: „Ich gebe dir nicht Silber oder Gold, sondern Heilung.“ Ich musste sie „ansehen“ – für den heilenden Geist des Christus empfänglich sein. Petrus ergriff den Mann bei der Hand und richtete ihn auf, und sofort wurden seine Füße und Knöchel fest. Eine Rekonvaleszenz war nicht vonnöten. Der Bericht geht weiter: „Und er sprang auf, konnte stehen und gehen und ging mit ihnen in den Tempel, lief und sprang und lobte Gott.“ Alle Anwesenden erlebten diese Heilung mit. Petrus machte den Leuten klar, dass Gott sie vollbracht hatte, wie Christus Jesus es bei seinen Heilungen so oft vorgemacht hatte. Diese Heilung war dem Lahmen und den Anwesenden eine Lehre.
Mit einem besseren Verständnis davon, dass der Christus immer bei mir ist, um mir den Weg zu zeigen, konnte ich mich erwartungsvoll an den Christus wenden. Und jedes Mal, wenn Begrenzung oder Hilflosigkeit in meinen Gedanken aufkamen, konnte ich zuversichtlich mit „Nein“ reagieren. Ich legte das mutlose Denken ab und wurde mir der unbegrenzten Güte Gottes, unseres Vaters, bewusst, dessen Christus mir den Weg voran wies.
Das war nicht einfach. Meine finanziellen Umstände besagten, dass mir das, was ich zu tun hoffte, unmöglich sein würde. Doch wann immer die Situation hoffnungslos erschien, dachte ich an den Lahmen. Er brauchte weder Silber noch Gold, sondern das überzeugte Bewusstsein vom Christus-Heilen, das jedes unserer Bedürfnisse deckt.
Die Worte von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Die göttliche Liebe hat immer jeden menschlichen Bedarf gestillt und wird ihn immer stillen“ (S. 494) haben uneingeschränkt Gültigkeit. Sie beziehen sich nicht auf den größten oder einen bestimmten Teil des menschlichen Bedarfs oder den Bedarf der Menschen vor zweitausend Jahren. Die beziehen sich auf jeden menschlichen Bedarf, der immer gestillt wird.
Meine Tochter, die alleinerziehende Mutter von drei Teenagern war, betete mit mir. Wir stützten uns zunehmend auf die Führung unseres himmlischen Vaters, und als ich klarer fühlte, dass der Christus mir den Weg zeigte, öffneten sich tatsächlich Möglichkeiten, mir, meiner Familie und anderen zu helfen. Es war mir möglich, eine Hypothek für ein kleines Haus in einer schönen Gegend mit einer guten Schule aufzunehmen, und meine Tochter und ihre Kinder konnten bei mir einziehen. Das geschah unvorhergesehen und nicht zu der Zeit, die ich mir vorgestellt hatte. Der Weg, der sich uns öffnete, übertraf sogar meine Erwartungen und brachte noch mehr Segen mit, als ich mir je hätte denken können. Ich fühlte mich nicht mehr lahm. Ich fühlte mich nicht mehr hilflos und unwürdig. Ich konnte aufstehen und vorangehen.
Aus dieser Erfahrung habe ich gelernt, wie der Lahme „aufzuschauen“ – mein Denken zu erheben, damit ich die Christus-Heilung akzeptieren kann. Dann kann ich die weiteren Schritte tun und fröhlich springen und Gott loben.
Celia Nygard
South Williamsport, Pennsylvania, Vereinigte Staaten