In der Geschichte der Menschen hat es immer wieder Fälle gegeben, wo sich eine erklärte Wirklichkeit als Illusion herausgestellt hat – beispielsweise dass die Erde nicht flach ist und die Sonne sich nicht um die Erde dreht. In beiden Fällen hatten die Menschen den Irrtum viele Jahre lang geglaubt, weil er ihnen beigebracht worden war und die physischen Sinne ihn bestätigten. Ja, manche Menschen hatten Angst davor, aufs Meer hinaus zu segeln, weil sie glaubten, irgendwann an den Rand der Erdscheibe zu gelangen und dann abzustürzen.
Als irgendwann entdeckt wurde, dass die Erde rund ist, war die Angst, über die Meere zu segeln, vorbei. Dies zeigt zwei grundlegende Punkte über Illusionen: 1. Sie sind nicht wirklich; und 2. Da sie unwirklich sind, muss man sie nicht fürchten.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stießen optische Täuschungen auf großes Interesse. Gleichzeitig erregte die Entdeckung der Christlichen Wissenschaft 1866 durch Mary Baker Eddy die Aufmerksamkeit der Menschen. Die Christliche Wissenschaft stellte geistige Erkenntnisse über die in der Bibel verzeichneten Heilungen von Christus Jesus vor. Aus metaphysischer Sicht konnten sie als überzeugende Beweise dafür gelten, dass Krankheit eine Illusion und nicht die Wirklichkeit ist.
Eine solche Heilung ereignete sich, als Jesus einen Mann mit einer verdorrten Hand bemerkte. All die anderen Anwesenden, die den Mann sahen, hielten seine verdorrte Hand für vollständig wirklich. Doch Jesus konnte durch den Christus, seine geistige Natur, über das äußerliche Bild einer verdorrten Hand hinaussehen und den Mann aus geistiger Warte betrachten. Durch diese erhöhte Sichtweise hatte Jesus Zugang zum vollkommenen Verständnis von dem Mann – so, wie Gott ihn erschaffen hatte. Und seine geistige Sichtweise der göttlichen Vollkommenheit des Mannes zerstörte die Illusion und führte dazu, dass dessen Hand wiederhergestellt wurde – zum großen Erstaunen der Menschen, die Zeugen dieser augenblicklichen Heilung wurden.
Um zu verstehen, wie Krankheit als unwirklich erkannt werden kann, ist ein gewisses Wissen göttlicher Metaphysik erforderlich. Metaphysik bezieht sich auf Ideen, die über das Physische hinausgehen. So, wie der Begriff in der Christlichen Wissenschaft verwendet wird, ist Metaphysik eine Erklärung der Wirklichkeit als geistig und gründet sich auf das, was mit Gott beginnt. Sie akzeptiert Gott, den unendlichen Geist, als den Schöpfer und die regierende Kraft des Universums.
Im ersten Kapitel der Bibel steht: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und sieh, es war sehr gut“ (1. Mose 1:31). Aus dieser metaphysischen Sichtweise kann man ganz natürlich schließen, dass Krankheit nicht von Gott erschaffen worden sein kann, da Er alles sehr gut gemacht hat und Krankheit nicht gut ist. Auf dieser geistigen Grundlage schrieb Mrs. Eddy: „Wir erfahren in der Christlichen Wissenschaft, dass alle Disharmonie des sterblichen Gemüts oder Körpers eine Illusion ist, die weder Wirklichkeit noch Identität besitzt, obwohl sie wirklich und identisch zu sein scheint“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 472–473).
Wenn Krankheit einmal als Illusion durchschaut ist, verschwindet die Furcht verständlicherweise, denn es gibt keinen Grund, Angst vor etwas zu haben, das weder wirklich ist noch existiert. Wenn ein Kind sich vor einem Gespenst unterm Bett fürchtet, wird die Furcht schnell vertrieben, wenn der Vater unters Bett schaut und dem Kind versichert – und sogar zeigt –, dass dort kein Gespenst ist. Daher muss sich, wenn ein Problem wie Krankheit korrekt als Fehleinschätzung identifiziert wird, jede mit dieser Fehleinschätzung einhergehende Furcht oder Illusion auflösen. In derselben Weise wird die Unwirklichkeit einer Illusion deutlich, wenn die Furcht ausgetrieben ist, denn Illusion und Furcht gehen Hand in Hand.
Es wird keine Furcht vor Krankheit mehr geben, so wie heute niemand mehr fürchtet, von der Erde zu fallen.
Die Lehre der Christlichen Wissenschaft, dass Krankheit nicht die Wirklichkeit besitzt, die sie zu haben scheint, hindert ihre Nachfolger allerdings nicht daran zu erkennen und zuzugeben, dass Gesundheit eine große Sorge der Menschheit ist, mit der umgegangen werden muss. Christliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten engagiert daran, Leiden auszuräumen. Sie widmen sich im Gebet täglich der Herausforderung, die Ängste und Leiden der Menschheit zu lindern.
In einer Welt, in der Krankheit als äußerst wirklich erachtet wird, gilt das Argument, dass sie nicht wirklich, sondern eine Illusion ist, sicherlich als absurd. Und doch haben die Zeitschriften der Christlichen Wissenschaft, einschließlich des Herolds, im Lauf von fast 140 Jahren Zehntausende Fälle von Heilung veröffentlicht, die durch dieses geistige Verständnis erlangt wurden.
Als Beispiel für diese Art von Heilung durch die Christliche Wissenschaft kann ich von einer berichten, bei der sich vor Jahren Schwellungen, Druckgefühl und Schmerzen in meinem Kopf gezeigt hatten. Erst war das Problem nur an einigen Stellen aufgetreten, doch nach ein paar Wochen war mein ganzer Kopf von diesen Symptomen befallen.
In dieser Zeit tat ich mein Bestes, um mich durch Gebet und geistige Argumentation selbst zu behandeln, doch das Problem blieb bestehen, und ich fing an zu fürchten, dass die Sache lebensgefährlich sein könnte. Genau wie die verdorrte Hand des Mannes, den Jesus geheilt hatte, sehr echt aussah, kamen mir die Schwellungen und Schmerzen sehr echt vor.
Eines Nachts konnte ich nicht schlafen. Aufgrund dessen, was ich in früheren Fällen bewiesen hatte, war ich sicher, dass ich mich ruhiger fühlen würde, wenn ich die Furcht überwinden könnte. Ein von Furcht erfülltes Denken ist in keiner Situation hilfreich, während ein ruhiges und erhobenes Denken Harmonie und Gesundheit fördert. Also betete ich weiter um Frieden.
In jener Nacht geschah etwas Wundervolles. Mitten im mentalen Geschrei von Schmerzen und Furcht hörte ich das, was die Bibel als ein „stilles, sanftes Sausen“ Gottes beschreibt. Es enthielt eine klare Botschaft – die Erkenntnis und Zerstörung der zugrundeliegenden Furcht, dass der Tod mich von meiner Frau Katie trennen würde. Die Botschaft lautete, dass Leben – meines, Katies und das aller Menschen – ewig ist. Als ich diese Versicherung erhielt, verschwand die Furcht augenblicklich. Gleichzeitig lösten sich die Empfindlichkeit und die Schmerzen ebenfalls auf. Innerhalb von 24 Stunden lagen die Schwellungen und der Druck hinter mir, und sie sind nicht zurückgekehrt. Das körperliche Bild, das so wirklich aussah und schien, hatte sich vollständig gewandelt.
Menschen haben jahrhundertelang geglaubt, dass die Erde flach ist, die Sonne sich um die Erde dreht und Krankheit wirklich ist. Die ersten beiden langjährigen Illusionen wurden beseitigt. Wer würde behaupten, dass die dritte Überzeugung – von der Wirklichkeit von Krankheit – nicht auch eines Tages durch geistigen Fortschritt und göttliche Offenbarungen statt medizinischer Durchbrüche oder stärkerer Medikamente berichtigt wird? Ich hege die Vision von einer Zeit, in der die Welt zu der geistigen Tatsache erwachen wird, dass Krankheit eine Illusion und nicht Wirklichkeit ist.
Das, was mir an dieser Vision von einer Welt ohne Krankheit am besten gefällt, ist die Tatsache, dass es auch keine Furcht vor Krankheit mehr geben wird, so wie heute niemand mehr fürchtet, von der Erde zu fallen. In der heutigen Welt grassiert die Furcht vor Krankheit. Doch jeder Schritt nach vorn in der Zerstörung von Furcht durch die Erkenntnis, dass Krankheit eine Illusion ist, segnet die Menschheit unermesslich.